Thema: Niger: mit der Salzkarawane durch die Ténéré und Air  (Gelesen 9823 mal)

WSAlexander

« Antwort #30 am: 06. April 2017, 22:16 »
Während Sidi die Bündel für den Transport auf den Kamelen zurechtklopft...



...zeigt mir ein anderer Tuareg, wie sie das Gras schneiden. Alles was erbraucht sind einige Stricke, mit denen das Gras zu Bündel zusammenschnüren und ein langes Messer, mit dem das harte Gras geschnitten wird.



Getragen werden Utensilien und Gras auf dem Rücken.



Die Mittagszeit rückt näher und es ist bald wieder Essenszeit. Die jungen Tuareg stampfen dazu Hirse in den großen Holzmörsern.



Ein Sandwind kommt auf und die Luft wird trübe und das Licht grell. Und es wird heiß zu Mittag. Sehr heiß.



Sidi zeigt mir voller Stolz seine Konstruktion.  8)  Er hat mir für den Mittagsschlaf einen Sonnenschutz gebaut und das "Bett" hergerichtet.  :)  Ich werde wie ein Murmeltier schlafen.



Bevor es aber auf die Matratze geht, gibt es Mittagsessen. Zum Nachtisch gibt es Nüsse.


WSAlexander

« Antwort #31 am: 06. April 2017, 22:18 »
Die morgentlich Luft war erfüllt von Sand. Gestern kam ein Wind auf, der sich über Nacht verstärkt hatte. Es war kaum noch möglich den Himmel von der Wüste zu unterscheiden. Die sonst scharfen Konturen der Dünen waren verschwommen und gingen nahtlos in den Himmel und in die Umgebung über.







Akelex, Foto! Der Touareg wollte, dass ich ihn auf einem Foto verewige. So wie er stolz auf seinem Kamel saß. Also zog ich wieder meine Kamera aus der Tasche und schoß in ab. Wie immer zeigte ich das Foto und er lachte schallend und zeigte mit dem Daumen nach oben.  :)  Scheue vor der Kamere kannten die Jungs nicht.




Trotz des aufgekommenen Sandwindes, der durch die Kleidung pfiff und den Sand überall dort ablagerte, wo man ihn am wenigsten brauch, war die Stimmung ausgelassen. Allerdings saßen die Reiter jetzt schon wesentlich früher auf ihren Kamelen. Die Anstrengungen der letzten Tage ging auch an den Wüstenbewohnern nicht spurlos vorbei.



Nur Sidi, unser Madougou hielt tapfer durch und marschierte weiter durch den festen Sand.




Akelex, Foto! Die Tuaregs schienen langsam die Barrieren zu dem fremden Europäer beseitigt zu haben. Der Kontakt wurde immer intensiver und langsam suchten auch die Schüchternen den Kontakt zu ihrem Gast.



Akelex, Foto! Jetzt wurden die Jungs richtig warm und wollen auch die anderen Fotos sehen, die ich bisher auf meiner Reise geschossen habe. Ich erkläre einem, wie er die Bilder in der Kamere aufrufen und durch die Bilder blättern kann. Die Kamera macht ihre Runde. Immer wieder bricht ein Tuareg in Gelächter aus, wenn er ein bestimmtes Foto sieht. Besonders, wenn es sich um ein Foto eines Mitreiter handelt. :)  Sie haben richtig Spaß an den Bildern.




WSAlexander

« Antwort #32 am: 06. April 2017, 22:21 »
Reist man durch die Ténéré, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Erde doch eine Scheibe ist. Weite Strecken sind eben. Von Horizont zu Horizont sieht man keine Erhebung. Nicht einmal eine kleine Sandverwehung.

Wer sich auf so eine Karawanentour begibt muss sich darüber im Klaren sein, dass es Situationen gibt, wo es auch diesbezüglich keine Privatsphäre gibt. ;)

Man entfernt sich einfach ein oder zweihundert Meter von der Karawane und der Rest sieht dezent in eine andere Richtung ;) Das Problem ist nur, dass man nicht zu viel Zeit auf sein Geschäft verwenden sollte, denn die Karawane läuft weiter und man muß sie irgendwie wieder einholen. Und wenn die Beine nicht mehr richtig mitmachen, kann selbst dies zu einer Herausforderung werden.  ;D





Kadir bereitet wieder Tee zu. In einem kleinen Drahtgestell hat er Holzkohle entzündet. Darauf steht die Teekanne.



