Thema: Rückkehr schwerer als gedacht  (Gelesen 5963 mal)

Rapunzel

« am: 11. Januar 2013, 22:08 »
Hallo!
Nach vier Monaten Reise bin ich Mitte Dezember wieder in Deutschland eingetroffen. Auf vieles hatte ich mich gefreut: Meine Familie, meine Freunde, mein Fahrrad...
Und jetzt merke ich, dass ich nicht viel davon genießen kann. Die Sehnsucht, gleich wieder wegzufliegen, ist einfach zu groß. Dazu kommt, dass ich im Moment arbeitslos bin; die Stelle bei der ich anfange zu arbeiten, wird erst in ein paar Monaten frei und solange muss ich warten.
Mir ist bewusst, in was für einer glücklichen Lage ich bin, die Reise gemacht haben zu können, aber gerade geht es mir trotzdem nicht besonders toll. Ich weiß kaum, wie ich die ganzen Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse verarbeiten soll.
Ich will nicht den ganzen Tag vor den Fotos versumpfen (auch aus Angst vor zu viel Fernweh habe ich sie mir noch nicht ein einziges Mal komplett angeschaut). Die Fragen der Anderen zur Reise waren am Anfang kaum zu beantworten, weil ich im Kopf noch gar nicht wieder hier war (wie soll man keine Woche nach der Landung sagen, was das "wichtigste Ereignis" war???), inzwischen fragt kaum noch jemand und wenn, kommen mir die Fragen immer oberflächlich und unwichtig vor, die wirklichen Eindrücke kann ich kaum in Worte fassen.
Wie kommt ihr damit klar, ein solch einmaliges Erlebnis enden zu lassen? Weiterreisen (meine erste Idee) kommt nicht in Betracht, ich freue mich wirklich auf die Stelle im Frühjahr und habe jahrelang hart dafür gearbeitet und bis dahin Reisen geht auch nicht, das Geld ist komplett und restlos aufgebraucht.
Das klingt jetzt arg wehleidig, was ich eigentlich nicht bin. Aber dieses Verlorenheitsgefühl werd ich grad einfach nicht los. Bin für alle Bewältigungsideen dankbar!
LG aus dem Land ohne Sonne (die habe ich noch nicht einmal gesehen, seit ich wieder da bin!)
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der_dicke82

« Antwort #1 am: 11. Januar 2013, 22:37 »
bis dahin Reisen geht auch nicht, das Geld ist komplett und restlos aufgebraucht.

Geht nicht gibt es nicht :-P lass dir doch mal was einfallen um deinen wünschen nach MEHR nachzukommen :-) es sind einige ganz ohne Geld um die Welt gekommen!
Wenn du nach etwas suchst, dann musst du dich auf den Weg machen, anders wird dein Problem nicht zu lösen sein :-/

Ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst, aber niemand kann das ändern außer du selbst! fang wieder an Pläne zu schmieden, oder geh gleich los, wie auch immer es dir Gefällt! Die Freiheit die dir fehlt kannst nur du selbst dir wiederbeschaffen ;-)

Gutes Gelingen!

Gruß, Stefan
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Rapunzel

« Antwort #2 am: 11. Januar 2013, 23:07 »
Die Freiheit die dir fehlt kannst nur du selbst dir wiederbeschaffen ;-)

Ja, da hast Du absolut recht, aber ich will diese Freiheit ja gerne hier wieder haben. Reisen werde ich mein Leben lang immer wieder, aber die letzte Reise war einmalig.
Mein Kopf weiß das auch und freut sich auf den Beginn des Arbeitslebens, nur der Rest von mir ist immer noch unterwegs - mein Problem ist nicht in erster Linie das Fernweh, sondern das Ankommen hier und zurückschalten aus dem "Reisemodus".
Verstehst Du was ich meine?
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Vombatus

« Antwort #3 am: 11. Januar 2013, 23:07 »
Ja, du bist nicht alleine :) Vielleicht findest du einige Ratschläge und Seelenverwandtes ... ?

http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=1939.0
http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=6071.0
http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=5641.0
http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=5713.0
http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=6468.0

Am besten bewusst positiv denken, dein hier und jetzt genießen und dann trotzdem noch hier und dann in deinen Reiseerlebnissen schwelgen. Das beste kommt noch, die Zukunft.
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White Fox

« Antwort #4 am: 11. Januar 2013, 23:29 »
Mein Tipp ist da immer der selbe: Auswandern, dort die Umgebung (= umliegende Laender) erkunden und nach einigen Jahren wieder das Land wechseln. So verbindet man Arbeiten mit reisen und muss nicht ins triste Deutschland zurueck um wieder an Geld zu kommen. Vielleicht kannst du das auch machen, so bald du wieder etwas an Ruecklagen hast?
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knuffels

« Antwort #5 am: 11. Januar 2013, 23:54 »
Mein Tipp ist da immer der selbe: Auswandern, ........

