Thema: Arbeiten im Ausland: Jobsuche Ablauf?  (Gelesen 2643 mal)

WcPc

« am: 08. November 2015, 17:26 »
Hi

Bin mir nicht sicher ob das hier reingehört oder zu "Finanzen"...
EDIT: Jap, tatsächlich, sorry...

Also meine Frage ist simpel: Ich will in einem fremden Land arbeiten. In welcher Reihenfolge gehe ich die Dinge an? Es gibt ja so einiges zu tun:

  • Arbeitsvisum beantragen
  • Bewerbung bei Firmen im Zielland
  • Arbeitsvisum bekommen
  • Einreise ins Land
  • Vorstellungsgespräche
  • Beginn der Arbeit
Ich glaube die Reihenfolge dieser Punkte stimmt, weiss es aber nicht wirklich.

  • Ich habe gehört dass in einigen Ländern der Arbeitgeber den Arbeitnehmer "anfordern" muss, "beweisen" muss dass kein Einheimischer diese Arbeit machen kann, damit der Arbeitnehmer überhaupt ein Arbeitsvisum bekommt?
  • Reise ich zunächst mit einem Touristenvisum in ein Land ein und suche damit einen Job um dann ein Arbeitsvisum zu beantragen sobald der Arbeitgeber mir den Job zusichert oder wie?
  • Bewerbe ich mich schon bevor ich ins Land einreise? Was schreibe ich dann dem zukünftigen Arbeitgeber? "Ich weiss noch nicht mal ob ich überhaupt ein Arbeitsvisum bekomme"?
  • Hilft mir der Arbeitgeber beim Visum-Kram? Brauche ich eine "Bestätigung" oder sowas vom Arbeitgeber für das Arbeitsvisum?
Ich bin verwirrt...

Mich nimmt vor allem die USA und Australien wunder im bereich Programmierung und IT, ich glaub aber dass das in den meisten Ländern und Branchen etwa gleich abläuft. Oder nicht?

Vielen Dank!
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White Fox

« Antwort #1 am: 09. November 2015, 12:31 »
Ich kenne mich mit dem Thema halbwegs gut aus (habe verschiedenen Ländern gelebt, mal nur kurz, mal für mehrere Jahre) und kann dir evtl weiter helfen. Deine Fragen hängen sehr von deiner persönlichen Situation ab, deshalb erstmal ein paar Fragen an dich, sonst kann man deine schwer beantworten:

- Wie alt bist du?
- Welche Ausbldung/Uniabschlüsse hast du? (Du arbeitest im Bereich IT, hab ich das richtig verstanden?)
- In welche Länder würdest du am liebsten auswandern? Und welche Länder kommen darüber hinaus general noch in Frage?
- Welche Sprachen sprichst du, und wie gut?
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WcPc

« Antwort #2 am: 09. November 2015, 13:34 »
Hi

Ich bin 19.

Ich hab einen Lehrabschluss als "Applikationsentwickler", also Programmierer, da habe ich das sogenannte "Eidgenössische Fachzertifikat" bekommen. Ich kann Desktop-Programme programmieren, würde aber lieber im Bereich Webdesign und Webdevelopment arbeiten. Beachte dass ich aus der Schweiz komme; Soweit ich das verstanden habe werden die Lehren in Deutschland (und anderen Ländern) als etwas niedriger angeschaut als in der Schweiz, wo eine Lehre der normale Weg ist den etwa 80-90% der Jugendlichen beschreiten. Wieviel mir diese Erklärung im Ausland bringt, da bin ich mir noch nicht so sicher...

Hmm ums Auswandern geht s mir eigentlich nicht. Vielleicht irgendwann, ja, aber im Moment ginge es mir nur um "Arbeiten im Ausland"... Was grundsätzlich Auswandern ist, klar. Ich mein das aber nur für eine begrenzte Zeit, 6 Monate bis maximal zwei, drei Jahre...

Zurzeit steht für mich die USA als Ziel zum "auswandern" an erster stelle, da ich beabsichtige ab ca. Januar in Zentral- und Südamerika herumzureisen. Davor oder eher danach würde ich gerne in der USA arbeiten.
Generell infrage kämen für mich auch Australien, Neuseeland, vielleicht auch Japan oder Südkorea.

Deutsch ist meine Muttersprache, ich spreche Englisch gut genug dass ich mir momentan nur noch Gedanken mache wie ich den Deutschen (Schweizer) Akzent noch weiter wegbringe. Ich kann Bücher in Englisch lesen, problemlos eine Unterhaltung führen.
Wenn jemand Französisch spricht verstehe ich etwa 40%, selber sprechen nur die Basics (un peu ;)), lesen schlecht, schreiben überhaupt nicht.
Ich beabsichtige in Zentralamerika Spanisch zu lernen, wie weit mich das bringen wird weiss ich noch nicht.