Die erste Pistenmarkierung.



Wir kreuzen die Piste Agadez Bilma, werden ihr aber nicht folgen. Unser Kurs lautet Timia.





Ich sitze jetzt auch auf meinem Kamel. Ich bekomme immer mehr Probleme mit meinem Rücken. Aber Ruhe bekomme ich keine. Akelex, Foto!  :D  Meine Kamera hatte ich zwischenzeitlich schon im Gepäck verstaut, aber ich ziehe sie nochmals hervor. Es scheint meinem Fotomodell nicht schnell genug zu gehen, denn er macht schon eine ungeduldige Handbewegung   ;)






Welcher Wüstenbewohner mach hier seine Heimat gefunden haben?




WSAlexander

« Antwort #33 am: 06. April 2017, 22:23 »
Am Horizont tauchen die ersten Bäume auf. Ein Zeichen dafür, dass wir die Ténéré bald verlassen und die ersten Ausläufer des Air Gebirges erreichen werden.



Manch einer wird sich wohl fragen, wie hält man das nur aus. Die weiten Strecken, die man zu Fuß zurück legen muss. Hat man am nächsten Tag nicht höllischen Muskelkater? Entscheidend ist eine gute Vorbereitung und dabei reicht es nicht, wenn man zwei oder drei Wochen vor der Abreise anfängt.

Ich bin schon immer sportlich aktiv. Aber für diese Reise muss man ein bischen mehr tun. Das wichtigeste ist, dass die Beinmuskulatur belastbar ist. Ich laufe (Joggen, nicht Spazierengehen ;)) zweimal pro Woche je nach Tagesform zwischen fünf und acht Kilometer. Zusätzlich besuche ich wöchentlich das Fitnessstudio, um besonders den Rücken und die Beinmuskulatur zu trainieren. Nach einigen Monaten Vorbereitung habe ich an einem Wochenende versucht, 50 Kilometer zu laufen. Ich hätte fast aufgegeben und musste feststellen, dass ich falsch bzw. nicht intensiv genug trainiert hatte. Beim Joggen bin ich zu langsam gelaufen, sodass die Oberschenkel nicht ausreichend belastet wurden.



Also habe ich einen Zahn zugelegt, was ich deutlich an den Oberschenkeln bemerkte. Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater.  :roll:  Dazu ein paar Gewichte an der Beinstreckmaschine im Fitnessstudio draufgelegt und schon wurde es besser.



Während der Wanderung hatte ich mit meinem Laufapparat absolut keine Probleme. Nur der Rücken spielte nicht richtig mit, was aber weniger an der Vorbereitung lag, sondern an der weniger ergonomischen Haltung beim Reiten auf dem Kamel. Selbst die Tuareg hatten Probleme mit dem Rücken und fragten mich immer wieder, ob ich nicht Schmerztabletten dabei hätte.



Ich muss auch ganz klar sagen: ohne eine intensive Vorbereitung ist diese Reise nicht möglich oder wird zur Qual. Also, bewegt euch mal ein bischen.  8)



Je länger ich laufe, um so mehr steigt meine Achtung für diese genügsamen Tiere. Trotz ihrem Gewicht, dass sie auf ihrem Rücken tragen, manchmal zusätzlich mit einem Reiter, dem die Kräfte ausgehen, laufen sie immer im gleichen Trott, von morgens bis abends, ohne Pause.



Vom Air weg führen einige Baumreihen, die mitten in den Oued wachsen. Wir müssen die richtige Baumreihe erwischen, an der wir rechts abbiegen und dann dem Oued folgen.



Wir werden durch das Air eine Strecke nehmen, die für Allradfahrzeuge nicht zugänglich ist. Ich bin schon gespannt, denn es ist das erstes Mal für mich in diesem Gebirge.







WSAlexander

« Antwort #34 am: 06. April 2017, 22:24 »
Heute starten wir wieder etwas später. Wie jeden Morgen werden die Kamele beladen und heute habe ich die Gelgenheit, mir das Beladen etwas näher anzuschauen.



