Thema: Der Preis der Freiheit...?  (Gelesen 6672 mal)

Larsinho

« am: 08. Februar 2011, 22:26 »
hallo travellers,

ich stehe vor einer schwierigen entscheidung: die kündigung ist mit meinem chef besprochen, zum 01.03. soll es dann für 6 monate nach südamerika gehen.

etwas unerwartet machte mir mein chef ein finanzielles angebot, das man eigentlich nicht abschlagen sollte, um nach der reise wieder bei ihm weiterzumachen.

aber statt der geplanten 6 monate - die ich für meine reise geplant hatte - auf meine kosten könnte ich dreieinhalb monate auf seine (!) kosten reisen inklusive (!) der kostenübernahme für hin- und rückflug! dazu kommt noch eine steigerung meines einkommens nach der rückkehr! ich müßte für die reise noch nicht einmal mein gespartes für die reise anzapfen und könnte mir einige touren und inlandsflüge mehr etc. leisten, ohne mir darüber sorgen machen zu müssen.

hört sich verrückt an, großzüzig ist es allemal, aber eigentlich wollte ich nach fünf jahren mal etwas anderes machen und die 6 monate auszeit wollte ich voll genießen. das "problem" dabei ist, dass ich "nur" die hälfte der zeit reisen kann und zum 01.07. wieder anfangen müßte.

klar, ich kann mir mehr flüge leisten und so schneller mehr sehen und viele aus meinem freundes- und bekanntenkreis hätten das angebot sofort akzeptiert. aber: ist es das wert?

ist das der preis der freiheit?

wie entscheide ich mich? was genau entscheidet? die vernunft? das gefühl? der verstand? (setzen wir all das einmal voraus  :D)

ich drehe mich im kreis ???. vielleicht habt ihr noch ein paar gedanken hierzu. meine entscheidung wechselt täglich, abhängig von lust und laune und bis ende februar muß ich mich entscheiden.

freue mich über euer feedback!!!

cheers
larsinho
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Leeza

« Antwort #1 am: 08. Februar 2011, 22:39 »
krass, ich muss den beruf wechseln :-). oder den chef...

folgende fragen bleiben da für mich offen: für wie lange würdest du dich denn  nach deiner reise auf den job festlegen? bei so einem angebot wird man sich ja verpflichtet fühlen...gefällt dir denn die arbeit da so gut, dass du dir vorstellen kannst, dort wieder für ein paar jahre einzusteigen? wie sehen die job- und verdienstchancen allgemein nach der reise für dich aus?

klingt zwar blöd, aber kannst du da nicht noch einen monat mehr rausholen? der scheint dich ja zu wollen. und 4-5 monate wären ja auch schon ne lange zeit.

ich würds wahrscheinlich machen - arbeite aber auch in einem unterbezahlten job ;-).
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Nausikaa

« Antwort #2 am: 08. Februar 2011, 22:47 »
Wow, krasses Angebot!! Da will Dich aber jemand halten!  :o

Was mich aber gleich fragen lässt: Wenn Dein Chef so viel Wert auf Dich legt, warum kann er dann nicht noch drei Monate länger auf Dich warten und das viele Geld in Deine Vertretung stecken? Wie kommt überhaupt jemand auf so ne Idee? Bist Du in Wahrheit Steve Jobs?  ;)

Du musst Dir auf jeden Fall überlegen, ob Du Dich langfristig an das Unternehmen binden möchtest. Was bedeutet es, wenn Du das Angebot annimmst? Bist Du dann auf ewig verpflichtet? Dein Chef investiert ja nicht Unsummen in Dich, nur damit Du nach einem Jahr gehst. Mindestens eine moralische Verpflichtung ist dann da, die Dir vielleicht nicht gefallen wird. Edit: siehe Leezas Beitrag! Ähnliches gilt auch für die Reise: Wie fühlst Du Dich, wenn Dein Chef Dir die Reise finanziert? Ist Dir das egal oder fährt er dann quasi mit? (Das wäre bestimmt nicht der Sinn der Sache!)

