Thema: Endlich frei sein....?  (Gelesen 10116 mal)

Tom1986

« am: 06. August 2019, 09:16 »
Was ich jetzt schreibe ist für einige vllt. nicht nachvollziehbar.

Ich bin mittlerweile über 30 und mein bisheriges Leben verlief bis dahin einfach nur schlecht: familiäre Probleme, schlechtes Umfeld (Schule), keine Freundschaften, vieles verpasst usw.

Naja, irgendwie habe ich es dann doch geschafft eine Partnerin zu finden. Aber jetzt bin ich mit meinem bisherigen Leben einfach nur unzufrieden und unglücklich. Ich lebe in einem goldenen Käfig: Partnerin, sicheren und gut bezahlten Job, große Wohnung usw.

Aber mit jedem Tag werde ich unglücklicher. Ich habe nie gelebt, nie die Dinge getan dich mit interessierten oder fühlte mich mal frei. Aus meiner alten Umgebung wollte ich eigentlich schon frühzeitig einfach nur weg.

Jetzt sitze ich hier und fühle mich wie in dem Film „und täglich grüßt das Murmeltier“. Immer die gleiche Arbeit, die, weil Versprechungen seitens der Firma/Chef nicht eingehalten wurden, immer eintöniger wurde. Immer und jeden Tag dasselbe. Aufstehen, arbeiten, nach Hause fahren, ab und zu mal was mit der Partnerin unternehmen und wieder arbeiten….

Jetzt will ich endlich mal leben und ich sein, all das was ich in meiner Kindheit und Jugendzeit nicht konnte. Mit Arbeit, Partnerin, Wohnung und doch gewissen Verpflichtungen ist das halt nicht mehr so einfach wie früher.

Manchmal möchte ich das einfach alles hinwerfen und leben, raus. Die Welt entdecken und mal ich sein, frei sein. Ja, vielleicht wie ein Selbstfindungstrip.

Hinschmeißen, alles aufgeben und raus?




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GD1893

« Antwort #1 am: 06. August 2019, 10:23 »
Hallo Tom,

Wie ist denn deine Partnerin zum Thema Reisen eingestellt? Ist sie vom Typ her auch eher fürs Reisen oder möchte sie sesshaft bleiben und das "geregelte" Leben leben?
Sind bei euch schon Kinder im Spiel?

Mir und meiner Partnerin ging es genau gleich wie von dir beschrieben...aufstehen, arbeiten, essen, schlafen, aufstehen...und das immer und immer wieder...
Zum Glück haben wir aber beide den grossen Traum gehabt die Welt zu bereisen.
So haben wir vor 1 1/2 Jahren beschlossen diesen Traum zu leben und haben begonnen für die Reise zu sparen. Wir haben unsere Jobs gekündigt, die Wohnung aufgegeben, unsere Autos und Möbel verkauft und stehen jetzt 2 Monate vor Abflug.

Wichtig ist, dass es beide wollen. Ich würde deine Gedanken mit deiner Partnerin besprechen und schauen was sie davon hält.
Wenn sie aber sagt, dass es für sie gar nicht in Frage kommt, dann musst du für dich selber überlegen was dir im Leben wichtig(er) ist. Deine Partnerin oder dein Drang fürs Reisen. Dies kannst du nur selber beantworten.

LG
Gregory
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Tom1986

« Antwort #2 am: 06. August 2019, 11:06 »
Hallo und Danke für deine Antwort.

Kinder haben wir keine und in naher Zukunft sind (noch) keine geplant. Meine Partnerin ist, sobald es irgendwie nur geht, immer und gern auf Reisen. Auf der anderen Seite hat sie aber einen wirklich guten Job. Zudem ist sie auch noch ein Workaholic. Allerdings arbeitet sie bei einem Großkonzern und hat ein vertragliches Recht darauf 1 Jahr Auszeit zu nehmen. Klingt gut, ist es aber nicht, jedenfalls nicht für mich. Sie wüsste was sie mit dieser Zeit anfangen soll, aber das möchte ich nicht unbedingt machen.

Ich jedenfalls pack das mit dieser Arbeitsstelle nicht mehr. Diese Langweile erdrückt mich und ein soziales Umfeld - außer meine Partnerin - habe ich hier nicht.
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santiago

« Antwort #3 am: 06. August 2019, 14:48 »
Naja, das klingt doch so als würde sie auch gern reisen (aber, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nicht in diesem einen Jahr, das sie sich nehmen kann?).

Habt ihr schonmal eine längere Reise zusammen gemacht?
Oder, im richtigen Moment (!), schonmal das Thema zur Sprache gebracht?

"Einfach mal raus" klingt, glaub ich, erstmal so einfach, ist es aber gar nicht. Man muss ja trotzdem wieder zurückkehren. Dann möglicherweise in einen anderen Job, usw. aber der Alltag ist dann trotzdem meist ähnlich...
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GD1893

« Antwort #4 am: 06. August 2019, 15:11 »
"Einfach mal raus" klingt, glaub ich, erstmal so einfach, ist es aber gar nicht. Man muss ja trotzdem wieder zurückkehren. Dann möglicherweise in einen anderen Job, usw. aber der Alltag ist dann trotzdem meist ähnlich...

