Thema: Reisen in der aktuellen Corona Situation  (Gelesen 14402 mal)

Bruno91

« Antwort #45 am: 21. März 2020, 08:06 »
Unsere Weltreise wäre auch am 16.04. gestartet. Alles war soweit erledigt, Job gekündigt etc.

Habe gestern Abend das Equipment wieder weggepackt und es tat weh.
Wir verschieben es jetzt auf nächstes Jahr April.. Naja was will man machen..
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Surfy

« Antwort #46 am: 21. März 2020, 21:19 »

Mein Beileid an alle die starten wollten - oder schon unterwegs waren!

Auch unter den Selbstfahrern im eigenen Camping-Fahrzeug herrscht eine gewisse Aufruhr - denn in diversen Ländern kann man das Fahrzeug nicht einfach abstellen (Zoll) und ausreisen. Und viele wollen das Fahrzeug auch nicht alleine lassen, kämpfen dann damit dass Campsites niemanden mehr aufnehmen.

Ich hoffe dass auch die Reisenden einen schönen Platz finden, an dem man einige Wochen bleiben kann.

Surfy

Jef Costello

« Antwort #47 am: 21. März 2020, 23:43 »

Mein Beileid an alle die starten wollten - oder schon unterwegs waren!

Auch unter den Selbstfahrern im eigenen Camping-Fahrzeug herrscht eine gewisse Aufruhr - denn in diversen Ländern kann man das Fahrzeug nicht einfach abstellen (Zoll) und ausreisen. Und viele wollen das Fahrzeug auch nicht alleine lassen, kämpfen dann damit dass Campsites niemanden mehr aufnehmen.

Ich hoffe dass auch die Reisenden einen schönen Platz finden, an dem man einige Wochen bleiben kann.

Surfy

Das ist eine schlechte Idee. Wenn Krankenhausbetten knapp werden steht man als Tourist ohne örtliche Krankenversicherung nämlich blöd da. Restriktionen gibt es jede Woche mehr. Aus Wochen können auch Monate werden und dann hat man ein Problem mit der Visasituation. Ohne Sprachkenntnisse hat man in einer Notsituation auch schlechte Karte. Dazu kommt natürlich eine wachsende Touristenfeindlichkeit. Wer jetzt noch im Ausland ist und das zum reinen Vergnügen ohne Aufenthaltsberechtigung, sollte sofort nach Hause reisen!
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amzu

« Antwort #48 am: 22. März 2020, 16:16 »


Hallo Missi

Bei uns sieht es zur Zeit genau gleich aus. So wie es aussieht, starten wir unsere Route per Anfang Mai in Malaysia. Aktuell können wir dort noch einreisen (wir sind Schweizer). Wie das in den nächsten Wochen ändert, ist schwer vorherzusagen. Mit der Arbeitslosigkeit/Obdachlosigkeit sind wir ebenfalls konfrontiert. Es ist aktuell ein starkes Abwägen zwischen Vor- und Nachteilen, wodurch wir nicht auf eine transparente Lösung kommen. Auch wenn die Überbrückung bei Familien und Freunden sicherlich gegeben wäre. Es ist hart zu sehen, seinen Traum (auf unbestimmte Zeit loszuziehen), auf welchen man über Jahre hin gespart hat, so über Bord zu werfen.
Vor zwei Monaten war die Euphorie immens und nun müssen wir wohl oder übel dieses Vorhaben abbrechen.
Zu was habt ihr euch entschieden? Habt ihr euch auf ein neues Datum festgelegt?


