Thema: Umweltbelastung durch Tourismus: wie geht Ihr damit um?  (Gelesen 32645 mal)

Wolfskin

« Antwort #45 am: 24. Oktober 2018, 10:13 »
Was weiter entfernte Auslandsreisen betrifft, sehe ich das größte Problem darin, dass sich bislang anscheinend immer noch kein echtes länderübergreifendes Ticketsystem etabliert hat. Ein Fahrscheinkauf nach London oder Madrid ist immer noch etwas kompliziert und auch nicht ganz preiswert. Ein Freund von mir hat erst vor wenigen Wochen eine Bahnfahrt nach Manchester gemacht, und es war wohl relativ aufwändig gewesen, die passenden Tickets mit bezahlbaren Tarifen zu bekommen.
Bin begeisterter Bahnfahrer und bin schon kreuz und quer durch Europa gefahren. So auch bis Narvik, Palermo, Danzig, ...
Und heuer waren wir mit der Bahn durch Schottland unterwegs. Da gab es sogar sehr günstige Spartickets, die man aber am besten 1-2 Monate im Voraus online bucht. Interrail ist auch eine Option. Gibt es inzwischen für alle Altersgruppen.
Aber auch in anderen Ländern wie mit dem Canadian von Edmonton nach Vancouver. Kann man auch online buchen und gibt auch da günstige Tickets. Hatte bisher noch kein echtes Problem mit länderübergreifenden Tickets. Wenn es nicht die lokalen Bahngesellschaften schaffen, dann gibt es immer noch Provider die das anbieten. Solche Fälle gibt es tatsächlich, zb wenn man mit der Bahn von Belfast nach Dublin fahren möchte. :)
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Yoss

« Antwort #46 am: 24. Oktober 2018, 12:13 »
Um mal meine 5 Pfennig beizutragen:

Vielen Dank für die tollen 5 Pfennig, Claudia! Ich bin wirklich sehr froh, diese kritischen und so wahren Worte in einem Reiseforum zu lesen, und hoffe sehr, dass sich das viele zu Herzen nehmen. Ich habe meine Flugreisen privat wie dienstlich inzwischen komplett eingestellt - auch in einem eingeschränkten Aktionsradius lässt sich so viel Schönes erleben.
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echidna

« Antwort #47 am: 24. Oktober 2018, 12:20 »
auch in einem eingeschränkten Aktionsradius lässt sich so viel Schönes erleben.

Wobei es auf Reisen andererseits nicht immer nur um das relativ einfach zu erreichende Ziel geht, "etwas Schönes zu erleben". Etwas Schönes kann ich auch in Oberbayern erleben, wo ich wohne. Aber es gibt beispielsweise auch andere Gründe und Motivationen, um auf Reisen zu gehen: andere Länder, Kulturen, Landschaftsformen, Naturräume etc. kennenlernen, in eine andere Sprache eintauchen, etc. Und wenn man sich beispielsweise für die Anden als Natur- und Kulturraum und geografische Besonderheit interessiert, werde ich das in meiner Heimat nur unzureichend erleben können, auch wenn vordergründig die Alpen an der einen oder anderen Stelle ähnlich aussehen.

Wobei ich durchaus soweit möglich wie erwähnt die Option "Bahnfahren" bevorzuge und auch häufig im Raum Europa verreise, kommen halt doch immer mal wieder Flugreisen vor.
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Chri

« Antwort #48 am: 24. Oktober 2018, 12:48 »
Etwas ab vom Thema, selbst am Strand liegen kann schon die Umwelt belasten:
https://www.woz.ch/-907f
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echidna

« Antwort #49 am: 24. Oktober 2018, 12:56 »
Man könnte die Frage stellen, ob nicht letztlich jede Art von Tourismus umweltbelastend ist, auch der Urlaub zuhause bzw. in der eigenen Region. Denn man stelle sich vor, alle Deutschen würden nur noch die deutschen Feriengebiete stürmen: dann würde es am Alpenrand, im Schwarzwald, an der Ostsee und auf Sylt bald ziemlich voll werden. Wegfallen würde natürlich der Energieverbrauch und die Umweltbelastung der Langstreckenanreisen.