Wie Aufenthalts- / Arbeitserlaubnis bekommen ?
Von was leben / Was arbeiten ?
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White Fox

« Antwort #6 am: 12. Januar 2013, 01:52 »
Wie Aufenthalts- / Arbeitserlaubnis bekommen ?

In der EU ist die Arbeitserlaubnis ja kein Problem, in Laendern wie Australien oder Kanada ist es je nach Beruf auch moeglich. Die Sprache sollte man schon sprechen, aber fuer einen Ex-Weltreisenden sollte zumindest Englisch doch gehen.
Ich habe uebrigens meine australische Arbeitserlaubnis ueber meinen Partner bekommen.

Von was leben / Was arbeiten ?

Naja, natuerlich das, was man daheim auch machen wuerde, es sei denn, es ergibt sich was besseres. Ich habe BWL studiert und arbeite nun fuer eine australische Firma in der Beschaffung.

Warum soll es nicht moeglich sein sich im Ausland eine Existenz aufzubauen? Solange man die Sprache spricht und Arbeiten darf ist es doch kein Drama. Und die Krise in Irland, Spanien, GB usw wird auch nicht ewig dauern, dann werden auch diese Laendern wieder attraktiver.
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knuffels

« Antwort #7 am: 12. Januar 2013, 03:43 »
@Cookie:

Ach so.... Du schränkst Dich ein auf die EU oder englischsprachige Länder.
Was ist mit dem größeren (und interessanteren) Teil der Welt, wo nicht Englisch gesprochen wird.

Arbeiten im erlernten oder studierten Beruf ?
Funktioniert das auch in Guatemala, Costa Rica, Ost-Timor, Papua-Neuguinea ?

Vom Einkommen Rücklagen bilden und davon weitere Reisen finanzieren ?
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten in Vietnam, Kambodscha oder Laos ?

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Litti

« Antwort #8 am: 12. Januar 2013, 10:59 »
Natürlich ist auch das möglich... und es gibt immer auch westliche Firmen die in den jeweiligen Ländern für westliche Gehälter Angestellte sitzen haben. Vielleicht ist es nicht einfach so einen Job zu finden und man muss in jedem Fall gezielt danach suchen - wenn man es aber von vornherein für unmöglich erklärt dann findet man so einen Job sicher nicht.

Whatever, die Option ist offenbar eh nur theoretischer Natur, denn Rapunzel hat ja bereits einen Job in Aussicht.
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huskyeye

« Antwort #9 am: 12. Januar 2013, 19:38 »
Hey Rapunzel,

ist doch super, dass du eine Stelle in Aussicht hast, auf die du dich freust. So musst du zumindest keine richtige Zukunftsangst haben.

Vielleicht kannst du in der Zwischenzeit etwas tun, was mit deinem zukünftigen Job zu tun hat und dir ein gutes Gefühl gibt - z.B. irgendeinen Kurs, um bestimmte nötige Kenntnisse zu vertiefen oder aufzufrischen (z.B. bei der Volkshochschule, da gibt es ja, zumindest in größeren Städten, alles von Computerkursen über Rhetorik bis hin zu kreativen Kursen wie Fotografieren etc.).

Als ich letztes Jahr zurück kam von meiner Reise und noch Zeit hatte bis Arbeitsbeginn, habe ich übers Studium Generale einen Spanischkurs gemacht. Einfach so, aus Spaß an der Sache, und um was Neues zu lernen in der freien Zeit.

Mehr Sport treiben als sonst ist auch gut und lenkt vom vielen Nachdenken ab. Ich bin zwar nicht die große Sportlerin, aber ich jogge jetzt und habe damit auch angefangen, als ich von der Reise zurück kam.

