Thema: Camperreise durch das Ende der Welt  (Gelesen 8303 mal)

Beate

« Antwort #15 am: 13. Juli 2020, 21:22 »
Montag, 28.1.: Kurz nachdem wir wieder auf der Ruta 40 sind, gibt es plötzlich ein nur allzusehr bekanntes Geräusch: wir haben einen Platten. Zum Glück ist hier die Strasse total eben und kilometerlang einsehbar, sodass wir den Reifenwechsel mitten auf der Strasse machen können (auf dem Bankett wäre das Auto so schief gestanden, dass wir es nicht hätten aufbocken können).
Der Reifenwechsel dauerte insgesamt ¾ Stunde und in dieser Zeit kamen gerade mal 3 Autos vorbei. Und zwei davon hielten und die Fahrer fragten, ob wir Hilfe benötigen. (Auch das ist Argentinien).




Mitten in der Pampa liegt das wirklich gottverlassene Nest Bajo Caracoles. Es besteht aus ein paar sehr ärmlichen Häusern, einen Tankstelle, einem Hotel, das eigentlich nur eine Bar ist und einer Autowerkstatt. Hier lassen wir gleich unseren Reifen flicken und tanken. Eigentlich wollten wir noch einen Kaffee trinken, aber der Einzige, der die Kaffeemaschine bedienen kann, ist gerade irgendwo unterwegs. Also geht’s ohne Kaffee weiter.




Wir wollen zur Cueva de los Manos, einer Höhle, bzw. Felsüberhang, in der tausende Hände abgebildet sind, die ältesten angeblich 9000 Jahre alt. An der Abzweigung zu Höhle steht ein grosses Schild: Eintritt 50 Pesos pro Person, zahlbar ausschliesslich bar und in argentinischen Pesos. Wir machen Kassensturz und stellen fest, dass wir nicht mehr so viel Bargeld haben. Ich schlage vor, zurück nach Bajo Caracoles zu fahren und im „Hotel“ zu versuchen, Dollars einzutauschen. Einen ATM gibt’s dort nämlich nicht. Mein Mann glaubt zwar nicht, dass es klappt, aber wir müssen es versuchen, wir haben keine andere Wahl. Und sind dann ganz überrascht: Die Leute dort sind glücklich, an Dollars zu kommen und geben uns einen viel besseren Kurs als wir bei einer Bank bekommen hätten. Und wir können gleich mehr tauschen, als erwartet.

Um 16.00 h sind wir endlich an der Höhle und kommen gerade noch rechtzeitig für die letzte Führung. Die Hände sind fast alles linke Hände (also waren die Menschen schon damals meistens Rechtshänder). Die Menschen haben die linke Hand an den Fels gelehnt und dann mit einem Blasrohr weisse oder schwarze Farbe drauf geblasen, sodass ein Negativ-Abdruck der Hände entstand. Eine Hand hat sogar 6 Finger.




Um 18.00 h sind wir wieder am Parkplatz zurück und überlegen, wo wir wohl heute übernachten. Auf der Fahrt zurück zur Ruta 40 sehen wir einen Feldweg abbiegen, den wir ausprobieren und wir landen auf einem Airstrip. Dieser wurde wahrscheinlich angelegt, um die ganze Prominenz einzufliegen, als die Cueva de los manos vor ein paar Jahren zum Weltkulturerbe erklärt wurde,.

Das war wiedermal ein idealer Übernachtungsplatz für uns. Wieder mit unbeschreiblichen Ausblicken auf die umliegenden Berge und die Schlucht, in der die Cueva ist.



Beate

Beate

« Antwort #16 am: 14. Juli 2020, 21:12 »
Am Dienstag geht’s erst wieder zurück nach Bajo Caracoles und dann nach Osten weiter zum Lago Posadas. Das ist wieder eine Strecke, über die ich vorab kaum Informationen bekommen konnte. Wir fahren kilometerlang allein durch die Pampa, um dann in einem doch sehr touristisch aufgemotzten Ort anzukommen. Für was oder wen hier ein breiter Boulevard mit Bäumen rechts und links als Begrüssung gebaut wird, ist mir nicht ganz klar. Touristen sind auf jeden Fall keine zu sehen.




Der Lago Posadas ist dann noch einmal 20 km entfernt. Er liegt in total karger Landschaft. Wir fahren soweit möglich um den See und wundern uns wiedermal über die tiefblaue Farbe des Wassers. Nur durch eine kleine Landbrücke von ca. 50 m getrennt ist der Lago Puyerredon, der jedoch eine völlig andere Farbe hat.

