Interessant finde ich folgendes: Ich habe die Seite, die Stali empfahl, einmal für Georgien angeschaut, weil ich kürzlich selber dort war und mich ziemlich mit dem Land auseinandergesetzt habe.
Das österreichische Aussenministerium warnt dort vor dem Land: Auf
www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/georgien/ heisst es: "Vor Reisen in die Gebiete Abchasien und Südossetien und in die unmittelbare Nähe der Konfliktregionen wird gewarnt. Beide Konfliktgebiete befinden sich nicht unter der Kontrolle der georgischen Regierung. Russische Truppen sind dort stationiert. Durch Minen und nicht explodierte Munition besteht immer noch eine erhöhte Gefahr in Gebieten, die während des Krieges von Kampfhandlungen betroffen waren oder von russischen Truppen nach dem Ende der Kampfhandlungen kontrolliert wurden.
Man muss sich hier einmal vor Augen führen, wovor hier wirklich gewarnt wird. Ob das Gebiet faktisch von Georgien oder von Russland kontrolliert wird, macht es nicht per se sicherer oder gefährlicher. Unter dem Aspekt der Sicherheit ist es auch vollkommen unerheblich, welches Land völkerrechtlich gesehen Anspruch hat. So lange nicht geschossen wird und es unwahrscheinlich ist, dass das bald passiert, spielt ein solcher Konflikt schlicht keine Rolle.
Das Gleiche gilt für Landminen. Klar ist ihre Existenz keine tolle Sache. Aber Landminen sind nicht in den Städten unter dem Bürgersteig versteckt und auch nicht im Hotel unter dem Kopfkissen. Die befinden sich irgendwo im Grenzgebiet auf Feldern oder im Wald. Dort komme ich als Tourist sowieso nie hin und schon gar nicht, wenn ich von der Gefahr weiss. Kurz: Auch hier absolut keine reale Gefahr.
Tatsache ist hingegen, dass jedes Jahr mehrere hundert Tausend Touristen Abchasien besuchen und übrigens auch Südossetien besucht werden kann. Auch ein Freund von mir war kürzlich in Abchasien. Von Gefahr keine Spur. Im Gegenteil: Die abtrünnigen Gebiete werden von Leuten, die dort waren, sogar oft als sehr sicher beschrieben. Ich bin selber am überlegen, die Region einmal zu besuchen.
Die einzige Gefahr, die es in Abchasien gibt, ist die eigene Schusseligkeit. Wenn man dort den Pass verliert, hat man nämlich ein ziemliches Problem, da es ziemlich schwer sein wird, Ersatz in faktisch unabhängigen Staaten ohne diplomatische Beziehungen zu erhalten. Ich habe aber noch nie von jemandem gehört, der in so einem Fall wirklich im Stich gelassen worden ist.
Für den Rest von Georgien wird auf der Website vor Diebstählen und Ähnlichem gewarnt. Man solle nachts nicht raus gehen. In meinen eigenen Sicherheitseinschätzungen (siehe hier:
http://weltreiseforum.com/blog/georgien-dinge-die-du-diesem-land-erleben-kannst/) bin ich zu einem anderen Resultat gekommen. Tiflis sieht mit den
zerfallen Häusern zwar recht spooky aus. Aber wer man nachts durch die Stadt läuft, wird sehen, dass es überall viele Leute hat. So gefährlich kann es also nicht sein, wenn sich die Einheimischen noch massenweise auf die Strasse wagen.
Eine amerikanische Statistikseite, die Daten des FBI auswertet, kam sogar zum Schluss, dass Georgien das achtsicherste Land der Welt sei:
http://lifestyle9.com/top-10-safest-countries-to-live-in-the-world/ Da diese Seite nicht angibt, wie die Zahlen ermittelt werden, kann ich die Rechnung nicht nachvollziehen. Aber selbst wann man einige Messungenauigkeiten annimmt, dürfte sich Georgien noch immer im oberen Drittel befinden, was ich auch viel mehr mit meinen eigenen Beobachtungen und den mit den Leuten vor Ort deckt.
Dass die Botschaften mit ihren Einschätzungen so eklatant danebenliegen können und vollkommen weltfremd kommentieren, hängt meiner Meinung nach auch damit zusammen, dass die Angestellten in ihren Konsulaten in der Regel nur in den Expatkreisen in der Hauptstadt verkehren, keine Einheimischen kennen, die Sprache nicht verstehen und sich oft auch gar nicht für das Land interessieren, in dem sie leben. Schliesslich sind sie nach zwei bis vier Jahren sowieso schon wieder am nächsten Ort.