Bleibst du in deiner Stadt, oder ziehst du für den neuen Job um? Falls du bleibst, musst du dich wahrscheinlich nicht um Wohnung etc. kümmern. Aber vielleicht hast du trotzdem Lust, etwas in deiner Wohnung zu verändern, umzuräumen, deinen Kleiderschrank auszumisten und zu überlegen, ob du die passenden Job-Klamotten hast... für all sowas hast du jetzt Zeit, wenn du erst mal arbeitest, kannst du dich dann freuen, solche Sachen vorher gemacht zu haben.

Auch gut und mit wenig Geld möglich: All die Freunde innerhalb Deutschlands besuchen, die du schon länger nicht gesehen hast. Also mal ein Wochenendtrip mit einer Übernachtung beim jeweiligen Freund. Sorgt für Abwechslung und wer weiß, wann du das nächste Mal genug Zeit haben wirst...

Grob gefasst würde ich an deiner Stelle überlegen: "Was habe ich immer aufgeschoben, weil ich nicht genug Zeit dafür hatte?" Ich denke, dazu fällt jedem mehr als eine Sache ein, oder? Ok, manchmal auch so banale Sachen wie Fenster putzen oder zur Vorsorge-Untersuchung gehen, also nicht unbedingt was, worauf man soviel Bock hat... aber wenn du dir jetzt für solche Sachen UND für die schönen Unternehmungen richtige Termine setzt, strukturierst du deine viele freie Zeit ganz gut und fühlst dich weniger verloren.

Wenn man nicht arbeitet, ist man ja meist mehr allein als wenn man täglich viele Stunden mit Kollegen verbringt. Mir war das vorher auch nicht so klar, aber wenn alle anderen arbeiten, nur man selbst nicht, fühlt sich das plötzlich gar nicht mehr so nach Freiheit an, wie es während der Reise war. Deshalb glaube ich, eine gewisse selbstgestrickte Struktur kann hilfreich sein.

Auf jeden Fall wünsche ich dir, dass du die Zeit bis zum Arbeitsbeginn so überbrücken kannst, dass du nachher noch Kraft daraus schöpfen kannst.
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White Fox

« Antwort #10 am: 13. Januar 2013, 00:56 »
Ach so.... Du schränkst Dich ein auf die EU oder englischsprachige Länder.
Was ist mit dem größeren (und interessanteren) Teil der Welt, wo nicht Englisch gesprochen wird.

Arbeiten im erlernten oder studierten Beruf ?
Funktioniert das auch in Guatemala, Costa Rica, Ost-Timor, Papua-Neuguinea ?

Vom Einkommen Rücklagen bilden und davon weitere Reisen finanzieren ?
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten in Vietnam, Kambodscha oder Laos ?

Auch fuer Laender wie z.B. Paraguay bekommt man ohne grosse Probleme eine Arbeitserlaubnis. Natuerlich kann man nicht in jedem Land der Welt leben und arbeiten. Das hab ich auch nicht behauptet. Man muss sich eben auf das konzentrieren was realistisch machbar ist. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es allzu viele Leute gibt, die ernsthaft einen Umzug nach Papua-Neuguinea in Erwaegung ziehen  ;)

Ich bin aber trotzdem der Meinung das es Sinn machen kann im Ausland zu leben und zu arbeiten um mehr von der Welt zu sehen. Von Australien aus kann man z.B. schnell und billig nach SOA oder Neuseeland kommen und dort jedes Jahr einige Wochen Urlaub machen. Lebt man einige Jahre spaeter in Kanada/USA, dann ist Zentralamerika nicht weit.
Es ist einfach in manchen Laendern sinnvoller sich dort eine "Basis" aufzubauen als in anderen. Deswegen verdiene ich auch mein Geld fuer weitere Reisen in SOA lieber in Australien als in Vietnam  ;)
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melle

« Antwort #11 am: 31. Januar 2013, 15:42 »
Also ich die Überschrift "Rückkehr schwerer als gedacht" nur unterschreiben!!
Ich hätte auch nie geglaubt, dass es mich so runterzieht.
Obwohl ich jetzt schon wieder 6 Monate !!!!  von meiner 15 monatigen Weltreise zurück bin, fühl ich mich noch nicht angekommen.
Und dies obwohl ich gleich wieder auf die Beine gefallen bin und ein Job habe (ohne mich beworben zu haben), wieder eine schöne Wohnung und ein günstiges Auto.
ABER ich fühl mich einfach fremd und es fällt mir schwer morgens aufzustehen und mich ins Büro zu quälen.
Und natürlich ist mir auch bewusst, dass ein Großteil der Menschen dennen ich auf meiner Reise begegnet bin, froh wären in meiner Haut zu stecken.
Ist natürlich jammern auf ganz hohem Niveau!! 
Wer kann sich schon eine Weltreise leisten???
Wir sind natürlich in unseren westlichen Welt gesegnet......doch ist der Preis einfach auch hoch den wir zahlen, dass ist mir unterwegs immer wieder bewusst geworden.

