Thema: Mit der Toleranz am Ende! Mund aufmachen?  (Gelesen 9049 mal)

Michael7176

« Antwort #15 am: 31. Juli 2013, 13:43 »
Liebe Bella,

deine Reaktion auf meinen Beitrag verstehe ich nicht. Nur weil ich 8-9 Länder (zuzeit) nicht bereisen möchte,
gehöre ich noch lange nicht in die "rechte Ecke". Dafür habe ich selber genug Diskriminierung in meinem Leben erfahren.
Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen islamisch und islamistisch. Der Islamismus fängt für mich da an, wo die elementarsten Menschenrechte mit Füssen getreten werden. So leid es mir tut. Eine Reise nach Saudi Arabien ist einfach nichts für mich. Da kommt man sowieso nicht so ohne weiteres rein. Ich habe Respekt vor jedem Menschen. Auch vor den Religionen und versuche, auf Reisen die Gefühle der Leute nicht zu verletzen. Vorurteile hat jeder. Das ist eine normale Funktion unseres Gehirns. Ich habe übrigens schon einige Länder besucht, in denen die Mehrheit der Leute Muslime waren. Man sieht die Länder anders, wenn man dort ist. Das ist wahr.
Orangphilosophicus hat gefragt, ab wann man den Mund auf macht und ab wann die eigene Toleranz ein Ende hat.
Jeder Reisende hat ja schon einmal eine Situation erlebt, mit der er sich nur schwer abfinden kann. Soll man sich dann äussern ? Ich persönlich äußere mich eher ungern zu Dingen oder Meinungen in dem Land, welches ich gerade besuche. Ich glaube, dass das in den meisten Fällen auch nicht besonders gut ankommt. Mir gefällt es ja auch nicht, wenn Leute aus dem Ausland Geschehnisse in meinem Land kritisieren. Man kann auch richtig Schwierigkeiten bekommen.
Meine Toleranz hat ein Ende, wenn ich selber angegriffen, bedroht oder beleidigt werde. Das war zum Glück bisher nur einmal der Fall gewesen. Ich habe dann vielleicht falsch reagiert.
Nach Malaysia wollte ich damals nicht mehr, weil ich erfahren habe, wie man dort mit Flüchtlingen umgeht. Man sperrt sie zu mehreren in enge Käfige und schlägt sie mit einem Stock blutig. Ich fand das einfach widerlich. Nun kann man der Meinung sein, dass die das selber Schuld sind. Sollen sie halt in ihren Ländern bleiben. Mich hat das aber sehr berührt. Obwohl wir täglich mit Krieg, Leid und Terror von den Medien regelrecht bombadiert werden, ist da bei mir noch kein Abstumpfungsprozess eingetreten. Ich lehne Gewalt gegen Menschen und Tiere ab und bin manchmal ziemlich traurig über über das, was in der Welt so geschieht.
Ich war dann einige Jahre später doch in Malaysia gewesen, weil ich Borneo und seine Tierwelt sehen wollte. Meine Meinung zu Menschenrechten, habe ich trotzdem behalten und meinen Horizont in dem Punkt nicht erweitert.
Es gibt sicher in jedem Land Dinge, die einem nicht gefallen. Was einen dann von einer Reise abhält, muß meiner Meinung nach jeder selbst entscheiden. Warum soll ich irgendwo hinreisen, obwohl ich genau weiß, dass ich mich da unwohl fühlen werde. Warum soll ich mir das antun ? Ich verstehe in dem Zusammenhang auch nicht die Frauen, die nach Indien fliegen und sich dann fürchterlich über das Frauenbild in einigen Regionen dort aufregen. Das kann man vorher wissen. Man muß da ja nicht hinreisen. Das siehst du und farmerjohn anders. Nun gut...das ist euere Meinung. Es wäre ja auch langweilig, wenn wir alle das selbe denken würden.  Die Welt ist ständig in Bewegung. Gesellschaften ändern sich. Ich wäre 1992 nicht in das ehemalige Jugoslawien gereist. Und 1994 auch nicht nach Ruanda. Heute sehe ich da kein Problem mehr.
Ich hoffe, deine Haare haben sich zwischenzeitlich wieder gelegt und du kannst meine Gedanken zumindest teilweise nachvollziehen. Auch wenn du eine andere Meinung hast.
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Michael7176