Zunächst werden die Kamel zusammengetrieben. Sie müssen sich auf den Boden setzen. Die Ober- und Unterbei werden so zusammengebunden, dass die Kamele nicht aufstehen können. Die morgentliche Beladungszeremonie geht sehr lautstark vor sich. Die Kamele haben eine ganze Palette an Geräuschen auf Lager. Sie gurren, gluckern, stoßen kurze und tiefe Brummlaute aus oder schreien einfach aus vollem Halse, wenn ihnen irgendetwas nicht passt.  :mrgreen:  Manchmal habe ich das Gefühl, dass Kamele, ähnlich wie Katzen einen besonderen Charakter besitzen. Kamele lassen sich ungerne berühren, nur wenn es sie irgendwo juckt ist eine kratzende Hand sehr willkommen.

Bei Dunkelheit habe ich erlebt, dass beim Streicheln des Halses heftig Funken über das Fell gesprüht sind. Das Fell war statisch aufgeladen.




Hier einige Beispiele im Video:

https://www.youtube.com/watch?v=pJfnzImoNnk

Deutlich ablesen kann man auch die Stimmung eines Kamels anhand der Mimik. Zusammen mit den Lauten, die es ausstößt merkt man gleich ganz genau, ob das Tier gut drauf ist oder nicht.  8)



Das gurrende Geräusch entsteht vor allem dadurch, wenn die Kamele das unverdaute Gras hochwürgen und es wiederkäuen. Man sollte sich dabei nicht zu nahe am Kamel aufhalten. Es könnte durchaus sein, dass man von der grünen und stinkenden Brühe etwas abgekommt.  :)





WSAlexander

« Antwort #35 am: 06. April 2017, 22:33 »
Nochmal zurück zum Beladen der Kamele. Bevor wir die Wüstenschiffe wieder aufsatteln, vertreiben wir uns am Lagerfeuer erst einmal die nächtliche Kälte aus den Knochen. Es ist weniger die Temperatur, die uns zu schaffen macht. Wir sind bei weitem davon entfernt, was man als ausgeschlafen bezeichnen könnte.



Zum Frühstück gibt es einen steinharten Wüstenkeks. Gemalene Nüsse mit Datteln und als Sättigungsbeilage Wüstensand.    :)  Da der Keks sich mit der normalen Kaumuskulatur kaum zerkleinern läßt, warte ich, bis der heiße Tee fertig ist.





Die Nacht war dabei, den ersten Sonnenstrahlen zu weichen, als wir uns aufmachen, unsere Kamele zu beladen. Bis auf das Brüllen, Gurgeln und Grunzen der Kamele kommt den Karawanies kaum ein Laut über die Lippen. Auch ihnen stecken die Anstrenungen und der Schlafentzug in den Knochen.





Zunächst werden diese Ledersäcke mit den Datteln auf die Kamele geladen. Einen hinten und einen vor dem Höcker. Oder links und rechts davon.



Auf diese Säcke wird ein Holzgestell gebunden, welches das Gewicht, dass darauf geladen wird besser zu verteilen. Auf diesem Kamel wird Sidi reiten. Links und rechts werden noch zwei große und evtl. noch zwei kleine Salzkegel festgezurrt. Die harten Kegel liegen auf den Dattelsäcken und scheuern nicht am Kamel.




Darüber wird dann die leichtere Ladung festgebunden. Die Kamele, die während des Tages ihren Reiter noch tragen müssen, werden etwas "bequemer" beladen, damit man nicht direkt auf dem Salz sitzt.



Kamel mit Dattelsack und daneben liegt der in Palmblättern eingewickelt der Salzkegel.




Ok, ok, ich habs ja kapiert. Du bekommst etwas weniger auf den Rücken, denn du mußt mich später noch durch die Wüste tragen. ;)



Manche Kamele haben ihr Fell schon durchgescheuert und teilweise sieht man die aufgescheuerte Haut. Um den Schmerz zu lindern und Entzündungen zu vermeiden wird der Rücken eingepudert.



Nein, das Kamel droht mir nicht. Es hat nur die grüne Masse hochgewürgt, um es widerzukäuen. Dabei malen Ober- und Unterkiefer gegeneinander.



