Eine Fernreise ist immer eine Belastung für den Körper. Ungewohnte klimatische Verhältnisse, zweifelhafte Hygiene oder das Vorkommen von Tropenkrankheiten stellen ein erhöhtes Krankheitsrisiko dar.
Während bei der Reisevorbereitung noch der Schutz gegen Tropenkrankheiten oberste Priorität genießt, sind die tatsächlichen Probleme unterwegs meistens banaler: die häufigsten Reisekrankheiten sind Sonnenbrand, Erkältung (auch und gerade in den Tropen), Magen-Darm-Probleme und die Höhenkrankheit. Und gegen alle diese Probleme kann man mit Vorbeugung eine Menge machen.
Die Sonne in den Tropen oder auch in den Bergen kann unglaublich intensiv sein. Wer sich dieser Strahlung über längere Zeit (d.h. mehr als 15 Minuten) aussetzt, riskiert schmerzhaften Sonnebrand, und bei Wiederholung auch Hautkrebs und vorzeitige Hautalterung. Deshalb solltest Du nach Möglichkeit immer einen hohen Lichtschutzfaktor verwenden (mindestens LF15, am Anfang oder in Extremsituationen LF30+). Selbst bei Benutzung einer Sonnencreme mit sehr hohem Lichtschutzfaktor wirst Du mit der Zeit braun.
Auch wenn Du Kopfbedeckungen nicht magst und zu Hause normalerweise ohne herumläufst: in den oben genannten Situationen wirst Du bei längerem Aufenthalt im Freien eine brauchen. Ein Sonnenstich/Hitzschlag ist alles andere als eine Lapalie. Bei einem leichten Sonnenstich wirst Du Fieber haben und kotzen, bei einem schweren drohen Bewusstlosigkeit und Tod.
Es empfiehlt sich auch, wo immer möglich die Mittagssonne zwischen zwölf und vier Uhr zu vermeiden. Die Einheimischen in warmen Ländern wissen das und halten Siesta. In der prallen Sonne findet man dann nur noch "Mad dogs and Englishmen".
Vorsicht beim Schnorcheln!! Durch das Wasser spürst Du nicht, wie Du Dich verbrennst. Gehe immer mit einem T-Shirt ins Wasser, am besten auch noch mit Bermuda-Shorts! Außer dem Rücken sind auch der Nacken und die Rückseite der Beine gefährdet, besonders die Waden. Die Beine sind zwar meistens unter Wasser, aber die UV-Strahlen erreichen sie trotzdem. Es bringt nur bedingt etwas, sich vor dem Schnorcheln einzucremen, denn das Wasser wäscht den Schutz wieder ab, und die Sonnenmilch schadet dem Ökosystem Riff.
Die häufigste Tropenkrankheit neben dem Sonnenbrand ist die Erkältung. Klingt komisch, ist aber so. Verusacht wird sie meistens durch Zugluft und Klimaanlagen. Besonders krass ist das normalerweise in öffentlichen Gebäuden und in Bussen. Auf Überlandfahrten gehören immer ein Pullover und ein Paar Socken ins Handgepäck.
Wenn Du auf Berge steigst, nimm Dir Klamotten zum Wechseln mit. Beim Aufstieg gerätst Du schnell ins Schwitzen, und oben am Gipfel/Grat ist es nicht nur ein paar Grad kälter, es weht auch fast immer ein sehr starker Wind. Wenn Du am Gipfel ein trockenes T-Shirt, ein Fleece und eine winddichte Jacke anziehen kannst, wirst Du viele neidische Blicke von den Leuten ernten, die nicht so gut vorbereitet sind.
Auf einer Reise kommen viele Leute zum ersten Mal mit wirklich hohen Bergen in Berührung. In den Anden oder im Himalaya können auch die Täler schon mal auf 3000 bis 5000 Meter Höhe liegen. Wer von Meeresniveau zu schnell in solche Höhen vordringt, riskiert die Höhenkrankheit. Es handelt sich dabei um eine durch die dünne Luft bedingte Unterversorgung mit Sauerstoff, die sich zuerst u.a. mit Kopfschmerzen, Atemnot, Müdigkeit oder Übelkeit bemerkbar macht und in schweren Fällen zu Hirn- und Lungenödemen, im Extremfall sogar zum Tod führen kann.
