Jo Leute, vielen Dank für eure Antworten und dem Feedback.
Vielleicht muss ich noch kurz dazu erklären, wie ich zu vielen Dingen im Allgemeinen stehe und wie ich die Dinge vor allem mit meinen Augen sehe.
Das Wort "Schmarotzer" beispielsweise lese ich jetzt schon gefühlsmäßig, glaube ich, zum 100.000 Mal, wenn es darum geht, kostengünstig reisen zu wollen. Oder vielleicht anders ausgedrückt, "geldgering" reisen zu wollen. Woher kommt dieses Wort? Und wieso wird es in solch einem Kontext sofort und sooft ausgepackt und den Leuten an den Kopf geworfen? Ist das wirklich die eigene Meinung, die man damit kundtun möchte? Oder plappert man dem Kollektiv, der Masse an Menschen nur nach, wie es unter anderem auch ein Papagei teilweise tut ?
Den meisten Leuten und auch mir, geht es doch gar nicht darum, Leuten auf der "Tasche zu liegen". Es geht darum, ein zwischenmenschliches Verhältnis zueinander aufzubauen, in der Zeit, in der man sich während der Reisen kennen lernt. Sich Liebe, Respekt und Fürsorge gegenseitig entgegen zu bringen. Sich gegenseitig zu helfen. Auch einfach mal zu "geben", und das nur aus dem Grund, weil man es gerne tut, weil es einem Freude bereitet. Wieso immer eine Gegenleistung erwarten? Geben ist Teilen. Teilen ist Glück. Das Thema Geld mal außen vor zu lassen und sich seinem Gegenüber einfach mal zu öffnen. Wieso muss Geld in jedem Lebensbereich unseres Daseins eine so immens gewaltige Rolle spielen? Was ist daran falsch, es mal mit einem anderen Ansatz zu versuchen?
Geld ist letzendlich nur Papier. Mehr nicht. Lediglich unser Glaube daran verhilft dem Geld erst, dass es einen bestimmten Wert erhält.
Wir haben hier einen materiellen Wohlstand. Jeder hat genug zu essen. Genug zu trinken. Und ein sicheres Dach über dem Kopf. Sogar wenn man nicht arbeiten geht. Das ist ja alles schön und gut. Aber man sollte viele Dinge auch mal hinterfragen.
Wer ist verantwortlich für unseren Wohlstand. Wer trägt ihn? Letzendlich funktioniert das alles meines Erachtens wie bei einer Waage. Wenn es dem einen Teil auf der Waage gut geht, dann sieht es auf der anderen Seite ganz anders aus. Menschen müssen dafür teilweise bluten.
Kinder im Kongo graben mit bloßen Händen in Minen nach Metallen wie "Coltan". Aus diesem Metall bestehen die meisten Akkus unserer Handys. Ich könnte hier an der Stelle jetzt weitermachen und tiefer in die Materie eintauchen, aber dann würde ich mich höchstwahrscheinlich nur wieder in einen Rausch schreiben, aus dem ich sehr schwer hinausfinden würde.
Wir müssen endlich begreifen, dass das Geld leider auch für viele Misstände dieser Welt verantwortlich ist. Was haben Leute wie Josef Ackermann oder Carsten Maschmeyer oder wie sie auch immer heißen mögen denn für ihre Mitmenschen und für das Wohl aller auf Mutter Erde weltweit gemacht? Die 1 Milliarde Menschen, die tagtäglich hungern, gibt es immer noch. Die halbe Millarde an Menschen, die kein Zugang zu trinkbarem Wasser haben, gibt es immer noch. Was tun diese Leute "oben" denn so Großes für das Wohl aller? Sie tun nichts. Sie beten das Geld an. Sie kontrollieren das Geld nicht. Das Geld kontrolliert sie. Das ist Teufels Werk. Wegen so etwas wie Geld und vor allem aber auch der extrem ungerechten Verteilung der Vermögen weltweit kann das Böse im Menschen doch erst entstehen und obsiegen. Gier, Habsucht, Egoismus, Neid. Das sind alles Eigenschaften, die mit Geld hergehen.
