Ich muss schon sagen, es klingt sehr verlockend. Find es übrigens auch spannend, was hier alles schon dazu geschrieben wurde.
Auch wenn ich anders entscheiden würde (Erklärung folgt), finde ich karoshi hat genauso recht mit seiner argumentation (und auch alle anderen) – ich glaube, es ist eine Frage des Blickwinkels und der Prioritäten.
Meine ersten Gedanken waren folgende:
Warum will dich dein Chef unbedingt an seine Firma binden? Ich könnte das Angebot nur annehmen, wenn ich mir über die Antwort auf diese Frage absolut im Klaren wäre – und mit dieser auch leben könnte. Vielleicht findet er dein Vorhaben ja auch einfach nur grossartig, und weil er weiss das er das selber nie machen wird, möchte er dir dies ermöglichen. Super! Vielleicht "kauft" er dich aber auch auf diese Weise, um einen guten Mitarbeiter länger an die Firma zu binden. Das kann einem auch recht sein, wenn man gerne da arbeitet und sich gut vorstellen kann, hald eben doch nicht zu kündigen sondern noch länger da zu arbeiten.
Das zweite wäre: Könnte ich die Reise, finanziert von jemand anderem, überhaupt geniessen? Oder hätte ich das Gefühl, es nicht aus eigener Kraft erreicht zu haben? Hätte ich immer wieder ein schlechtes Gewissen weil ich auf Kosten von jemand anderem mein Leben geniesse und mehr oder weniger machen kann, was ich will?
Mein dritter Gedanke: Nach der Reise 1,5 Jahre bleiben – will ich das? Oder hab ich mich schon so auf ein absehbares Ende an diesem Arbeitsort eingestellt, das ich nach der Rückkehr nur noch meine "Schuld" abarbeiten würde?
Hast du die Möglichkeit bei Annahme des Angebots nach den 1,5 Jahren deine Reise nachzuholen? Resp. bist du bereit, dir die Möglichkeit einzuräumen? Denn offensichtlich wirst du bei Verkürzung deiner Reise auch nicht alles sehen/machen können, das du dir vorgestellt hast. Oder ist dir der Zeitraum vielleicht gar nicht so wichtig und dir reichen die 3 oder 4 Monate? Du schreibst auch, dass es eventuell die letzte Möglichkeit ist, so eine Reise zu machen. Es gibt viele Gründe, warum man das vielleicht nicht mehr machen kann, aber ich glaube ehrlich gesagt, die meisten auferlegt man sich selber. Wenn du wirklich eine Reise machen willst, dann hat diese für dich auch Priorität und wird dir wichtiger als andere Dinge. Was wiederum heisst, du wirst einen Weg finden, deine Reise zu machen.
Ich persönlich würde das Angebot ablehnen. Nicht, weil dies abzulehnen ist (!), sondern weil für mich persönlich zwei triftige Gründe dagegen sprechen. Beispielsweise würde ich nach einem halben Jahr Auszeit nicht mehr zum selben Arbeitsgeber zurück. Ich hab das gemacht und es bereut. Durch die Distanz ist mir klar geworden, dass ich da nicht hingehöre, und fühlte mich dann moralisch dann doch noch etwas gebunden, da sie mir 4 Monate unbezahlten Urlaub gegeben haben. Darauf folgten verschwendete Monate. Ich hätte in dieser Zeit Arbeit finden können, die mir gefällt. Stattdessen habe ich Monat für Monat, Tag für Tag Arbeiten erledigt, die ich gar nicht machen wollte. Unschön. Danach hab ich mir gesagt: Ich werde den selben Fehler nicht ein zweites Mal machen. Der zweite Grund ich könnte eine Reise welche jemand anders für mich finanziert nicht geniessen. Wie gesagt, das ist keine Empfehlung an dich, sondern nur eine Erfahrung von mir. Ich wollte dir diese aber schildern, damit du dir überlegen kannst, ob es bei dir auch so ist.
Wie die anderen schon oft gesagt haben: Entscheiden musst du selbst, und wie immer bei wichtigen Entschiedungen, hör vor allem auf dein Herz und dein Bauchgefühl, und nicht nur auf deinen Verstand.