Wenn man Leute fragt, welche Vorstellung sie mit Südamerika verbinden, sind die Antworten vielfältig: Amazonas, Indigene Kulturen, Karneval, Feuerland... Schon etwas seltener hört man: Fjorde, Wüsten, Pinguine und Weinberge. Der Kontinent ist so riesig, und die geografischen, klimatischen und kulturellen Unterschiede so groß, dass man sich die Regionen schon einzeln vornehmen sollte.
Obwohl die Inka nur rund hundert Jahre herrschten, und es schon lange vor ihnen weit entwickelte Völker in der Region gab, kann man doch sagen, dass ihr Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung die Gebiete praktisch aller Hochkulturen umfasste, die es bis dahin in Südamerika gegeben hatte. Und deren Reste sind keineswegs weniger interessant als die Hinterlassenschaften der Inka. Das Gebiet erstreckt sich an der Westküste des Kontinents von Ecuador über Peru bis Bolivien, Ausläufer finden sich auch noch im nördlichen Chile/Argentinien und im südlichen Kolumbien. Der Naturraum ist geprägt durch die grandiose Andenkette, die Hochebene des Altiplano mit dem Titicacasee und dem Salar de Uyuni sowie die extrem trockene Küstenwüste mit dem kalten Humboldtstrom. Wer hier zum Baden hinfährt, ist schlecht informiert. Dafür dürfte das Herz jedes Bergfans oder Kulturintessierten hüher schlagen. Alle drei Länder reichen im Osten bis weit ins das Amazonasbecken hinein, so dass man dort auch Touren in den Regenwald unternehmen kann.
Die Menschen sind zu einem guten Teil Nachfahren der Ureinwohner und sprechen als Muttersprache Quechua oder Aymara. Besonders im Hochland sind die Traditionen noch lebendig, während es in den Metropolen an der Küste eher modern zugeht. Die größte davon, Lima, ist eine der am meisten unterschätzen Städte des Kontinents: es gibt viel zu sehen und tun, und die Sicherheitslage ist lange nicht mehr so prekär wie noch zu Zeiten des Leuchtenden Pfades.
Auch wenn sie ganz sicher nicht in den Anden liegen, sollen an dieser Stelle noch die zu Ecuador gehörenden Galapagos-Inseln nicht fehlen. Eine Flugstunde von der ecuadorianischen Küste gelegen, sind sie ein Tierparadies, das weltweit seinesgleichen sucht.
In Patagonien finden sich wilde, unberührte Landschaften und ein teilweise recht rauhes Klima, das eher mit Skandinavien oder Neuseeland vergleichbar ist als mit den Tropen. Einige der schönsten Nationalparks der Welt liegen hier, z.B. Torres del Paine in Chile oder Los Glaciares und Tierra del Fuego in Argentinien. Chile und Argentinien sind ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger, aber auch Tierliebhaber kommen auf ihre Kosten: Pinguine, Wale, Seelöwen, Nandus und Guanacos können regelmäßig beobachtet werden. Wer etwas weiter nördlich bleibt, kann es sich im chilenischen Seengebiet oder in den Weinanbaugebieten im chilenischen Valle Central oder um Mendoza (Argentinien) gut gehen lassen (und zum Rotwein die weltbesten Steaks essen). Eine echte Weltstadt findet sich mit Buenos Aires auch in der Region.
Die Gegend war lange nur spärlich besiedelt und wurde auch von den Spaniern weitgehend vernachlässigt, so dass hier viel Lebensraum war für die im 19. Jahrhundert aus Europa eingewanderten Siedler, darunter viele Italiener (in Argentinien) und Deutsche (in Chile). Hier leben heute fast ausschließlich Weiße, die indianische Urbevölkerung ist praktisch ausgerottet. Die Länder im Süden haben (zusammen mit Brasilien) die beste Infrastruktur des Kontinents.
Zwei Highlights der besonderen Art sind die Osterinsel, die zu Chile gehört und auf der auf dem Weg zwischen Santiago und Tahiti ein Stopp eingelegt werden kann, sowie die Iguazú-Fälle, die von Argentinien oder Brasilien aus besichtigt werden können und die Niagara-Fälle ein wenig alt aussehen lassen.
Im Einzugsgebiet des Amazonas und seiner Zuflüsse liegt das größte Regenwaldgebiet der Welt. Der Name beschreibt sehr treffend, was es dort vorwiegend zu sehen gibt, nämlich Regen und Pflanzen. Zwar gibt es auch Unmengen von Tieren, die meisten kann man aber als Tourist nur mit Glück und Geduld beobachten. Eine Bootsfahrt auf einem der Flüsse, vielleicht sogar bis zur Amazonasmündung, ist aber auf jeden Fall ein Erlebnis. Die Oberläufe des Amazonas-Flußsystems lassen sich am besten von Peru, Ecuador oder Bolivien aus besuchen. Hier leben auch noch eine Reihe von Indianerstämmen, die sich mehr oder weniger erfolgreich gegen die Ausbeutung ihres Lebensraumes zur Wehr setzen. Für Tierbeobachtungen fährt man am besten in die Sumpfgebiete der Pampa, besonders das brasilianische Pantanal oder die Gegend um Rurrenabaque im nördlichen Bolivien. Hier ist vom Faultier bis zur Anakonda alles geboten was kreucht und fleucht.