Ich wäre vor allem an Startups und kleinen Firmen interessiert, wär wahrscheinlich aber nicht sooo wählerisch was das angeht.

Danke für die Hilfe!
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White Fox

« Antwort #3 am: 09. November 2015, 14:47 »
Okay, das ist schon mal hilfreich!
Grundsätzlich ist es nicht einfach auszuwandern, vor allem nicht in die USA. Dort kommt man mit IT meines Wissens nach nicht so leicht rein, v.a. nicht ohne Uni-Abschluss.
Eine Möglichkeit ist Australien. Wenn du (irgendwo) einen Bachelor in IT erwirbst und dann einen Master in Australien draufsetzt hast du gute Chancen dann dort Permanent Residency zu bekommen. Ein Freund von mir hat genau diesen Weg erfolgreich beschritten und ist mittlerweile sogar australischer Staatsbürger. Das Problem könnten evtl die Kosten des australischen Master's sein (ab ca. 20 000 AUD aufwärts). Wenn du mehr Infos zu Australien und Einwanderung mit einen IT Hintergrund wissen willst würde ich dir raten dich durch die offizielle Website durch zu schauen: www.immi.gov.au

Meines Wissens nach gibt es für Schweizer leider keine Work&Travel Visa, denn damit könntest du in Australien und Kanada bis zu 2 Jahre bleiben. Hast du evtl eine zweite Staatsbürgerschaft? Oder ein Elternteil?

Der einfachste Weg ist in deinem Fall in ein EU-Land. Dort erübrigt sich das Visums-Problem.

Zu deinen Fragen:

Zitat
Ich habe gehört dass in einigen Ländern der Arbeitgeber den Arbeitnehmer "anfordern" muss, "beweisen" muss dass kein Einheimischer diese Arbeit machen kann, damit der Arbeitnehmer überhaupt ein Arbeitsvisum bekommt?

Trifft in vielen Fällen auf die USA und Australien zu und ist mitunter eine ziemliche Hürde.


Zitat
Reise ich zunächst mit einem Touristenvisum in ein Land ein und suche damit einen Job um dann ein Arbeitsvisum zu beantragen sobald der Arbeitgeber mir den Job zusichert oder wie?

Evtl macht die Einwanderungsbehörde Schwierigkeiten. Ich würde von Deutschland aus den Job suchen und zum Vorstellungsgespräch tatsächlich anbieten auf eigene Kosten hinzufliegen (EU/USA) oder Skype vorschlagen (Australien/Neuseeland).


Zitat
Was schreibe ich dann dem zukünftigen Arbeitgeber? "Ich weiss noch nicht mal ob ich überhaupt ein Arbeitsvisum bekomme"?

Nein, ich würde auf jeden Fall im voraus abklären, ob du im jeweiligen Land überhaupt Chancen auf ein Visum hast. Sonst machen Bewerbungen keinen Sinn.


Zitat
Hilft mir der Arbeitgeber beim Visum-Kram?

Lässt sich nicht pauschal beantworten. War bei mir mal so, mal so. In vielen Ländern kann dir der Arbeitgeber überhaupt nicht zu einem Visum verhelfen, das geht dann nur über deine Qualifikationen.


Zitat
Brauche ich eine "Bestätigung" oder sowas vom Arbeitgeber für das Arbeitsvisum?

Kommt auf das Land und das Visum drauf an.
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WcPc

« Antwort #4 am: 09. November 2015, 16:31 »
Kein Glück mit zweiter Staatsbürgerschaft oder Elternteil.

Na prima. Wenigstens habe ich jetzt eine Bestätigung das es wirklich so kompliziert ist wie ich es mir vorgestellt habe. Ich meine, klar, machbar ist es schon aber der ganze Aufwand lohnt sich in meinem Fall wohl einfch nicht. Ich bin zurzeit in Südostasien und hab mir sowas wie "6 Monate in der USA arbeiten bevor es nach Südamerika weitergeht" vorgestellt.

Danke für die Hilfe, aber ich geb jetzt einfach auf :P
Das ist kein Weltuntergang für mich, nur ein "Meh, dann halt nicht". Ist schade, aber OK. Vielleicht komme ich später mal wieder auf das Thema zurück, wenn es mir dann wirklich ernst ist. Das hier war nur mal ein grobes Abtasten wieviel Aufwand das ganze bedeuten würde...

