Thema: Änderung der US-Einreisevorschriften, bei vorherigen Reisen in den Iran.  (Gelesen 19923 mal)

Vombatus

Änderung der US-Einreisevorschriften, falls man seit 2011 im Iran, Irak, Syrien oder Sudan war.

Ab 21.1.2016
Reisende aus Deutschland und einer Reihe anderer Staaten können nicht mehr ohne Visum in die USA gelangen, wenn sie sich seit 2011 in Syrien, Irak, Iran und dem Sudan aufgehalten haben oder die doppelte Staatsbürgerschaft dieser Länder besitzen. Sie müssen sich stattdessen an einer US-Botschaft oder einem US-Konsulat um ein Visum bemühen. Voraussetzung für eine Einreise ohne Visum sollen künftig außerdem fälschungssichere Pässe mit biometrischen Informationen sein.

Ab dem 1.4.2016 werden aufgrund geänderter Vorschriften zum Visa Waiver Program nur noch Inhaber elektronischer Reisepässe (Pässe mit integriertem elektronischen Chip) visumfrei in die USA einreisen können.

Für den Einen oder Anderen könnte das vielleicht wichtig sein.
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GschamsterDiener

Danke. Ich habe einen Transferflug in den USA in 2 Wochen und war vor einem Jahr im Iran. Hätte nicht gedacht, dass die Gerüchte wahr werden würden.
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Stecki

In 2 Wochen ist ja noch nicht der 1. April.
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GschamsterDiener

Soweit ich das richtig verstanden habe, gilt das Gesetz ab sofort. Nur die neuen Pässe gelten ab 01. April. Jede offizielle Quelle, die das Gegenteil behauptet, ist mir natürlich sehr willkommen. Einstweilen fülle ich den (ewig langen) Visumsantrag aus.
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french_fry

Na das ist ja ein Knaller!

Mir schießt vor allem gleich eine Frage durch den Kopf: kann man ein USA Visa nur im Heimatland beantragen oder bei jeder US Botschaft auf der Welt?
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GschamsterDiener

Es sollte überall funktionieren. Kostet halt leider 160 USD.
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Vombatus

... kann man ein USA Visa nur im Heimatland beantragen oder bei jeder US Botschaft auf der Welt?

Ich dachte, nur an dem Ort des ständigen Wohnsitzes?

Und wie ist es mit diesen "Interviews", gehören die zu jedem Visum? Konnte da online keine schnelle Antwort finden?
Vielleicht kann jemand etwas dazu schreiben?
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french_fry

https://travel.state.gov/content/visas/en/visit/visitor.html

Laut Webseite ist ein Interview erforderlich wenn man zw. 14 und 79 Jahren alt ist.

Sie schreiben dazu noch:

You must schedule an appointment for your visa interview, generally, at the U.S. Embassy or Consulate in the country where you live. You may schedule your interview at any U.S. Embassy or Consulate, but be aware that it may be difficult to qualify for a visa outside of your place of permanent residence.

Und:

There are several steps to apply for a visa. The order of these steps and how you complete them may vary at the U.S. Embassy or Consulate where you apply. Please consult the instructions available on the U.S. Embassy or Consulate website where you will apply.

Mehr konnte ich erstmal nicht dazu finden.

Es scheint jedenfalls im Bereich des möglichen. Das beruhigt erstmal meine Nerven.
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GschamsterDiener

In Mexiko (wohl auch anderswo) funktioniert es so: Man muss ein sehr langes Online-Formular ausfüllen inkl. Kategorien, die für mich überhaupt keinen Sinn ergeben. Da habe ich nur Blindtext eingegeben. Dann muss man 160 USD zahlen (geht per Kreditkarte), dann bekommt man einen Termin zum Interview. Ich gehe davon aus, dass das bei mir nur Formsache sein wird.

