Der gereizte Ton in diesem Thread zeigt einmal mehr, wie sehr bei vielen Leuten inzwischen die Nerven blank liegen. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Um so mehr ist es wichtig,
jetzt erst recht achtsam und respektvoll miteinander umzugehen, auch mit Leuten, die eine andere Meinung haben. Leider gibt es nicht den einen richtigen Weg, der alle Probleme löst, und den alle mitgehen wollen. Das klassische Dilemma.
Auf einen Punkt möchte ich eingehen, weil ich selbst auch schon ähnliche Gedanken hatte:
Was mich nervt, ist, dass jetzt in NL ernsthaft über einen Corona-Pass gesprochen wird, mit dem man dann wieder alles darf sobald die Impfung dort registriert ist. Ich seh schon die ganzen 60+er fröhlich in Restaurants, Kinos, auf Reisen etc. während wir Jungen, die die ganze Zeit wegen den Älteren zuhause geblieben sind und alle Einschränkungen auf uns genommen haben, blöd zuhause sitzen. Weil wir bis wer weiß wann auf unsere Impfungen warten müssen. Wenn's wirklich so weit kommen würde, dann wäre bei mir wohl das Fass voll...
Tatsächlich ist Deine Position ziemlich dicht dran an der Empfehlung des Deutschen Ethikrates, der sich kürzlich gegen Sonderrechte für Geimpfte ausgesprochen hat, unter anderem mit der Begründung, dass das von vielen als ungerecht empfunden werden könnte, solange noch nicht alle die Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen. Aber jetzt ist noch eine andere Sichtweise durch meine soziale Blase gewabert, die mich nachdenklich gemacht hat:
Dass ich beim Impfen noch nicht dran bin, ist erst mal ein Fakt, das betrachte ich als gesetzt. Es gibt gute Gründe, die Reihenfolge so festzulegen, wie sie jetzt ist, auch wenn ich in einzelnen Details nicht ganz einverstanden bin. (Das zu diskutieren, würde aber hier zu weit führen.) Die Frage ist: angenommen, es gäbe wirklich Privilegien für Geimpfte, was für objektive Nachteile würde das für mich mit sich bringen, gegenüber der Situation, wo es keine Privilegien gibt? Wahrscheinlich so gut wie gar keine, sondern eher noch Vorteile: Wenn ich dann irgendwann auch mal wieder ohne Gefahr für mich und andere raus kann, dann gibt es vielleicht meine Lieblingsrestaurants, das Programmkino, das kleine Hotel oder die privaten Theater nur deshalb noch,
weil die geimpften Alten dort ihr Geld hin getragen haben. Mir ist nicht damit geholfen, wenn man die jetzigen Grundrechtseinschränkungen so lange aufrecht erhält, bis man sie für alle aufheben kann. Natürlich hat es einen schalen Beigeschmack, zu sehen, wie sich bei anderen wieder Normalität einstellt, während man selbst noch warten muss. Aber ich habe mir vorgenommen, es diesen Leuten (und den Menschen, deren Existenz da dran hängt) einfach mal zu gönnen.