Es ist von hier aus natürlich alles schwer zu  beurteilen, weil ich nicht weiß, was für einen Job Du hast, wie gerne Du den Job machst, wie wohl Du Dich in der Firma fühlst, ob Du wirklich nur ne Pause brauchst oder doch eher einen Neuanfang... usw. Das Angebot klingt einerseits zu gut, um wahr zu sein, andererseits... zu gut, um wahr zu sein...
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Larsinho

« Antwort #3 am: 08. Februar 2011, 22:59 »
hi leeza,

ich wäre bis ca. märz 2013 an die firma gebunden, also gerade einmal 1,5 jahre, was nicht wirklich lang ist. klar kann ich mir auch weiterhin vorstellen, dort zu arbeiten. ich hab einen top-chef (offensichtlich) und nette kollegen. einen monat mehr rausholen geht leider gar nicht (wegen der arbeit) und die verdienstchancen werden mit der zeit nicht schlechter.

aber ich weiß nicht, ob ich mich "nur" des geldes wegen auf drei monate freiheit verzichten möchte/sollte...denn: die chancen, dass ich so einen trip wieder machen werde, in der konstellation (also alleine, auf keinen rücksicht nehmen) werden sicherlich nicht steigen in der zukunft (familienplanung etc., bin keine 20 mehr ;-))

@ Nausika: wir arbeiten in der veranstaltungsbranche mit einem regelmäßigen termin, da wird meine hilfe bzw. leistung gebraucht. ich bin wie schon gesagt die nächsten 1,5 jahre "verpflichtet", kann aber dennoch vor ablauf kündigen, müßte dann natürlich fairerweise einen teil des geldes zurückzahlen, wobei sich auch das in grenzen hält und ich unterm strich immer noch gut dabei wegkommen würde. mit der vertretung ist es nicht so einfach für drei monate. das macht keinen sinn.

ich muß zugeben, das ist schon ein komisches "problem", was ich da habe...

was haben die fanta4 gesungen: es könnt alles so einfach sein, isses aber nicht ;)

ps: bin nicht steve jobs ;-)

cheers
larsinho
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Lelaina

« Antwort #4 am: 08. Februar 2011, 23:02 »
Hallo Larsinho,
schwierige Situation.

Du schreibst nicht so viel über die Bedingungen, die dein Chef stellt.
Er wird wohl nicht nur großzügig sein und vollkommen uneigennützig handeln ;-)
Will er dich vielleicht vertraglich auf lange Zeit an sich binden o.ä.?

Darum: Ich an deiner Stelle würde mir wohl diese und ähnliche Fragen stellen.

1. Habe ich in Zukunft nochmal die Chance bzw. den Mut die gewünschte große Reise zu machen oder ist es JETZT die Gelegenheit?
2. Kann es sinnvoll sein (u.a. z.B. auch fürs Budget) noch ne Weile zu warten (um evtl künftig noch länger zu reisen)?
3. Für den Fall, dass wider Erwarten die große Reise doch nicht stattfindet: Meinst du, du wirst zufrieden sein können mit dem 3monatigen Testlauf? Also in etwa: Besser als gar nichts. Oder wirst du bereuen nicht wenigstens das doppelte an Zeit gehabt zu haben?

Letztenendes kann dir die Antwort wohl nur dein Herz geben.
Klingt kitschig, aber ich denke es ist so.

Ich hatte lange das Gefühl bezüglich der Reise gar kein Gefühl zu haben. Mir fehlte mein intuitives Gespür, was ich sonst so häufig habe, wenn es um große Entscheidungen geht.
Ob ich intuitiv handle, frage ich mich heute noch.
Aber ich glaube es hat mir geholfen endlich mein Herz zu hören, damit ich seinem Ruf folgen kann.
Ich wusste: Wenn nicht jetzt, dann nie.
Und ich wusste plötzlich, dass ich es bereuen werde, wenn ich nicht gehe.
Das, und nur das, hat mir die Kraft gegeben anderen Dingen den Rücken zu kehren.
Dingen, die für mich so unendlich viel wertvoller und reizvoller sind als Geld.

Ich verstehe deine Situation vollkommen. Aber im Endeffet kannst du die Münze drehen und wenden wie du willst.
Du wirst für alle Optionen Vor- und Nachteile finden.

