Na, dann will ich mal
Wir haben folgende Route gemacht: Iguazu - Florianopolis - Rio - Ilha Grande - Paraty - Sao Paulo. Ja, das sind einige Städte und wir waren ohne Mietauto unterwegs. Ich habe von einer Bekannten gehört, dass sich die Situation in den letzten Jahren extrem verschlechtert hat. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber wenn 2017 euer letztes Mal war @Beate, könnte das ja zusammen passen?
Ich finde auch, dass man ein Land als Selbstfahrer immer etwas anders erlebt, weil man sich gegen unangenehme Situationen doch besser abschotten kann, z.B. schnell wieder ins Auto steigen und weiter fahren, während man mit dem Bus erst mal gestrandet ist. Dazu sind Busbahnhöfe und die Gegenden rundherum ja mit auch immer die unangenehmsten Orte. So was umgeht man in dem Fall halt. Hatten wir z.B. in Südafrika so.
In Rio haben wir uns gar nicht wohl gefühlt und sind jede Strecke, die mehr als ein paar 100m war, mit dem Taxi (Uber) gefahren. Wenn ihr meinen Blog ein bisschen kennt, wisst ihr sicher, dass wir nicht zimperlich sind und uns sehr gerne einfach treiben lassen in einer Stadt. Was man halt in Rio nicht kann, denn sichere Straßen gehen fließend über in welche, wo man sich gar nicht zeigen sollte - und als Tourist sieht man die Grenze nicht. Da ist Südafrika mit den klar abgegrenzten Townships z.B. einfacher zu "handeln".
Die Brasilianer sind uns auch insgesamt nicht sehr freundlich begegnet. Unwillens, irgendeine andere Sprache als Portugiesisch zu sprechen, so wie ich das vorher nur von Frankreich kannte. Auch ist Brasilien neben Peru das einzige Land in Südamerika, wo ich als blonde Frau ständig dreckige Kommentare abbekommen habe, selbst mit meinem Freund daneben. Und nein, im Vergleich zu den Brasilianerinnen habe ich mich sicher nicht aufreizend gekleidet. Aber das tut nichts zur Sicherheit (gibt aber ein zusätzliches ungutes Gefühl).
Der Höhepunkt der Grausamkeit war dann Sao Paulo. Wenn ihr schon mal dort wart, muss ich denke ich nicht mehr dazu sagen? Alle 2m ein Obdachloser, alle 10m einer, der entweder auf Drogen ist oder einen aufdringlich anbettelt. Ja, das war im Zentrum, aber dort befinden sich nun mal auch alle "Sehenswürdigkeiten" laut Reiseführer (was daran sehenswert war, versuchen wir noch immer zu ergründen). Klar gibts die Reichen-Viertel wie auch in Rio - aber was bringt mir das? Will ich in ein Land, wo ich mich so abschotten muss? Und nur hinter vergitterten Türen wohnen kann, mit 2-3 Alarmsystemen? Nach Südafrika würde ich trotzdem nochmal zurück, obwohl auch diese Beschreibung zutrifft. Der Grund ist, dass mich die Sehenswürdigkeiten mehr beeindruckt haben und man klarer erkennen konnte, wo man als Tourist hin "darf" und wo nicht.
Wie schon gesagt: es ist ein großes Land, wir haben nur einen kleinen Teil gesehen und ich will daher nicht generalisieren! Das meinte ich ja schon in meinem vorherigen Post. Jedoch haben wir eine Route gemacht, die so laut Reiseführer und Internet-Recherche einige der "Highlights des Südens" beinhaltete. Und wenn ich mir von einem Land(esteil) die Highlights anschaue und die mich schon nicht vom Hocker hauen, dann steht das Land halt nicht mehr auf meiner Prio-Liste. Noch weniger, wenn wir uns dann Sicherheits-technisch nicht wohlgefühlt haben.
Meine persönliche Meinung der "Highlights des Südens":
Florianopolis: nette Halbinsel mit netten Strandorten, wie man sie zu tausenden auf der Welt findet. Nichts Spezielles.
Rio: Cooler Ausblick vom Zuckerhut und Cristo Redentor - ein Nachmittag um beides zu sehen hätte wohl ausgereicht. Stadt selbst potthässlich, schwierige Situation mit Favelas, unbeschwert treiben lassen ohne schauen, in welche Gegend man gelangt, geht nicht.
Ilha Grande: Hier haben wir uns sicher gefühlt. Schöne kleine Insel, aber auch nicht anders, als diverse andere Inselchen weltweit. Jetzt auch kein WOW oder so. Dafür recht teuer, da gibts z.B. in SOA schönere Inseln um 1/4 des Preises.
Paraty: War noch mein Highlight, toll herausgeputzte Kolonialstadt. Aus dem Stadtkern raus ist man aber auch schnell mal von unguten "Lungerern" umgeben. Den Stadtkern hat man aber eigentlich in 2h durch.
Sao Paulo: siehe oben. Abstoßendste Stadt, die wir jemals besucht haben.
Iguazu: Klar sind die Wasserfälle toll, aber dafür hätten wir auch 1 Tag über die Grenze und zurück können. Die argentinische Seite fanden wir außerdem eh viel schöner und beeindruckender.
Keine Ahnung, ich will hier auch nicht Orte "herunter machen" an denen das Herz von anderen Leuten im Forum hängt! Aber für uns war halt alles bestenfalls "ganz nett" und nicht mehr.
Fürs Pantanal war es nicht die richtige Reisezeit, sonst hätten wir das sicher gemacht. Daher lese ich deinen Bericht jetzt auch gerne
Ich habe aber das Gefühl, dass ich Ähnliches in Rurrenabaque in Bolivien gesehen habe. Vielleicht irre ich mich ja, ich warte gespannt deinen Bericht ab.
Chapada Diamantina und Lencois Maranhenses standen eigentlich auch immer auf meiner Wunschliste, haben auch vor unserem Abflug aus Sao Paulo nicht mehr ins Programm gepasst. Nun fanden wir aber Brasilien an sich so ein Low-Light unserer Reise, dass wir sicher nicht wegen den 2 Orten nochmal hinfahren. Oder halt erst, wenn uns die Ideen ausgehen oder sich die Sicherheitslage drastisch bessert.