Campingplatz gibt’s wieder keinen. Aber wir können direkt am See, windgeschützt, mit Blick auf einen hohen Felsenbogen im Wasser, völlig einsam übernachten.





Beate

« Antwort #17 am: 15. Juli 2020, 16:52 »
Mittwoch, 30.1.: weiter geht’s auf einer Strasse, die ich in 3 Foren angefragt hatte und niemand konnte mir sagen, ob diese Strasse überhaupt existiert. Wir probierten es einfach aus und kamen durch eine der aufregendsten und einsamsten Landstriche Argentiniens. Teilweise kamen wir uns vor, wie auf dem Mond oder Mars, es gibt Felsen in allen Farben und Formen. Es geht bergauf und bergab und hinter jeder Kurve wäre wieder der Fotoapparat gefragt.

Gegen Mittag sind wir an der Grenze am Paso Roballos, wohl der einsamste Grenzübergang zwischen Argentinien und Chile. Hier haben die Zöllner nicht viel zu tun und prüfen deshalb unsere Papiere sehr genau. Und stellen fest, dass wir falsche Grenzpapiere dabei haben. Diese Papiere gehören zu einem anderen Auto, andere Autonummer, anderes Baujahr, andere Motornummer. Wir sitzen erst mal fest. Es wird uns nicht erlaubt, mit dem Autovermieter zu telefonieren. Dafür bricht aber bei den Zöllnern die Hektik aus. Soweit wir verstehen, wird eine Zollfahndung aktiviert und die Polizei benachrichtigt. Wir sitzen derweil auf dem „Arme Sünder Bänkchen“ und können nichts weiter tun als warten. Nach 2 Stunden wird uns endlich erlaubt zu telefonieren, allerdings sprechen zuerst die Zöllner mit der Autovermietung. Und seltsamerweise bricht die Verbindung immer zusammen, wenn wir den Hörer übernehmen wollen.

Wir bieten an, nicht über die Grenze zu fahren, sondern in Argentinien nach Norden, damit unser Autovermieter Zeit hat, die richtigen Papiere zu besorgen. Als Antwort hören wir: dieses Auto fährt in Argentinien keinen Kilometer mehr.

Nach 3 Stunden und weiterer Telefonate der Zöllner heisst es auf einmal: abfahren, und zwar schnell. Wir werden praktisch aus Argentinien rausgeworfen mit der Ermahnung, mit diesen Papieren dürften wir nie mehr nach Argentinien einreisen.

An diesem Grenzübergang ist zwischen argentischer und chilenischer Seite ein „Niemandsland“ von ca. 20 km und wir überlegen uns schon, was wir machen, wenn die Chilenen uns nicht reinlassen. (Zeitungstitel: 2 Deutsche im Niemandsland vermisst!!!)

Am Paso Roballos im Niemandsland:




Zu unserem Erstaunen gibt’s bei den Chilenen keinerlei Probleme. Sie lachen fast über unsere Bedenken. Dafür wird aber das Auto genau nach frischen Lebensmitteln durchsucht und ein bearbeitetes Brett, das wir irgendwo aufgelesen haben, um den Camper in Notfall gerade stellen zu können, wird konfisziert!

Kaum über der Grenze ändert sich die Landschaft. Es wird grün, teilweise mit Urwald. Wir sehen wieder sehr viele Berge mit Gletschern und Schneefelder.








Beate

Beate

« Antwort #18 am: 19. Juli 2020, 19:32 »
Donnerstag, 31.1. Heute ist es ausnahmsweise bewölkt. Die Fahrt geht erst noch durch Urwälder, später gibt’s dann viele kleine Bauernhöfe und Landwirtschaft.

Das ist die Ruta 7, Panamericana, die Haupt-Verkehrsstrasse Südamerikas:






In Cohaique telefonieren wir sehr lange und sehr böse mit unserem Autovermieter. Als wir dann nach 2 Stunden ein Formular gefaxt bekommen und sehen, dass das wieder ein falsches Formular ist, springe ich fast durchs Telefon. Aber das hilft dann anscheinend doch, denn 10 Minuten später haben wir das richtige Formular als Fax in Händen. Ob das dann allerdings an der nächsten Grenze anerkannt wird, wissen wir nicht.

Nach dem Tanken und Einkaufen fahren wir erst um 19.00 h weiter. Eigentlich wollen wir nach Puerto Aisen fahren, geben aber nach ein paar Kilometern auf, da die Strasse zu schlecht ist und wir überhaupt keine Nerven mehr dafür haben. Wir finden wieder einen sehr schönen Stellplatz direkt am Fluss.