Tut mir auch echt leid für eure Situation.  :( Ist einfach echt ne miese Lage...
Wir mussten uns binnen kurzer Zeit entscheiden, da unser Arbeitsverhältnis bereits zum 31.03. enden wird und die Wohnung wenige Tage später ebenso vergeben werden soll. Ich hatte das Gefühl ich bin nicht mehr in der Lage rational zu denken, da ich nicht wahr haben wollte, dass all die Jahrelange Planung wenige Tage vor Abflug binnen kurzer Zeit zu Nichte gemacht wird. Viele Tränen sind geflossen. Selbst jetzt will ich es nicht wahr haben. Wir versuchen nun mit unseren Arbeitgebern zu sprechen und iwie eine Wohnmöglichkeit zu ergattern. Sobald auch in Deutschland die Ausgangssperre da ist, will man ja ein schönes Zuhause haben.
Unabhängig von unserer Entscheidung ist uns aber die Entscheidung schon genommen worden. Nahezu alle Grenzen sind für uns Deutsche kaum passierbar, die Zustände vor Ort sind ebenso wenig erfreulich.
Wir haben gerade Freunde in Peru die nun im Airbnb aufgrund einer Ausgangssperre fest sitzen und viele andere Freunde versuchen nun wieder nach Hause zu kommen.
Ich denke, selbst wenn ihr euch dazu entscheidet zu verreisen ist ungewiss, ob ihr auch sorglos reisen könnt. So haben wir alle uns unsere Reise nicht vorgestellt.
Mich stört natürlich, dass man nicht abschätzen kann wann man wieder an seinem Traum anknüpfen kann. Aber einige Monate wird das mind. benötigen....
Würde mich interessieren wie ihr nun vorgeht.
Wünsche euch viel Kraft und haltet zusammen!

Da hatten wir doch noch ein wenig mehr Zeit.

Unser Arbeitsverhältnis läuft noch bis 30.04. und die Wohnung ist auf dasselbe Datum gekündigt. Wir haben uns nun diese Woche entschieden die Weltreise zu verschieben. Es war keine einfache Entscheidung. Auch wenn wir erst Anfang Mai los würden, sind es doch aktuell zu viele Unsicherheiten. Wir denken auch allerdings, dass man nun dies zu Hause am besten aussitzen kann und muss. Eine Reise jetzt zu starten, wäre einfach unser Erachtens rücksichtslos. Naja, ist nun so. Wir sehen es so an, dass die ganze Planung nicht für nichts war und das wir unseren Traum weiterleben werden. Irgendwann ist auch diese Zeit vorbei.
Um die Arbeitslosigkeit werden wir leider nicht kommen. Die Antwort des Arbeitgebers (Finanzbranche) war ziemlich klar: "Wir sind froh, dass du nicht mehr auf der Lohnliste bist." Nach über 7 Jahren grossem Einsatz für die Firma ein weiterer Stich in den Rücken, da man sich doch ein wenig Menschlichkeit (auch wenn der Entscheid aus ökonomischen Gründen vertretbar ist) erwartet hat. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist das Unternehmen zu verlassen. Dafür hoffen wir nun auf einen freiwilligen Einsatz in einem Krankenhaus in unserer Nähe.
Immerhin können wir unsere Wohnung bis Ende August behalten. Das bedeutet, dass wir nun weitere 4 Monate Zeit haben, um die Situation neu einzuschätzen bzw. an die Hoffnung für einen neuen Start der Weltreise zu glauben. Wir denken auch, dass dies sicher diese paar Monate brauchen wird.

Wie sieht's bei euch aus?

Unsere Weltreise wäre auch am 16.04. gestartet. Alles war soweit erledigt, Job gekündigt etc.

Habe gestern Abend das Equipment wieder weggepackt und es tat weh.
Wir verschieben es jetzt auf nächstes Jahr April.. Naja was will man machen..

Ojee. Auch ihr tut mir richtig leid. War die Schadensbegrenzung (Job, Wohnung etc.) einigermassen in Ordnung?



