Hallo Svenja,
ich habe mich auch die letzten Tage gefragt, wie es dir wohl ergangen ist, und drücke dir ganz doll die Daumen, dass jetzt alles ohne größere Probleme läuft. Dein Blogbeitrag ist wirklich klasse und wird hoffentlich auch anderen verdeutlichen, wie die Situation im (noch coronafreieren) Ausland war, da wo sich alle vor ein paar Tagen noch hingewünscht haben. Ich würde bei mir sagen, dass meine Situation vielleicht nur halb so schwierig war wie deine, aber das hat mir schon gereicht.
Ich bin vor einer Woche aus Mexiko nach Deutschland gereist. Ich hatte dabei mehrere Befürchtungen, zum einen, dass die zwei Stunden in LAX nicht zum Umsteigen reichen, zum anderen, dass ich nicht in das für Touristen abgeriegelte Schleswig-Holstein reinkomme - ich wollte ins Haus meiner Eltern, die da noch in Spanien waren. Beides hat sich als unproblematisch herausgestellt. LAX, immerhin der fünftgrößte Flughafen der Welt, war schon ziemlich ausgestorben bis auf die Gates, wo noch Flieger gegangen sind. Ich habe von Gate zu Gate 45 min gebraucht inkl. allen Kontrollen. Das finde ich selbst für außerhalb der USA schnell. Und am Hamburger Hauptbahnhof (auch vor 6 Tagen mittags schon fast ausgestorben) konnte ich problemlos in den (leeren) Zug in meine alte Heimat steigen. Stattdessen gab es nur kleinere, übliche Probleme, ein Taxifahrer, der viel zu spät kam, eine Bordkarte, die auf einmal offline nicht zur Verfügung stand, und in Guadalajara intensive und sich wiederholende Kontrollen und Befragungen - wo war ich wann, hab ich Symptome etc. Aber da ich sehr früh hin bin, hat es noch gereicht.
Dann dachte ich, kann ich aufatmen und endlich wieder schlafen (davor vielleicht 10 h in 3 Nächten). War nicht. Denn von Tag zu Tag, fast von Stunde zu Stunde, war klar, dass meine Eltern nicht in Andalusien bleiben können. Auch wenn da die Situation im Vergleich zu Madrid oder Barcelona noch deutlich besser war und sie komplett isoliert waren. Was ist, wenn einer von beiden gesundheitliche Probleme bekommt, unabhängig von Corona? Sie sind immerhin Mitte 70 und haben beide kleinere Vorerkrankungen. Der Zustand des spanischen Gesundheitssystems verschlechtert sich von Tag zu Tag immer mehr, das war schon vor einer Woche klar. Es hat aber tatsächlich die dringende Empfehlung meines Cousins, der Infektiologe ist, gebraucht, um sie zu überzeugen.
Dann also das gleiche Spiel noch mal. Feststellen, dass es fast keine Flugverbindungen mehr gab (wohlgemerkt Verbindungen, Direktflüge schon mal gar nicht). Keinen für morgen. Keinen für übermorgen. Nur noch mit Übernachten am Flughafen in London, und das wollten sie verständlicherweise nicht. Also dann 3 lange Tage später. Die Unsicherheit, ob die Straßen zum Flughafen noch offen sind, ob die Rückgabe des Mietwagens klappt, ob die beiden Flüge (Umsteigen in FFM) nicht ausfallen, ob im Parkhaus in Hamburg alles funktioniert, ob sie gestresst und müde um Mitternacht die 1,5 h unfallfrei nach Hause fahren. Daher kenne ich u.a. auch die schlechte Angewohnheit, den Flugstatus jede Stunde zu checken
Aber ja, dann hat alles geklappt. Aber dass es tatsächlich eine Ausnahmesituation war und ich mir nicht umsonst Sorgen gemacht hatte, hat sich u.a. daran gezeigt, dass sie handgeschriebene(!) Boarding Pässe in Malaga bekommen haben, weil das komplette Computersystem ausgefallen war...
Jetzt sind sie wohlbehalten - und natürlich in Quarantäne - in ihrem Haus, was mich sehr glücklich macht. Ich bin - aus Sicherheitsgründen einen halben Tag vorher - in meine untervermietete Wohnung in Berlin gereist (übrigens in einem fast leeren Regio + ICE) - und arrangiere mich in einem Zimmer von 9 qm in einer Wohnung mit einem Mitbewohner, mit dem die Situation vorher nicht gerade entspannt war. Aber das wird. Wenn man solche existentiellen Sorgen macht, weniger um sich als um seine Liebsten, treten anderen Probleme in der Hintergrund.
Also noch mal, toi toi toi Svenja, für deine Rückkehr, und ich hoffe, das auch bei dir dann zuhause der Stress von dir abfällt und "nur noch" die ganz normalen Corona-Probleme auf dich warten.
Auch allen anderen, die noch irgendwo da draußen sind und versuchen nach Hause zu kommen, drücke ich die Daumen. Und an die, die vielleicht noch denken, dass sie auf einer einsamen Insel Corona aussitzen können: Macht euch keine Illusionen. Wenn die (medizinische, aber auch sonstige, z.B. mit Lebensmitteln) Versorgung zusammenbricht, dann seid auch ihr in einer richtig blöden Situation.
Liebe Grüße an alle
Marla
PS: Wer noch gedacht hat, meine vorzeitige Rückreise aus Mexiko wäre voreilig gewesen: Mein regulärer Rückflug am 29.3. wurde natürlich gecancelt. Ich verbringe jetzt einen Teil meiner Tage damit, in der Call-Schleife der LH zu hängen. Und über eine Freundin habe ich von Leuten gehört, die später als ich aus Mexiko zurückgeflogen sind, und die haben insgesamt geschlagene 4(!) TAGE bis nach Deutschland gebraucht.