Am nächsten Morgen ist unser Ärger verraucht, die Nerven sind wieder erstarkt und so fahren wir doch noch durch das Tal des Rio Simpson nach Puerto Aisen. Das ist wieder ein sehr schäbiger und armer Ort. Ein paar Kilometer weiter in Puerto Chacabuco ist es nicht besser.






Gegen Mittag sind wir wieder auf der Ruta 7 und fahren nach Norden. Eigentlich wollen wir Cisne auch noch besuchen, aber da ist wieder eine dieser schlechten Strassen, so dass wir es bleiben lassen. Auch auf der Ruta 7 endet der Asphalt hinter Villa Armengual und dann geht es sehr steil, sehr eng, sehr kurvig auf tiefem Sand durch dichtesten Regenwald ca. 500 Höhenmeter das Escarpment nach unten. Hier möchte ich nicht mit einem normalen PKW fahren. Es sind aber auch LKW unterwegs, die Schwierigkeiten haben, um die engen Kurven zu kommen.




Gegen 17.00 h kommen wir im NP Quelat am Campingplatz beim Ventisquero Gletscher an. Auch das ist ein Wiedersehen, denn auch hier haben wir 2005 schon übernachtet.
Wir laufen schnell noch ¼ Stunde zu einem Aussichtspunkt, um den hängenden Gletscher bewundern zu können.




Danach noch ½ Stunde zum Gletschersee. Dort gibt’s Bootsfahrten zum Gletscher und wir haben wieder Glück und kommen auf das letzte Boot des Tages.




Anschliessend heisst es wieder mal: Feuer machen, grillen, geniessen.






Beate



Beate

« Antwort #19 am: 20. Juli 2020, 20:46 »
Samstag 2.2.: Gestern abend und heute morgen waren uns die Duschen des Campingplatzes dann doch zu kalt. Wir wollen stattdessen in den nur 5 km entfernten Termas Ventisquero „wässern“. Aber wir haben kein Glück: die Termas sind geschlossen, da die Pumpe ausgefallen ist und somit kein warmes Wasser zur Verfügung steht. Also gibt’s nur eine Katzenwäsche im Camper.

Weiterfahrt nach Norden über Villa Santa Lucia (hier müssen wir morgen nach Osten abbiegen, um wieder nach Argentinien zu kommen. Heute aber fahren wir weiter nach Norden durch Urwälder, ab und zu unterbrochen von kleinerer Landwirtschaft,




am Lago Yelcho entlang, bewundern von der Strasse aus den Yelcho-Gletscher






und biegen dann zu den Termas Armarillo ab. Das ist eigentlich ein Freibad mit Thermalquellen. Und da es Samstag Nachmittag ist, ist der Teufel los. Trotzdem geniessen wir das warme Wasser.




Dann fahren wir diese kleine Seitenstrasse einfach noch weiter, sie scheint nirgendwo hin zu gehen. Und wir finden wirklich wieder eine schöne einsame Stelle für die Nacht mit Blick auf Urwald und Gletscher.




Beate


Beate

« Antwort #20 am: 21. Juli 2020, 18:08 »
Am Sonntag morgen bewundern wir die Nebelschwaden, wie sie durch den Urwald ziehen und immer wieder anderes Licht hervorrufen. Dann geht’s zurück auf die Ruta 7.




Wir fahren durch den NP Pumalin und schauen uns jeden Campingplatz an, denn irgendwo müssen wir ja auf der Rückfahrt wieder übernachten. Aber keiner der Plätze gefällt uns so richtig. Dafür ist die Fahrt umso schöner. Die Strasse wird immer enger, rechts und links rückt der Urwald in die Strasse.
Vom Campingplatz „El Volcan“ aus sieht man den Vulkan Chaiten rauchen. Dieser Vulkan ist 2008 ganz überraschend ausgebrochen und hat die Stadt Chaiten begraben. Daraufhin hatte die chilenische Regierung entschieden, dass die Stadt aufgegeben werden soll und ein paar Kilometer weiter nördlich begonnen, eine neue Stadt aufzubauen. Allerdings ohne die Zustimmung der Bewohner. Diese bauten und bauen ihre Stadt am ursprünglichen Platz wieder auf und wir erlebten, ganz unerwartet, eine voll funktionierende Stadt, mit Polizei, Hafenmeisterei, Krankenhaus. Gleich daneben sind allerdings noch Häuser, die 2 – 3 m tief in Schlamm und Asche begraben sind.




Wir können auch noch die kilometerlang abgebranden Hänge des Vulkans sehen.

