Thema: Wie passe ich denn jetzt in mein altes Leben?  (Gelesen 3814 mal)

DiePia

« am: 08. Dezember 2010, 22:30 »
Hallo,

also, nachdem ich nach 5 Monaten sehr "reisemuede" bin, ueberlege ich ganz stark statt nach 9 Monaten letztendlich schon nach ca. 6 Monaten wieder nach Hause zu duesen. Hat auch ein bisschen damit zu tun, dass mir das Geld ausgeht.

...was mir ein bisschen Sorgen macht ist, dass ich nicht so ganz weiss, wie ich da denn jetzt reinpasse. Ich habe meine Ansichten ueber so viele Dinge geaendert oder verfestigt, dass ich nicht mehr weiss, wie ich "leben" soll, zumindest wie ich so leben soll, wie ich es gewohnt bin bzw., wohin ich mich zuruecksehne.

In welcher Art von Wohnung werde ich mich wohlfuehlen, als kleines Beispiel, weil ich mir dessen immer recht sicher war. Was will ich studieren, will ich das wirklich oder weiss ich nur nichts anderes und dachte die letzten Jahre nur, es sei das, was ich will? Wie wirke ich denn dann auf meine Freunde, wo ich sogar selbst merke wie sehr ich mich veraendet habe und wie aendert das unsere Beziehungen zueinander? Habe ich mich frueher echt jeden Tag geschminkt? Wieso esse ich eigentlich noch Fleisch?

Ich haenge in der Luft und das macht mir Angst, weil ich mit meinem Leben zufrieden war als ich losgefahren bin und mir mich jetzt darin gar nicht vorstellen kann. Und bin ich alleine damit?

Da draengt sich mir uebrigens die Frage auf, ob jemals schon jemand seine Reise bereut hat, obwohl ich mir das nicht vorstellen kann.

:/

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TravelBugs

« Antwort #1 am: 08. Dezember 2010, 23:12 »
Hi DiePia,

allein als ich deinen Eintrag gelesen hab, konnte man merken, dass dir die Eindrücke während deiner Reise zum nachdenken über das Leben an sich verholfen haben. Sicherlich ist das etwas beängstigen, aber sind wir doch mal ehrlich, lebt es sich schöner in einer Welt in der man glaubt es wäre alles in Ordnung oder ist es nicht besser sich jeden Tag die Frage zu stellen, was kann bzw. was wird sich ändern.

Ich muss sagen durch meine einjährige Reise hat sich meine Lebenseinstellung um 180 Grad geändert, wie ich finde zum positiven - klar gibt es Leute die meinen davor war meine Denke viel besser. Aber was solls ich hab meine Eindrücke mitgenommen und werde diese vermutlich nie mehr im Leben abstellen (wollen).

Leider ist es so das man eigentlich viel zu schnell nach der Rückkehr wieder im "Alltag" ankommt, deswegen bereue ich im Nachhinein auch, dass ich meine Reise nicht verlängert hab. Nur so nebenbei, bin jetzt seit 2 1/2 Jahren wieder zurück und bin im großen und ganzen (leider) wieder im Alltag zurück, dennoch werde ich die Hoffnung nicht los, in den nächsten Jahren wieder für eine längere Zeit unterwegs zu sein.

Wenn du aber wirklich so reisemüde bist und auch das blöde Geld ausgehts, und es keine andere Aussicht gibt dieses Erlebnis doch in voller Länge oder länger durchzuziehen, dann solltest du zurück. Deine geänderten Einstellung solltest du jedoch beibehalten. Und wenn man zurück in der Heimat ist, hilft auch dieses Forum über das Fernweh hinweg zu lesen was andere Leute planen oder gamcht haben. Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen dass du zu die Lust  wieder entdeckst (und evtl. auch irgendwie die Kohle kommt) damit du deinen Traum in voller länger wahr werden lassen kannst, denn das war ja wahrscheinlich auch dein Plan.

Viele Grüße
TravelBugs

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farmerjohn1

« Antwort #2 am: 09. Dezember 2010, 02:14 »
Aber es ist doch klar, dass du vorher zufriedener warst: deine Sicht war staerker eingeschraenkt -  Dinge und Sachverhalte, von deren Existenz du vor der Reise nichts ahntest, weil sie in deinem Leben nicht vorkamen, konnten dich nicht beschaeftigen. Jetzt tun sie's aber, weil du ihnen begegnet bist.