Und dann lese ich so Sachen wie Schmarotzer. In den letzten Jahren meines Lebens habe ich mich auch selber etwas besser kennen lernen dürfen mit all meinen schlechten und guten Seiten. Ich bin stets ein gutmütiger Mensch gewesen. Und bin es bis heute geblieben. Leider bin ich gerade deshalb auch oft auf die Schnauze geflogen, weil viele Menschen hier in Deutschland, oder anders ausgedrückt in den westlichen Industrienationen, Güte oft mit Schwäche verwechseln. Aber das ist mir egal. Auch wenn es mir sehr, sehr oft sehr schwer fällt. Ich versuche tagtäglich mich aufzuraffen um nach dem Guten in jedem Menschen zu suchen. Jeder Mensch ist was Besonderes. Etwas Einzigartiges. Jeder Mensch hat eine gute Seite in sich. In seinem Herzen.
Mittlerweile aber bin ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich es nicht mehr verantworten kann, dass mein Lebensinhalt größtenteils darauf basiert, zur Arbeit zu gehen, nach Hause zu kommen, zu essen, zu schlafen. Geld zu verdienen. Ich kann doch nicht mein ganzes Leben lang nur dem Geld hinterherlaufen? Ist das wirklich, was mich glücklich macht? Was mich erfüllt? Meine Antwort hierauf ist ganz klar: Nein.
Ich fühle mich, als hätte jemand einen Strick um meinen Hals gelegt. Und dieser Strick sitzt sehr eng und nimmt mir die Luft zum Atmen. Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, wie ich diesen Strick lockern kann. Indem ich kaufe. Konsumiere. Mir was gönne. Ob es ein neues Auto ist, ob es neue Kleidung ist oder einfach nur ein Snack von nebenan. Ich fühle mich dann für einen Moment lang "glücklich". Endorphine werden ausgeschüttet und der Strick sitzt nicht mehr so eng. Aber dieses Glück ist nur von kurzer Dauer und ich spüre, wie der Strick wieder enger wird.
Dann habe ich irgendwann gemerkt. Digga, du kaufst und kaufst und kaufst.
Aber der Strick, der ist immer noch um deinen Hals gebunden.
Ich kam also zu dem Entschluss. Nimm den Strick doch einfach mal ab. Raus aus diesem Hamsterrad. Sich einmal nicht von seinen Existenzängsten berherrschen lassen. Erweitere deinen Horizont. Lass deinen Geist wachsen.
Suche die absolute Freiheit. Begib dich auf eine Reise. Bestaune und erfahre das Leben dort draußen.
Und das habe ich vor. Denn jetzt bin ich noch jung. Mein Körper sowie mein Geist sind intakt. Ich möchte mir das als alter, verbitterter Mann nicht vorwerfen müssen, mein Leben nur verträumt zu haben. Stattdessen möchte ich meinen Traum leben. Den Traum von einer Reise bis in die Südosttürkei, um dort meinen Großvater zu besuchen.
Natürlich wird jetzt der ein oder andere laut herausschreien: Hey! Aber ohne Geld geht doch nicht! Du musst doch essen und wohnen und die Krankenversicherung zahlen? Stimmt ja alles, teilweise. Aber darf man nicht mal träumen? Träumen von einer besseren Welt. Von einer nachhaltigeren Welt, wo alle Menschen in Harmonie und Nächstenliebe gemeinsam leben?
Dies wird für viele Leute banal klingen, ja fast schon utopisch, was ich hier von mir gebe, aber ich werde niemals an meinen Prinzipen loslassen. Nur weil der Strom in eine andere Richtung fließt. Und eine von meinen Prinzipien ist, dass ein Menschenleben gar nicht in Geld aufzuwiegen ist. Und ich jeden Mensch immer gleich behandeln werde, ob arm oder reich, schwarz oder weiß. Wir sind alle Brüder und Schwestern. Doch auf unserer Erde laufen viele Dinge gewaltig schief.
Gruß Micha