Wir machen drei kleinere Wanderungen zu uralten Alerce-Bäumen , in die Tronador-Schlucht und zu einem Wasserfall (den wir allerdings nicht finden!) und stehen dann in Goleta Conzales am Ende der Strasse an einem sehr schönen Fiord. Hier geht es nur noch per Fähre weiter. Nachdem wir das Aus- und Einladen einer Fähre beobachtet haben, fahren wir die ganze schöne Strasse wieder zurück.




Ich habe vorher gelesen, dass man am Strand von Sta. Barbara (kurz nördlich von Chaiten) sehr schön übernachten kann, also fahren wir dort hin. Der Strand ist voller Menschen, allerdings gegen 20.00 h wird’s leer und später stehen wir ganz alleine am Strand.






Beate

Beate

« Antwort #21 am: 22. Juli 2020, 16:47 »
Ich bin ein paar Tage verreist, mit nur minimalem Internet. Es geht also hier erst Mitte nächster Woche weiter.

Beate

Beate

« Antwort #22 am: 27. Juli 2020, 19:43 »
Montag, 4.2.:
Wir müssen zurückfahren bis Villa Santa Lucia und dann nach Osten, um bei Futaleufu über die Grenze nach Argentinien zu kommen. Erst aber genehmigen wir uns in Futaleufu ein schönes Mittagessen mit „Congrio“ Diesen Fisch habe ich weder in Europa noch in Amerika bisher irgendwo gesehen, aber er schmeckt fein.




Wir geniessen die Landschaft, die teilweise an die Schweiz erinnert.




Gegen 17.00 h sind wir an der Grenze.....
und: es stellt sich heraus, dass ein weiteres unserer Papiere falsch ausgefüllt ist.!

Die Grenzbeamten sind hier sehr freundlich, aber trotzdem bestehen sie darauf, dass wir zurückfahren nach Futaleufu und die Angelegenheit mit unserem Autovermieter klären. Was bleibt uns da auch weiter übrig.

Eine Kleingkeit noch nebenbei: Wenn man aus Chile ausreist, klärt man am ersten Schalter erstmal die persönliche Ausreise, bekommt also den Ausreisestempel in den Pass. Dann geht man weiter, um die Autopapiere zu klären an den nächsten Schalter. Wir hatten also den Ausreisestempel schon im Pass und mussten somit wieder ganz offiziell, mit Einreisestempel, nach Chile einreisen, bevor wir zurückfahren konnten. Dadurch haben wir an einem Tag dann 2 Ausreise- und 2 Einreisestempel im Pass, mal was Anderes!

Wir sind also zurück nach Futaleufu und dieses mal ist mein Mann durchs Telefon gesprungen. Er hat dem Autovermieter klar gemacht, dass wir ihm genau 1 Stunde Zeit geben und er in dieser Zeit selber mit der Grenze in Verbindung treten muss um abzuklären, was genau gebraucht wird. Wir würden nach 1 Stunde wieder an der Grenze stehen und wenn wir dann nicht rüberkommen, lassen wir das Auto stehen und er könne selber schauen, wie er es herausbekommt. Wir kommen ja jederzeit mit dem Bus weiter.

OK, nach 1 Stunde waren wir wieder an der Grenze, und, oh Wunder, die richtigen Papiere waren in der Zwischenzeit gefaxt worden. Mir ist allerdings nicht ganz klar, wie ein notariell beglaubigtes Dokument als Fax anerkannt werden kann, aber in Südamerika scheint das zu klappen.

Zum Glück fanden wir gleich ein paar Kilometer nach der Grenze einen ganz offiziellen, aber trotzdem kostenlosen, Campingplatz am Fluss, wo wir unsere geglückte Ausreise mit einem Wein begossen.






Beate

Beate

« Antwort #23 am: 28. Juli 2020, 22:02 »
Am nächsten Tag fuhren wir über Trevelin in den Nationalpark Los Alerces. Wir liessen uns schön Zeit, machten zwei kleinere Wanderungen (zu den Felsmalereien, von denen aber kaum was zu sehen ist und zum Irigoyo Wasserfall). Jeder Campingplatz auf dem Weg wurde angeschaut. Aber alle waren voller argentinischer Grossfamilien und da hatten wir keine Lust, uns dazwischen zu stellen.








Um 17.00 h waren wir dann am Coihue Viejo CG, das ist einer der wenigen kostenlosen. Und hier fanden wir am alleräussersten Ende noch ein absolut schönes Eckchen, ganz für uns allein. Wir genossen den übrigen Nachmittag und liessen uns sogar zu einem kurzen Bad im See hinreissen (Wassertemperatur 22 Grad, also gar nicht schlecht).