Ich glaub das Wort "Einreisebestimmungen" wurde nur erfunden um mir auf den Sack zu gehen >:(
Das betrifft ja nicht nur die Arbeitswelt... Teilweise macht das Zeug echt keinen Sinn... Und die Schweiz macht das ganze auch nicht gerade einfacher. Aber ich könnte mich jetzt drei A4-Seiten lang darüber aufregen, lassen wir es einfach dabei.
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gismarett

« Antwort #5 am: 09. November 2015, 21:30 »
Ein Freund von mir hatte Abi gemacht und danach ne Ausbildung. Nach ein paar Jahren im Beruf wollte er ins Ausland zum Arbeiten. Da gab es dann wohl auch zu viele Hürden.

Also hatt er sich für ein Studium eingeschrieben und dann über Aisec ein Auslandspraktikum gemacht. Durch den Studentenstatus konnte er dann nahezu überall hin ^^

Ich habe ihn danach (Also nach seinem Praktikum in den USA ca. 1 Jahr) kennengelernt und auch danach war er nochmal über Aisec 2 Monate in SOA um ehrenamtlich zu helfen. Dabei hat er eine Art Arbeit mit Kultur kombiniert und ein haufen Geld gespart. Insbesondere da es oft Stipendien für sowas gibt (DAAD)

Also vllt wäre das Einschreiben in einen Studiengang eine Möglichkeit, sofern du das irgendwie machen kannst. Anmerken muss ich allerdings, dass er deutscher ist.

Übrigens hat er das Studium am Ende sogar erfolgreich abgeschlossen (das war von ihm am Anfang nicht geplant) und arbeitet nun im Ausland - mit allen Vor und Nachteilen :-)
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pad

« Antwort #6 am: 10. November 2015, 00:15 »
Ein allgemeines Wort bezüglich deiner Ausbildung: Der Fähigkeitsausweis als Applikationsentwickler ist sicherlich eine gute Basis, vor allem wenn du noch die Berufsmittelschule abgeschlossen hast. Wenn du international (und auch in der Schweiz) im Bereich Software-Entwicklung an anspruchsvollen Projekten arbeiten und dich weiterentwickeln möchstest, ist der beste Weg dorthin aber ein Hochschulabschluss. Studiengänge im IT-Bereich gibt es viele, auch mit Schwerpunkt Software-Engineering / Entwicklung. Sobald du Student bist, ergeben sich viele Möglichkeiten für Auslandsemester (diese Option wird gerade im technischen Bereich viel zu wenig genutzt in der Schweiz).

"Nur" mit der Berufslehre dürfte es schon deutlich schwieriger werden. Du hast zwar recht, die Schweizer Berufsausbildung weist ein hohes Niveau auf und geniesst international einen guten Ruf - sofern man sie dann kennt (was eher sehr selten der Fall ist). Den Stoff, den du während einem mehrjährigen (Bachelor- oder Master-) Studium im Bereich Software-Entwicklung bearbeitest, geht dennoch weit über das hinaus, was in der Berufslehre / Berufsschule behandelt wird. Mit einem Studium und deiner bereits vorhandenen Praxiserfahrung hast du später sehr gute Chancen.

Natürlich sind Abschlüsse und Zertifikate nicht der einzige Weg. Wenn du eher der "Macher-Typ" bist, selbst wirklich was auf die Beine gestellt hast, kannst du zumindest junge und innovative Unternehmen durch Taten statt Zertifikate überzeugen. Das kann beispielsweise eine selbst entwickelte, gute und innovative App oder Internetplattform sein. Dennoch würde ich das insgesamt als schwieriger beurteilen.

Darum mein Tipp: Wenn es dir ernst ist mit der internationalen Arbeit im SW-Entwicklungsbereich, guck dich nach einem Studium um und informiere dich über Auslandsemester. Die ersten zwei Semester würde ich in der Schweiz verbringen, damit du dich erst mal an den Hochschulalltag gewöhnen kannst. Im Anschluss kann es richtig losgehen.

Zum Englisch: Bedenke, dass fliessendes Konvesationsenglisch nicht automatisch bedeutet, dass du problemlos in einem englischsprachigen Land beruflich zurecht kommst. Ich spreche bespielsweise fliessend und praktisch akzentfrei Englisch und kann mich mündlich sehr gut ausdrücken. Aber eine 50-seitige technische Dokumentation stilsicher auf Englisch verfassen ist eine andere Sache. Wenn es ein internationales Unternehmen mit Mitarbeitern aus aller Welt ist (sprich viele haben Englisch als Zweitsprache), dann dürfen Texte auch mal etwas holprig sein. Bist du aber in einer rein muttersprachlichen Umgebung, sind die Ansprüche u.U. schon etwas höher. Natürlich kenne ich deine Fähigkeiten nicht im Detail und möchte lediglich auf diesen Umstand hinweisen.