Die Leichtigkeit und Lebensfreude die man in so vielen anderen Ländern vorfindet ist bei uns einfach verloren gegangen....

Die Werte hier sind einfach nicht MEINE....war vorher so und jetzt ist es eher schlimmer geworden!

Melle
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Vada

« Antwort #12 am: 31. Januar 2013, 16:03 »
Kannst du denn nicht weniger als 100% arbeiten, z.B. 70%? dAs wäre auch mein Ziel "nachher".
Was machst Du denn in deiner Freizeit?
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farmerjohn1

« Antwort #13 am: 31. Januar 2013, 23:36 »
Wir sind natürlich in unseren westlichen Welt gesegnet......doch ist der Preis einfach auch hoch den wir zahlen, dass ist mir unterwegs immer wieder bewusst geworden:


Da liegt natuerlich der Hase im Pfeffer, vor allem beim hohen Preis.

Leichtigkeit und Lebensfreude ... bei uns verlorengegangen:

Das mit der Leichtigkeit ist glaube ich eine (Touristen-)Illusion. Lebensfreude ja - aber einen hohen Preis bezahlen Andere auch fuer das, was bei ihnen vorteilhaft ist.

[iIch weiß kaum, wie ich die ganzen Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse verarbeiten soll.

Ich will nicht den ganzen Tag vor den Fotos versumpfen (auch aus Angst vor zu viel Fernweh habe ich sie mir noch nicht ein einziges Mal komplett angeschaut). Die Fragen der Anderen zur Reise waren am Anfang kaum zu beantworten, weil ich im Kopf noch gar nicht wieder hier war (wie soll man keine Woche nach der Landung sagen, was das "wichtigste Ereignis" war???), inzwischen fragt kaum noch jemand und wenn, kommen mir die Fragen immer oberflächlich und unwichtig vor, die wirklichen Eindrücke kann ich kaum in Worte fassen
.][/i]
 
Was du jetzt mit deinen Eindruecken anfaengst, musst du halt sehen. Aber der Anwendungsbereich ausserhalb des eigenen Privatvergnuegens ist nicht gross. Besser belaesst du es bei Berichten ueber deine Weltreise bei Fotos und Highlights, denn wirkliche Eindruecke, die ausserhalb der deutschen Staatsgrenzen und nicht im Rahmen eines spruchbandbegleiteten Austauschrogramms stattgefunden haben, fuehren in Deutschland regelmaessig (selbst bei hoch gebildeten und weit gereisten Personen)  keineswegs zu fruchtbaren und bereichernden Auseinandersetzungen, sondern  bestenfalls zu  vom Berichterstatter unbeabsichtgigten politischen Polarisierungen, meist zu schlimmeren Zerwuerfnissen und Streit.
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Yike

« Antwort #14 am: 28. Februar 2013, 16:28 »
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten in Vietnam, Kambodscha oder Laos ?

Ich denke mal, eher bescheiden. Daher solltest du in diesen Ländern auch eher das Leben geniessen.

Als ich vor 20 Jahren das erste Mal in Indien war, habe ich mit Anfang 20 eine Mitvierzigerin getroffen. Sie wurde als Tochter einer Bauernfamilie in Bayern geboren. Mit 14 hatte sie keine Lust mehr Kühe zu melken und ist in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Fenster in die grosse weite Welt geklettert. Seitdem ist sie auf Weltreise. Sie erzählte mir, dass sie in den reichen Ländern jobt und hart spart, um anschliessend wieder in arme Länder zu reisen. Da sie keine Ausbildung, geschweige denn ein Studium hatte, kellnerte sie in Bars oder arbeitete in irgendwelchen Fabriken oder eben doch auf Bauernhöfen. In der Zwischenzeit ist sie sicherlich X-mal um die Welt gekommen.

Es geht alles, wenn man es denn will.  8)

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