So macht Arbeiten Spass:






Beate



Beate

« Antwort #24 am: 29. Juli 2020, 16:50 »
Mittwoch, 6.2.: Und wieder haben wir strahlenden Sonnenschein, kein Wölkchen am Himmel. Wir machen eine kleine Wanderung von ca. 2 Stunden über eine Hängebrücke und weiter zu einem Viewpoint am Lago Menendez. Danach laufen wir noch zu einem Viewpoint, mit schönem Blick über den Lago Verde, nocheinmal ca. 1 Stunde.






Wir wollen am Lago Epuyen übernachten, müssen aber feststellen, dass dort die Campingplätze alle sehr vernachlässigt aussehen und weit vom See entfernt sind. Da wir noch zeitig dran sind, fahren wir weiter zum Lago Puelo. An diesem See hatten wir auf unserer letzten Tour direkt am Wasser campen können. Unterdessen ist, was damals Wiese war, als grosser Parkplatz ausgebaut und campen am See ist verboten. Aber gleich nebenan ist ein privater Campingplatz, Wir reservieren unseren Stellplatz und fahren dann aber gleich wieder zum See, um den Sonnenuntergang zu geniessen.




Als wir zurückkommen passiert es: beim Rückwärtsfahren übersehen wir einen Baumstamm im hohen Gras und unsere Stoss-Stange ist ganz schön deftig eingedellt. Ärgerlich, aber bisher ist schon soviel schiefgelaufen, dass es darauf auch nicht mehr ankommt.

Heute war ein sehr heisser Tag, wir hatten nachmittags 32 Grad im absoluten Schatten. Es wird erst nach Sonnenuntergang etwas kühler.


Am nächsten Tag lassen wir uns sehr viel Zeit. Wir fahren erst noch einmal zum See und geniessen die Aussicht. Dann fahren wir nach El Bolson, einkaufen und suchen einen Automechaniker. Wir finden zwar einen, aber der hat heute keine Zeit und wir wollen nicht noch einen Tag verlieren. Er schätzt die Kosten für das Ausbeulen der Stossstange auf 300 Pesos. Da hätten wir ja noch einmal Glück gehabt. (Später hören wir dann allerdings vom Vermieter, dass ein Ausbeulen nicht mehr möglich war und eine neue Stosstange gekauft werden musste).

Dann fahren wir einen kleinen Umweg zum Salto Escondido. Als ich allerdings sehe, dass es zum Wasserfall sehr weit und sehr steil nach unten geht, bin ich doch zu faul. Mein Mann läuft runter, sagt aber hinterher, dass es sich eigentlich nicht gelohnt hat.

Wir fahren durch sehr schöne Landschaften, teilweise bis über 1000 m hoch. Um 17.00 sind wir am Campingplatz am Lago Mascardi. Auch hier hat sich einiges geändert: unterdessen sind die Stellplätze direkt am Seeufer nur noch day-use. Aber wir finden trotzdem einen sehr schönen Platz, etwas abseits und nur 10 Meter vom See entfernt. Es ist, wie üblich, alles voll. Aber gegen 20.00 h leert sich der Campingplatz, die Tagesgäste fahren alle zurück und wir können noch bis 23.00 h in aller Ruhe draussen am See sitzen.




Beate


Beate

« Antwort #25 am: 30. Juli 2020, 18:24 »
Freitag, 8,2.: Heute steht die Fahrt zum Vulkan Tronador auf der Plan. Als wir das letzte mal am Lago Mascardi waren, haben wir uns diese Fahrt nicht zugetraut, da überall von dem sehr schlechten Zustand der Strasse gewarnt wurde. Dieses mal wollen wir es wagen und sind sehr erstaunt. Die Strasse ist sehr gut, teilweise allerdings ziemlich eng. Aber dafür ist es auch nur Einbahn-Verkehr: vormittags in den NP rein, nachmittags raus.

Am Fuss des Vulkans besuchen wir den hängenden Gletscher Ventisquero Negro. Dieser Gletscher ist oben weiss wie ein normaler Gletscher, wird dann aber wirklich schwarz, da er sehr viele Sedimente mit sich führt.






Nachdem wir diesen Gletscher auch ausgiebig bewundert haben, fahren wir eine sehr schlechte Strasse noch 2 km weit und machen hier eine kleine Wanderung zum Golgante del Diabolo. Es stellt sich heraus, dass das eigentlich nur ein Wildbach ist, der sehr steil über viele Felsen nach unten fällt.








