Natürlich träumen wir alle von der problemlosen Weltreise, auf der man ganz auf sich alleine gestellt alle Schwierigkeiten meistert. In Wirklichkeit kommt aber fast jeder irgendwann einmal in eine Situation, wo eine zuverlässige Person zu Hause wie gerufen kommt.
Dabei muss man gar nicht mal an besonders schlimme Dinge denken wie schwere Erkrankungen oder das Aufbringen eines Lösegeldes. Am nutzbringendsten ist ein persönliches "Sekretariat" bei Routinetätigkeiten, wie:
Die Heimatbasis kann aber auch als Krisenstab dienen, z.B. bei:
Wie man sieht, ist das ein ganz schön anspruchsvoller Job, um den sich die meisten nicht reißen werden. Und es gehört auch eine Menge Vertrauen dazu. Was liegt also näher, als die Familie dafür einzuspannen? Um fair zu bleiben, solltest Du der Vertrauensperson die Aufgabe so einfach wie möglich machen, und das erfordert leider einige Vorbereitung von Deiner Seite.
Dieses Thema wird umfassend im Kapitel "In Verbindung bleiben" behandelt. Hier sei nur noch einmal darauf hingewiesen, dass die Heimatbasis diese Kommunikationswege getestet haben muss und alles zuverlässig funktionieren muss. Kein technischer Schnickschnack für die alten Eltern, sonst bricht Dir beim ersten ernsthaften Problem die Heimatbasis weg!
Es versteht sich von selbst, dass für den Kontakt zur Heimatbasis das Internet und ggf. Fax das Mittel der Wahl sind. Wenn Deine Alten nur telefonisch mit Dir kommunizieren wollen, zeige ihnen doch mal die Netzabdeckung von Bolivien. Internet gibt es dagegen in jeder Kleinstadt.
Die Heimatbasis braucht zur Erledigung ihres Auftrags Informationen. Diese sollten alle an einer zentralen Stelle abgelegt sein, das kann z.B. ein besonderer Ordner sein. Folgende Informationen gehören da rein:
Das sieht nicht nur aus wie viel Arbeit, das ist auch viel Arbeit. Also früh anfangen!
Damit die Vertrauensperson in finanziellen und vertraglichen Angelegenheiten für Dich handeln kann, braucht sie eine Vollmacht. Weil Du im Vorfeld der Reise nicht genau wissen wirst, was alles erforderlich ist, sollte die Vollmacht möglichst allgemein gehalten sein und kommt damit einer Generalvollmacht schon sehr nahe. Muss jeder selbst wissen, wie weit er da gehen will.
Die folgende Vorlage für eine Generalvollmacht stammt von Lukas Kohli und darf unter einer Creative Commons-Lizenz verwendet werden:
Weitere Informationen zum Thema Vollmacht gibt es z.B. hier:
Wichtig: für einfache Dinge wie vertragliche Angelegenheiten reicht eine unbeglaubigte Vollmacht normalerweise aus. Sobald es aber etwas offizieller wird, besonders im Umgang mit Behörden, ist es eine sehr gute Idee, wenn die Vollmacht notariell beglaubigt ist. Wenn es hart auf hart kommt, kann man die Beglaubigung zwar auch noch unterwegs nachholen, dazu muss man aber in ein Konsulat des Heimatlandes. Im Falle der Kontovollmacht haben es die Banken gerne ein wenig formaler (d.h. auf einem eigenen Formblatt), deshalb zieht eine individuell ausformulierte Vollmacht bei denen meistens nicht. Das ist aber in Zeiten von Internetbanking und Geldautomaten auch nicht mehr unbedingt notwendig.
Disclaimer: Das ist jetzt kein juristischer Rat und soll auch keiner sein. Lass Dich in jedem Fall von jemand beraten, der sich mit so was auskennt.
Seinen Wohnsitz im Heimatland ganz abzumelden ist prinzipiell keine gute Idee. Das gibt viele Schwierigkeiten mit Banken, Versicherungen und Behörden (auch den ausländischen). Aber wo könntest Du Dein "offizielles" Domizil aufschlagen? Die naheliegende Lösung ist auch hier die beste: natürlich in der Heimatbasis. Dann noch schnell einen Nachsendeauftrag bei der Post gestellt, und die Vertrauensperson erhält automatisch alle wichtige Post für Dich. Die Heimatbasis ist auch der Ort, wo Dich z.B. die Rettungsflugwacht hinschafft, wenn Du im Ausland schwer erkrankst. Passt also alles perfekt, bis auf einen kleinen Schönheitsfehler: ganz legal ist es nicht, weil Du ja am Hauptwohnsitz gar nicht Deinen Lebensmittelpunkt hast. Deshalb besser beim Einwohnermeldeamt nicht erwähnen, dass Du eine längere Reise vor hast! Falls jemand fragt, bist Du eben arbeitslos geworden und ziehst wieder bei den Eltern ein. Stimmt ja vielleicht sogar.