Es gibt verschiedene Konstellationen, in denen Du auf eine Weltreise gehen kannst:
Diese Konstellationen sind tatsächlich nach Sinnhaftigkeit sortiert. Auf dieser Seite will ich vor allem mit dem Vorurteil aufräumen, ohne Reisepartner ginge es nicht.
Wenn Du jemanden hast, mit dem Du unbedingt diese Reise machen willst (und diese Person die Reise auch mit Dir machen will), ist das die beste Lösung.
Eine lange Reise, besonders wenn sie in "schwierige" Länder führt, ist allerdings immer ein harter Test für eine Beziehung oder Freundschaft. Es gibt wenig Möglichkeiten, sich zurückzuziehen, und Ihr geratet öfter in stressige Situationen als zu Hause. Wenn Ihr vorher keine Streitkultur entwickelt habt, dann habt Ihr unterwegs ein Problem. Aber wenn Ihr gemeinsam wiederkommt, hat Euch das Erlebnis fester zusammengeschweißt.
Bei vielen Singles scheitert der Traum von der Weltreise –unnötigerweise– an der fehlenden Reisebegleitung. Die Vorstellung, unterwegs alleine und krank vor Heimweh in einem Hotel zu sitzen, schreckt doch den einen oder anderen ab. Auf der anderen Seite hört man aber von praktisch allen, die schon einmal alleine unterwegs waren, dass sie das jederzeit wieder machen würden. Sehr viele halten es sogar für die bessere Alternative und reisen später nur deshalb wieder zu zweit, weil sie einen festen Partner oder eine Partnerin haben und sich nicht trennen wollen.
Wenn Du einigermaßen offen und freundlich daher kommtst, brauchst Du vor der oben geschilderten Vorstellung eigentlich keine Angst zu haben. Als Alleinreisende/r Bist Du nämlich tatsächlich in den seltensten Fällen wirklich alleine. Du wirst Dich immer wieder wechselnden Reisebekanntschaften anschließen und mit ihnen ein Stück des Weges teilen. In manchen Gegenden ist das extrem einfach, z.B. in Südostasien, Mexiko / Zentralamerika oder Australien. Generell sind Gegenden, die auf dem ausgetretenen Pfad liegen, ein gutes Pflaster für Alleinreisende. Nach meinen Erfahrungen sind ziemlich viele davon unterwegs, und bei den Langzeitreisenden ist der Anteil besonders hoch.
Gelegenheiten, bei denen Du besonders gut Reisebekanntschaften machen kannst, sind:
In Restaurants, Diskotheken und Bars funktioniert es allerdings nicht so gut, denn da gehen die meisten schon in Gesellschaft hin.
Ganz schwierig kann es in abgelegenen Gegenden werden, wo sich nur wenige Touristen hin verirren. Dort riskierst Du als Alleinreisender, dass Du längere Zeit gar keine Kontakte hast, und das kann ganz schön ätzend sein, besonders wenn Du Dich nicht so gut mit den Einheimischen verständigen kannst. Die Strategie, die die meisten verfolgen, ist deshalb: in erschlosseneren Gebieten Reisepartner finden und dann mit ihnen zusammen ins Hinterland aufbrechen. Oder Du nimmst Dir für ein paar Tage einen einheimischen Führer.
Der wichtigste ist: Du kannst tun und lassen, was Du willst. Nur als Alleinreisender hast Du das Gefühl der totalen Freiheit. Du kannst jederzeit Deine Pläne ändern, ohne sie mit jemandem diskutieren zu müssen. Du willst heute lieber zur Massage gehen als den siebten liegenden Buddha in zwei Wochen zu besichtigen? Fein, mach das! Du willst nach 9 Monaten Reisen jetzt irgendwie doch nicht mehr nach Indien, sondern lieber über Afrika nach Hause? Dann buch' halt Dein Ticket um! Alles kein Problem, wenn Du alleine bist.
Es gibt keine Diskussionen über Geld. Wenn Du Dir etwas leisten willst, dann tust Du das. Wenn Du es mal etwas
primitiver haben willst, dann tust Du das auch. Was Du ausgibst ist Deins (gewesen), und es gibt niemanden neben Dir,
der mit einem größeren oder kleineren Budget unterwegs ist und mit Dir darüber diskutieren will, ob Ihr
Euch jetzt noch ein Taxi leisten könnt oder den Bus nehmen müsst. Das ist besonders wichtig bei Bekannten
von zu Hause, die auf Deiner langen Reise mal ein Stück mitfahren.