« Antwort #16 am: 31. Juli 2013, 14:03 »
Lieber farmerjohn1,

wenn man mal fragt, welche Staaten zum "Westen" gehören, bekommt man manchmal erstaunliche Antworten. Da tauchen dann so Länder wie Russland, Israel oder Japan auf. Das zeigt, dass dieser Begriff doch sehr dehnbar ist. Für den Inder im Internetcafé von Fort Kochi kommen natürlich auch die beiden Mexikaner aus dem "Westen" (selber erlebt). Wenn aus der ungarischen Regierung verkündet wird, man lasse sich vom "Westen" keine Vorschriften machen, dann bin ich vollends verwirrt. Ungarn gehört immerhin der NATO und der EU an. Wer gehört nun zur westlichen Zivilisation dazu ? Muß man sich dazu bekennen ? Ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit. Reicht das schon aus ? Ich fühle mich gar nicht als "Westler".
Ist die Zeit der Blöcke nicht lange vorbei?
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farmerjohn1

« Antwort #17 am: 31. Juli 2013, 14:36 »
Ich meine mit 'westlicher Zivilisation' gar nicht unbedingt Fragen der Zeitgeschichte oder der politischen bzw. wirtschaftstheoretischen  Weltanschauung. Ich denke dabei eher an die Gesamtausrichtung die im 17., 18.,19. und den jeweiligen Nachkriegsjahren des 20. Jahrhunderts von deutschen, schweizerischen, oesterreichischen, franzoesischen, britischen, norditalienischen, anderen mittel- und nordeuropaeischen und nordamerikanischen Autoren formuliert wurde. Der Grundton: jedes Individuum soll sich bemuehen, sich selbst mittels handfester Vernunft am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und dabei konstruktiv im Sinne materieller Nuetzlichkeit und hoeherer humanistischer oder religoeser Ideale Werte zu schaffen.
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Sebi

« Antwort #18 am: 31. Juli 2013, 21:03 »
@ORANGPHILOSOPHICUS:

Nein natürlich nicht uneingeschränkt, deswegen sagte ich ja auch in weiten Grenzen.

Wenn es z.B. kriminell wird oder die von dir angesprochenen Menschenrechte verletzt werden, dann sollte man natürlich etwas tun. Aber auch dann ist die Frage ob Einschreiten vor Ort immer die beste Wahl ist - nichts gegen Zivilcourage, aber in einigen Fällen sollte man sowas den lokalen Behörden überlassen.

Kulturelle Faktoren - als Beispiel wurden ja eingangs Frauenrechte in Saudi genannt - fallen da für mich nicht drunter. Du gewinnst nichts wenn du versuchst Saudis zu überzeugen oder anzuprangern dass ihre Frauen gesellschaftlich schlechter gestellt sind. Man kann ihnen (und das habe ich auch als ich dort gearbeitet habe!) in Diskussionen zu dem Thema natürlich sagen wie es bei uns läuft uns dass man das für richtig hält, aber das ist dann kein "einmischen" und erst recht kein "Kragen platzen".

An der Stelle ist das Toleranz und Respekt vor der lokalen Kultur. Was nicht bedeuten muss, dass man mit dieser inhaltlich einverstanden ist.
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Michael7176

« Antwort #19 am: 31. Juli 2013, 23:05 »
Liebe(r) Orangphilosophicus,

unsere Meinungen sind gar nicht so weit von einander entfernt. Du hast Recht. Die Menschen in einer restriktiven Gesellschaft bekommen durch den Besuch von Leuten aus dem Ausland und durch Internet etc. schon mit, dass es auch andere (freiere ?) Gesellschaften gibt und dass sie von den Mächtigen ausgebeutet, drangsaliert oder betrogen werden. Und das auch sie Rechte haben. In diesem Sinne fand ich den vor einigen Jahren gemachten Aufruf, nicht nach Myanmar zu reisen, auch unsinnig. Die Frage ist aber, ob man wirklich in jedes Land reisen möchte. Ab wann vergeht einem die Reiselust ? Diese Frage kann nur jeder für sich persönlich entscheiden. Und niemand sonst.
Was die Frage der "Einmischung" angeht, würde ich gerne wissen, an welche Situationen du da konkret denkst.
Möchtest du dich im Iran gegen die Todesstrafe für Homosexualität einsetzen, mit der al-Shabaab in Somalia die Scharia diskutieren oder dich für Reisefreiheit in Nordkorea engagieren. Das meinst du sicher nicht. Aber selbst eine Diskussion über Walfang mit einem Isländer dürfte ergebnislos verlaufen. Das ist ein echtes Reizthema dort. Du wirst recht häufig hören, dass du dich als Ausländer lieber um die Probleme in deinem Land kümmern sollst. Und mal ehrlich, tust du was gegen Dinge, die dich in deinem Heimatland stören. Ich nicht. Beispiel: Ich bin ein Gegner von Waffenexporten. Dass Deutschland hier weltweit den 3. Platz belegt, finde ich beschämend. "Gemacht" habe ich dagegen bisher nichts.
Es ist von einem jungen Menschen, der eine Weltreise oder ähnliches plant, natürlich auch ein bisschen viel verlangt, wenn er alles über die Geschehnisse in den Ländern , die er besuchen möchte, weiss und zu allem eine Meinung haben soll. Die Leute in Politik, Wirtschaft und Medien bei uns interessiert das ja auch nur sekundär. Wichtig ist allein das Geld. Einen Kommentar zu den Herren (und Damen ?) von IOC und FIFA spare ich mir auch.  :-\