Nachdem die Rückfahrt erst ab 16.00 h möglich ist, machen wir erst noch gemütlich Brotzeit und fahren dann, als die Strasse geöffnet wird, zurück. Wir fahren am Lago Mascardi entlang zum Lago Guiterrez. Auf den einzigen Campingplatz., den wir finden, kommen wir mit unserem Auto nicht rein. Also müssen wir um den ganzen See herumfahren und finden in Vila Catedral, kurz vor Bariloche, einen schönen Campingplatz. Leider ist der auch schon so überfüllt, dass wir nur weit vom See entfernt einen Stellplatz finden. Also nehmen wir als erstes unsere Campingstühle und ein Bier und laufen zum See, um den Sonnenuntergang noch zu geniessen.

Es ist noch sehr warm, allerdings sehen wir in der Ferne Gewitterwolken aufziehen, was uns natürlich nicht so sehr gefällt.

Beate

Beate

« Antwort #26 am: 02. August 2020, 12:27 »
Am Samstag früh ist es zwar warm, aber sehr dunstig. Nichts mehr übrig von der klaren Luft der letzten Tage. Wir fahren auf schnellstem Weg durch Bariloche, denn diese Stadt gefällt mir nicht und ausserdem ist jetzt am Samstag vormittag, hier ein Wahnsinns-Verkehr. Nach all der Ruhe und Einsamheit der letzten Tage fällt uns das besonders unangenehm auf.

Kurz vor Bariloche machen wir noch einen kleinen Umweg und besichtigen das teuerste Hotel von ganz Argentinien: das LlaoLlao, angeblich 6 Sterne:




Wir fahren weiter nach Los Angostura, wo wir uns wieder mal eine schöne Forelle genehmigen. Dann geht’s zum Nationalpark Arrayanes. Hier wollen wir eigentlich bis zu einem Aussichtspunkt laufen. Aber unterdessen ist der Wind so stark geworden, dass es einfach keinen Spass mehr macht. Also fahren wir weiter.

Das sind die Arrayanes-Bäume (Rayan) nach denen der NP benannt ist:




Wir wollen am Lago Falkner übernachten. Diesen Campingplatz habe ich von unserer letzten Reise in sehr guter Erinnerung: direkt am See mit Blick auf den Cerro Falkner. Nachdem wir eine Baustelle von 40 km endlich geschafft haben und am See ankommen, stellen wir fest, dass auch dieser Campingplatz total überfüllt ist. Und wir haben keine Lust, uns irgendwo zwischen feiernde Argentinier zu stellen. Aber auch heute haben wir wieder Glück und finden ganz nahebei ein schönes Fleckchen direkt an einem Fluss und können trotz Wind noch bis 22.00 h draussen sitzen.




Als wir am Sonntag, 10.2. früh aufwachen, ist es dick bewölkt. Schade, gerade heute wo wir die Anden überqueren wollen.

Wir fahren nach San Martin de los Andes, trinken an der Uferpromenade einen Kaffee. Dann geht’s weiter nach San Junin. Eigentlich müssten wir tanken, aber das geben wir auf: an jeder Tankstelle, an der wir seit gestern vorbeigekommen sind, sind lange Schlangen. Wir zählen über 60 Autos und rechnen uns aus, dass wir hier ja bestimmt 2 Stunden warten müssten. Nachdem wir 2 Reservekanister haben, gibt’s auch keine Panik. Bis Chile kommen wir auf jeden Fall, auch wenn dort das Benzin einiges teuerer ist.

In Junin kommen wir an einer Reihe Bretterbuden vorbei, an denen Empanadas verkauft werden. Wir sind die einzigen Fremden, die dort essen und es schmeckt wunderbar.




Gegen 15.00 h sind wir an der Grenze,und, oh Wunder, dieses mal geht alles glatt, aber trotzdem dauert die ganze Prozedur wieder 1 Stunde. Und gleich hinter der Grenze erreicht uns der Regen. Es regnet nicht, es giesst fürchterlich. Sicht: keine 5 Meter. Wir sehen nichts vom Vulkan Lanin, wir sehen überhaupt nichts.






Wir fahren bis Currarehue und gehen dann in die dortigen Termas. Leider war auch das eine nicht so ganz gute Entscheidung, denn das Wasser ist nur 30 Grad warm, also nicht so richtig zum aufwärmen.