Natürlich ist das auch total abhängig vom Beruf. Arbeiten im Hostel, in der Gastronomie oder in der Landschwirtschaft usw. erfordern keine besonderen Sprachkenntnisse. Als SW-Entwickler oder in vielen anderen Bürojobs gilt es aber zum Beispiel, längere Dokumentationen, Protokolle oder Präsentationen in Englisch zu verfassen. Dabei wird erwartet, dass du schriftlich stilsicher bist. Diese Sicherheit gewinnst du, wenn du ein oder zwei Semester in einer englischsprachigen Uni verbringst und dort Arbeiten etc. verfasst.

Wenn du im Moment Fernweh verspürst, dann mache einfach eine kleine oder grössere Reise vor einem allfälligen Studium und versuche, gut zu haushalten und immer möglichst viel Geld zur Seite zu legen. In den Semesterferien ist ebenfalls viel Zeit, sofern du da nicht arbeiten musst, um dein Studium zu finanzieren.

Viel Erfolg!
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WcPc

« Antwort #7 am: 10. November 2015, 04:12 »
Hi

Dake auch für die neuen Antworten :)

Eigentlich ist ein Studium im Moment nicht vorgesehen, aus mehreren Gründen:

  • Es ist teuer. Ich befinde mich momentan auf einer Weltreise, wenn (falls) ich ca. September 2016 zurück in die Schweiz gehe ist mein Kono erstmal leer (bis auf eine Reserve natürlich). Meine Reise zugunsten eines Studiums zu verkürzen kommt nicht in Frage ;) Meine Familie ist nicht reich und wird mir das von daher kaum finanzieren...
  • Ich will mich nicht binden. Hey! Ich habe gerade eine vierjährige Lehre abgeschlossen. Auch wenn ich den Beruf und die Arbeit an sich mochte hasste ich das Gefühl gebunden zu sein. Ich hatte keinerlei Möglichkeit jetzt einfach Reisen zu gehen oder zur Abwechslung mal was anderes zu machen.
  • Ich erfülle die Anforderungen nicht: Um in der Schweiz ein Studium beginnen zu können braucht man eine Berufslehre mit Berusmatura. Die habe ich nicht.
  • Ich bin nicht interessiert. Wie gesagt: Die Arbeit hat mir gefallen. Die begleitende Schule war aber grösstenteils Theorie, wofür ich mich nicht gross interessierte, bzw. mich immer noch nicht interessiere.
  • Das ist nicht mein Ziel. Ich will Programmieren, nicht führen. Wenn ich ein Studium angehen würde wäre das wahrscheinlich "Informatiker" oder "Wirtschaftsinformatiker". Beides führt schlussendlich zu leitenden Positionen. Das will ich aber nicht. Ich will mich auf einem Gebiet (wahrscheinlich Webdesign) spezialisieren und programmieren, nicht leiten.

Ich weiss nicht wie das bei anderen Berufen ist, aber in der IT gibt es nicht nur die IT: Da gibt es mal den unterschied zwischen Systemtechnik und Applikationsentwicklung, dann gibt es zig Untergebiete von beiden: Webdesign, Webdevelopment, Dektop-Entwickler, IT-Sicherheit, Kryptografie, Testing, Nezwerkbasiertes Programmieren, ERP, Datenbank-Management und so weiter. Und dann gibt es noch zig Programmiersprachen. In der Berufsschule wo ich war haben wir einfach die Basics von allem angeschaut. Ich interessiere mich aber nicht wirklich z.B. für Kryptografie. Ich glaube wenn ich studieren gehe geht es genau so weiter: 80% des Stoffs gehört zwar zum Bereich "IT", interessiert mich aber nicht wirklich.

Und einen Studiengang anzugehen der mich zu 80% nicht interessiert hört sich nicht gerade verheissungsvoll an...

Habt ihr schon mal ein Kind gehört sagen "Aber all das Zeug, das ich in der Schule lerne werde ich nie wieder brauchen!"
Tja, das bin ich. Und leider habe ich Recht behalten: Das meiste, was ich in der Berufsschule lernen musste brauchte ich im Betrieb kein einziges Mal. Mit dem Studium wär das ähnlich, denke ich.

Vielleicht mache ich mich früher oder später Selbstständig und versuche mir das Reisen von unterwegs zu finanzieren, das ist aber wieder ein anderes Kapitel.
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