Ich habe eine E-Mail an diverse Konsulate versendet, was ich nun zu tun hätte. Die Antworten, allesamt von amerikanischen Konsulaten (die Österreicher arbeiten am Freitag ja nicht), waren allesamt nicht hilfreich.
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GschamsterDiener

Nach weiterer Recherche finde ich das unter http://austria.usembassy.gov/niv_waiver2.html

Zitat
NEW
People whose registration has been denied under ESTA and those whose ESTA travel authorization has been revoked by the U.S. Department of Homeland Security (DHS) and who received e-mail notification about the revocation.
NEW
Nationals of Visa Waiver Program countries who are also nationals of Iran, Iraq, Sudan and Syria.  Beginning January 21, 2016, travelers who currently have valid Electronic System for Travel Authorizations (ESTAs) and who have previously indicated holding dual nationality with one of the four countries listed above on their ESTA applications will have their current ESTAs revoked.
NEW
Nationals of all Visa Waiver Program countries who have traveled to any of these four countries (Iran, Iraq, Sudan and Syria) any time on or after March 1, 2011.  The law includes exemptions for military personnel and full-time government employees of program countries traveling to one of those countries in their official capacity.*

Dann lese ich das:
Zitat
If any of the above applies to you, you are not eligible for the Visa Waiver Program and will need a visa to enter the United States.

Dann lese ich wiederum das:
Zitat
Any traveler who receives notification that they are no longer eligible to travel under the VWP are still eligible to travel to the United States with a valid nonimmigrant visa issued by a U.S. embassy or consulate.  Such travelers will be required to appear for an interview and obtain a visa in their passports at a U.S. embassy or consulate before traveling to the United States.

Ich habe eine solche Nachricht nicht erhalten und mein ESTA Status online gilt immer noch als "approved".

Dann lese ich das:

Zitat
The details of the waiver processing by the Department of Homeland Security (DHS) will be available at a later time.  An updated ESTA application with additional questions is scheduled to be released in late February 2016 to address exceptions for diplomatic- and military-related travel provided for in the Act.   Meanwhile persons who might be eligible for a waiver may certainly apply for a visa instead.

Sprich: Sie haben ein Gesetz in Kraft gesetzt, es aber bei ESTA noch nicht implementiert. Aber sicherheitshalber soll man halt ein Visum beantragen...

Das ist echt frustrierend.
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GschamsterDiener

Ein Update von einem Betroffenen (für alle, die es interessiert). Es wird ein langer Text, weil einfach sehr viel passiert ist, was ziemlich kafkaesk anmutet.

Ich bin ein Betroffener der neuen Immigrationsregeln der USA, weil ich in 2014 im Iran (als Tourist!) war. Blöderweise hätte ich 15 Tage nach Eintreten der neuen Regeln einen Flug durch die USA nach London (und von dort nach Südafrika).

Ich befinde mich zur Zeit in Mexiko. Von hier aus habe ich zunächst versucht, klare Informationen einzuholen. Nach Dutzenden E-Mails an diverse Institutionen war ich so schlau wie vorher.

Also entschloss ich mich, ein US Visum zu beantragen. Ich habe darauf gehofft, dass man meine Sondersituation verstehen würde und dass alles schnell geregelt sein wird. Ein US-Visum zu beantragen funktioniert wie folgt:
1. Ausfüllen eines elendslangen Online-Formulars. Unter anderem wird nach allen Ländern gefragt, die man in den letzten 5 Jahren besucht hat (bei mir alleine über 50). Die Webseite ist furchtbar programmiert. Die Seite lädt sich mit jedem neuen Land, das man hinzufügen möchte, neu, und wird dabei immer langsamer, bis sie abstürzt.
2. Man muss ein (nicht retournierbares) Fee von USD 160 bezahlen. Zähneknirschend habe ich bezahlt. Erst danach kommt man zu Schritt 3...
3. Man macht per Online-Tool zwei Termine aus: Einen für die Abnahme von biometrischen Daten. Einen für ein "Interview".

Aber blöderweise funktioniert dieses Tool bei mir nicht. Ich versuche es immer wieder, versende E-Mails, die nicht weiterhelfen, etc. Letztlich ist mein Status wie folgt: Ich habe bezahlt, habe aber nichts davon.

Ich versuche es direkt vor Ort. Ich fahre nach Mexico City und gehe zur Botschaft. Vor der Botschaft eine Schlange mit Mexikanern. Ich frage mich draußen durch, erläutere mein Problem, ernte Verständnis. Aber ohne Termin gibt es für mich keine Möglichkeit ins Gebäude zu kommen, um dort mit einem Zuständigen zu sprechen. Ich werde an ein anderes Konsulat geschickt. Dort das gleiche Bild: Eine Schlange mit Mexikanern. Und ohne Termin komme ich nicht rein. Man gibt mir eine Telefonnummer.