Wir wissen nicht, wo wir heute übernachten können. Nachdem es schon 20.00 h ist, fragen wir an der Kasse der Termas, wo die nächste Stellmöglichkeit ist. Wir folgen genau den Anweisungen und landen auf dem Overflow-Parkplatz der Termas. Anscheinend haben wir doch etwas falsch verstanden. Trotzdem bleiben wir dort stehen. Nachts um 2.00 h wird dann an die Tür geklopft, 2 junge Kerle stehen draussen, die Söhne des Inhabers, und schimpfen, wir sollten bis 5.00 h früh weg sein. Wir handeln auf 7.00 h runter, nehmen das alles aber nicht so ernst. Am nächstem Morgen um 8.00 h steht dann der Inhaber selber vor der Tür und tobt.

Wir können uns nur entschuldigen und ganz schnell unsere Sachen packen und weiterfahren. Frühstück gibt’s heute am nächsten Parkplatz.!

Beate


Beate

« Antwort #27 am: 04. August 2020, 18:49 »
Wir fahren über Pucon, Villarica, Temuco. Überall sehen wir vor lauter Regen gar nichts. Aber je weiter wir aus den Bergen kommen, desto besser wird das Wetter.

Eigentlich hatten wir geplant, die restlichen Tage noch in den Anden zu bleiben. Aber bei diesem Regen?? Wir entscheiden ganz kurzfristig, dass wir dem Regen davonfahren und an die Küste wollen. Ein Blick auf die Strassenkarte zeigt uns, dass es da einen Nationalpark direkt auf unserem Weg gibt, von dem wir bisher noch nichts gehört oder gelesen haben. Schnelle Entscheidung: wir fahren zum Nationalpark Nahuelbuta.

Nur übersehen wir, dass dieser Nationalpark in der Küsten-Kordilliere liegt, Also auch wieder in den Bergen.

In diesem Nationalpark soll es einen der letzten Wälder von Araucarien geben.
Unser GPS kennt diesen NP nicht, nur die Stadt, die angeblich der „Eingang“ zum NP ist: Angol.
Wir erwarten eine Provinzstadt, statt dessen erleben wir eine Grosstadt. Allerdings ohne jede touristische Infrastruktur, also kein Visitorcenter und auch keine Wegweiser. Irgendwie fragen wir uns aber doch durch und sind dann auf einer abenteuerlichen Strasse zum Nationalpark. Leider stellt sich heraus, dass dieser NP sehr hoch liegt, und je höher wir fahren, desto dichter werden wieder die Wolken.

Als wir am späten Nachmittag am Campingplatz im NP ankommen, auf über 1000 m Höhe, sind wir wieder voll im Regen. Trotzdem machen wir noch eine kleine Wanderung rund um den Campingplatz.




Dienstag, 12.2.: Das Wetter schaut relativ gut aus. Also starten wir zu einer Wanderung zum Piedra del Aguilar, dem Adlerfelsen. Bei gutem Wetter soll man von dort bis zum Pazifik schauen können.
Als wir oben sind, stehen wir im Nebel. Aber dieser Nebel hat etwas mystisches. Wir können uns fast nicht trennen. Die Araukarien sehen in diesem Licht irgendwie aus, wie von einer anderen Welt.




Gestern haben uns die Parkrancher erzählt, dass wir nicht wieder nach Osten rausfahren müssten, sondern es gäbe eine Strasse nach Westen, zum Pazifik. Diese Strasse fahren wir raus. Wir fahren ca. 50 km auf enger, ungeteerter Strasse durch Pinien- und Eukalyptus-Wälder.




Und als wir wieder auf einer Hauptstrasse und geteert sind, liegt wieder eine 90 km lange Baustelle vor uns.

Aber wir wollen zum Strand.! Wir fahren nach Arauco, Dort am Strand finden wir ein schönes Restaurant. Nach dem Essen liegen wir noch in der Sonne am Strand.




Aber wir müssen weiter und fahren nach Conception, immer auf der Suche nach einem Campingplatz. Es ist ein Wahnsinns-Verkehr, und noch dazu alles Baustelle. Da gibt’s nichts schönes zum Übernachten. Also fahren wir weiter nach Tome und Dithato. Aber irgendwie sind wir in einem Gebiet unterwegs, das von Tourismus noch nie was gehört zu haben scheint. Es gibt keine Hotels, keine Cabins, keinen Campingplatz. Die Buchten am Meer sind abgesperrt, da Privatbesitz. Langsam nervt es.

Um ca. 20.00 finden wir dann noch einen absolut tollen Strand zum Übernachten. (Ich sag ja immer: nur Geduld!).

Wir stehen (fast) allein in einer wunderschönen Bucht, können den Sonnenuntergang geniessen. Ein streunender Hund wird uns durch die Nacht bewachen, denn den haben wir „geschmiert“ mit ein paar Happen vom Abendessen.




Beate

Beate

« Antwort #28 am: 05. August 2020, 13:00 »
Mittwoch, 13.2.