Eine gemeinsame Reisekasse bietet viel Konfliktpotenzial, wenn die Ansprüche an Komfort und Erlebnisdichte
unterschiedlich sind. Getrennte Kassen sind aber auch keine Lösung: da redet Ihr noch mehr
über Geld, weil es in der Praxis eben doch nicht so ist, dass jeder immer nur für sich alleine
zahlt. Das sind alles Probleme, die Du alleine nicht hast.
Du lernst mehr Leute kennen. Ein Grund dafür ist natürlich, dass Du gezwungen bist, selbst auf Andere zuzugehen. Keine Angst, selbst wenn Du sonst eher schüchtern bist: auf Reisen sind Menschen generell offen für neue Bekanntschaften, und mit einem einfachen "Hallo!" wirst Du in den meisten Fällen schon das Eis brechen können. Und die Einheimischen sind in fast allen Ländern sowieso freundlicher und geselliger als in Deutschland. Als Einzelperson wirkst Du viel weniger abweisend als eine Gruppe (auch zwei Menschen sind schon eine Gruppe), und es wird dem Mitbewohner im Schlafsaal des Hostels oder dem Einheimischen auf dem Bussitz neben Dir viel leichter fallen, Dich anzusprechen.
Du musst alles selbst machen. Auf Reisen zu zweit kann z.B. einer auf das Gepäck aufpassen, während der andere ein Hotelzimmer anschaut, Bananen kauft oder mit dem Taxifahrer um den Preis feilscht. Natürlich können auch Zufallsbekanntschaften diese Rolle übernehmen, aber das ist Vertrauenssache. Wer alleine ist, muss in so einer Situation sein ganzes Gepäck mit sich rumschleppen. (Wohl dem, der leicht gepackt hat!)
Alleinreisende haben generell ein etwas höheres Risiko, mit Verbrechern in Berührung zu kommen. In der Regel hat man es mit opportunistischen Tätern zu tun, die sich das leichteste Ziel aussuchen. Deshalb gelten alle Verhaltensmaßregeln zur Erhöhung der Sicherheit in besonderem Maße für Alleinreisende. In bekanntermaßen unsichere Gegenden sollten sich Alleinreisende nur in Begleitung von Reisebekanntschaften wagen.
Die Vorteile eines vertrauten, zuverlässigen Reisepartners lernst Du vor allem dann schätzen, wenn es Dir mal so richtig dreckig geht: wenn Du mit Fieber und Durchfall im Bett liegst, und jemand geht für Dich Cola und Kekse kaufen oder in die Apotheke im nächsten Dorf. Wenn Du (was wir nicht hoffen wollen) handlungsunfähig im Krankenhaus liegst, und jemand klärt mit der Krankenversicherung den Rücktransport. Oder wenn eine Kaution oder ein Rechtsanwalt gestellt werden muss... aber so weit wollen wir jetzt gar nicht denken, denn dagegen kann man sich versichern.
Du zahlst etwas mehr, z.B. für Zimmer (der Zimmerpreis ist oft für eine oder zwei Personen der gleiche), Mietwagen und Taxis. Allerdings kannst Du Dir die Kosten natürlich teilen, wenn Du eine vorübergehende Reiebegleitung hast. (Oft hält eine Reisegruppe genau eine Taxifahrt lang.)
Last not least hast Du niemand, mit dem Du nach der Reise auf gemeinsame Erlebnisse zurückblicken kannst.
Alleinreisende sollten besonderen Wert auf die Etablierung einer zuverlässigen Heimatbasis legen. Wenn die gut funktioniert, kann sie fast so wertvoll sein wie ein Reisepartner.
Das ist ein hohes Risiko. Es kann gut gehen, muss aber nicht. So eine Konstellation würde ich nur dann akzeptieren, wenn beide Reisepartner kein Problem damit hätten auch alleine zu reisen. Anderenfalls kann es passieren, dass Du die beste Zeit Deines Lebens gezwungenermaßen mit jemandem verbringst, den Du jeden Tag zum Teufel wünschst.
Die besten Reisepartner laufen übrigens genau da herum, wo Du unterwegs bist. Warum willst Du Dich um jeden Preis schon vor der Reise an jemanden binden?
Reisen mit mehr als zwei Leuten hat auf Langzeitreisen überhaupt keine Vorteile. Den ständigen Kompromissbedarf und die vielen Diskussionen willst Du Dir nicht wirklich antun. Da ist es viel sinnvoller, wenn Du Dich unterwegs für kurze Zeit mit anderen zusammen schließt, von denen Du Dich jederzeit wieder trennen kannst, wenn die Interessen nicht mehr passen.