Da hast du natürlich Recht.
Trotzdem kann dir das Reisen wieder eine andere Ansicht auf das Leben geben. Z.B. durch Armut in anderen Ländern, Arbeitsmoral, Bescheidenheit etc.
Das kann dann bewirken, dass man anders an die Arbeit hier herangeht und mehr schätzt was man hat.
Oder vielleicht hat man nach 1 Jahr (oder länger) reisen auch genug davon und ist froh, dass man wieder einen geregelten Alltag hat.
All das sind Sachen, welche man vorher nicht wissen kann.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass man im Leben auch mal was "riskieren" muss, um sich vielleicht auch selbst zu finden.
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Tom1986

« Antwort #5 am: 06. August 2019, 17:00 »
Meine Partnerin kann sich ihre Auszeit gegenüber ihren Arbeitnehmer nehmen wiesie möchte, das wurde vertraglich so vereinbart, aber sie möchte unbedingt 1 Jahr wandern gehen - Fernwanderwege > 6 Monate. Ich möchte das aber nicht, da mir zwar das Wandern gefällt, aber nicht dieser eine Fernwanderweg den sie wandern möchte. Ein anderer Weg kommt für sie nicht in Frage.

Es klingt jetzt großkotzig und das soll es nicht, aber Geld spielt erst mal keine Rolle, das bekomme ich hin.

Ich bin da einfach nur hin- und hergerissen. Mein Sozialleben war durch gewisse Umstände auf gut deutsch scheisse und mich hält hier - außer meine Partnerin - nichts. Vielleicht ist es auch nur so ein Gefühl, aber vielleicht verändert mich eine Reise positiv und ich werde dadurch gestärkt.
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Beate

« Antwort #6 am: 06. August 2019, 18:44 »
Vielleicht ist es auch nur so ein Gefühl, aber vielleicht verändert mich eine Reise positiv und ich werde dadurch gestärkt.

Oh je, da hast Du aber viel zu grosse Erwartungen an diese Reise und kannst eigentlich nur enttäuscht werden.
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Eka

« Antwort #7 am: 06. August 2019, 20:04 »
Ob dich diese Reise glücklich machen kann, weil ihr beide unterschiedliche Reisepläne/ wünsche habt, dass kann dir keiner sagen. Nur manche gehen blauäugig an die Sache ran und meinen zu denken, dass sich danach alle ihre Probleme in Luft auflösen. Aber die Probleme werden auf die Reise mit genommen und dass ist nun mal kein entspanntes Reisen. Diskutiert eure Wünsche untereinander und nehmt Rücksicht aufeinander, dass jeder von euch beiden eine gemeinsame win-win  Situation hat.
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Blume

« Antwort #8 am: 06. August 2019, 20:11 »
Ich kann Beate zustimmen.

Wir waren 13 Monate auf Reisen um die Welt und ich habe es in vollen Zügen genossen. Es war super. Ich würde es gerne irgendwann mal wieder machen.

Allerdings bin durch das Reisen nicht zu irgendwelchen ganz neuen Einsichten und tollen Ideen für die realistische Berufsgestaltung gekommen. Ich bin der gleiche Mensch wie vorher. Und auch das Arbeitsleben ist jetzt nach der Reise nicht anders als vorher. Ich habe einen neuen Arbeitgeber, aber es läuft wie vorher auch: morgens aufstehen, den ganzen Tag im Büro konzentriert arbeiten, mal mehr, mal weniger Stress, abends müde ins Bett. Das hat die Arbeit nun mal so an sich und der Lebensunterhalt muss halt verdient werden.
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Marla

« Antwort #9 am: 06. August 2019, 21:25 »
Auch ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Mich haben meinen beiden Langzeitreisen auch nicht grundlegend verändert. Ich weiß vielleicht durch die ganze Reiserei das, was ich zuhause habe, noch etwas mehr zu schätzen. Aber ich war auch schon vorher mit meinem Leben im großen und ganzen zufrieden. Andere Ereignisse und Phasen im Leben haben mich deutlich mehr geprägt.

Ich finde auch, dass dieser Aspekt von Langzeitreisenden, insbesondere von solchen, die es werden wollen, überschätzt wird. Es mag sicherlich vorkommen, dass Leute unglücklich losgereist sind und durch das Reisen ihre Zufriedenheit wiedergefunden haben. Aber dann ist die Wahrscheinlichkeit auch groß, dass sie direkt hinterher in ein großes Loch fallen. Denn die Probleme zuhause lösen sich nicht so einfach in Luft auf.