Wenn Du Symptome der Höhenkrankheit an Dir feststellst, solltest Du Dich sofort mehrere hundert Meter tiefer begeben, normalerweise lassen die Probleme dann sofort nach. Auf keinen Fall darfst in gleicher Höhe übernachten, wenn Du schon Symptome hast. Um die Höhenkrankheit zu vermeiden, solltest Du Dich mehrere Tage an einem etwas niedrigeren Ort akklimatisieren; dabei bildet der Körper zusätzliche rote Blutkörperchen, die den geringen Sauerstoffgehalt der Luft teilweise kompensieren. Du kannst die Akklimatisierung unterstützen, indem Du an den ersten Tagen in großer Höhe körperliche Anstrengungen vermeidest und keinen Alkohol trinkst, dafür aber mehr Wasser.
Viele Leute haben derartig große Angst vor Infektionen, dass sie sich komplett von Salat, Gemüse und den meisten Obstsorten fern halten. Während das bei einer kurzen Urlaubsreise eine gute Strategie sein kann, wird es auf einer Langzeitreise früher oder später zu Mangelerscheinungen führen. Du solltest versuchen, möglichst normal zu essen, das ist der Gesundheit zuträglicher als das Vermeiden von Infektionsrisiken.
Wenn Du die Wahl hast, ist es aber generell besser, Dich an solches Obst zu halten, das Du selbst schälen kannst.
Übrigens resultieren die meisten Verdauungsprobleme von schlechtem Fleisch, nicht von Grünzeug.
Da, wo die Einheimischen hingehen, ist das Essen meistens in Ordnung. Ein volles Restaurant sagt nicht nur etwas über den Geschmack oder die Portionen aus, sondern auch über die Frische der Lebensmittel. Hoher Durchsatz ist gleichbedeutend mit kurzen Lagerzeiten. Es spielt keine Rolle, wie luxuriös der Laden ist. Meistens sind die einfachsten Restaurants die besten.
Einige meiner übelsten Erfahrungen habe ich in Restaurants von Mittelklassehotels gemacht, die eine große Speisekarte, aber nur relativ wenige Gäste hatten (=>Lagerhaltung).
Ab und zu bekommt man Nahrungsmittel vorgesetzt, die irgendwie komisch schmecken. Also nicht exotisch, sondern einfach anders als erwartet. Wenn Dir das passiert, solltest Du lieber darauf verzichten. Das Risiko, sich hier eine Krankheit oder einen verdorbenen Magen zu holen, ist stark erhöht. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass mir von den Lebensmitteln, die ich trotz eines seltsamem Geschmacks aufgegessen habe, vielleicht 30-50% Magen-Darm-Probleme verursacht haben.
Bei hohen Temperaturen und/oder niedriger Luftfeuchtigkeit dehydrierst Du sehr schnell. Die meiste Flüssigkeit verlierst Du in trockenem Klima übrigens nicht durch Schwitzen, sondern durch die ganz normale Atmung, d.h. auch wenn Du das Gefühl hast, wenig zu schwitzen, verlierst Du Wasser, das Du ersetzen musst. Es kann auch sein, dass der Schweiß so schnell verdunstet, dass Du Dich nicht verschwitzt fühlst. Wenn Dein Urin dunkel ist oder Du über einen längeren Zeitraum gar nicht urinieren musst, trinkst Du zu wenig. Die Folge ist neben einer allgemeinen Müdigkeit und Schwäche auch eine erhöhte Anfälligkeit für so unangenehme Dinge wie Hitzschlag oder Höhenkrankheit.
In Tropen- oder Wüstenklima brauchst Du 3-4 Liter Wasser pro Tag, bei körperlicher Aktivität bis zu 10 Liter.
Die Trinkwassergewinnung in den meisten Gegenden der Welt (zumindest da, wo Touristen rumspringen) ist zwar in den letzten Jahren stark verbessert worden, und auch das Leitungswasser wird heute in vielen Fällen entkeimt. Aber dann muss es noch durch die Leitungen, und deren Zustand kann schon mal beängstigend sein.
