Die Zeiten, wo man für eine große Reise eine Kiste mit Goldmünzen auf einem Packtier mitnehmen musste, sind zum Glück vorbei. Auf einer Langzeitreise fährst Du am besten mit einem Mix aus verschiedenen Reisezahlungsmitteln, weil alle ihre Vor- und Nachteile haben.
Du solltest den größten Teil Deines Geldes auf einem verzinsten Konto (ideal: Tagesgeldkonto) parken, wo es auch während der Reise weiter für Dich arbeitet. Unterwegs kannst Du dann mit der Kreditkarte am Geldautomaten Bargeld direkt in Landeswährung ziehen und das Tagesgeldkonto nach und nach abräumen. Mit den VISA-Karten von einigen Direktbanken ist das weltweit gebührenfrei. Zusätzlich zur Kreditkarte empfiehlt sich ein Sicherheitspolster in Reiseschecks und auch ein kleines Bündel Bargeld in US-Dollar und/oder Euro.
Die Geldbeschaffung am Automaten mit Geheimzahl ist die schnellste und unkomplizierteste Art, sich unterwegs zu refinanzieren. Das Geld wird direkt in Landeswährung ausgezahlt und über die Karte vom eigenen Konto abgebucht. Stundenlanges Schlangestehen an Bankschaltern gehört damit der Vergangenheit an. Und vor allem kannst Du auf eventuelle Einnahmen während der Reise (z.B. Untermiete) auch unmittelbar zugreifen.
Damit das alles funktioniert, brauchst Du:
Bei der Auswahl der richtigen Kombination aus Karten und Konto solltest Du vor allem auf die Gebühren für Barabhebungen am Automaten achten. Während bei Maestro-Karten die Gebühren von der Bank festgelegt werden, die den Geldautomat betreibt (d.h. darauf hast Du wenig Einfluss, meistens liegen sie etwa zwischen 3,-€ und 5,-€), langen die heimischen Banken bei Abhebungen mit VISA-Card und MasterCard teilweise ganz schön hin. Besonders lästig sind die Mindestgebühren, die oft verlangt werden. Die Deutsche Bank verlangt z.B. für Auslandsabhebungen bei Fremdautomaten 2,5% vom Umsatz, mindestens aber 5,75€ (Stand 23.07.2008). Das heißt: bei Abhebungen von umgerechnet weniger als 230,-€ liegen die Gebühren durch den Mindestbetrag sogar noch höher als 2,5%. Wenn Du am letzten Tag in einem Land nur mal eben 30€ brauchst, dann betragen die Gebühren sogar über 19%. Und auf Langzeitreisen, wo Du von Land zu Land wechselst, ist der Fall gar nicht so selten. In manchen Ländern ist auch der Höchstbetrag, den Du auf einmal abheben kannst, lächerlich gering, so dass Du gleich mehrfach kleine Beträge ziehen musst. Auf diese Art kannst Du bei der falschen Bank langfristig einen erheblichen Teil des Reisebudgets für Gebühren ausgeben.
Es gibt aber auch Banken, die gar keine Gebühr verlangen:
DKB
Das DKB-Cash-Konto bietet alles: VISA-Karte, VISA-Partnerkarte, Maestro-Karte,
Tagesgeld mit recht guter Verzinsung, gebührenfreie Abhebungen weltweit.
Und das alles für sagenhafte 0,-€.
zur DKB
comdirect
Auch die Direktbank-Tochter der Commerzbank verzichtet auf sämtliche Gebühren.
Bei der comdirect werden die Kartenumsätze vom Girokonto abgebucht, dadurch hast Du die Sicherheit,
dass Kreditkartenbetrüger nicht an Dein Tagesgeldkonto kommen können. Der Nachteil dieser Konstruktion ist,
dass das Girokonto nicht verzinst wird. Überweisungen vom Tagesgeldkonto gehen
aber per Online-Banking ohne Zeitverzögerung, so dass Du den Betrag auf dem Girokonto klein halten und bei Bedarf
schnell für Nachschub sorgen kannst.
zur comdirect
Bei richtiger Wahl der Karte ist die Bargeldbeschaffung am Automaten die günstigste Methode, sich unterwegs zu refinanzieren. Günstiger als Reiseschecks und sogar als Bargeld. Denn bei Reiseschecks zahlst Du Gebühren (und zwar gleich zweimal, bei Kauf und Einlösung); und der Bargeldtausch ist zwar normalerweise gebührenfrei, dafür sind sie Kurse aber fast immer schlechter. Eine Ausnahme bildet in manchen Ländern der Schwarzmakt. Aber wenn man Dir zum ersten Mal ein Bündel mit Falschgeld angedreht hat, muss das Kapitel Geldbeschaffungskosten in Deinem Reise-Blog sowieso neu geschrieben werden.