Darum kann ich dich nur an einen Ausspruch erinnern:
Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen. -Konfuzius-

In diesem Sinne beste Grüße ;-)
Lelaina

Nausikaa

« Antwort #5 am: 08. Februar 2011, 23:11 »
Da hat sie Recht, die Lelaina! :)

Gerade dass Du sagst, dass Du eher nicht davon ausgehst, eine längere Single-Abenteuer-Reise später noch verwirklichen zu können, spricht schon sehr stark dafür, dass Du es jetzt machen solltest, wenn Du es wirklich willst. Deswegen wird Dir nichts anderes übrig bleiben, als Dein Herz zu erforschen. (Übrigens etwas, an dem ich bislang gescheitert bin; auch Herzen können sich manchmal nicht entscheiden...)

Übrigens glaube ich nicht, dass Du wirklich mehr sehen wirst, wenn Du mehr fliegst, zumindest nicht mehr erleben. Das alte Problem: Man will zwar möglichst überall hin, aber die Erfahrung ist einfach viel intensiver, wenn man länger an einem Ort verweilt.

Welche Pläne hattest Du denn ursprünglich für die Zeit nach Deiner Rückkehr?  
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Geek

« Antwort #6 am: 08. Februar 2011, 23:23 »
Hmmm ein durchaus seltenes und seltsames Angebot!
Ich kann nur von meinem Standpunkt aus reden, aber ich würde es tun.
Das Geld was ich dadurch einspare würde ich mir an die Seite packen und nach der Zeit,
mit Lächeln und gut Geld nach Hause gehen. Und einen Partner, der findet sich doch wohl.
Wegen 1,5 Jahren würde ich keine Angst haben wenn es nur an einer Familie liegt.
Such dir doch einen Reiselustigen Partner, damit hättest du doch was gewonnen :)

Letztenendes, liegt es aber an dir, womit du leben kannst.
Was dein Herz sagt, dein Bauch, dein Gefühl.
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Sebastian81

« Antwort #7 am: 08. Februar 2011, 23:33 »
So, dann melde ich mich mal als Vertreter der stärker kopflastigen Fraktion zu Wort. ;-)
Klar, du freust dich aktuell auf 6 Monate Freiheit und es ist ja auch nicht mehr lang und du hast die wahrscheinlich eine grandiose Route zurecht gelegt.
Aber gehen wir doch mal ein paar Monate / Jahre in der Zeit zurück zu dem Zeitpunkt an dem du dich für die Reise entschieden hast, oder besser noch einen Tag vor dieser Entscheidung. Wenn dein Chef an diesem Tag zu dir gekommen wäre und gesagt hätte: Junge, bist echt een Juhter! Weisste was? Ich sponsor dir mal schön drei Monate Südamerika und danach kommste mit nem fetteren Gehalt zurück oder du kündigst und reist 6 Monate auf eigene Kosten. In diesem Moment wäre die Entscheidung wohl ein "No Brainer" gewesen.
Naja gut, hätte, wäre, wenn, so war es nunmal nicht und man kann die Zeit nicht zurück drehen. Aber objektiv betrachtet ist das eigentlich ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Und dein Argument, dass du keine 20 mehr bist und vielleicht ja bald Familie ansteht, kann man auch massiv für das Angebot deines Chefs auslegen. Denn schließlich stehst du mit seinem Angebot 10? 15? 20 tausend Euro besser war, was für ein kleine Eigentumswohnung schon kein schlechter Grundstein ist.

P.S.: Habe heute übrigens meinen Chef in meine Weltreisepläne eingeweiht und es war echt ein super Gespräch. Er versucht ein Sabatikal durchzubekommen und beneidet und beglückwünscht mich. Super. Falls er das hier jedoch lesen sollte: Also ich würde auf drei meiner 12 Monate bei Kostenübernahme verzichten.  ;D

Ach und noch ein Kommentar der Kopffraktion: Wären es vom 01.03. - 01.07. nicht sogar vier Monate Zeit? ;-)

Jens

« Antwort #8 am: 09. Februar 2011, 05:48 »
Hey was spricht dagegen die 3 Monate mitzunehmen und dann im März 2013 wieder auf Strecke zugehen! Da du schreibst jetzt nicht an dein Gespartes gehen zu müssen, und mehr Geld verdiehnst nach der Rückkehr kannst du weiter sparen und dann mal ein Jahr aussteigen. 1,5 Jahre sitzt du doch auf einer Arschbacke ab und kannst deine neue Route planen. Wäre das nicht eine coole Aussicht! Ich würde es so machen!
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Larsinho

