Ich hab mal ein paar Jahre in China gelebt. Meist kann man folgendes Beobachten:
- Neulinge kommen und sind die ersten 2-3 Monate total geflasht wie modern alles ist, wie alles glitzert und wie schnell sich alles verändert.
- Dann kommt eine Phase der Normalisierung wo man sich über den ständigen Lärm beklagt, die Sichtweite von 300m weil man vor lauter Smog nichts mehr sieht, die extrem hohen Preise für fast alles in den Städten, dass das Leben unglaublich kompliziert ist
Danach trennt sich das ganze in zwei Gruppen auf.
Die größere Gruppe (90%) verlassen das Land wieder und zwar genau nach Ablauf ihrer meist 2jährigen Entsendung. Da kann auch ein doppelt so hohes Gehalt wie in Europa + 30kRMB Housing + Fahrer usw nicht helfen. Die Lebensqualität ist einfach viel zu gering.
Die andere Gruppe (nahezu ausnahmslos Männer) findet es geil und bleibt länger dort.
Ich hab den Boden in Deutschland geküsst als ich wieder in Deutschland war und das hat folgende Gründe:
- Leben ist unglaublich kompliziert. Alleine das Einkaufen, Behörden, Handwerker, usw. nimmt unglaubliche Zeit in Anspruch
- Smog: Teils kannst du keine paar hundert Meter mehr sehen. Im Sommer regnet es meist jeden Tag, der Rest des Jahres ist voll mit Smog. Wenn man Abends in Hong Kong durch die Stadt läuft meint man man hätte eine Brille auf weil man die Konturen der Wolkenkratzer auf einmal klar sehen kann. In Shanghai ist alles verschwommen vor Dreck.
- Keinerlei Freizeitmöglichkeiten: Das einzige was man in Shanghai machen kann ist Essen gehen (recht teuer), saufen (absurd teuer), Sport machen im Gym (völlig überteuert) und eine Wasserstadt besuchen (da darf man eintritt bezahlen und langweilig ist es auch). Natur gibt es keine, keine Wanderungen, kein Badesee, kein Berg, keine Wasserfall, kein Park, keine Schiffsfahrt, kein gar nix. Man kann überhaupt nichts machen. Und das bisschen was man machen kann ist an den Wochenenden mit 100 Millionen Chinesen überlaufen.
Witzig finde ich die "tollen Parks". In Shanghai mit seinen 25 Millionen Einwohnern gibt es genau einen Park der den Namen verdient (und verglichen mit dem Englischen Garten ist der immer noch ein Witz) und das ist der Century Park. Kostet Eintritt und ist trotzdem meist krachend voll. Schön ist was anderes.
- Die Chinesen: Neben dem ständigen Rotzen fällt vor allem das überall hin pinkeln von Kindern auf. Folgender Vorfall ist geradezu typisch für Chinesen:
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2014/10/20/2003602498 Ich habe mal mit meiner Frau in einem Restaurant gegessen und 1m neben uns hat ein Kind auf den Boden gepinkelt.
Gib mal bei Google "Chinese Tourists Pee" ein, da kommt der chinesische Nationalsport.
Neben dem Pinkeln stört auch noch die totale Rücksichtslosigkeit, das Drängeln, Schupsen, einen nicht aus dem Aufzug steigen lassen, das rum schreien, hupen, Nachts in voller Lautstärke Musik hören,...
- Die Preise: Essen gehen kostet so viel wie in Deutschland wenn es günstig ist, wenn es teuer ist dann auch mal schnell 5x so viel. Alkohol ist absurd überteuert in Bars. Wohnungen sind abartig teuer, Gyms sind extrem teuer, Autofahren unbezahlbar, Supermärkte verlangen Mondpreise (so Webseiten wie Kate & Kimi können die Preise durch setzen weil eben von Grund auf alles obskur teuer ist), Ausflüge sind sehr teuer,...das einzig günstige sind Taxis und die Ubahn.
- Die Tristesse: In China sieht alles gleich aus abseits der urbanen Zentren. Gesichtslose Plattenbauten im Smog und übelst verratzte Industriegebiete. Viel mehr gibt es nicht.
- Kinder: Wenn man Kinder hat wird es richtig teuer. Ein Gläschen Babynahrung das hier 30 Cent kostet kostet in China 3€. Windeln sind völlig überteuert und Milchpulver wird in Gold aufgewogen. Ein Kindergarten kostet schnell mal 2.000 € im Monat und Spielplätze gibt es keine bzw. nur kostenpflichtige Spielparadiese die 10x teuer sind wie vergleichbares in Europa. Spielen sollten die kleinen eh nur in der Wohnung vor dem Luftfilter. Muss eine schlimme Kindheit sein.
- Essen: Ja ist sehr vielfälltig aber besonders in Jinangsu und Shanghai vor allem schleimig, schlonzig und süß. Kann man als Europäer kaum Essen. Zum Glück gibt es meist Moslems wo man günstig Mittagessen kann.
- Besoffene: Es ist normal das am Sontagmittag Männer aus Restaurants getragen werden weil sie rotzvoll sind. Auch die Kollegen fordern einen regelmäßig raus - jeder will einen Laowei unter den Tisch trinken. Einmal lustig, aber jeden Tag ein Problem.
- Internet: Funktioniert nur mit VPN und das zunehmend auch nicht mehr.
Ein Leben in China ist meiner Meinung nach Höchststrafe und muss von den Firmen meist auch mit dramatischen Gehaltsaufschlägen, sehr teueren Wohnunge usw. bezahlt werden. VW stellt gerade Leute mit 2 Jahren Berufserfahrung für 100k RMB im Monat + 35k RMB Housing ein. Kaum einer will länger in China leben. Ich fand es vor allem super langweilig, teuer, der Krach hat genervt und das Benehmen auch.
Bei der Arbeit hab ich nur gute Erfahrungen mit Chinesen gemacht und auch echte Freundschaften gewonnen die man sonst mit Asiaten nicht so leicht findet.
Sehr positiv ist mir immer das Essen in Erinnerung geblieben (nicht Jiangsu Essen), alles Essen und Besäufnisse als Betriebsausgaben einzureichen (teils mehrmals pro Woche), mit den chinesischen Kollegen Sport zu machen, die guten Business Hotels, die Schrift und die Sprache (falls man interessiert ist), die Fahrten auf den Hochstraßen durch die Wolkenkratzer,.... zum Leben taugt es aber nicht.