Ich denke, dass uns nicht viel übrigt bleibt als abzuwarten und die Regeln der Behörden zu befolgen. Wenn ich auslesen könnte, ob es vor der Reise war oder während der Reise würde ich sicherlich unsere persönliche Lage bevorzugen. Möchte in der aktuellen Situation (Abweisung in Hostels; gesperrte Restaurants und Sehenswürdigkeiten; Diskriminierung ggnü. Europäern etc.) nicht in der Haut von den anderen Berichtenden/Reisenden stecken.
Allen gestrandeten Reisenden wünsche ich viel Kraft und Durchhaltewillen.
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Styles78

« Antwort #49 am: 23. März 2020, 00:09 »

Mein Beileid an alle die starten wollten - oder schon unterwegs waren!

Auch unter den Selbstfahrern im eigenen Camping-Fahrzeug herrscht eine gewisse Aufruhr - denn in diversen Ländern kann man das Fahrzeug nicht einfach abstellen (Zoll) und ausreisen. Und viele wollen das Fahrzeug auch nicht alleine lassen, kämpfen dann damit dass Campsites niemanden mehr aufnehmen.

Ich hoffe dass auch die Reisenden einen schönen Platz finden, an dem man einige Wochen bleiben kann.

Surfy

Das ist eine schlechte Idee. Wenn Krankenhausbetten knapp werden steht man als Tourist ohne örtliche Krankenversicherung nämlich blöd da. Restriktionen gibt es jede Woche mehr. Aus Wochen können auch Monate werden und dann hat man ein Problem mit der Visasituation. Ohne Sprachkenntnisse hat man in einer Notsituation auch schlechte Karte. Dazu kommt natürlich eine wachsende Touristenfeindlichkeit. Wer jetzt noch im Ausland ist und das zum reinen Vergnügen ohne Aufenthaltsberechtigung, sollte sofort nach Hause reisen!

Das kann ich von den Kontakten die ich habe und die aktuell in den Philipinen und Thailand sind nicht bestätigen. Touristenfeindlichkeit erlebt man dort nicht...genau das Gegenteil. Das so zu verallgemeinern finde ich äußerst unpassend...
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Knud65

« Antwort #50 am: 23. März 2020, 03:59 »
Hallo aus Siem Reap, Kambodscha,

Ich kann gut verstehen, dass wenn man vor dem Beginn einer längeren Reise steht, diese aktuell nicht antritt und würde genauso handeln. Wünsche allen viel Erfolg die Herausforderungen(Wohnung, Job, etc), die sich daraus ergeben, gut zu meistern.

Auch kann ich die Entscheidung jedes Einzelnen verstehen, der auf einer längeren Reise ist, diese abzubrechen und nach Deutschland zurückzukehren. Hoffe, die Enteuschung ist nicht zu groß darüber und wünsche allen, dass die Zeit kommt die Reise fortzusetzen oder erneut zu starten.

Auch ich bin zur Zeit täglich am überlegen, was soll ich machen, weiterreisen oder zurückkehren. Aktuell lasse ich gerade meine Krankenversicherung für das Ausland von der Allianz prüfen, wie lange ich nach bereits 25 Monaten und noch weiteren fast 2 Jahren den Schutz genieße. Hoffe auf eine schnelle Antwort von STA und/oder der Allianz.

Wenn der Schutz ausläuft habe ich nur noch zwei Möglichkeiten: 1. Ich fahre nach Hause oder 2. Ich finde eine andere Versicherung, die mir den Service anbietet. Hat hier jemand Erfahrung damit bzw. kann mir eine Empfehlung geben? Denn eigentlich möchte ich weiterreisen.

In einem Punkt möchte ich aber eine andere Erfahrung kundtun. Habe den Eindruck, dass mehr und mehr berichtet wird, dass es eine negative Stimmung gegen Ausländer gibt. Dieses kann ich für Vietnam (bis vor einer Woche) und Kambodscha (seit einer Woche) nicht bestätigen. Meine Erfahrungen sind bisher nur positiv mit den Einheimischen, so dass ich Styles78 mit seinen Erfahrungen nur bestätigen kann.
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Svenja

« Antwort #51 am: 23. März 2020, 11:14 »
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Svenja

« Antwort #52 am: 23. März 2020, 11:33 »
Meine Erfahrungen zum Kontakt mit Locals sind sehr gemischt (auch Kambodscha).