Aber bei genauer Betrachtung müsste man vielleicht überlegen, wie die Zukunft des Urlaubs generell aussehen könnte, wenn wir immer mehr Menschen werden...
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Yoss

« Antwort #50 am: 24. Oktober 2018, 13:44 »
auch in einem eingeschränkten Aktionsradius lässt sich so viel Schönes erleben.

Wobei es auf Reisen andererseits nicht immer nur um das relativ einfach zu erreichende Ziel geht, "etwas Schönes zu erleben". Etwas Schönes kann ich auch in Oberbayern erleben, wo ich wohne. Aber es gibt beispielsweise auch andere Gründe und Motivationen, um auf Reisen zu gehen: andere Länder, Kulturen, Landschaftsformen, Naturräume etc. kennenlernen, in eine andere Sprache eintauchen, etc. Und wenn man sich beispielsweise für die Anden als Natur- und Kulturraum und geografische Besonderheit interessiert, werde ich das in meiner Heimat nur unzureichend erleben können, auch wenn vordergründig die Alpen an der einen oder anderen Stelle ähnlich aussehen.

Du hast natürlich Recht, es kann ganz unterschiedliche Gründe für Reisen geben, und sicherlich ist nicht alles davon in Europa umsetzbar. Das habe ich vielleicht zu platt ausgedrückt. Doch so nachvollziehbar deine genannten Motivationen sind - ich denke, man darf, nein, sollte sich die Frage stellen, ob man sich all diese Wünsche wirklich erfüllen muss. Und bei dieser Frage nicht an die eigenen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten denken, die ja oftmals über Reisen entscheiden, sondern an das große Ganze. Dass ich auch zu Hause meinen Fußabdruck hinterlasse, will ich überhaupt nicht in Abrede stellen, doch die Belastung durch Flugreisen ist eben doch noch mal eine andere - und, wie ich denke, mit am leichtesten zu vermeiden.

Da greift halt der unpopuläre Gedanke des Verzichts. Ohne den geht es nicht, und deswegen hat mich dieser Satz hier so erfreut:

Ich finde, wir haben einfach kein Anrecht darauf, mal eben für ein WE nach Barcelona oder London oder zum Christmas Shopping nach New York zu fliegen. Und auch den zweiwöchigen Urlaub in Thailand finde ich reflexionsbedürftig: Gibt meine CO2-Bilanz das her?
Ganz klar: Ich finde ebenfalls, dass wir darauf kein Anrecht haben.

Aber bei genauer Betrachtung müsste man vielleicht überlegen, wie die Zukunft des Urlaubs generell aussehen könnte, wenn wir immer mehr Menschen werden...
Das ist in der Tat eine spannende Frage. Zumal die Menschen eben nicht nur immer mehr werden, sondern immer mehr auch über zunehmende Möglichkeiten verfügen. Und Nachholbedarf haben, was Reisen angeht.
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echidna

« Antwort #51 am: 24. Oktober 2018, 14:09 »
Das ist in der Tat eine spannende Frage. Zumal die Menschen eben nicht nur immer mehr werden, sondern immer mehr auch über zunehmende Möglichkeiten verfügen. Und Nachholbedarf haben, was Reisen angeht.
Es gibt ja auch die Ansicht, dass es generell am besten wäre, möglichst viele Urlauber an wenigen Orten zusammenzubringen, damit sie dann anderswo weniger stören. Diese Orte wären dann quasi extra dafür gemacht, um große Urlaubermengen unterzubringen (wie z.B. Center Parcs, Vergnügungsparks, große Bade- und Freizeit-Ressorts,...). Wenn diese Urlaubsorte dann in relativer Nähe zu den Wohnorten der Urlauber liegen würden, dann würde auch wenig Reiseverkehr generiert werden.

Die Frage wäre halt: würden wir so eine Art von Urlaub wollen? Wäre das eine wünschenswerte Perspektive auf zukünftige Ferienwelten?