Das kleine Kamel hat noch Welpenschutz und muss noch keine Lasten tragen. ;) Soweit ich es mitbekommen habe, hat ein Tuareg das "wilde" Kamel eingefangen und hat ihm schnell sein Brandeisen eingedrückt.



Ok, die Kamele sind beladen. Dann kann es losgehen.



Zurück bleibt nur ein Haufen Kamelschei....e  :mrgreen:





Hier noch ein nettes Kamelbeladungsvideo ;)

https://www.youtube.com/watch?v=UzlC8dFhlfQ

So, für heute reichts. Morgen gehts weiter ;)

WSAlexander

« Antwort #36 am: 07. April 2017, 13:00 »
Wir nähern uns dem Air Gebirge. Der nördliche Teil des Gebirges und der Nordosten der Ténéré gehören seit 1991 zum Weltnaturerbe. Die Kel Ewey Tuareg leben hier vom Handel zwischen den Oasen Timia, Iferouane und Tabelot auf der einen Seite und Bilma, Fachi und Kano in Nigeria auf der anderen.



Das Naturschutzgebiet Air und Ténéré ist mit 7,7 Millionen Hektar das größte Schutzgebiet Afrikas. Hier wächst noch alles ungestört und manchmal hat man den Eindruck, dass man sich durch einen ehemaligen Urwald bewegt. Tatsächlich herrscht im Air in den unteren Regionen Buschlandschaft vor.



Akelex... Na ja, ihr wißt ja schon, was jetzt kommt.  :)







Wenn ich den erwische.   ;D






Die Tuareg werden, nachdem sie still geworden waren, wieder ausgelassener. Sie wissen, dass sie in wenigen Tagen ihre Familien wieder sehen werden.




WSAlexander

« Antwort #37 am: 07. April 2017, 13:02 »
Bis hierhin und nicht weiter. Hier beginnt der Air ;)




Der Karawanenchef genehmig sich wieder seinen fünf Uhr Tee...



...und ich schließe mich der Tradition an.



Ein Bündel trockenes Gras ist immer bereit, mit dem die Holzkohle für den Tee angefeuert wird.




Etwas 100 Kilometer südlich von hier liegt Gadoufaoua, der Saurierfriedhof, das berühmte Ausgrabungsgebiet, in dem ganze Skelette von Sauriern gefunden wurden.




Wir befinden uns ca. 65 Kilometer östlich vom 2022 Meter hohen Vulkan Idoukal-n-Taghès. Er ist der höchste Berg in Niger.




WSAlexander

« Antwort #38 am: 07. April 2017, 13:03 »
Neben diesem Esel bietet der Air eine Vielfalt an Fauna und Flora. Statistisch gesehen leben hier 40 Säugetierarten, 165 Vogel- und 18 Reptilienspezies. Vereinzelt soll es sogar noch Geparden im Air geben. Denen sind wir allerdings nicht begegnet.



Neben diesem schönen Falken gibt es aber auch Tiere, die auf der Roten Liste stehen. So wurden Ende der 80er Jahre zum letzten Mal Dama- und Dorkasgazellen und der Afrikanische Strauß beobachtet. Der Wilderei konnte zum Glück Einhalt geboten werden, sodass sich einige Tierarten wieder ansiedeln konnten. Die Mendesantilope z.B. war bereits auf 15 Tiere reduziert. Heute zählt man schon wieder über hundert Antilopen.





Seit dem der Air zum Schutzgebiet erklärt wurde, darf dort nicht mehr in die Natur eingegriffen werden. Die Jagd ist verboten. So wachsen die Pflanzen wild wie in einem Urwald.








WSAlexander

« Antwort #39 am: 07. April 2017, 13:05 »
Je näher wir dem Air Gebirge kommen, um so grüner wird die Landschaft. Zunehmend treffen wir auch auf Menschen, die hier im Busch leben.

Der Brunnen ist ausgetrocknet. Woher bekommen die Menschen ihr Wassser?





Die Menschen leben in Armut und fristen ihr Dasein mit etwas Kleinviehzucht. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn für einige Jahre die Regenzeit ausbleibt.