Und ob du eine Reise bereuen musst oder nicht - das ist wie mit allen anderen Entscheidungen und deren Folgen auch.
Solche Sachen weiss man sowieso du erst am Ende des Lebens, wenn man zumindest fuer sich selbst die Konsequenzen  ueberschauen kann. Bereust du, dass du lesen kannst, weil dich ein Buch beschaeftigt, das du nicht mochtest?
 
Mir wuerde an deiner Stelle der Sinn nach ein bis zwei Monaten Einsamkeit und Nachdenken stehen - und zwar, bevor ich nach Hause kaeme. Einfach fuer irgendwelche Ferienhausbesitzer in deren Abwesenheit den Garten pflegen, o. aehnliches, oder in einem Land mit guenstigen Preisen eine einsame Huette mieten - und stundenlange Spaziergaenge machen, auf der Terrasse sitzen, in die Landschaft schauen.  So lange, bis es dir langweilig wird.

Und sobald es so weit ist, kommt dir eine zukunftsgerichtete Selbstbetrachtung nicht mehr vor wie der schwindelerregende Blick in eine Glaskugel, wo ein Bildfetzen den anderen jagt.
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Xenia

« Antwort #3 am: 09. Dezember 2010, 09:30 »
Also meine Reisen habe ich bis jetzt keine Sekunde bereut auch wenn sich dadurch viel verändert hat. Nach dem ich das erste Mal lange weg war hat sich mein gesammtes Leben auf den Kopf gestellt und mein Freundeskreis hat sich radikal verändert. Ich bin jetzt total gespannt wie das sein wird, wenn ich von der nächsten längeren Reise zurück bin. Jetzt bin ich einige Jahre älter und ev. schon so gefestigt, dass ich mich nicht mehr um 180 Grad (ok waren ev. nur 90 *g*) verändere, aber ausschliessen kann man das ja nicht.

Lass es einfach auf dich zukommen. Es wird so oder so für dich stimmen, egal wie es heraus kommt.
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Angel

« Antwort #4 am: 09. Dezember 2010, 22:55 »
ach das mit dem Schminken, glaub mir, das machst du nachher auch wieder. man passt sich irgendwie doch an.
und mit dem Fleischessen weiß ich auch nicht. ich musste es sowieso noch nie haben aber seit ich zurück bin wird es mir ständig vorgesetzt. bevor ich gar nichts esse, was solls.

das mit dem studieren hmmm. ich habe auch noch nicht alle fragen beantworten können was meine berufliche zukunft betrifft. deswegen mache ich auch vorerst was im gastgewerbe weil das sowieso nicht so langfristig gedacht ist. aber für immer werd ich das auch nicht machen, aber ist halt gut zum geld verdienen und dann wieder weg fahren.
bin jetzt auch mit einer kleinen personalwohnung zufrieden, weiß nicht ob ich das vorher so machen hätte können. solang ich das zimmer mit niemanden teilen muss bin ich zufrieden.

ich denke du wirst da ganz leicht wieder reinfinden aber halt anders als früher. was man früher für so wichtig empfunden hat ist jetzt total nebensächlich, der ganze materielle mist den man so angesammelt vorher kommt einen plötzlich so unnütz vor.
solltest du das gefühlt haben dass du zu deinen freunden nicht mehr passt oder dass sie dich nicht mehr verstehen, dann ist es vielleicht einfach so. passiert aber auch ohne lange reise, manchmal ändern sich die leute einfach.


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Lelaina

« Antwort #5 am: 10. Dezember 2010, 07:14 »
Ja das stimmt, kann alles auch ohne Reise geschehen.

Ich stecke hier, in meinem normalen Leben, seit Ewigkeiten in ner Sackgasse und hab mich deshalb für die Reise entschieden.
Wohnung gekündigt, super Job wird noch gekündigt und weg hier.
Und das alles in der Hoffnung ein paar Dinge mit dem Abstand von 16000km einfach besser verarbeiten und sie vergessen zu können. Und in der Hoffnung, dass mir die Reise hilft mich neuzuorientieren für die Zukunft.
Für mich kann es so nicht weitergehen wie es jetzt und hier ist.
Und das bedeutet: Nach dem Abenteuer der Reise folgt gleich das zweite:
Wie werde ich mich verändert haben? Wo werde ich wohnen? Was werde ich arbeiten? Hab ich mit der Vergangenheit abgeschlossen und beeinflusst alles meine Zukunft?

Gib dir Zeit, das wirds schon.