Menschen die ein Business haben, dass irgendwie von Ausländern lebt sind freundlich und bemühen sich enorm um zahlende Kunden (meine Unterkunft hat z.B. die Preise halbiert).

Wer jedoch nicht finanziell von Ausländern abhängt ist mir nicht so freundlich begegnet. Die Suche nach einem Mechaniker in Siem Reap war eine enorme Herausforderung (Menschen wollten nicht mit mir reden und den Mechaniker musste ich richtig anflehen mein Motorrad anzufassen).
Auf Facebook gab's schon böse Nachrichten nachdem ich in einem Forum um Empfehlungen gebeten habe (Man will keine GERMans im Land - immerhin noch kreativ geschrieben ;D ).

Und dazu kommen so Kleinigkeiten: Vor Benutzung des ATMs in der Provinz wurden mir die Hände mit Fensterreiniger eingesprüht. Heute wurde mir beim Betreten eines Tempels in Ankor Wat zum ersten mal die Temperatur gemessen (4.Tag hier). Beides völlig okay und mache ich auch artig. In beiden Fällen galten diese Vorschriften aber nur für Ausländer.

Allerdings ist das Verhalten auch kein Wunder, da Politiker in Thailand und wohl auch Kambodscha Corona gezielt mit Europäern in Verbindung setzen: https://thethaiger.com/coronavirus/thai-health-minister-has-a-slash-at-dirty-farang

Freunde die in Ost-Thailand und Nord-Vietnam unterwegs waren berichten ähnliches. Wer nicht auf Ausländer angewiesen ist, vermeidet sie.
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Jef Costello

« Antwort #53 am: 23. März 2020, 13:10 »
Auch ich bin zur Zeit täglich am überlegen, was soll ich machen, weiterreisen oder zurückkehren.

Es wurde von sämtlichen Regierungen eindeutig klargestellt: unnötige Auslandsreisen sind zu unterlassen. Du kommst jeden Tag mit dutzenden Menschen in engen Kontakt. Das hilft bei der Verbreitung des Virus weiter. Wer jetzt noch reist, bringt sich und andere Menschen in Gefahr.
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dusduck

« Antwort #54 am: 23. März 2020, 14:48 »
Glaubt ihr, dass man dieses Jahr noch außerhalb Europas reisen kann?
Ich habe gerade eine Reise nach Holland absagen müssen, Holland von NRW aus (!), da kann man auch mit dem Rad fahren so nah ist das.... Wenn Reisen dieses Jahr nach wohl eher innerhalb Europas, wenn hier irgendwann das Schlimmste rum ist.
Der Kontinent braucht ja auch mein Geld, wobei das brauchen auch viele andere Länder, die von Touristen €/$ nahezu völlig abhängig sind. Keine Ahnung wann die sich entscheiden wieder Europäer einreisen zu lassen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass es einige Länder gibt, die einen neueren Corona Test bei Einreise wünschen, etwas was für eine Urlaubsreise nicht so einfach zu beschaffen sein wird, wenn ich höre, wie lange selbst Verdachtsfälle darauf warten müssen getestet zu werden. In jedem Fall wird es aber anstregender zu reisen, man wird als Ausländer erst mal eine Weile als Virusüberträger gesehen, bei Behörden und am Flughafen auf jeden Fall.
Hoffen wir mal, dass es in den Ländern wo es gearde erst anrollt und für alle Betroffenen, nicht so schlimm kommt weder gesundheitlich noch wirtschaftlich.
Bleibt gesund !
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Vombatus

« Antwort #55 am: 23. März 2020, 14:57 »
Glaubt ihr, dass man dieses Jahr noch außerhalb Europas reisen kann?