Reiseschecks (Travelers Cheques, TCs) waren einmal die erste Wahl, um Reisegeld mitzunehmen, aber im Vergleich mit Kreditkarten gelten sie inzwischen zu umständlich. Das Einlösen eines Schecks in einer Bank kann gut und gerne schon mal mehrere Stunden dauern, wenn Du Dich nacheinander an verschiedenen Schaltern anstellen musst. Das Nachverfolgen der bereits eingelösten Schecks ist auch lästig und fehlerträchtig. Außerdem trägst Du bei Reiseschecks in Fremdwährung das Wechselkursrisiko. Einen Vorteil haben Reiseschecks allerdings: sie werden im Verlustfall ziemlich schnell ersetzt, vorausgesetzt Du hast den Original-Kaufbeleg und die Nummern der abhanden gekommenen Schecks greifbar. Deshalb ist es auch heute noch ratsam, einen kleinen Vorrat mit auf die Reise zu nehmen, und zwar nicht zum Ausgeben, sondern für Notfälle. Es sollte so viel sein, dass Du ein paar Tage über die Runden kommst, aber so wenig, dass Du es am Schluss noch ganz locker aufbrauchen kannst (etwa 200-500€). Nicht eingelöste Schecks sind am Ende der Reise nur totes Kapital. Welche Sorte Reiseschecks Du mitnimmst, ist im Prinzip egal. Viele Leute empfehlen American Express, weil angeblich die Erstattung dort etwas zügiger geht als bei Thomas Cook, VISA oder Citibank. Persönliche Erfahrungen haben ich aber damit nicht. Die Akzeptanz aller Schecks ist in etwa vergleichbar, außer in Kuba: dort werden keine Schecks von amerikanischen Emittenten angenommen, also am besten Thomas Cook mitnehmen. Scheckwährung sollte die Heimatwährung (Euro/CHF) sein, dann sparst Du Dir wenigstens beim Kauf den Wechselkursverlust.
Es ist keine gute Idee, Reiseschecks in zu großer Stückelung (mehr als 100 Euro/US-Dollar/Schweizer Franken) mitzunehmen, weil die in vielen Fällen nicht akzeptiert werden und auch nicht ohne Verlust in kleinere Stückelungen umgetauscht werden können. Ideal sind Fünfziger und Hunderter. Bei kleineren Stückelungen (10/20) ist normalerweise die Einlösegebühr unverhältnismäßig hoch im Vergleich zum Nennwert.
Zu Bargeld gibt es in bestimmten Situationen keine Alternative, z.B. bei Grenzübertritten, wo Du oft erst einmal ein wenig Geld in Landeswährung umtauschen musst, um überhaupt bis in die nächste Stadt und zur Bank zu kommen. Euro hin oder her, die de-Facto-Weltwährung außerhalb von Banken ist immer noch der Dollar (mit Ausnahme von Europa und Teilen von Asien). Kleine bis mittelgroße Scheine ($10/20/50 bzw. 10/20/50€) sind am besten geeignet, und sie sollten in perfektem Zustand sein. Beschädigte Scheine werden oft nicht akzeptiert, manchmal sogar nicht einmal gefaltete oder beschriftete.
Dollarscheine sind zum Verbrauch bestimmt, nicht als Sicherheitspolster, deshalb solltest Du so viel Bargeld dabei haben, dass es bis zur nächsten Möglichkeit reicht, wo Du wieder auffüllen kannst. Anbieten tun sich dafür Länder, die den Dollar als offizielle Währung haben (z.B. Panama, Ecuador), oder wo es einen komplett freien Devisenmarkt gibt (z.B. Australien, Neuseeland). Hin und wieder kann man am Geldautomaten neben der Landeswährung auch Dollars ziehen. Ein Vorrat von $200-400 ist normalerweise ausreichend. Wenn Du Bedenken hast, mit so viel Bargeld herumzulaufen, denk daran: es macht vielleicht 3 oder 4 Prozent Deines gesamten Reisebudgets aus; ein Betrag, den andere Leute ohne Nachzudenken ihrer Kreditkartenfirma in den Rachen werfen, weil sie Gebühren für Barabhebungen zahlen müssen. Wenn das Geld wegkommt, ist das zwar sehr lästig, aber ein Showstopper ist es nicht.