« Antwort #9 am: 09. Februar 2011, 08:21 »
hallo zusammen,

DANKE für euer feedback, eure meinungen und einschätzungen. das hilft meinen gedanken hier und da weiter und da ist der eine oder andere gedanke dabei, den ich noch nicht bedacht hatte. danke, forum, dass es dich gibt  :)

tja, was kann ich zu all euren argumenten sagen? recht habt ihr, alle! diejenigen, die sagen, mach es, spar das geld und geh 2013 wieder auf reise (neues ziel vor augen!). aber auch diejenigen, die sagen, laß es sein, später bereust du es.

ich möchte hier nicht zu sehr über das angebot schreiben, man weiß ja nie, wer das noch alles so liest, nur eines: die bedingung ist, dass ich dann für ca. 1,5 jahre weiter in der firma sein werde.

und wieder bin ich am anfang meiner gedanken und drehe mich im kreis...

was hat herbert grönemeyer 2006 gesungen: zeit, dass sich was dreht. nur - in welche richtung?

cheers
larsinho
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Jens

« Antwort #10 am: 09. Februar 2011, 08:48 »
.....: zeit, dass sich was dreht. nur - in welche richtung?
Die Richtung kennst nur du und ich denke, dass du sie in deinem Herzen finden wirst!!!
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karoshi

« Antwort #11 am: 09. Februar 2011, 09:30 »
Hallo Larsinho,

Du hast Angst, dass sich die Reise, wenn sie nur 4(!) statt 6 Monate dauert, nicht so gut anfühlen wird? Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Vier Monate sind auch schon eine lange Zeit, und wenn Du sie nicht dadurch zerstückelst, dass Du ständig Zäsuren setzt (indem Du z.B. den Kontinent wechselst oder für mittendrin etwas langfristig im Voraus planst), dann wird sich das Gefühl der Freiheit genauso einstellen wie bei 6 Monaten -- versprochen! Dir entgeht nicht mal der großartige Moment, von dem hier auch schon einige berichtet haben: nach der Kündigung beschwingt nach Hause zu gehen, denn das hattest Du ja wohl schon, wenn ich Dich richtig verstanden habe.

Du siehst schon, ich bin bei der "Nimm-es-an-Fraktion". Du bekommst gerade eine Riesenchance, um die Dich viele beneiden werden. Weil man ja, wenn man selbst in der Situation ist, oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, hier mal meine wichtigsten Pro-Argumente:

  • Du sparst Dir einen großen Teil des Organisationsmarathons. Kein Stress mit Wohnungsauflösung (die sich ohnehin für 6 Monate kaum lohnt), Arbeitsamt, oder sonstigen Behörden. Im Grunde kannst Du am Abend des 28.02. abfliegen (sogar am 25.02., wenn Du dir den Montag noch Urlaub geben lässt -- das sollte ja wohl auch noch drin sein) und am 30.06. zurück kommen. (Ich sehe gerade, der 01.07. ist auch noch ein Freitag. ;))
  • Du stellst Dich finanziell wesentlich besser, was sich nicht nur auf Deine Situation nach der Reise auswirkt, sondern auch auf die Reise selbst. Durch das höhere Budget kannst Du an vielen Stellen Zeit sparen -- und zwar genau die Zeit, die Du sonst eher nicht genießen würdest. Du brauchst nicht gezwungenermaßen 20 Stunden Bus fahren, sondern kannst Dir einen Inlandsflug leisten. Du kannst schon mit einem kühlen Bier auf der Terrasse eines schönen Hostels sitzen, während andere noch nach dem billigsten suchen. Du kannst Dir auch mal für ein paar Tage einen Mietwagen nehmen und die Sehenswürdigkeiten rund um eine Stadt zu erkunden, statt Dich mühsam mit dem ÖPNV von einer zur nächsten zu quälen. Insgesamt wirst Du mit weniger Stress in den 4 Monaten mindestens das machen können, was andere in 5 (oder vielleicht sogar 6) Monaten schaffen.
  • Du hast einen Job, zu dem Du zurück kannst. Sogar einen gut bezahlten, den Du gerne machst.
  • Du verbaust Dir nichts für die Zukunft. Im Gegenteil, Du eröffnest Dir neue Möglichkeiten. Diese Reise hat Lebenslauf-technisch nie stattgefunden. Solltest Du später mal auf eine noch größere Reise gehen wollen, musst Du Dir keine Gedanken machen, wie sich eine zweite Auszeit bei einer späteren Bewerbung verkaufen ließe. Eine kann man den meisten Arbeitgebern gut erklären. Und Du hättest sogar schon ein Budget dafür.