Viele Grüße
Michael
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ORANGPHILOSOPHICUS

« Antwort #20 am: 01. August 2013, 02:53 »
Prinzipiell würde ich das auch nicht als „westen“ bezeichnen. Sondern, wie auch farmerjohn schreibt, als eine aufgeklärte geisteshaltung einzelner und ausrichtung von gesellschaften (wobei ich gewisse probleme mit der formulierung des grundtons habe ;) ).

@Sebi: als kriminell meinst du bestimmt die situation vor ort und nicht das, was daheim kriminell wäre.
Und was dort gesetz ist, basiert ja wiederum auf den normen und werten der kultur/gesellschaft.  Vermutlich würde ich in einer situation, in der ich eine schlimme aktion miterlebe, mal versuchen, bestmöglich (auch im sinne meiner eigenen gesundheit) zu intervenieren. Die konkrete aktion ist aber idR ein symptom eines systems, einer kultur und einer gesellschaft.  Worüber ich mir dabei eben die ganze zeit gedanken mache: Warum aber nicht über die ursachen und gründe dieser misshandlungen / missachtungen sprechen? Ob das jetzt gesellschaftlich, politisch, religös ist, egal. Das wäre präventiv und doch mittelfristig viel sinnvoller, nicht?

Fiktives veranschaulichungsbeispiel: mann schlägt frau. Die nachbarn finden nichts außergewönliches dabei, da die situation nicht viel anders ist. Jetzt könnte man hergehen und sagen: halt mann, hör auf deine frau zu schlagen. Oder aber man könnte auch zusätzlich mal – in geeigneten situationen – über patriachale ordnungen, alkoholmissbrauch, selbstbestimmung der frauen, bildung für mädchen… mit den leuten sprechen.

@einmische: im gegensatz zu sebi meine ich aber, dass es schon eine form des einmischens ist, wenn man sagt: „so und so ist es bei uns“. Man gibt ja dadurch einen input. Man erklärt vermutlich auch wie es genau ist, welche vor und nachteile das hat. Und mit diesem input modifiziert man automatisch das weltbild seines gesprächspartners dort. Klar ändert sich dann nicht automatisch die gesellschaft dort. Aber man hat zumindest einen  ideelllen samen ausgestreut.

Irgendwie habe ich fast keinen kontakt zu anderen reisenden (außer hier im forum ;) ). Wenn ich also rede, dann mit einheimischen. Und jedes gespräch über 15 minuten geht bei mir dann über gesellschaft, politik, religion, kultur, …. Da waren eben in den letzten jahren zuviele knifflige situationen die mich nicht loslassen.  

@Michael7176: also so etwas ist sicher nicht der einzige grund warum ich in ein land reise. ich wollte damit ausdrücken, dass ich mich nicht abschrecken lasse, sondern es vl eher als herausforderung sehe um mich motiviert mit den leuten auseinander zu setzen.
und „ergebnislos“ finde ich das halt nicht dem isländer das mit den walen zu sagen. Ein gutes beispiel. mal nix mit menschenrechten, nix religiöses und sehr anschaulich. Wie gesagt, mittel oder langfristig könnte sich deren meinung ändern. Das wäre dann sogar ein großartiges Ergebnis!

Man kann nicht zu allem eine meinung haben. Aber was ich meine ist eher eine Haltung. Eine Haltung bei der man abwägend, aber bestimmt einen Standpunkt vertritt. Keine unreflektierte Toleranz (egal wo!). Keine Beliebigkeit, sondern ein Bewusstsein.  