Oder man bringt die Masse der Menschen dazu, im Urlaub nicht mehr reisen zu wollen bzw. zu können. Wenn Reisen keinen Prestigegewinn mehr bringt, bleiben vielleicht viele Menschen in Zukunft zuhause und bestellen stattdessen ihren Garten oder sitzen auf dem Balkon? Ich befürchte fast, dass nur eine weitgehende Urlaubs-Enthaltsamkeit großer Teile der Bevölkerung wirklich Entspannung bringen könnte, denn auch wenn beispielsweise alle Süddeutschen nur noch in die Alpen oder an nahegelegene Baggerseen fahren würden, dann wäre es dort auch nicht mehr lang idyllisch ruhig, und es käme zu Umweltschäden und einem Bauboom.
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Moehli

« Antwort #52 am: 31. Oktober 2018, 15:00 »
Um mal meine 5 Pfennig beizutragen:
...
Das wird wahrscheinlich in diesem Forum (das ich über die Maßen schätze) nicht gut ankommen, aber ich finde, gerade wir Reisebegeisterte muten dem Planeten und den Menschen, die schon heute unter dem Klimawandel leiden, mit unserem Lebensstil viel zu viel zu.

Vielen Dank für den super Beitrag!
Ich finde es toll, dass du konsequent bist, denn das sind leider die wenigsten, und ganz besonders in einem Reiseforum nicht. Ich finde es in diesem Thread zum Teil sehr schade wie kurzsichtig manche Dinge gesehen werden, ganz im Sinne von "Umweltschutz, ja, super Sache..., aber wenn es mich in irgendeiner Weise einschränkt, dann doch lieber nicht..."
Daher: Toller Beitrag von dir, da kann sich jeder, auch ich, eine Scheibe davon abschneiden!

echidna

« Antwort #53 am: 31. Oktober 2018, 15:30 »
Ich finde es toll, dass du konsequent bist, denn das sind leider die wenigsten, und ganz besonders in einem Reiseforum nicht.
Vielleicht magst du mal schreiben, welche Art von konsequentem Verhalten du von den Usern eines Reiseforums fordern würdest?

Tipps wie "auf die Bahn umsteigen" funktionieren derzeit nur dann, wenn sie nur von vergleichsweise wenigen zusätzlichen Reisenden beherzigt werden, denn die meisten Bahnstrecken sind jetzt schon sehr gut ausgelastet. Würde wirklich die Mehrzahl der Reisenden in Europa die Bahn benutzen, auch für Reisen nach Spanien, Großbritannien, Skandinavien etc, dann würden die Kapazitätsgrenzen rasch erreicht sein. Als Folge wäre es wohl nötig, diese Verbindungen massiv auszubauen: neue Strecken, Mehrgleisigkeit, Schnellstrecken, umsteigefreie Verbindungen, mehr und längere Züge. Das dürfte einige Jahre dauern und wird wohl auch nicht ohne Eingriffe in Natur und Umwelt möglich sein.
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Moehli

« Antwort #54 am: 31. Oktober 2018, 15:42 »
Naja, wirklich konsequent wäre es, zu Fuß oder mit dem Rad zu reisen.

Und natürlich weniger zu reisen: Wochenendtrips mit dem Flugzeug müssen wirklich nicht sein. Man könnte zum Beispiel statt einer 3-tägigen Dublinreise einfach seinen dreiwöchigen Jahresurlaub in Irland verbringen.
 
Es gibt meistens auch spannende Ziele in der näheren Umgebung, die man noch nie besucht hat.

Konsequent kann auch aber sein, dass man zumindest über Atmosfair seine Flugmeilen ausgleicht.

Deine beschriebenen Veränderungen bzgl. Bahnreisen sind aber vermutlich dennoch weniger umweltbelastend als tausende Kurzstreckenflüge, die täglich durch Europa kreuzen.

echidna

« Antwort #55 am: 31. Oktober 2018, 16:05 »
Es gibt meistens auch spannende Ziele in der näheren Umgebung, die man noch nie besucht hat.
Naja, wer ist "man"?

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich meine nähere und mittel- bis weitnahe Umgebung seit Jahren ziemlich gründlich besucht habe, und dabei fast immer mit dem Zug fahre. Mein Interesse beginnt bei den Städten und Landschaften knapp ausserhalb von München und reicht über die Sehenswürdigkeiten Bayerns und des angrenzenden Österreich und Baden-Württemberg bis nach Thüringen, Sachsen, Hessen und so weiter. Somit denke ich, dass ich deinen Anforderungen diesbezüglich schon ganz gut genüge. Dreitägige Irland-Trips mit dem Flugzeug habe ich nie gemacht. Es ist also nicht so, dass dieses Forum voller "Sinnlos-übers-Wochenende-um-die-Welt-Flieger" ist.

