Ich war auch vor ein paar Jahren mal in Australien, Sydney, Brisbane, Whitesunday's, Airlie Beach, Rockhampton, Townsville, Mackay, Ayer's Rock - also, ich finde, in Australien muss man nicht unbedingt sein.
Australien ist meiner Meinung nach ein Land, in das man auswandert, wenn man in seinem Job dort eine gute Bezahlung bekommt und anstatt in einem Haus oder Stadtwohnung in Deutschland lieber auf einer Rinder-, oder Zuckerrohrfarm leben oder ein Touristenhotel am Meer haben will. Dann bietet es noch fuer ein paar Leute mit speziellen Interessen herrliche Nischen: (Meeres-) Biologen, die Reef-Fische, Korallen, Krokodile, Kaengeruhs, Koalas, Springmaeuse, Giftschlangen und Dingos studieren und vermessen wollen und darueber Buecher schreiben - oder fuer Geologen und Agrarwissenschaftler, die sich mit Weinanbau, Rohstoffvorkommen, Wuesten, besonderen Baeumen oder Urbarmachung trockener Gebiete befassen oder geologische Besonderheiten studieren wollen - dann ist es wirklich ein Paradies und ich wuerde nicht zoegern, sofort bei der ersten Gelegenheit dorthin zu ziehen. Sofort, fuer immer, ohne zu zoegern und ohne an nette Kollegen und den alten Job auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
Treffen diese Voraussetzungen aber nicht zu: was soll man um alles in der Welt in Australien?
Tropische Fruechte: schmecken alle nach Stroh. Landschaft: ganz Amerika und Afrika sind da viel schoener. Exotik: die hunderttausend verschiedenen Versionen des Digeridoo-Spiels, Eingeborenensprachen und Hoehlenmalerei kann den einen oder anderen Musik-, Sprach- oder Kunstforscher erfuellen. Sonst: null, in jedem Kaff im Westerwald ist man gegenueber Menschen, die nicht 'white, anglosaxon protestants' oder 'with German/British ancestors' sind, aufgeschlossener - alles steril, um 18 Uhr werden alle Buergersteige hochgeklappt und die Aussies sitzen an klimatisch traumhaften Abenden, die man sich in Deutschland an den zehn Fingern abzaehlen kann, noch nicht einmal auf dem Balkon, sondern bei eingeschalteten Klimaanlagen hinter Glastueren vor dem Fernseher und schauen Boxkaempfe, Football oder Videofilme. Ab Sonnenuntergang in den Innenstaedten kriegt man Panik: zwar ist es so sauber, dass man vom Fussboden essen koennte - aber es druecken sich nur noch duestere Gestalten in den Ecken herum. Private Grillparties - ok, aber Steaks sind in Suedamerika besser, der Wein genauso gut. Wehe man beruehrt den Zaun des Nachbargartens: 'Don't touch, mate, that's private property!'. Freizeitaktivitaeten/Kultur: fuer Surfer, Taucher, Segler und Offroad-fans super, Tennis, reiten und Golf geht auch noch, fuer alles andere wie wandern, fahrradfahren, Kirchen, Museen besichtigen, Theaterbesuche, Literatur und Gespraeche etc. ungegeignet: zu weitlaeufig oder zu wenig Interesse der meisten Leute, mit Glueck kommt mal eine Band oder Placido Domingo nach Sydney. Marcus Clark 'For the term of his natural life', 'Walzing Matilda' und Abba bewegen die Gemueter der intellektuellen Elite im Hoersal, bei Morris West 'Insel der Seefahrer' usw. gibt's unter Umstaenden schon was auf die Zwoelf - und dafuer Preise wie in der Schweiz und hoeher? Nä, komm, komm, komm, Koffer packen und ab nach Asien, ey - da kann man wenigstens was Interessantes sehen und dazulernen!