(und da du direkt gefragt hast: ja, aber auch nur auf ziemlich niedrigem level: Ich engagiere mich gesellschaftlich schon in einigen bereichen (rettungssanitäter beim roten kreuz, gegen kirchenprivilegien, studierendenvertretung an meiner fakultät, bin aktiv in einem bereich kritischer kunst, fußballtrainer einer jugendmannschaft, orgsnisiere veranstaltungen die junge studierende aus von coimbra is izhevsk zuammenführen, freiwillige mitarbeit in einem nationalpark, lege mein geld (gut zur zeit ists wirklich nicht mehr viel :D) nicht bei banken an, die dreck am stecken haben, und und und). Es ist rein technisch aber nicht möglich überall mitzuwirken. Trotzdem kann ich auch zu allen einen kritischen standpunkt einnehmen. direkt gegen waffenexporte vorgehn wird schwierig. du kannst das nächste mal (ganz) anders wählen.... aber indirekt könnte man eben sein geld bei einer bank anlegen, die den produzenten keine kredite gibt.    aber das nur so nebenbei.)

Und btw: ich bin ein liebeR ;)
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Michael7176

« Antwort #21 am: 02. August 2013, 00:01 »
Oh..du bist ja richtig engagiert.
Die unreflektierte Toleranz ist in unserer Gesellschaft leider ziemlich verbreitet. Mehr noch das absolute Desinteresse. Die meisten sind mit sich und ihren Problemen beschäftigt. Ich bin auch nicht gerade ein "Held des Alltags". Gefühle und ein Gewissen habe ich aber schon noch. Außerdem ist meine Reiselust ungebremst und ich interessiere mich für die Länder, die ich besuchen möchte. Vielleicht manchmal sogar etwas zuviel.  :-[
Leider ist es heute oftmals nicht mehr möglich, mit anderen zu diskutieren. Das haben viele verlernt oder nie gelernt. Um zu diskutieren, müsste man sich die Meinung des anderen ja erst mal anhören und sich dann Gedanken darüber machen. Das ist schon eine intellektuelle Herausforderung und setzt ein Mindestmaß an Toleranz voraus. Heute reagieren viele auf einen anderen Standpunkt mit Anfeindung oder wüsten Beschimpfungen. Selbst das Einstehen für eigentlich als selbstverständlich erachtete Dinge, kann dir sehr viel Feinde bescheren.
 :) Ich wünsche dir eine schöne Zeit in Indonesien.  :)
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ORANGPHILOSOPHICUS

« Antwort #22 am: 02. August 2013, 15:09 »
Welche Situationen ich meine? Diese:
Sie fangen entweder so an, dass ich irgendwo was sehe/erlebe das mich interessiert oder stört, ich dann nachdenke drüber und mit Leuten darüber rede.
oder einfach, dass mir von Leuten im Gespräch etwas zugetragen wird.

Mein Problem ist im moment eben, dass ich nicht mehr weiß, wie ich mich in solchen Gesprächen verhalten soll. Denn im Endeffekt sind viele der Ansichten, die ich vollkommen befürworte, für mein Gegenüber ein gewisser Angriff auf seinen Lebensstil. Das reicht von einem Gefühl der Peinlichkeit, „anderen gegenüber das Gesicht verlieren“, Missachtung von vorherrschenden Normen und Werten (Gesetzen) bis hin zu groben Verletzungen von Gefühlen. 

Also Beispiel 1, folgende Situation: Vanuatu. Abgelegener Teil eine abgelegene Insel mit traditionellem Stammessystem. Ich habe ein super Gespräch mit dem Häuptling dort auf einer langen Frachtschifffahrt. Er ist quasi DIE rechtsprechende und (gemeinsam mit der Kirche) moralische Instanz im Dorf und auch regional von Bedeutung. Er ist der einzige der einen Laptop hat, ist gut westlich gekleidet, große Uhr. Er war gerade in der Hauptstadt „Dinge erledigen“. Es stellt sich mehr und mehr heraus, dass er egtl drei Monte e nix gemacht hat außer mit Bekannten Kava zu trinken und herumzuhängen. Wir reden über die Natur. Auf meine Frage, ob sie auch Tsunamis haben, schaut er mich fragend an. Dann erkläre ich, dass das eben diese Flutwellen nach Erdbeben sind. Irgendwann weiß er dann was ich meine und erklärt mirs: Da gibt es einen großen Mann im Meer, der nimmt den Stamm vom Baum xy und schiebt das Wasser vor und zurück.
Alles klar. Das war vollkommen ernst gemeint. Was sagt man auf so etwas, ohne seine Kultur, seinen Glauben, seine Gesellschaft und ihn selbst in Frage zu stellen? Es ist seine Aufgabe dort, den Leuten die Dinge zu erklären. Und die glauben das dann.