Bei meinen vielen Bahnfahrten mache ich aber eine immer wiederkehrende Beobachtung: die Züge sind voll, zeitweise überfüllt.
Die erwähnte Bahn-Infrastruktur muss daher erst weiter ausgebaut werden, denn im derzeitigen Zustand könnte insbesondere der internationale Bahnverkehr keine großen Nachfragesteigerungen verkraften. Es spricht sicher nichts dagegen, das zügig anzugehen, aber dazu müssen wahrscheinlich z.T. erst Kooperationen zwischen den beteiligten Ländern geschaffen werden, um Züge zukünftig auch häufiger grenzüberschreitend durchbinden zu können.

Generell befürchte ich allerdings, dass man den durch Tourismus entstehenden Schäden nur mit umfassendem Reiseverzicht entgegenwirken könnte. Wobei wie erwähnt die Menschen vermutlich im Urlaub auch dann nicht in ihrer Wohnung bleiben würden, sondern in großer Anzahl in die nähere Umgebung aufbrechen würden. Auch das würde nicht ohne Umweltschäden bleiben. Die Alpen zum Beispiel ächzen jetzt schon unter der touristischen Belastung und den immer weiter um sich greifenden Ausbauten von Straßen, Wanderwegen, Seilbahnen etc. Auf einigen beliebten Bergwanderwegen und Gipfeln drängeln sich die Leute jetzt schon fast wie in einer Fußgängerzone.
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Wolfskin

« Antwort #57 am: 19. November 2018, 10:40 »
Eine aktuelle Entwicklung in Schweden:

https://www.klimareporter.de/verkehr/auf-der-schiene-oder-gar-nicht?fbclid=IwAR3unOztsUa1_gjnh39zolf1v-lNdc5kYdgZnNBSQZpMd-oO7RtkkJ4YdgE

Nicht nur in Schweden!  Die Schweiz und Österreich liegen bei den gefahrenen Bahnkilometern auf den ersten 2 Plätzen.
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echidna

« Antwort #58 am: 19. November 2018, 12:15 »
Die Schweiz und Österreich liegen bei den gefahrenen Bahnkilometern auf den ersten 2 Plätzen.
Wobei es leider ausgerechnet in Österreich anscheinend Tendenzen gibt, kleinere Bahnstrecken stillzulegen. Ich denke da nur an die sogenannte Donauuferbahn, die in die berühmte und touristisch interessante Wachau führt. Sie ist größtenteils stillgelegt worden und wird nur noch auf einem Teilstück im Sommer von einigen wenigen Touristenzügen befahren. Somit werden Touristen fast gezwungen, mit dem Auto dorthin zu fahren.
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Wolfskin

« Antwort #59 am: 19. November 2018, 14:41 »
Die Schweiz und Österreich liegen bei den gefahrenen Bahnkilometern auf den ersten 2 Plätzen.
Wobei es leider ausgerechnet in Österreich anscheinend Tendenzen gibt, kleinere Bahnstrecken stillzulegen. Ich denke da nur an die sogenannte Donauuferbahn, die in die berühmte und touristisch interessante Wachau führt. Sie ist größtenteils stillgelegt worden und wird nur noch auf einem Teilstück im Sommer von einigen wenigen Touristenzügen befahren. Somit werden Touristen fast gezwungen, mit dem Auto dorthin zu fahren.
Sicher werden auch bei uns einige für den Pendlerverkehr unrentable und renovierungsbedürftige Bahnen eingestellt.
Aber viele Nebenbahnen werden auch erneuert und revitalisiert.
So wird beispielsweise derzeit die Semmeringbahn (Weltkulturerbe) völlig renoviert, obwohl bereits am Semmering Basis Tunnel gebaut wird, der eine andere Strecke fährt.

Die Donauuferbahn wird in der Saison noch für Touristenausflüge genützt und nein, mann muss deshalb nicht mit dem Auto die Wachau belagern, denn man kann sehr bequem mit umweltfreundlichen Öffi-Bussen von Ort zu Ort fahren. Ausgangspunkt ist Krems und Krems kann man wiederum per Bahn von Wien und St. Pölten erreichen.
Man muss einfach nur wollen, dann geht sehr vieles!
Wir fahren öfters von Wien mit der Bahn nach Krems, dann wandern wird durch die Weingärten nach Dürnstein und mit dem Bus retour nach Krems. Alternativ auch mit dem Schiff.
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