Hallo,
seit einer Woche sind wir wieder aus Indien zurück, und der Bericht ist schon lange überfällig. Shame on me!
Ich war mit meiner Freundin für 3 Wochen in Rajasthan unterwegs und möchte gerne meine/unsere Erfahrungen mit Euch teilen.
Vorweg: das war keine Reise, wie wir sie normalerweise machen. Wir haben uns diesmal die etwas schaumgebremste Variante gegeben, also etwas mehr Geld ausgegeben und etwas weniger Abenteuer. War ja auch relativ kurz, da geht so was mal.
An- und AbreiseDer Flug ging mit Lufthansa über München nach Delhi. War mit €830 etwa 100 Euro teurer als die meisten anderen Billigangebote, und etwa 250 Euro teurer als der billigste Flug mit Turkish Airlines (die haben aber einen sehr langen Stopover in Istanbul, was höchstens im Frühling oder Sommer interessant gewesen wäre). Dank Miles&More hat uns die Preisdifferenz nicht sonderlich weh getan. Ausschlaggebend war für uns eine gute Verbindung: der München-Flug der LH ist einer der ganz wenigen, die morgens in Delhi landen und nicht mitten in der Nacht. Alles ziemlich unspektakulär (which is good news), und die vielen Berichte über den unfreundlichen Service können wir nicht bestätigen. Gebucht haben wir über Expedia.de; das war ok, allerdings haben sie es geschafft, uns für beide Langstrecken in getrennte Sitzreihen zu buchen
, was die LH-Mitarbeiter am Check-In aber problemlos korrigiert haben.
Fortbewegung im LandWer es sehr preiswert und ein wenig abenteuerlich haben will, kommt super mit der Eisenbahn rum. Das Netz ist gut ausgebaut, und man kommt in fast alle interessanten Orte. Abstecher mit Bus/Taxi/organisierten Touren sind einfach und ergänzen die Reise perfekt. Wir haben uns wegen der begrenzten Zeit und der großen Entfernungen für einen Mietwagen mit Fahrer entschieden. Mietwagen mit Fahrer sind übrigens in Indien billiger als Mietwagen ohne Fahrer, was einiges über den Fahrstil und die Unfallwahrscheinlichkeiten aussagt.
Wir hatten mit unserem Fahrer ziemliches Glück; der war sehr vorsichtig und ist keine unnötigen Risiken eingegangen. Falls jemand von Euch demnächst selbst eine Rajasthan-Rundreise plant: den können wir weiterempfehlen. Kontakt:
jitandra_jaipur9@yahoo.co.in.
UnterkünfteFür die ersten beiden Nächte in Delhi hatten wir ein Hotel per E-Mail reserviert, hat auch super geklappt. Später im Landesinneren haben wir uns meistens an den Empfehlungen unseres Fahreres orientiert. Das ist uns zunächst sehr seltsam vorgekommen, weil wir es eigentlich gewohnt sind, alles selbst zu organisieren. Aber die Empfehlungen waren meistens recht gut, und bei den wenigen Gelegenheiten, wo wir selbst mal was aus dem Reiseführer ausgesucht haben, war es auch nicht unbedingt besser und billiger. Absteigen bekommt man in Indien schon ab etwa 100 Rupien, also ca. €1,50 pro Nacht, für ein Mittelklasse-Hotel muss man zwischen €10 und €20 ausgeben -- für ein Doppelzimmer natürlich.
Was gibt es zu sehen?Rajasthan ist das Land der Paläste und Burgen. Das ist ziemlich spektakulär, und es ist sowohl Qantität als auch Qualität geboten. Naturschönheiten finden sich in diesem Teil Indiens nicht so viele; Rajasthan ist ein Wüstenstaat, auch wenn längst nicht alles aus Sand besteht. Die eigentliche Sehenswürdigkeit für uns waren aber die alltäglichen Szenen, die sich einem entlang der Reiseroute so bieten. Der Werbeslogan "Incredible India" trifft den Nagel auf den Kopf -- im Positiven wie im Negativen.
Gesundheit, Hygiene und EssenIndien ist aus hygienischer Sicht eine Katastrophe. Viele Leute holen sich irgendwelche Krankheiten, deshalb ist peinlichst auf Hygiene zu achten. Regelmäßiges Händewaschen ist Pflicht, und die meisten Leute nehmen zusätzlich noch eine Flasche Sterilium mit. Wenn man allerdings alle Vorsichtsmaßnahmen beherzigt, kann man mit etwas Glück ohne Proleme durchkommen. Die vegetarischen Gerichte sind in aller Regel sicher und schmecken fast immer viel besser als Fleisch. Wir haben oft auch an Straßenständen gegessen, ohne dass etwas passiert wäre. Im Gegenteil: wir fanden das Essen meistens besser (und um Größenordnungen billiger) als in den Restaurants, die sich auf Touristen spezialisiert haben.
Belästigungs-FaktorMan wird als Tourist ständig angesprochen, ob man etwas kaufen will oder eine Dienstleistung braucht. Das ist schon extrem, allerdings hatten wir es uns im Vorfeld schlimmer vorgestellt. Das oft beschriebene Zupfen und Anfassen haben wir nur in Ausnahmefällen erlebt. Wahrscheinlich hat es geholfen, dass wir in vielen Situationen unseren Fahrer dabei hatten. Das hat uns auch vor vielen unangenehmen Erfahrungen mit Rikscha-Fahrern bewahrt.
FazitEs war eine sehr interessante Erfahrung. Nicht alles war schön, aber wenn, dann gleich unglaublich schön. Die sozialen Unterschiede im Land sind extrem, anderswo hätte man schon längst Bürgerkrieg. Rajasthan ist für viele Indien-Reisende die erste Berührung mit dem Land und touristisch sehr gut erschlossen. In einigen Orten (z.B. Pushkar, Agra) wird es schon lästig. Es gibt noch genügend Möglichkeiten, den Massen aus dem Weg zu gehen. Spätestens am Taj Mahal trifft man sie aber dann alle wieder.
Würden wir es so noch einmal machen? Nein! Wir haben jetzt gesehen, dass es auch eine ganze Spur individueller geht, und beim nächsten Mal werden wir uns auch eher in Richtung Himalaya orientieren. Für den Einstieg war es aber die richtige Entscheidung.
Viele Grüße, Euer
Karoshi