An unserer Route warten schon Kinder. Die Tuareg werfen Datteln in den Sand, welche die Kinder gierig aufsammeln. Mich würde interessieren, wovon sich die Menschen hier ernähren. Außer Datteln, Hirse und Ziegenmilch.




Gelegentlich verlassen wir das ausgetrocknete Flußbett und begeben uns in felsigeres Terrain und somit in höhere Lagen.






Manchmal stehen die stacheligen Akazienbäume so eng, dass wir mit unserem Körper an den Ästen entlangschrammen. Einige Kratzer bleiben zurück. Die verheilen allerdings wieder. Wichtiger ist, dass man auf die Augen aufpasst.






Die Gegend, in der wir jetzt unterwegs sind, ist für Geländefahrzeuge nicht befahrbar. Entsprechend unberührt ist die Natur. Wir laufen auf den Pfaden, welche die Karawanen vor langer Zeit hinterlassen haben.










WSAlexander

« Antwort #40 am: 07. April 2017, 13:07 »
Man geht davon aus, dass das Dromedar 3000 v. Chr. zum ersten Mal von Menschen auf der Arabischen Halbinsel gezähmt wurde. Lange Zeit diente das Dromedar als Milch und Felllieferant. Als Reit- und Transporttier war es aufgrund seines Höckers untauglich, da es noch keinen entsprechenden Sattel gab.



Etwa 1500 Jahre später wurde ein Gestell entwickelt, dass es erlaubte bis 250 Kilo auf dem Kamel zu transportieren. Die Form des Gestells hat sich bis heute nicht verändert.




Bis der Motor erfunden wurde und Fahrzeuge die Sahara durchquerten bestanden Karawanen durchaus aus 20.000 oder 30.000 Tieren. Damals wurden vor allem Gold, Elfenbein und Sklaven in den Norden gebracht. Heute sind es Salz und lebenswichtigere Waren.




Die Tuaregunruhen und die französische Kolonialzeit trugen das Ihre zum Beinaheverschwinden der Karawanen bei. Noch rechzeitig erkannte man, dass das Ersetzen des Kamels durch den Lkw Menschen arbeitslos macht und Unzufriedenheit erzeugt, die auch in Unruhen münden können. Wie lange mag es wohl noch Karawanen geben?




Nicht alle Karawanen erreichten jedoch ihr Ziel. Einige brachen mit mehreren Tausend Kamelen auf und verschwanden in den Weiter der Sahara. Von ihnen fehlt bis heute jede Spur...




Die Nacht rückt näher und wir suchen uns einen Übernachtungsplatz in einem Oued.




Auch die Kamele freuen sich auf eine Pause. Ausgelassen rollen sie sich im Sand ;)



WSAlexander

« Antwort #41 am: 07. April 2017, 13:08 »
Nachdem wir einige Tage unterwegs waren, ohne die Kamele tränken zu können, machen wir Halt in dem ausgetrockneten Oued. Ausgetrocknet ist das Oued nur oberflächlich. Wir graben etwas im Flußbett uns stoßen schon kurz darauf auf Wasser.



Das Wasser ist zunächst trüb vom aufgewühlten Sand, setzt sich aber bald fast vollständig ab. Die Kamel können es kaum erwarten und stürzen sich auf die Erfrischung.



Man sollte einigermaßen ein Auge dafür haben, wo man nach Wasser graben muss. Es gibt Stellen, da wurde bereits gegraben, ohne auf Wasser zu stoßen.




Die Tuareg füllen ihre Gerbas mit dem lebensspendenden Wasser. Ich versuche es zunächst einmal, bevor ich meine Flaschen füll. Das Wasser ist kühl und erfrischend und hat keinen Nebengeschmack. Es schmeckt einfach köstlich. ;-)



Man sollte vermeiden Wasser aus bestehenden Löchern zu schöpfen. Mit der Zeit bilden sich im abgestandenen Wasser Algen und es schmeckt übel.




Manch Tuareg nutzt die Ruhe, um sich dem Abendgebet zu widmen. Nachdem ich meine Flaschen gefüllt habe, laufe ich wieder flußaufwärts, bereite mein Nachtlager vor und beteilige mich an der Zubereitung des Abendessens, das wie immer aus einfacher Pasta und dem anschließenden Tee besteht.