Trotzdem würde ich dir auch nicht abraten zu reisen. Du musst halt überlegen, was dir wichtig ist. Dein Job hört sich für mich nach einer Sackgasse an. Du schreibst, dass er sicher und gut bezahlt ist. Das ist aber nicht das einzig wichtige. Hast du eine gute bzw. gefragte Ausbildung, die dir ermöglicht, relativ leicht einen anderen Job zu finden? Je nachdem, wie schlimm du deine aktuelle Lage empfindest, ist die Chance gut, dass du andereswo glücklicher wärst. Ich finde es immer krass, wenn Leute kreuzunglücklich in ihrem Job sind, aber aus Angst, dass es anderswo auch nicht besser oder sogar schlechter sein könnte, da jahrelang ausharren. Eine Auszeit ist auch heutzutage meistens kein "Karriereknick" mehr, sondern wird häufig sogar positiv bei einem Bewerber gesehen, wenn man sie entsprechend verkauft. Die andere Sache ist natürlich die Beziehung. Wenn die dir und deiner Partnerin wichtig ist, sollte es doch möglich sein, einen gemeinsamen Plan zu entwickeln. Der könnte ja auch darin bestehen, dass ihr einen Teil eurer Auszeit getrennt reist. Denn es ist wirklich schon etwas besonderes, dass ihr beide die Möglichkeit - mit Sabbatical oder Kündigung eines ungeliebten Jobs - zu einer Auszeit hättet, beide Lust dazu habt und sie auch beide gerne mit Reisen verbringen wollt.
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reisefieber2019

« Antwort #10 am: 06. August 2019, 21:40 »
Da gebe ich blume recht.
Schon 2015 bei Start meiner ersten Weltreise wollte ich berufliche was ändern. Jetzt ist 2019 ich bin auf meiner zweiten Weltreise aber beruflich geändert hat sich nichts.
Der Wechsel war möglich aber nicht den Wechsel den ich erhofft habe. Ich musste feststellen das ich einfach nicht bereit bin für 2000 -3000 Euro
Morgens aufzustehen.
Deshalb der alte Trott.
Bei mir war es sogar noch eine Steigerung nach meiner Rückkehr von meiner ersten Weltreise.
Ich habe einfach gespürt das ich noch nicht genug vom reisen haben( ich bin nicht aus finanziellen Gründen zuruck gekommen ).
Dann musste ich mich entscheiden zwischen guter Bezahlung und einer sehr sehr sozialen und bekannten Firma und einer Firma die Schweine Geld zahlt aber Menschen wie „Hunde „behandelt.
Ich habe mich für zweites entschieden und wenn ich ehrlich bin der Plan hat geklappt.
Ich glaube heute würde ich es anders machen.

Warum schreibe ich das weil ich deine Situation nach vollziehen kann.
Aber du Must ne Entscheidung treffen ob’s die richtige oder falsche sein wird wirst du in ein paar Jahren oder jahrzehnten wissen.

Auch das Problem mit der Frau kenne ich auch.
Ich habe zwei Beziehungen verloren durch meine Reisen.
Du stehst also nicht allein da.

Ich wünsche dir das du eine Entscheidung triffst die du nicht bereuen tust.
Spätestens wenn Kinder da sind ist der Zug sowieso meistens abgefahren.



 
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Jef Costello

« Antwort #11 am: 06. August 2019, 22:41 »
Ich finde es immer krass, wenn Leute kreuzunglücklich in ihrem Job sind, aber aus Angst, dass es anderswo auch nicht besser oder sogar schlechter sein könnte, da jahrelang ausharren.

Das stimmt. Zu dem Thema sollte man sich unbedingt dieses Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=LrRfjmv-5cQ - wenn man nur für das Wochenende lebt, verspielt man sein Leben.

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echidna

« Antwort #12 am: 07. August 2019, 11:21 »
wenn man nur für das Wochenende lebt, verspielt man sein Leben.
Leider ist das bei mir so, aber ich habe bislang keinen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden. Abgesehen von meinen Urlauben und gelegentlichen Auszeiten durch Krankheiten, fühle ich mich tatsächlich in diesem "Hamsterrad" gefangen, weil ich noch keine alternativen Erwerbsquellen gefunden habe, die mir weniger ein Gefühl des Eingesperrtseins vermitteln würden.
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gracy

« Antwort #13 am: 08. August 2019, 08:51 »
Mir hilft Teilzeit! Bei 6 Stunden Arbeit am Tag statt 8 habe ich das Gefühl freier zu sein und mehr Zeit für Dinge zu haben, die ich auch auf Reisen gerne mache (Ausflüge, Sport, Garten, andere Leute treffen, kochen, ausgehen usw.).

Ansonsten ist es hier nach der Reise immer wie vor der Reise. Man verändert sich vielleicht ein bisschen, aber die Gesellschaft nicht. Um hier leben zu können, muss man arbeiten (außer man ist reich). Und wenn einem der Job halbwegs Spaß macht, und nicht zu viel Lebenszeit einnimmt, kann man das ja auch ganz gut aushalten. Falls nicht, ist wahrscheinlich ein Jobwechsel die bessere Alternative zur Reise (langfristig).
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Beate

« Antwort #14 am: 09. August 2019, 10:23 »
Ein Vorschlag, wie es mein Mann gemacht hat:
der hat mit seiner Firma vereinbart, dass er jedes Jahr 1 Monat bezahltes (und damit versichertes) Sabbatical nimmt, dafür halt 1/12 weniger Gehalt im Monat hat. Das ergab dann zusammen mit dem Jahresurlaub immer eine schöne Auszeit zum Reisen von 10 Wochen.

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