DiePia

« Antwort #6 am: 11. Dezember 2010, 18:42 »
Lelaina,

Ich weiss nicht, ob sich das vergleichen laesst, aber ich bin auch losgefahren in der Hoffnung, mir wuerde endlich einiges klarer: Was ich will, hauptsaechlich, und warum ich so bin wie ich bin, und dass ich endlich "werde wer ich bin".
Bei dir klingt das allerdings ein bisschen drastischer.

Es hat sich viel, viel getan, aber das, was ich gesucht habe, habe ich nicht gefunden. Naemlich dass mir die Weisheit ueber mein eigenes Leben ueber den Schaedel ins Hirn und ins Herz faellt.
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Eidechsenkönigin

« Antwort #7 am: 11. Dezember 2010, 22:08 »
Zitat
Es hat sich viel, viel getan, aber das, was ich gesucht habe, habe ich nicht gefunden. Naemlich dass mir die Weisheit ueber mein eigenes Leben ueber den Schaedel ins Hirn und ins Herz faellt.

wow, schöner hätte man es nicht ausrücken können.  ;D ...doch es ist noch nicht aller tage abend. vielleicht wirst du diese weisheiten erkennen, wenn du sie in bestimmen situationen anwenden "musst"... vieles, was du vielleicht jetzt schon in dir trägst, offenbart sich erst später.
vielleicht waren aber auch deine erwartungen etwas zu groß, manchmal erlangt man nicht für alles eine antwort. doch ich bin der meinung, dass alles aus einem gewissen grund passiert und das wird sich bestimmt auch bei dir zeigen.  ;D
der ansatz warum du eigentlich überhaupt noch fleisch isst, ist doch der richtige anfang  ;D (an alle kritiker: nur in meinen augen der richtige anfang!)  ;)
ich denke, es kommt vielleicht auch darauf an, wo du warst, wen du getroffen hast und wie du das alles für dich erlebt hast.
liebe grüße und ein schönes wochenende euch  :)
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Eidechsenkönigin

« Antwort #8 am: 11. Dezember 2010, 22:16 »
und...es kommt natürlich auch darauf an, wie vollgepackt dein weltreisetag so aussieht/aussah. der weltreisealltag ist ja meist doch recht durchstrukturiert bzw. -organisiert. hattest du auch zeit für dich? also wirklich zeit für dich, warst du auch mal längere zeit an einem ort? hast du dich auch mal länger mit ein- und demselben menschen beschäftigt usw. :)
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marica

« Antwort #9 am: 13. Dezember 2010, 11:57 »
Es hat sich viel, viel getan, aber das, was ich gesucht habe, habe ich nicht gefunden. Naemlich dass mir die Weisheit ueber mein eigenes Leben ueber den Schaedel ins Hirn und ins Herz faellt.

ja liebe pia, davon konnte auch ich ein liedchen singen ... so gings mir nach meinem ersten langen auslandaufenthalt. genau wie du schreibst, hat sich soooo viel getan in mir, aber leider war die ultimative lösung dann eben doch nicht parat. in gewissen dingen bei denen ich mir änderungen erhofft habe, hatte ich sogar den eindruck, keinen schritt weiter zu sein als vor der reise.

aber als ich dann auch psychisch ganz «gelandet» bin, wurde mir nach und nach bewusst, was mich an der jetztigen situation stört und was ich ändern will. ich habe mit der reise eine lawine losgetreten, und die beschäftigt mich auch jetzt, drei jahre später, immer noch.

wieder zu hause kam ich damals ins «gemachte nest» zurück: das selbe haus, der selber job. beides wollte ich bald nicht mehr. ich hab dann gleich alle hebel in bewegung gesetzt und bin nach kurzer zeit umgezogen. beim job wars verzwickter, ich fühlte mich noch verpflichtet aus diversen gründen, und bin dann noch ein jahr geblieben.
und heute? ich bin mich und mein umfeld tagtäglich immer noch am verändern, wünsche und träume am umsetzten. ich kann nur sagen: der weg ist das ziel. eine veränderung folgt der nächsten. und das ist auch gut so! ich bin froh, habe ich mich von der «lawine» mitreissen lassen und bin dank dieser immer noch in bewegung.

also, nur mut zur veränderung!
es kann sein, dass dir erst klar wird wie es weiter gehen soll, wenn du zurück bist. wenn du erkennst, was du nicht mehr willst. wichtig ist, dass du ab dem moment der rückkehr nicht stagnierst und in deinen alten alltag zurückfällst sondern sofort mit der veränderung beginnst. auch kleine schritte, einen nach dem anderen, führen dich weiter.


wegen deiner aktuellen reisemüdigkeit kann ich nur farmerjohn zustimmen. eine auszeit, ferien machen vom reisen und umherziehen. wo du nichts musst, nur darfst. an einem schönen ort bleiben. in den tag hineinleben, schauen was kommt, wenn nur ein gutes buch kommt und du drei tage liest am strand – warum nicht? du hast die zeit dazu!  :)
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lillki

« Antwort #10 am: 16. Dezember 2010, 09:37 »
Hallo Pia,

Reisemüdigkeit kenne ich auch und Sehnsucht nach Zuhause, aber als ich über dieses Pubkt war, hätte es ewig weitergehen können.