Sicherer ist Trinkwasser aus Flaschen. Sie sollten beim Kauf versiegelt sein, das gibt zwar auch keine 100%-ige Sicherheit, weil findige Geschäftemacher auch schon mal die Siegel fälschen. Aber in den meisten Fällen ist dieses Wasser OK.
Hinweis: Nicht ganz so OK ist die Ökobilanz dieser Methode, denn Millionen von leeren Plastikflaschen landen auf wilden Mülldeponien oder werden einfach verbrannt. Während es in großen Städten kaum einen Unterschied macht, ob ein paar Touristen mehr diesen Müll produzieren, wird es an Orten mit wenig oder schlechter Infrastruktur (Nationalparks, Inseln, kleine Dörfer) ein echtes Problem. Dass man eine Flasche in einen herumstehenden Mülleimer geworfen hat, heißt nicht, dass dieser Müll auch korrekt entsorgt oder gar recycled wird. Wenn Du eine Flasche an einen Ort mit einem empfindlichen Ökosystem gebracht hast, wo die Entsorgung nicht gewährleistet ist, nimm die leere Flasche wieder mit! Das gilt auch für jede andere Art von (nicht kompostierbarem) Müll.
Alkohol in größeren Mengen setzt die Abwehrkräfte des Körpers außer Gefecht. Er wirkt außerdem stark dehydrierend, was sich bei Sonneneinstrahlung, dünner Luft oder beim Tauchen äußerst negativ bemerkbar macht.
Wasche Dir lieber einmal zu oft die Hände als einmal zu wenig. Besonders nach dem Berühren von Tieren müssen erst einmal die Keime weg. Mikroorganismen lauern auch in Badezimmern/Toiletten (die Toilettenspülung!), auf Geldscheinen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Besonders ernst solltest Du diesen Rat nehmen, wenn Du in einem Land unterwegs bist, wo mit den Fingern gegessen wird. Nimm Dir aus der Apotheke eine Flasche Sterilium mit, dann kannst Du die Hände auch ohne Wasser reinigen.
Viele Krankheiten werden durch Insekten übertragen. Neben Mücken sind es vor allem Stechfliegen (wie die Tse-Tse-Fliege), Zecken oder solche, die zwar nicht stechen oder beißen, dafür aber Keime übertragen (z.B. Kakerlaken).
In der dritten Welt hat jedes Tier bis zum Beweis des Gegenteils als tollwütig zu gelten. Und auch die Hygiene lässt oft zu wünschen übrig. Ein Hund, der erst im Müll wühlt, und Dir dann die Hand ableckt, kann so ziemlich alle Infektionen übertragen, die man sich vorstellen kann. Auch Flöhe sind ein Thema.
Obwohl ich zu Hause praktisch nie Cola trinke, tue ich es auf Reisen ziemlich regelmäßig. Cola ist fast überall verfügbar und immer risikolos. Sie enthält (neben einer Unmenge von Zucker, der der Grund dafür ist, dass ich sie sonst vermeide) auch Phosphorsäure und hat damit eine desinfizierende Wirkung. Ob sich dadurch die verheerende Wirkung eines schlechten Essens neutralisieren lässt, ist umstritten. Ich bilde mir aber ein, dass es bei mir schon öfter funktioniert hat. Lässt sich natürlich nicht beweisen.
Cola ist auch ein gutes Mittel, um nach Magen-Darm-Beschwerden schnell wieder auf den Damm zu kommen. Bei genereller Appetitlosigkeit fällt Trinken leichter als Essen, und die Kombination aus Flüssigkeit, Kalorien und Koffein ist genau das, was Du jetzt brauchst (plus eine Menge Salz).
Übermäßiger Genuss von Cola führt natürlich auf lange Sicht zu Problemen wie Übergewicht und Karies. Während ersteres auf einer Weltreise üblicherweise durch körperliche Aktivität überkompensiert wird, erfordert letzteres eine verstärkte Mundhygiene.