Fazit: aus meiner Sicht verlierst Du sehr wenig und gewinnst sehr viel. Mach es!

LG, Karoshi
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marica

« Antwort #12 am: 09. Februar 2011, 10:53 »
Ich muss schon sagen, es klingt sehr verlockend. Find es übrigens auch spannend, was hier alles schon dazu geschrieben wurde.
Auch wenn ich anders entscheiden würde (Erklärung folgt), finde ich karoshi hat genauso recht mit seiner argumentation (und auch alle anderen) – ich glaube, es ist eine Frage des Blickwinkels und der Prioritäten.

Meine ersten Gedanken waren folgende:
Warum will dich dein Chef unbedingt an seine Firma binden? Ich könnte das Angebot nur annehmen, wenn ich mir über die Antwort auf diese Frage absolut im Klaren wäre – und mit dieser auch leben könnte. Vielleicht findet er dein Vorhaben ja auch einfach nur grossartig, und weil er weiss das er das selber nie machen wird, möchte er dir dies ermöglichen. Super! Vielleicht "kauft" er dich aber auch auf diese Weise, um einen guten Mitarbeiter länger an die Firma zu binden. Das kann einem auch recht sein, wenn man gerne da arbeitet und sich gut vorstellen kann, hald eben doch nicht zu kündigen sondern noch länger da zu arbeiten.
Das zweite wäre: Könnte ich die Reise, finanziert von jemand anderem, überhaupt geniessen? Oder hätte ich das Gefühl, es nicht aus eigener Kraft erreicht zu haben? Hätte ich immer wieder ein schlechtes Gewissen weil ich auf Kosten von jemand anderem mein Leben geniesse und mehr oder weniger machen kann, was ich will?
Mein dritter Gedanke: Nach der Reise 1,5 Jahre bleiben – will ich das? Oder hab ich mich schon so auf ein absehbares Ende an diesem Arbeitsort eingestellt, das ich nach der Rückkehr nur noch meine "Schuld" abarbeiten würde?

Hast du die Möglichkeit bei Annahme des Angebots nach den 1,5 Jahren deine Reise nachzuholen? Resp. bist du bereit, dir die Möglichkeit einzuräumen? Denn offensichtlich wirst du bei Verkürzung deiner Reise auch nicht alles sehen/machen können, das du dir vorgestellt hast. Oder ist dir der Zeitraum vielleicht gar nicht so wichtig und dir reichen die 3 oder 4 Monate? Du schreibst auch, dass es eventuell die letzte Möglichkeit ist, so eine Reise zu machen. Es gibt viele Gründe, warum man das vielleicht nicht mehr machen kann, aber ich glaube ehrlich gesagt, die meisten auferlegt man sich selber. Wenn du wirklich eine Reise machen willst, dann hat diese für dich auch Priorität und wird dir wichtiger als andere Dinge. Was wiederum heisst, du wirst einen Weg finden, deine Reise zu machen.