Die Stimmung unter den Tuaregs steigt wieder. Die Wüstenritter sind nur noch einen Tag von ihren Familien entfernt und mir wird bewußt, dass es morgen der letzte Tag mit der Karawane sein wird.


WSAlexander

« Antwort #42 am: 07. April 2017, 13:09 »
Am nächsten Morgen wandern wir noch ein Stück im sandigen Oued...




...bis es wieder felsiger wird.



An einigen Stellen tritt sogar das im Untergrund fließende Wasser zu Tage. Und stoßen bald auf eine Furt, an der wir den Fluß verlassen und auf eine...



...gut befahrbare Piste stoßen.




Nach jeder Reitsession auf dem Kamel verstärken sich die Rückenschmerzen. Daher versuche ich soviel wie möglich zu laufen. Leichte Abhilfe schafft es, wenn ich mich an dem Strick eines Kamels festhalte und neben ihm mitlaufe. Irgendwie scheint das mein verschobene Knochengerüst wieder auszugleichen.






WSAlexander

« Antwort #43 am: 07. April 2017, 13:11 »
Eine Wegmarkierung: ein großer Stein, auf dem Kiesel abgelegt wurden. Ich vertraue aber auf Sidi. Er weiß, wo es lang geht.  ;)




Alleine wäre man vermutlich verloren. Wir marschieren kreuz und quer. Zumindest kommt es mir so vor. Es geht abwechselnd durch Baum-, Busch- und Felslandschaften.





Jemand hat seine Sandalen in der Astgabel verstaut.




Die Luft ist glasklar und die Fernsicht ist fantastisch hier oben.





Manchmal wird es ziemlich eng und es passt nur ein Kamel oder ein Mensch durch die engen Felsdurchgänge.




Wir haben die Wahl zur Reiten, damit uns die Kamele nicht versehentlich gegen den Fels drücken oder wir laufen voraus. Ich wähle den Fußmarsch. Zu schön ist die Landschaft hier im Air.  8)



WSAlexander

« Antwort #44 am: 07. April 2017, 13:13 »
Nach fast zwei Tagen verlassen wir das Air Gebirge und verbringen den letzten Tag in den Ebenen der Umgebung. Ziel der Ort, wo Sidi mit seiner Familie wohnt.





Ich schaue zurück und stelle fest, dass die Karawane kleiner geworden ist. Die Unterführer der Karawane trennen sich vom Haupttroß, ohne sich zu verabschieden. Sie verschwinden einfach. Abschied ist bei den Tuareg nicht üblich. Ein Abschied wäre von Dauer. Aber irgendwann wird man sich wieder begegnen.





Je weiter wir in die Ebenen vordringen, um so häufiger treffen wir auf Menschen. Tuareg, die fern von den Städten mit ihren Großfamilien leben.




Die Kinder warten schon auf die vorbeiziehende Karawane und auf die Datteln, welche die Reiter in den Sand werfen.




Ein Vulkan, der schon seit vielen tausend Jahren erloschen ist.




In der Ferne sehe ich einen Mann, der auf uns zu marschiert. Ich erkenne Omar, der mich wieder begleiten wird. Wir laufen zusammen durch den Busch und sehen dabei große Gebiete, die mit Steinen in Parzellen unterteilt sind. Im Rahmen eines Entwicklungshilfeprogramms wurden große Gebiete mit Steinen eingefaßt. Damit soll verhindert werden, dass das Regenwasser während der Regenzeit nicht so schnell abfließen kann. Außerdem wird dadurch verhindert, dass der Boden davon geschwemmt wird. Die Maßname zeigt Wirkung. In den Parzellen wächst Gras, dass wieder als Nahrung für die Ziegen dient.





Ich frage mich, wie die Menschen hier draussen überleben. Es gibt kaum Nachbarschaft. Es wird nur wenige angepflanzt und es dominiert vor allem die Kleinviehzucht.




Es gibt kaum Regen in dieser Gegend. Aber wenn es regnet, dann so heftig, dass nicht einmal Betonpisten den Fluten Stand halten können.





Die Sonne hat den Horizont schon unterschritten. Wir sind aber noch einige Stunden von Sidis Familie entfernt.

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