Ich habe auch gedacht, dass einem beim Reisen sich irgendwann die Mysterien des Universums erklären, aber irgendwie ist man zu beschäftigt oder hat andere Sachen vor, als sich darüber Gedanken zu können.

Nach 1 Jahr wieder zuhause stelle ich aber fest, dass sich gewisse Dinge in mir schon verändert haben. Von deiner Reise nimmst du viel mit um Dinge anzupacken, auch wenn es dir erstmal nicht so auffällt.

lg
lillki
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Blazerich

« Antwort #11 am: 17. Januar 2011, 21:27 »
hey...hab jetzt grad gar nicht auf das datum geachtet aber da ich grad eher wieder fernweh habe dacht ich mir ich schreib einfach mal was dazu. ja...so ne reise is schon in recht vielen bereichend verändernd...wenn nicht sogar grundlegend verändernd. das "problem" mit der reisemüdigkeit kenn ich auch, ging mir auf meinem 9 monatigen trip auch so und mir tuts jetzt n bisschen leid dass es so war weil ich manches was ich jetzt shcon wieder vermisse nicht mehr wertgeschätzt habe, weniger fotos gemacht habe und weniger auf achse war als noch die wochen und monate zuvor. bei mir wars gut dass mich in australien noch freunde aus deutschland besucht haben die frisch in die welt des reisens kamen und noch voller motivation waren und mich auch wieder etwas mitziehen konnten. meiner ansicht nach solltest du die reise solange machen wie sie dir noch spass macht, es kann auch helfen wirklich mal paar tage an einem ort zu bleiben. eher alltägliche dinge zu erledigen und sich mal nicht um sehenswürdigkeiten, abenteuer, socalising o.ä. zu scheren...
zum thema veränderung deinerseits...ich hatte vor kurzem ne recht traurige situation in meinen augen. ich musste mir von nem kumpel beim weggehen via sms (obwohl er in der gleichen disko war) anhören wie arrogant ich geworden wäre, ob ich mir einbilden würde alles zu wissen nur weil ich auf reisen war usw...das war das erste mal das ich wirklich gemerkt habe dass ich mich geändert habe und das manche leute nicht auf sowas klar kommen. in meinen augen und in den augen derer die mich neu kennen gelernt haben nach meiner reise wirke ich alles andere als arrogant...ich weiss nicht ob nen gewisser neid dabei war aber ich fands schade mir sowas und dazu auch noch auf diese weise anhören zu müssen...denke aber persönlich dass gehört dazu, du wächst während einer solchen reise viel schneller als leute die zuhause im alltag gefangen sind und das bedeutet im endeffekt auch loslassen von alten freunden so harts klingt, neue werden kommen und die passen dann auch wieder besser zu dem was du geworden bist :) hoffe ich konnte dir damit in irgendner weise helfen :)
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Geek

« Antwort #12 am: 08. Februar 2011, 19:15 »
Es ist überall schöner als wo man ist...

Ich für meinen Fall habe auch viele Dinge geändert, mich am meisten.
Früher voll auf Fleisch, heute ekelt es mich teils an. Früher ein Macho, heute besonnen.
Die Liste ist endos weiterzuführen.
Bei mir hat es geholfen viel Kontakt mit Freunden und Familie zu halten,
so das sie nicht von jetzt auf gleich mit meinem neuen "Ich" zu kämpfen hatten,
sondern es nach und nach gemerkt haben und sich gewöhnen konnten.

Man bringt immer etwas mit von dem was man erlebt hat, das ist ja der Sinn darin.
Und wenn es dich glücklicher macht wie du jetzt bist, dann sei so!
Es ist dein und nur dein Leben, lebe es wie du es träumen würdest.
Deine Freunde bleiben auch dann noch bei dir und deine Familie liebt dich immernoch.

Und einen Job findet man auch wenn man den alten nicht mehr mag, Auslandserfahrung kommt immer gut ;)

Kopf hoch, du bist nicht allein :)
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