Oh, bei deiner Ausreise hast du wohl die spezielle Überprüfung bekommen. Bei mir gabs die Nr. 5 und deine Nummer kann ich wohl erahnen.
Ja hatte die 6. Und das nach den 1,5h Verhör, wo ich denen bis ins kleinste Detail meine 2,5 Wochen in Israel beschreiben musste (unter anderem). Die meinten sogar direkt zu mir, dass sie befürchten, dass ich eine Bombe im Gepäck habe oder das Flugzeug hijacken will. Scheinbar sehe ich gefährlicher aus, als ich dachte
Ok, jetzt bin ich neugierig, die Ausreise muss wohl die Hölle gewesen sein? Hast du dann noch deinen Flug erreicht, oder hattest du noch ein paar Minuten zum durchschnaufen bevor das Flugzeug abgehoben ist?
Ja, ich würde es mal als mentale Vergewaltigung bezeichnen. Habe so was noch nie erlebt, und denke, dass mir das auch nicht mehr passieren wird, solange ich mich von Israel fern halte. Ich wurde 1,5h von 2 Frauen abwechselnd mit Fragen "beschossen", sodass ich kaum Zeit zum Antworten hatte. Dabei war alles, wie gesagt: Reiseroute Israel: welche Sachen ich genau angeschaut habe, Namen von allen Kirchen, Sehenswürdigkeiten etc, wie ich wohin gekommen bin, wo die Busstation ist, welches Hostel, wen ich getroffen habe, ob ich mit irgendwem (auch andere Backpacker) noch in Kontakt bin, ob mir jemand ein Geschenk gegeben hat,... Gleich anfangs haben sie nach meinen Flugtickets zurück bis Amsterdam gefragt, ich hatte als keine Chance zu verstecken, dass ich nach Jordanien und Libanon gehe. V.a. Libanon fanden sie natürlich nicht toll. Bei den Ländern musste ich auch Route, Sehenswürdigkeiten und Hostels aufzählen, etwaige Leute die ich treffe (CS hab ich wohlweisend in Libanon verschwiegen). Dann wurde nach jedem einzelnen moslemischen Land gefragt, wo ich einen Stempel hatte: Marokko, Ägypten, Türkei, Malaysia, Indonesien. V.a. Türkei, Marokko undn Indonesien hat ihnen gar nicht gefallen. Zudem musste ich persönliche Fragen beantworten, bis zum vollen Namen vom Vater meines Freundes, welche Sprachen die zuhause sprechen etc..
Naja, sagen wir mal so, es war eine Erfahrung! Den Flug hab ich noch erwischt - ich war früh genug am Flughafen. Eigentlich war ich aufgrund der Busverbindungen 4h vorher da, aber wurde zum "Interview-Schalter" erst 3h vorher gelassen, die 1h mehr hat mir also nichts gebracht.
Nach dem "Interview" wurde ich zum Check-in Schalter eskortiert, wo die Security-Dame die Airline-Angestellte bat, meinen Gang-Sitz von weit vorne auf einen Mittelsitz in der letzten Reihe zu ändern. Hab ich nicht verstanden, da auf Hebräisch, aber danach beim Boarding erfahren.
Dann wurde ich weiter zu einem separaten Handgepäck-Check eskortiert. Dort durfte ich ne weitere 1h rumwarten, mich nicht vom Fleck bewegen und wurde respektlos herumkommandiert.
Tipp: Geht aufs WC, bevor ihr zum Interview-Schalter geht... Das darf man danach nämlich evtl für 2,5h nicht.
Bin genau zum Boarding zum Gate gekommen, hat gepasst...
Gut, dass du dich trotzdem nicht von deinem Trip hast abgehalten lassen. Ich dachte dass es im Libanon heftiger wäre, aber man sieht zu viele Nachrichten.
Wie war die Einreise und Ausreise im Libanon?
Haha, da sieht man was die Medien mit unserer Wahrnehmung machen. Würde sagen, dass ich mich in Libanon am sichersten gefühlt habe. Und am willkommensten.
Bei der Einreise in den Libanon wurde jeder Stempel im Pass angeschaut, ob nirgends Israel dran steht denk ich
Nachdem Israel ja nicht mehr stempelt, kein Problem. Ein jordanischer Stempel von einer Landgrenze mit Israel wäre sicherlich aufgefallen. Achtung: Das ist nicht nur ein Grund zur Verweigerung der Einreise sondern wird als Straftat gesehen, man kann also im Knast landen dafür! Würde ich nicht riskieren. Die Einreise hat vielleicht 2 Minuten gedauert und wumm... war mein Stempel drin
Genauso easy die Ausreise (alles komplett ohne Fragen). In Jordanien wurde ich nur nach dem Namen von meinem Hostel gefragt und wie lange ich bleiben will. In Libanon nicht mal das.
Ich hab übrigens eine Dänin in Beirut getroffen, die es mit Israel noch schlimmer erwischt hatte, und ihre Freundin nochmal schlimmer. Die beiden hatten in Ramallah Arabisch Auslandsemester und eine Woche frei. Sie ging nach Jordanien und wollte über Land zurück, ihre Freundin nach Dänemark und per Flug zurück. Beiden wurde die Wieder-Einreise komplett verweigert. Die eine nach Jordanien zurück geschickt nach 8-stündigem Verhör, die andere kam in ein Detention Center (=Gefängnis) bis zu ihrem Rückflug nach Dänemark. Ja, sie wurde quasi abgeschoben.
Ich bin also kein Einzelfall bzw. es geht noch schlimmer. Wenn ich gewusst hätte, wie extrem das Ganze wird, hätte ich wohl anders geplant (neuer, leerer Pass, meinen Aufenthalt in der West Bank nicht erwähnt, evtl. Libanon nicht im gleichen Trip besucht).