Ja, glaube ich.
Irgendwann werden wirtschaftlicher Druck (inkl. Tourismusindustrie) wichtiger als mögliche Krankheitsübertragungen. Vermute aber, dass das nicht vor Juni/Juli sein wird. Meine 5 Cent.
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dirtsA

« Antwort #56 am: 23. März 2020, 17:24 »
Ich schliesse mich grundsätzlich Vombatus an, bin aber weniger optimistisch und hoffe eher, dass wir unseren Japan-Trip im Oktober wirklich planen und buchen können. Also denke (hoffe!!!), ab September dann wieder...
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karoshi

« Antwort #57 am: 27. März 2020, 08:44 »
Mein Flug wurde eben gecancelt und ich auf einen späteren Flug umgebucht, der erst am 27.03. geht. Ich gehe schon fast davon aus, dass dieser dann morgen gecancelt wird...

Ich habe Deine Situation in den letzten Tagen ein wenig verfolgt und drücke Dir beide Daumen. Du bist auf Qatar Airways ab Phnom Penh gebucht, oder? Sieht gut aus, die Maschine ist gerade auf dem Weg nach PP.

Alles Gute und LG,
Karoshi
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Svenja

« Antwort #58 am: 27. März 2020, 10:51 »
Oh Karoshi, das ist ja super lieb und freut mich sehr!
Ich sitze im Flieger und habe auch für den nächsten Flug mein Ticket. Morgen bin ich also zurück! Kambodscha wird jetzt auch Teil des Rückholprogrammes, die Info kam heute und freut mich sehr für viele Bekanntschaften der letzten Tage.
Die Briten in Kambodscha haben sich privat nen Flug nach Malaysia gechartert, da von der Regierung nix geplant war.  https://www.khmertimeskh.com/50706666/cabinet-reshuffle-imminent/
Ich hab zwischendurch (genervt von den ständigen Nachrichten aus Deutschland über Klopapier) einen Blogbeitrag geschrieben wie meine Lage gerade so ist.
https://sumu.rtwblog.de/2020/03/24/corona-und-reisen-svenja/

Zuhause schlafe ich erstmal und esse viel Käsebrot zur Beruhigung ;D
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Marla

« Antwort #59 am: 27. März 2020, 12:12 »
Hallo Svenja,

ich habe mich auch die letzten Tage gefragt, wie es dir wohl ergangen ist, und drücke dir ganz doll die Daumen, dass jetzt alles ohne größere Probleme läuft. Dein Blogbeitrag ist wirklich klasse und wird hoffentlich auch anderen verdeutlichen, wie die Situation im (noch coronafreieren) Ausland war, da wo sich alle vor ein paar Tagen noch hingewünscht haben. Ich würde bei mir sagen, dass meine Situation vielleicht nur halb so schwierig war wie deine, aber das hat mir schon gereicht.

Ich bin vor einer Woche aus Mexiko nach Deutschland gereist. Ich hatte dabei mehrere Befürchtungen, zum einen, dass die zwei Stunden in LAX nicht zum Umsteigen reichen, zum anderen, dass ich nicht in das für Touristen abgeriegelte Schleswig-Holstein reinkomme - ich wollte ins Haus meiner Eltern, die da noch in Spanien waren. Beides hat sich als unproblematisch herausgestellt. LAX, immerhin der fünftgrößte Flughafen der Welt, war schon ziemlich ausgestorben bis auf die Gates, wo noch Flieger gegangen sind. Ich habe von Gate zu Gate 45 min gebraucht inkl. allen Kontrollen. Das finde ich selbst für außerhalb der USA schnell. Und am Hamburger Hauptbahnhof (auch vor 6 Tagen mittags schon fast ausgestorben) konnte ich problemlos in den (leeren) Zug in meine alte Heimat steigen. Stattdessen gab es nur kleinere, übliche Probleme, ein Taxifahrer, der viel zu spät kam, eine Bordkarte, die auf einmal offline nicht zur Verfügung stand, und in Guadalajara intensive und sich wiederholende Kontrollen und Befragungen - wo war ich wann, hab ich Symptome etc. Aber da ich sehr früh hin bin, hat es noch gereicht.

