Bienchens Erfahrung, dass es am Ende mehr kostet, als man sich erwartet hat, kann ich teilen. Wie kommt es zu den höheren Kosten? Nun ja, ich denke, es leppert sich halt so zusammen, wenn man zwei, drei Wochen da ist.
Mal wird man vom Taxifahrer verarscht und man zahlt pro Strecke zwei Euro mehr, sind dann hin und retour beispielsweise schon vier Euro (am Anfang weiß man die Preise ja noch nicht so wirklich). Souveniers, ob 0815 oder richtige Handwerkskunst, sind nicht billiger als bei uns in Europa. Anfangs war ich auch naiv genug, eine Einladung zum Tee anzunehmen. Und bevor man sich's versieht, befindet man sich mitten in einer Schmuckpräsentation und will dem armen Heiter dann doch wenigstens ein paar Ohrringe abkaufen, die dann überteuert sind. Dann will man auf dem Jamaa el Fna noch den Wasserträger und den Schlangenbeschwörer fotografieren, kostet auch. Und wehe, man hat die Serienbildfunktion eingestellt, wenn man mehr als zwei, drei Fotos macht, wird einem schimpfend vermittelt, man soll gefälligst noch was drauf legen. Taxi von der Neustadt in die Medina kostet am Tag, wenn man gut verhandelt 20 - 30 Dh, in der Nacht das Doppelte.
Für den Touristen sind die Leistungen, die man in Anspruch nimmt, generell viel, viel teurer. Und dann überschreitet man sein Tagesbudget halt gleich mal um 10 Euro oder mehr. Im Zweifelsfall stellen sich die Einheimischen auch mal blöd und legen es so aus, dass man den Eindruck hat, man hätte sie nicht verstanden oder irgendwas Ähnliches. Ich für meinen Teil, will mir dann natürlich nichts nachsagen lassen und bezahle lieber zwei Euro mehr als als Halsabschneider zu gelten. Manchmal ist man sich ja auch selbst nicht sicher, ob man sich klar ausgedrückt hat, ob man alles richtig verstanden hat usw. Man kommt immer wieder in scheinbar komplizierte Situationen, die lange Diskussionen erfordern und schier unlösbar scheinen. Schlussendlich tut sich aber ein Lösungsweg auf, nämlich diese oder jene Leistung noch extra zum Vereinbarten zu bezahlen. Wenn man sehr gut Französisch oder Arabisch kann, tut man sich vielleicht bissl leichter, ansonsten wird man so lang im Kreis geschickt, bis man irgendwann entnervt w.o. gibt.
Generell gibt sich jeder als dein Freund aus und will dir helfen, hinterher wird aber erwartet, dass du für jeden noch so kleinen Freundschaftsdienst, und sei es nur nach dem Weg fragen, Geld springen lässt. Deshalb mein Tipp: Als ALLERERSTES immer nach dem Preis fragen. Kommt uns Europäern vielleicht bissl unsympathisch vor, ist aber in Marokko überlebensnotwendig. Einfach ganz klar sagen, was man will und was nicht. Das muss man sehr deutlich tun, oft auch zwei-, dreimal, sonst lassen sie nicht locker.
Was Zimmer und Essen anbelangt, habe ich eigentlich keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht. In den Restaurants gibt es meist Fixpreise, an den Straßenständen isst man billig und gut, und im Riad, das ist eine Art Frühstückspension, bzw. im Hotel handelt man den Preis sowieso gleich zu Beginn aus.
Geschichten, die berühren - Bilder, die bleiben.
www.seelegrafieren.com