Beispiel 2: Öko Tour in Laos. Guter Guide, erzählt viel über den Wald und sogar über Ökologie. Wirkt etwas auswendig gelernt. Mittagessen. Das Essen ist in Plastiktüten transportiert worden. Als wir fertig gegessen haben sammelt er sachgemäß die Tüten ein und nur um es dann alles auf einmal wegzuschmeißen. Wirkliche Diskussionen waren aufgrund von Sprachbarrieren nicht möglich. Auch sagen sie oft einfach „ja, ja“.
da gibts zwei ebenen. die umwelttechnische und die der lokalen kultur. zu der ist zu sagen, dass gerade in Laos ist es traditionell  sehr, sehr schlimm ist, wenn man Probleme direkt anspricht. Noch schlimmer: vor anderen. Das wissen halt auch viele touristen nicht und „verletzen“ unabsichtlich in einer –aus ihrer Sicht - guten Absicht.
Sagt ihr da direkt was? Zeigt ihr Alternativen auf oder bleibts bei einer einfachen kritik zur gewissensberuhigung?
Es ist dort eben auch im Alltag so, dass Müll weggeschmissen wird. Das Öko steht halt im Namen, damit die Touris sich gut fühlen.

Ein paar gute Beispiele hätt ich noch, aber vl sagt ihr mal dazu eure Meinung ;)
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Michael7176

« Antwort #23 am: 02. August 2013, 18:27 »
Die Situationen, die du beschreibst erlebt man als Reisender, der mit den Leuten im Land Kontakt aufnimmt, tatsächlich häufig. Schwierig finde ich es, wenn man z.B. in Lateinamerika von jemanden nach seiner Meinung zu einem religiösen Thema gefragt wird. Die Leute gehen häufig davon aus, dass man selber Christ ist, wenn man aus Europa kommt. Man weiss, dass viele Menschen dort sehr gläubig sind und das, was aus dem Vatikan verkündet wird, nicht zur Diskussion steht. Wenn man nun eine völlig andere Meinung vertritt, befindet man sich ziemlich in Bedrängnis. Es wird sehr schwierig, die religiösen Gefühle der Menschen nicht zu verletzen und seine eigenen Ansichten nicht vollends zu verraten.

Mir fällt außerdem noch folgendes dazu ein:
Im März 2003 bin ich nach Malta gereist. Ich habe dort einen US-Amerikaner aus Ohio kennen gelernt, der sehr nett war. Wir haben uns gut unterhalten. Irgendwann sprach er von dem gerade begonnen Irak-Krieg. Er befürwortete den Krieg und wollte auch meine Meinung dazu hören. Ich sagte dann, dass ich den Krieg aus verschiedenen Gründen für falsch und nicht sinnvoll halte. Meine Meinung konnte er nicht wirklich akzeptieren und wir haben uns kurze Zeit später wieder getrennt.

Bei den von dir genannten Beispielen hätte ich persönlich wahrscheinlich nichts gesagt.

Warst du schon mal in Indien gewesen ? Da habe ich ziemlich schnell das Nachdenken eingestellt. Sonst wäre ich irgendwann verzweifelt. Es gibt so viele Dinge, die man nicht versteht oder nicht akzeptiert. Vieles erscheint sinnlos, fremd oder verrückt.

Also bei so elementaren Dingen wie Krieg oder Menschenrechtsverletzungen mache ich meinen Mund auf. Auch wenn das, was ich sage, meinem Gesprächspartner evtl. nicht gefällt. Sonst bin ich sehr vorsichtig und sage lieber nichts.

