Bei mir ist die erste Hälfte meiner Südamerika-Tour abgeschlossen, also Süden von Peru und Norden von Chile. Was noch ansteht ist Perus Mitte/Norden und Ecuador (Süden + Galapagos). Bin noch etwas unschlüssig, wie ich es beurteile. Es waren tolle Erlebnisse und Eindrücke dabei, aber es ist leider auch viel schief gegangen, und es gab Sachen, die mir so gar nicht gefallen haben. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass es meine 3. Langzeitreise in Südamerika ist und ich deswegen zu viel vergleiche. Auf jeden Fall denke ich nicht, dass Peru und Chile zu meinen Lieblingsländern in Südamerika gehören. Was aber auch daran liegt, dass ich viele andere Länder wahnsinnig toll finde.
Was mir in Perus Süden sehr gut gefallen hat, war/ist die neben den offensichtlich tollen Landschaften und Sehenswürdigkeiten die Freundlichkeit der Leute, das Essen, das klare Spanisch und die Sicherheit (angenehme/unaufdringliche Polizeipräsenz in allen Orten). Weniger gut das Klima (einfach nicht so meins, vor allem diese kalten Nächte) und der Level an Tourismus (noch krasser, als ich es erwartet hatte). Cusco war wirklich das extremste diesbzgl, was ich bisher in Lateinamerika erlebt habe. Wurde ohne Übertreibung alle 30 sec angequatscht. Selbst hier in Arequipa finde ich es immer noch viel im Vergleich zu anderen lateinam. Städten gleichen Kalibers. Kann aber auch sein, dass das durch Corona noch mehr geworden ist. Interessant war auch, dass viele Reisende, die ich getroffen habe, zum ersten Mal in Südamerika sind und kein Spanisch sprechen. Das führte auch dazu, dass mir immer wieder penetrant auf Englisch geantwortet wurde. Wenn ich Englisch sprechen möchte, fahre ich woanders hin. Aber das wäre echt das einzige, was ich an den Peruanern bisher auszusetzten hätte.
Bei Chiles Norden war Atacama genauso toll, wie ich es erwartet hatte. Aber der Rest, Arica und Iquique... Arica war ganz schrecklich. Iquique ging in eine ähnliche Richtung, wenn auch nicht ganz so krass. Ich kann es kaum glauben, dass beide Orte Astrid bei ihrer Weltreise 2018 für eine Auszeit vom Reisen empfohlen wurden. Das muss sich durch Corona krass verschlechtert haben. Wirklich viele Obdachlose und Drogenabhängige (und da bin ich als Berlinerin echt nicht sensibel). Außerdem viel Müll auf der Straße und auch davon abgesehen einfach keine schönen Plätze zum Wohlfühlen. Ich denk, wenn ich im (südam.) Sommer dagewesen wäre und wenigstens baden hätte können, sähe das Urteil ein wenig positiver aus, aber auch nur vielleicht. Meine krasseste Situation war in Arica, als morgens um 10 Uhr nur 50 m von mir entfernt ein Mann von der Polizei überwältigt wurde (kann nicht genau sagen weswegen, hab das nur aus dem Augenwinkel gesehen). Aber auch davor hatte ich mich einfach nicht sicher gefühlt. Und ich denk, ich hab nach 9 Lateinamerika-Reisen, insgesamt über ein Jahr, ein ganz gutes Gefühl dafür. Das hat mir auch mal wieder gezeigt, wie unsinnig es ist, bei der Sicherheitslage ein ganzes Land in einen Topf zu werfen. Wie gesagt, in den peruanischen Orten bisher das genaue Gegenteil. Tacna z.B. hat mir erstaunlich gut gefallen, auch wenn es nicht viel zu sehen gibt.
Lustigerweise waren dann auch die Pluspunkte von Perus Süden die Minuspunkte von Chiles Norden und umgekehrt. Ich hatte einige Touren, wo die Guides super schnell und nuschelig gesprochen haben, und ich musste mich echt konzentrieren, ihr Chileno zu verstehen. Interessanterweise waren viele einheimische Touristen unterwegs, insbesondere aus Santiago. Dadurch hatte ich interessante Gespräche, aber hab mich manchmal auch sehr unverstanden gefühlt, wenn so Bemerkungen kamen wie "alleine reisen ist doch viel zu gefährlich" oder "wie kann man nur in Hostels übernachten, die sind so dreckig und stinken"
Auf jeden Fall kann ich mich nicht über fehlenden Abwechslung beschweren. Und jetzt freu mich erst mal auf Perus Küste
Die Kurz-Zusammenfassung von der zweiten Hälfte kommt dann im Dezember.