Prinzipiell würde ich das auch nicht als „westen“ bezeichnen. Sondern, wie auch farmerjohn schreibt, als eine aufgeklärte geisteshaltung einzelner und ausrichtung von gesellschaften (wobei ich gewisse probleme mit der formulierung des grundtons habe
).
@Sebi: als kriminell meinst du bestimmt die situation vor ort und nicht das, was daheim kriminell wäre.
Und was dort gesetz ist, basiert ja wiederum auf den normen und werten der kultur/gesellschaft. Vermutlich würde ich in einer situation, in der ich eine schlimme aktion miterlebe, mal versuchen, bestmöglich (auch im sinne meiner eigenen gesundheit) zu intervenieren. Die konkrete aktion ist aber idR ein symptom eines systems, einer kultur und einer gesellschaft. Worüber ich mir dabei eben die ganze zeit gedanken mache: Warum aber nicht über die ursachen und gründe dieser misshandlungen / missachtungen sprechen? Ob das jetzt gesellschaftlich, politisch, religös ist, egal. Das wäre präventiv und doch mittelfristig viel sinnvoller, nicht?
Fiktives veranschaulichungsbeispiel: mann schlägt frau. Die nachbarn finden nichts außergewönliches dabei, da die situation nicht viel anders ist. Jetzt könnte man hergehen und sagen: halt mann, hör auf deine frau zu schlagen. Oder aber man könnte auch zusätzlich mal – in geeigneten situationen – über patriachale ordnungen, alkoholmissbrauch, selbstbestimmung der frauen, bildung für mädchen… mit den leuten sprechen.
@einmische: im gegensatz zu sebi meine ich aber, dass es schon eine form des einmischens ist, wenn man sagt: „so und so ist es bei uns“. Man gibt ja dadurch einen input. Man erklärt vermutlich auch wie es genau ist, welche vor und nachteile das hat. Und mit diesem input modifiziert man automatisch das weltbild seines gesprächspartners dort. Klar ändert sich dann nicht automatisch die gesellschaft dort. Aber man hat zumindest einen ideelllen samen ausgestreut.
Irgendwie habe ich fast keinen kontakt zu anderen reisenden (außer hier im forum
). Wenn ich also rede, dann mit einheimischen. Und jedes gespräch über 15 minuten geht bei mir dann über gesellschaft, politik, religion, kultur, …. Da waren eben in den letzten jahren zuviele knifflige situationen die mich nicht loslassen.
@Michael7176: also so etwas ist sicher nicht der einzige grund warum ich in ein land reise. ich wollte damit ausdrücken, dass ich mich nicht abschrecken lasse, sondern es vl eher als herausforderung sehe um mich motiviert mit den leuten auseinander zu setzen.
und „ergebnislos“ finde ich das halt nicht dem isländer das mit den walen zu sagen. Ein gutes beispiel. mal nix mit menschenrechten, nix religiöses und sehr anschaulich. Wie gesagt, mittel oder langfristig könnte sich deren meinung ändern. Das wäre dann sogar ein großartiges Ergebnis!
Man kann nicht zu allem eine meinung haben. Aber was ich meine ist eher eine Haltung. Eine Haltung bei der man abwägend, aber bestimmt einen Standpunkt vertritt. Keine unreflektierte Toleranz (egal wo!). Keine Beliebigkeit, sondern ein Bewusstsein.
(und da du direkt gefragt hast: ja, aber auch nur auf ziemlich niedrigem level: Ich engagiere mich gesellschaftlich schon in einigen bereichen (rettungssanitäter beim roten kreuz, gegen kirchenprivilegien, studierendenvertretung an meiner fakultät, bin aktiv in einem bereich kritischer kunst, fußballtrainer einer jugendmannschaft, orgsnisiere veranstaltungen die junge studierende aus von coimbra is izhevsk zuammenführen, freiwillige mitarbeit in einem nationalpark, lege mein geld (gut zur zeit ists wirklich nicht mehr viel
) nicht bei banken an, die dreck am stecken haben, und und und). Es ist rein technisch aber nicht möglich überall mitzuwirken. Trotzdem kann ich auch zu allen einen kritischen standpunkt einnehmen. direkt gegen waffenexporte vorgehn wird schwierig. du kannst das nächste mal (ganz) anders wählen.... aber indirekt könnte man eben sein geld bei einer bank anlegen, die den produzenten keine kredite gibt. aber das nur so nebenbei.)
Und btw: ich bin ein liebeR