Brasilien ist das Land der Lebensfreude. Den Karneval kennt jeder, aber auch sonst sind die Brasilianer eines der freundlichsten und vergnügtesten Völker, die man sich vorstellen kann. Einen Grund zum Feiern gibt es immer. Entlang der Küste liegen einige der faszinierendsten Städte des Kontinents, allen voran Rio de Janeiro und Salvador de Bahia. Und wenn man nach einem Fußballspiel am Strand bei einer Caipirinha den schönen Menschen zuschauen kann, dann will man gar nicht wieder weg.
Die karibischen Länder Südamerikas stehen in der Wahrnehmung der meisten Langzeitreisenden nicht an oberster Stelle. Die Guyanas haben kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten, Kolumbien gilt vielen als zu unsicher, und Venezuela ist durch das Amazonasgebiet und Kolumbien vom Überlandtransport etwas abgeschnitten. Für die wenigen, die sich trauen, ist aber gerade Kolumbien oft das Traumland, denn es verbindet in einzigartiger Weise verschiedenste Landschaftsformen, Lebensstile und Kulturen, ohne von Touristen überlaufen zu sein.
Zu den Highlights dieser Region gehören die Festungsstadt Cartagena, die höchsten Wasserfälle der Welt (Salto Angel in Venezuela), die Ciudad Perdida und die Traumstrände an der Karibikküste.
Abgesehen vom Süden des Kontinents, wo die beste Reisezeit der dortige Sommer ist, hängen die Temperaturen weniger von der Jahreszeit ab als von der Höhe über dem Meeresspiegel. Man sollte seine Besuchszeit im wesentlichen nach den Trockenperioden richten. Das Andenhochland in Ecuador, Peru und Bolivien kann am besten von Mai bis Oktober bereist werden, während die Westküste in der Zeit von November bis März am angenehmsten ist. Die Karibikküste hat eine Trockenzeit etwa von Dezember bis April. Brasilien kann ganzjährig bereist werden, wobei es im dortigen Winter im Süden kühl werden kann.
Grobe Abschätzung pro Person (Ansprüche und Reisestil variieren):
In der gesamten Region wird Spanisch gesprochen, mit Ausnahme von Brasilien (Portugiesisch) und den Guyanas (Englisch/Niederländisch/Französisch). Für Reisende ist es unabdingbar, wenigstens ein paar Brocken Spanisch zu lernen (am besten in einer Sprachschule vor Ort), Fremdsprachenkenntnisse können bei den Einheimischen nicht erwartet werden (bzw. bei der indianischen Bevölkerung ist die Fremdsprache Spanisch). Die Mühe lohnt sich, besonders wenn anschließend nach Zentralamerika weiter gereist werden soll. Die Sprache gilt als eine der leichteren, man kann in wenigen Wochen sehr weit kommen.
Abgesehen vom Amazonasbecken, wo oft das Boot das einzige Verkehrsmittel ist, fährt man in Südamerika am besten mit dem Bus oder fliegt auf langen Inlandsstrecken. Die Hauptverkehrsadern des Kontinents verlaufen entlang der Küsten. Im Westen ist es die Panamericana von Puerto Montt im Süden Chiles bis nach Bogota in Kolumbien. Ein Abstecher führt weiter in Richtung Osten bis Französisch Guiana. An der Atlantikküste verlaufen gute Straßenverbindungen von Belem im Amazonasdelta bis nach Feuerland. Reisen in Ost-West-Richtung sind meistens etwas umständlicher, besonders wenn die Andenkette überquert werden muss. Busse sind von unterschiedlicher Qualität und reichen von schrottreifen, ausrangierten US-Schulbussen bis zu fahrenden Palästen mit richtigen Betten und Bordservice. Als Faustregel kann man sagen, dass auf den guten Hauptstraßen mindestens ein Luxusbus verkehrt, während auf den "Killer-Strecken" nur altes Material zum Einsatz kommt.
Wenn man weniger Zeit hat, ist aufgrund der riesigen Distanzen (alleine Chile ist in Nord-Süd-Richtung etwa 4200km lang) der eine oder andere Inlandsflug empfehlenswert. Internationale Flüge sind relativ teuer und werden dadurch erschwert, dass es nicht üblich ist, nur einen Hinflug zu verkaufen.
Vollkommen unproblematisch. Als Deutscher, österreicher oder Schweizer kann man in allen Ländern ohne Visum einreisen bzw. es wird bei der Einreise eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt (meistens für 90 Tage).