Ein Update von einem Betroffenen (für alle, die es interessiert). Es wird ein langer Text, weil einfach sehr viel passiert ist, was ziemlich kafkaesk anmutet.
Ich bin ein Betroffener der neuen Immigrationsregeln der USA, weil ich in 2014 im Iran (als Tourist!) war. Blöderweise hätte ich 15 Tage nach Eintreten der neuen Regeln einen Flug durch die USA nach London (und von dort nach Südafrika).
Ich befinde mich zur Zeit in Mexiko. Von hier aus habe ich zunächst versucht, klare Informationen einzuholen. Nach Dutzenden E-Mails an diverse Institutionen war ich so schlau wie vorher.
Also entschloss ich mich, ein US Visum zu beantragen. Ich habe darauf gehofft, dass man meine Sondersituation verstehen würde und dass alles schnell geregelt sein wird. Ein US-Visum zu beantragen funktioniert wie folgt:
1. Ausfüllen eines elendslangen Online-Formulars. Unter anderem wird nach allen Ländern gefragt, die man in den letzten 5 Jahren besucht hat (bei mir alleine über 50). Die Webseite ist furchtbar programmiert. Die Seite lädt sich mit jedem neuen Land, das man hinzufügen möchte, neu, und wird dabei immer langsamer, bis sie abstürzt.
2. Man muss ein (nicht retournierbares) Fee von USD 160 bezahlen. Zähneknirschend habe ich bezahlt. Erst danach kommt man zu Schritt 3...
3. Man macht per Online-Tool zwei Termine aus: Einen für die Abnahme von biometrischen Daten. Einen für ein "Interview".
Aber blöderweise funktioniert dieses Tool bei mir nicht. Ich versuche es immer wieder, versende E-Mails, die nicht weiterhelfen, etc. Letztlich ist mein Status wie folgt: Ich habe bezahlt, habe aber nichts davon.
Ich versuche es direkt vor Ort. Ich fahre nach Mexico City und gehe zur Botschaft. Vor der Botschaft eine Schlange mit Mexikanern. Ich frage mich draußen durch, erläutere mein Problem, ernte Verständnis. Aber ohne Termin gibt es für mich keine Möglichkeit ins Gebäude zu kommen, um dort mit einem Zuständigen zu sprechen. Ich werde an ein anderes Konsulat geschickt. Dort das gleiche Bild: Eine Schlange mit Mexikanern. Und ohne Termin komme ich nicht rein. Man gibt mir eine Telefonnummer.
Diese Telefonnummer funktioniert nicht. Ich recherchiere eine allgemeine Telefonnummer der US Botschaft und bekomme dort vom Anrufbeantworter zwei andere Nummern. Beide funktionieren nicht. Ich recherchiere im Internet auf der Seite der Homeland Security zwei Telefonnummern für Mexico City. Diese beiden Telefonnummern funktionieren ebenso nicht.
Ich rufe die österreichische Botschaft an. Ich schildere mein Problem, sie sind hörbar fassungslos, aber können mir leider auch nicht helfen.
Letztlich löse ich mein Problem wie folgt: Ich rufe bei British Airways an und buche den ersten Teil meines Flugtickets von Miami-London auf Mexico City-London. Kosten: 275 USD.
Zusammengefasst kostet mich mein Interesse an islamischer Architektur dank der Paranoia der USA nebst Nerven und Zeit:
- USD 160 für ein Visa, das ich aus technischen Gründen nicht bekommen konnte.
- USD 275 für die change fee der British Airways.
- Weitere 50 USD für Routenänderungen Morelia-Mexico City-Guanajuata (oder Zacatecas).
An dieser Stelle noch ein ausdrückliches Lob an British Airways. Nicht nur haben sie sehr freundlich und flexibel auf mein Problem reagiert, sondern dazu noch nur die Mindestfee verrechnet. Die neue Verbindung ist außerdem weitaus besser mit günstigeren Umsteigezeiten. Und ich habe dadurch einen Tag mehr in Mexiko gewonnen.
Trotz hoher finanzieller Verluste bin ich dennoch erleichtert und gehe jetzt mal ins Museum für Anthropologie.
LG,
Teo