Leider ist heute unsere letzter Tag im Camper. Also wird nach dem Frühstück der Koffer gepackt.

Bei der Abfahrt noch ein Blick zurück auf unseren Stellplatz von heute Nacht:




Wir fahren noch so lange wie möglich am Meer entlang. Zum Mittagessen landen wir im Cauquenes am Markt. Die Marktfrau dort ist richtig glücklich, dass sie Touristen bewirten darf, die kein spanisch sprechen und kommt alle paar Minuten um zu fragen, ob es uns auch schmeckt.

Am späten Nachmittag kommen wir in Talca, in der Casa Chueca an. Das ist ein Gästehaus von unserem Autovermieter. Wir haben auf unserer letzten Chile-Tour auch schon dort übernachtet.




Wir besprechen nocheinmal unsere gesamten Reklamationen mit der Mitarbeiterin.

Leider haben wir auch hier nicht das grosse Glück: Es zeigt sich, dass ausgerechnet an diesem Tag eine deutsch-sprechende Reisegruppe zurückkommt, ca. 15 Personen, die die letzten 3 Wochen mit dem Bus unterwegs waren. Die Kommentare und Gespräche, die wir abends und morgens beim Frühstück notgedrungen mit gehört haben, haben wir nur bestärkt in meiner Meinung: nie, wirklich niemals, mit einer Gruppe unterwegs zu sein.

Beate


PS: Später können wir feststellen, dass wir für unseren Ärger und die verlorene Zeit gut entschädigt worden sind. Allerdings haben wir im Gegenzug für die demolierte Stosstange viel zu viel bezahlt, da diese angeblich nicht mehr zum Reparieren war. Naja, bei den Kosten für eine solche Reise fällt das auch nicht mehr ins Gewicht.

Beate

« Antwort #29 am: 06. August 2020, 18:04 »
Auf zur letzten Etappe:

Donnerstag, 14.2.:
Wir haben unseren Mietwagen auf 9.00 h bestellt, aber schon um 8.30 h steht der Fahrer vor der Tür. Wir erfahren, dass es sich um eine echte „Einwegmiete“ handelt: der Fahrer ist heute morgen um 5.00 h in Santiago abgefahren, um uns das Auto zu bringen. (Sowas gibt’s anscheinend wirklich nur in Chile?) Und er muss jetzt mit dem Bus wieder nach Santiago zurückfahren, nocheinmal ca. 7 Stunden. Also fährt ihn mein Mann zumindest zur Bushaltestelle. Denn die ist ca. 10 km entfernt.

Unser Gepäck in diesem kleinen Auto unterzubringen, erfordert schon einiges an Einfallsreichtum. Aber es klappt.

Nachdem wir wieder bestes Wetter haben, entscheiden wir, dass wir in den letzten Tagen noch etwas von den Anden sehen wollen. Wir fahren zunächst mal den Paso Pehuenche hoch bis zur Lagune del Maule an der argentinischen Grenze. Die neue und sehr gut ausgebaute Strasse geht durch herrliche Vulkanlandschaften bis auf über 2.500 m hoch.










Über die Grenze dürfen wir mit unserem Mietwagen nicht, also fahren wir wieder zurück und wollen uns den Nationalpark Altos de Lircay anschauen. Die Strasse dort rauf ist allerdings ungeteert und teilweise in furchtbar schlechtem Zustand. Wir haben mit unserem kleine Auto öfter mal „Bodenkontakt“ und wagen uns fast nur noch im Schritttempo zu fahren. Irgendwann sind wir aber doch in Vilches Alto am Eingang zum Nationalpark. Hier ist allerdings Schluss für unser Auto, um weiterzukommen bräuchten wir zumindest eine höhere Bodenfreiheit.

Also machen wir noch eine kleine Wanderung am Rande des Nationalparks und suchen uns dann ein Hotel. Direkt am Parkeingang ist eine Hosteria, mit Restaurant. Hier bleiben wir und geniessen einen ruhigen Abend auf der Terrasse bei 26 Grad auf 2000 m Höhe. Wir sind die einzigen Gäste in diesem Haus.

Nachts um 2.00 h ist allerdings der Teufel los: Es kommt eine Gruppe an, wahrscheinlich vom Trekking, denn ein Auto oder gar Bus haben wir nicht gehört. Diese Leute beginnen dann erst mal unten in der Gemeinschaftsküche zum Kochen. Es wird 4.00 h bis endlich wieder Ruhe ist und ich sehne mit nach unseren absolut ruhigen Nächten im Camper zurück.

Beate



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