Dann dachte ich, kann ich aufatmen und endlich wieder schlafen (davor vielleicht 10 h in 3 Nächten). War nicht. Denn von Tag zu Tag, fast von Stunde zu Stunde, war klar, dass meine Eltern nicht in Andalusien bleiben können. Auch wenn da die Situation im Vergleich zu Madrid oder Barcelona noch deutlich besser war und sie komplett isoliert waren. Was ist, wenn einer von beiden gesundheitliche Probleme bekommt, unabhängig von Corona? Sie sind immerhin Mitte 70 und haben beide kleinere Vorerkrankungen. Der Zustand des spanischen Gesundheitssystems verschlechtert sich von Tag zu Tag immer mehr, das war schon vor einer Woche klar. Es hat aber tatsächlich die dringende Empfehlung meines Cousins, der Infektiologe ist, gebraucht, um sie zu überzeugen.

Dann also das gleiche Spiel noch mal. Feststellen, dass es fast keine Flugverbindungen mehr gab (wohlgemerkt Verbindungen, Direktflüge schon mal gar nicht). Keinen für morgen. Keinen für übermorgen. Nur noch mit Übernachten am Flughafen in London, und das wollten sie verständlicherweise nicht. Also dann 3 lange Tage später. Die Unsicherheit, ob die Straßen zum Flughafen noch offen sind, ob die Rückgabe des Mietwagens klappt, ob die beiden Flüge (Umsteigen in FFM) nicht ausfallen, ob im Parkhaus in Hamburg alles funktioniert, ob sie gestresst und müde um Mitternacht die 1,5 h unfallfrei nach Hause fahren. Daher kenne ich u.a. auch die schlechte Angewohnheit, den Flugstatus jede Stunde zu checken :)

Aber ja, dann hat alles geklappt. Aber dass es tatsächlich eine Ausnahmesituation war und ich mir nicht umsonst Sorgen gemacht hatte, hat sich u.a. daran gezeigt, dass sie handgeschriebene(!) Boarding Pässe in Malaga bekommen haben, weil das komplette Computersystem ausgefallen war...

Jetzt sind sie wohlbehalten - und natürlich in Quarantäne - in ihrem Haus, was mich sehr glücklich macht. Ich bin - aus Sicherheitsgründen einen halben Tag vorher - in meine untervermietete Wohnung in Berlin gereist (übrigens in einem fast leeren Regio + ICE) - und arrangiere mich in einem Zimmer von 9 qm in einer Wohnung mit einem Mitbewohner, mit dem die Situation vorher nicht gerade entspannt war. Aber das wird. Wenn man solche existentiellen Sorgen macht, weniger um sich als um seine Liebsten, treten anderen Probleme in der Hintergrund.

Also noch mal, toi toi toi Svenja, für deine Rückkehr, und ich hoffe, das auch bei dir dann zuhause der Stress von dir abfällt und "nur noch" die ganz normalen Corona-Probleme auf dich warten.

Auch allen anderen, die noch irgendwo da draußen sind und versuchen nach Hause zu kommen, drücke ich die Daumen. Und an die, die vielleicht noch denken, dass sie auf einer einsamen Insel Corona aussitzen können: Macht euch keine Illusionen. Wenn die (medizinische, aber auch sonstige, z.B. mit Lebensmitteln) Versorgung zusammenbricht, dann seid auch ihr in einer richtig blöden Situation.

Liebe Grüße an alle
Marla

PS: Wer noch gedacht hat, meine vorzeitige Rückreise aus Mexiko wäre voreilig gewesen: Mein regulärer Rückflug am 29.3. wurde natürlich gecancelt. Ich verbringe jetzt einen Teil meiner Tage damit, in der Call-Schleife der LH zu hängen. Und über eine Freundin habe ich von Leuten gehört, die später als ich aus Mexiko zurückgeflogen sind, und die haben insgesamt geschlagene 4(!) TAGE bis nach Deutschland gebraucht.
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