Grüße
Michael
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Ireneanna

« Antwort #24 am: 04. August 2013, 07:26 »
Hallo Miteinander, in gewisser Weise haben alle Recht. Auf das Maß kommt es an.
Ansonsten ist meine Lebensgrundlage in einem Gesetz verankert; DEN 10 GEBOTEN. speziell auch deren Auslegung.
Egal, ob gläubig od. nicht, ob Naturreligion od. Christ oder, oder oder----.
In den 10 Geboten findet man alles, was man zu einem anständigen Miteinander braucht.
PS;ich bin in keiner Kirche oder Instution, und versuche in "Wutsituationen" den richtigen Weg zu finden.
LG
Ireneanna
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farmerjohn1

« Antwort #25 am: 04. August 2013, 08:17 »
Welches Mass denn?
1) 'Der Mensch ist das Mass aller Dinge, der Seienden dass sie sind, der Nicht-Seienden dass sie nicht sind.'?-> das ist zwar nicht  beschreankt, kann aber am Ende sogar heissen, dass auch z.B. Greueltaten gerechtfertigt sind, weil von Menschen ausgefuehrt.
2) die Mitte zwischen zwei extremen Gegensaetzen: z.B. Mut als rechtes Mass zwischen Feigheit und Tollkuehnheit?

3) Die 10 Gebote - also gewissermassen 'Gott ist das Mass aller Dinge':
  1   Du sollt keine anderen Götter haben neben mir
  2   Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen
  3   Du sollst den Feiertag heiligen
  4   Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren
  5   Du sollst nicht töten  
  6   Du sollst nicht ehebrechen
  7   Du sollst nicht stehlen
  8   Du sollst nicht falsch Zeugnis reden ...
  9   Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib
10  Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut?
 
Was wuerdet Ihr denn konkret mit bzw. gegenueber Leuten machen, die es schlimmer finden wenn jemand angebruellt wird als wenn jemand umgebracht wird?
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Michael7176

« Antwort #26 am: 04. August 2013, 09:32 »
Also zunächst mal nicht anbrüllen.  ;)
In freundlichen Ton die eigene Ansicht erklären. Sonst kann man da gar nichts machen.
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farmerjohn1

« Antwort #27 am: 04. August 2013, 11:42 »
Ja, klar. Natuerlich nicht anbruellen, das verlangt erstmal sowieso jede Benimmregel der ganzen Welt und ist ausserdem das Vernuenftigste - obgleich es bei der 100.000sten offensichtlichen Betruegerei und beim Beharren darauf, alles andersherum als notwendig zu machen, sehr schwer ist.  Aber nehmen wir mal an jemand hat einen Modus gefunden, solchen Leuten einfach und klar und ruhig die eigenen Ansichten zun erklaeren. Es handelt sich aber um Leute, die nicht aus eigener Verstandestaetigkeit handeln sondern die gewoehnt sind, entweder voellig passiv vor sich hinzuvegetieren bzw.  orgiastische Tanz- und Saufgelage zu absolvieren, oder aber  aus Angst vor der physischen Gewalt eines Maechtigeren (und heute auch noch aus Angst vor Ausschluss aus der Gruppe) marionettenartig nach der orbrigkeitlichen Pfeiffe zu tanzen???. 
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icybite

« Antwort #28 am: 04. August 2013, 16:00 »
Jeder muss natürlich selber wissen was er macht und was nicht. Ist ja ganz schön heiß hier...
Also ich würde nie einer Fremden Kultur doof kommen und muss mich auch zusammen reißen, wenn ich sehe, wie daneben sich andere befinden. Auf der anderen Seite wer ist man schon den anderen zurecht zu stutzen?

Ich selbst fasse mir da nur an die eigene Nase und lasse vieles über mich ergehen. Im Notfall flüchtet man. Meistens versucht man aber die Kulturunterschiede zu erklären und Kompromisse zu finden, oder nicht?

P.S. Ich kanns nichts lassen... Endlich bin es mal nicht ich auf dem rumgehackt wird xD

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Michael7176

« Antwort #29 am: 04. August 2013, 17:06 »
Ich würde eher sagen, dass lebhaft diskutiert wurde. Mitunter leidenschaftlich. Ich bin niemandem böse, weil er das, was ich sage, kritisiert oder anders sieht. Ich bekomme auch keine schlaflosen Nächte, wenn jemand mit dem, was ich geschrieben habe, nicht umgehen kann.

Diese Diskussion hat sicher keinen praktischen Nutzen und es gibt wahrscheinlich Leute, die das, was hier gesagt wurde, völlig belanglos finden. Es ist halt eine "Allgemeine Diskussion".

Deine Meinung zu dem Thema kann ich übrigens recht gut nachvollziehen.

Für meine Person ist das ganze damit jetzt aber auch erledigt.  :-X  
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