Diese Telefonnummer funktioniert nicht. Ich recherchiere eine allgemeine Telefonnummer der US Botschaft und bekomme dort vom Anrufbeantworter zwei andere Nummern. Beide funktionieren nicht. Ich recherchiere im Internet auf der Seite der Homeland Security zwei Telefonnummern für Mexico City. Diese beiden Telefonnummern funktionieren ebenso nicht.

Ich rufe die österreichische Botschaft an. Ich schildere mein Problem, sie sind hörbar fassungslos, aber können mir leider auch nicht helfen.

Letztlich löse ich mein Problem wie folgt: Ich rufe bei British Airways an und buche den ersten Teil meines Flugtickets von Miami-London auf Mexico City-London. Kosten: 275 USD.

Zusammengefasst kostet mich mein Interesse an islamischer Architektur dank der Paranoia der USA nebst Nerven und Zeit:
- USD 160 für ein Visa, das ich aus technischen Gründen nicht bekommen konnte.
- USD 275 für die change fee der British Airways.
- Weitere 50 USD für Routenänderungen Morelia-Mexico City-Guanajuata (oder Zacatecas).

An dieser Stelle noch ein ausdrückliches Lob an British Airways. Nicht nur haben sie sehr freundlich und flexibel auf mein Problem reagiert, sondern dazu noch nur die Mindestfee verrechnet. Die neue Verbindung ist außerdem weitaus besser mit günstigeren Umsteigezeiten. Und ich habe dadurch einen Tag mehr in Mexiko gewonnen.

Trotz hoher finanzieller Verluste bin ich dennoch erleichtert und gehe jetzt mal ins Museum für Anthropologie. ;)

LG,
Teo
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White Fox

Hi Teo,

mein Gott, da macht man was mit! Wenigstens hast du letzten Endes eine Lösung gefunden. Aber mein Mitgefühl hast du auf jeden Fall. Die spinnen, die Römer Amerikaner!
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Stecki

Eine Frechheit von den Amis, aber eben, denen ist das scheissegal. Ich würde hier mal die Reiseversicherung einschalten.

Wichtig finde ich ist auch dass man wieder einmal sieht dass es eben doch einen Notgroschen braucht. Viele fahren ja gern aufs Minimum kalkuliert los.
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GschamsterDiener

Danke jedenfalls fürs Mitleid. Eine Reiseversicherung habe ich nicht (nur eine Auslandskrankenversicherung), leider. Auf diesem Trip hätte mir eine wohl genützt (Kamera gestohlen und das Visaproblem, wobei das Visaproblem schwer darstellbar gewesen wäre).

Noch ein Punkt, den ich hervorstreichen möchte: Ich bin bis heute nicht sicher, ob ich überhaupt ein Visum benötigt hätte, denn mein ESTA ist im System immer noch als "approved" vermerkt. Angeblich bekommt man auch eine Nachricht, falls sich dieser Status ändert.

Ich hätte es also theoretisch auf "dumm" probieren können mit meinem Transfer in die USA. Aber ich habe schon so viele Horrorstories von der Immigration dort gehört, dass ich das Risiko lieber nicht eingehen wollte. Mein Iran-Visum ist nicht im Pass drin, aber wer weiß, was die NSA oder andere Behörden an Daten von mir gesammelt haben? Davon abgesehen hätte ich mir schwer auf die Zunge beißen können, wenn man mich dort vernommen hätte, was die ganze Geschichte brenzliger gemacht hätte. Denn diese Reiseeinschränkungen sind als Reaktion auf die IS-Attentate in Paris erfolgt. Und die IS existiert ja vor allem, weil die USA den Nahen Osten mit dem Irakkrieg destabilisiert haben.
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Vombatus

… und der ganze Scheiß wegen eines Transferfluges.

Schätze, dass alle die seit 2011 im Iran waren jetzt ein großen Bogen um die USA machen werden. Ist halt saublöd, dass viele Flüge über die USA gehen. Aber lieber 200€ mehr für einen anderen Flug, als den Scheiß mit dem Visum+Geld+Interview durch zu ziehen.
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