Ich persönlich würde das Angebot ablehnen. Nicht, weil dies abzulehnen ist (!), sondern weil für mich persönlich zwei triftige Gründe dagegen sprechen. Beispielsweise würde ich nach einem halben Jahr Auszeit nicht mehr zum selben Arbeitsgeber zurück. Ich hab das gemacht und es bereut. Durch die Distanz ist mir klar geworden, dass ich da nicht hingehöre, und fühlte mich dann moralisch dann doch noch etwas gebunden, da sie mir 4 Monate unbezahlten Urlaub gegeben haben. Darauf folgten  verschwendete Monate. Ich hätte in dieser Zeit Arbeit finden können, die mir gefällt. Stattdessen habe ich Monat für Monat, Tag für Tag Arbeiten erledigt, die ich gar nicht machen wollte. Unschön. Danach hab ich mir gesagt: Ich werde den selben Fehler nicht ein zweites Mal machen. Der zweite Grund ich könnte eine Reise welche jemand anders für mich finanziert nicht geniessen. Wie gesagt, das ist keine Empfehlung an dich, sondern nur eine Erfahrung von mir. Ich wollte dir diese aber schildern, damit du dir überlegen kannst, ob es bei dir auch so ist.
Wie die anderen schon oft gesagt haben: Entscheiden musst du selbst, und wie immer bei wichtigen Entschiedungen, hör vor allem auf dein Herz und dein Bauchgefühl, und nicht nur auf deinen Verstand. ;)
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Nausikaa

« Antwort #13 am: 09. Februar 2011, 11:21 »
Karoshi und Marica haben die Pro- und Contraseite perfekt zusammengefasst! Jetzt musst Du eigentlich nur überlegen, ob Du Maricas Bedenken teilst oder nicht.

Ich habe auch noch eine Frage dazu: Du hast gesagt, der Grund, warum Du die Reise später nicht machen kannst, ist die Familienplanung. Da es sich hier ja aber nur um 1,5 Jahre handelt, wüsste ich gerne, ob Du da schon konkrete Pläne mit Deiner Partnerin geschmiedet hast, oder ob Du nur gerne die Reise "abhaken" würdest (nicht negativ gemeint), um Dich dann ohne Vorbehalt auf eine neue Beziehung einlassen zu können? Im ersten Fall wirst Du die Sache schlicht und ergreifend mit Deiner Frau besprechen müssen, und die Entscheidung hängt dann auch von ihrem Alter ab - "keine 20 mehr" ist was anderes als "fast 40", wenn's um Kinder geht. So hatte ich Dich zuerst verstanden, aber da jetzt gar nichts mehr in diese Richtung kam, gehe ich mal vom zweiten Fall aus. Und im zweiten Fall würde ich mich an Deiner Stelle ganz entspannt zurücklehnen. In dieser Planung sind so viele Unwägbarkeiten, dass Du sie getrost vergessen kannst. Es geht ja nur um 1,5 Jahre! In diesem Fall würde ich mich für den Deal mit dem Chef entscheiden, sofern Maricas Bedenken nicht zutreffen. Wie ich schon gesagt hab, wenn der Chef "mitreist", macht die Sache bestimmt keinen Spaß. Aber es muss ja nicht so sein. :)
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weltentdecker

« Antwort #14 am: 09. Februar 2011, 11:24 »
Ich kann dir auch nicht wirklch raten, was das richtige ist, denn ich wüsste es auch nicht, wenn ich vor dieser Entscheidung stünde… Für mich wäre die Lage klar , wenn du dir, sagen wir 1 Jahr freinehmen wolltest, und nun auf 4 Monate kürzen müsstest. Da würde ich auf keinen Fall darauf eingehen. Aber von 6 auf 4 Monate kürzen, ist wieder etwas anderes. Ich denke, was Karoshi schreibt, macht wirklich Sinn: Nimm die 4 Monate und mach dann später nach den 1,5 Jahren eine einjährige Reise. Ich weiß jetzt nicht, wie alt du bist oder warum du meinst, das du das später nicht mehr machen kannst, aber denk doch nochmal drüber nach, ob du dann nicht 2013 nochmal auf eine größere Reise aufbrechen willst und jetzt erstmal nur die 4 Monate zu machen.

Andererseits fällt mir gerade auf, wo ich dies hier gerade schreibe, ist dieser Plan auch nicht sooo super, denn wenn du dann eh vor hast in den 1,5 Jahren zu kündigen und länger auf Reise zu gehen, macht das zurückstecken jetzt ja wahrscheinlich nicht so viel Sinn. Damit verschiebst du die Kündigung ja nur… Allerdings könntest du in dieser Zeit natürlich noch mehr sparen…

Ihr seht, ich könnte mich auch nicht wirklich entscheiden. Bin gespannt, wie du dich entscheiden wirst! Aber eins ist klar: Tolles Angebot und toller Chef!
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