Ich befinde mich bereits am Kuwaiter Flughafen in Erwartung meines Frankfurt-Fluges um 03:00am. Genug Zeit also für ein kurzes Fazit.
Bahrain
Bahrain ist vergleichsweise klein und bescheiden und ist stärker als die Nachbarstaaten im Dienstleistungssektor verankert, nämlich im Bewirten Saudischer Scharia-Touristen, die zum Saufen und was sonst so Spaß macht, aber im Heimatland nicht erlaubt ist, regelmäßig zum Wochenende über die 12 oder 20km lange Verbindungsbrücke einreisen. Aber davon abgesehen ist Bahrain low key auf eine nicht unangenehme Weise. Ruhig und überschaubar. Wie überall am Golf überwiegen die südasiatischen Gastarbeiter. Visa on Arrival absolut unkompliziert. Ich zahle 10-12€ direkt beim Grenzbeamten. Danach, wiederum unkompliziert, mit dem modernen Bus (Wifi, Monitore, Ansagen), nach Manama.
Im Zentrum der Stadt ein Souk, der mich nicht sonderlich erregt. Ich nehme am nächsten Tag einen Bus zum etwas abgelegenen Bahrain Fort. Der Vormittag ist für Wüstenverhältnisse ziemlich verregnet, das Fort bestenfalls Durchschnitt (kein Eintritt), das angeschlossene Museum (wenig Eintritt) verscheucht mich mit „no change“. Ich arbeite mich zum Zentrum zurück und dorthin zum Museum. Nette Architektur, komplett belanglose Sammlung. Aber: Diese Gegend nördlich von Manama sollten potenzielle Besucher ins Auge fassen, denn es gibt ein paar schöne Ausblicke auf Wasser, Hafen, Holzboote und so etwas wie eine Skyline in Entwicklung. Ich drehe noch eine Runde, passiere die Grand Mosque (naja) und nehme dann schon den Bus zurück zum Flughafen.
Kuwait
Ankunft um 0900pm in Kuwait, von dort mit dem Shuttle zu meinem Hotel, das sehr weit weg liegt von Kuwait Stadt, dafür halt günstig ist, und ich mache mir Sorgen, wie ich am nächsten Tag alles rechtzeitig zum Abflug schaffen soll.
Die Sorge war unbegründet. Kuwait verfügt über ein bei weitem nicht so schickes Bussystem wie Bahrain, aber es ist hocheffizient. Ich bin quasi Mitten im Nirgendwo, 10-15km südlich von den Sehenswürdigkeiten. Aber die Busse fahren laufend, kosten 50c, und ich bin in 20 Minuten, wo ich sein wollte.
Kuwait ist unglaublich: Ich habe in meinem Leben noch nie so eine trostlose Einöde erlebt. Es ist so schlecht, dass es nicht mal gut ist. Großbaustellen, weite Straßen, Sand überall, ohne Gesamtkonzept durcheinander verbaute Hochhäuserscheußlichkeiten, die seit der Dachgleichenfeier nicht mehr gepflegt wurden. Ich sehe mir die 2-3 Dinge an, die man nicht gesehen haben muss, mache eine erschöpfend lange Tee- und Hummuspause und bin dann sogar schon um 1300 zurück in meinem Hotel, bereit für den Transport zurück zum Flughafen.
Apropos, Hotel. Kuwait ist diesbezüglich sehr teuer. Ich habe mich für eine Variante abseits des Zentrums entschieden und bin im Continental Hotel abgestiegen, was ich Besuchern mit schmaler Geldbörse auch anraten würde, denn, eben: Mit den schnellen Bussen ist man trotzdem schnurstracks im Zentrum, warum auch immer man dorthin will. Und der Manager ist nett und die Flughafentransfers gratis.
Nochmals zurück zu Kuwait: Es gibt Visa on Arrival und der Prozess so Kafkaesk, dass sich alleine hierfür schon die Anreise fast schon lohnt, wenn man auf Obskuritäten steht und eine leicht masochistische Ader aufweist. Man muss vor der Border Control eine Treppe rauf und ist auf einmal mitten in der Airside Area mit Duty Free, Restaurants, etc. Irgendwann findet man den Eingang zum Visumkonsulat, hinter den Schaltern sind Bauarbeiten in Gange. Hier, im Konsulat, wurdeArbeit auf 5-6 Kuwaiter aufgesplittet, so schafft man Arbeitsplätze fürs Volk. So funktioniert es: Du ziehst eine Nummer, wirst aufgerufen. Dort sagt dir Beamter 1, nachdem er fertig ist mit dem Handyspielen, dass du eine Kopie deines Reisepasses brauchst. Du gehst zum Kopierjungen, wartest, bis er fertiggechattet hat, er legt deinen Pass auf den Kopierer, drückt den Knopf, ohne vom Handy wegzublicken, chattet weiter. Du gehst zurück zum Beamten 1. Er schickt dich zum Beamten 2. Der fragt, wo der Stempel ist. Welcher Stempel? Ich zurück zum Beamten 1. Irgendwann komme ich drauf: Es gibt Automaten, wo man für 3 KWD (8-10€) in cash einen Stempel bekommen kann. Daneben ein Bankomat zum Geldabheben. Gesagt, getan.
Dann geht es zum Beamten 2, der schickt einen zum Beamten 1 zurück, der macht dann irgendwas. Und dann geht es zum Beamten 3, Fingerabdrücke, und dann ist man durch, nimmt die Treppe zurück zur Grenzkontrolle, die dich durchwinkt. Das Visum, 1x A4, muss man bei der Ausreise wieder zurückgeben. Also nicht verlieren.
Der Kuwaiter Flughafen ist übrigens wohl seit den 1980ern nicht mehr renoviert worden. Ich habe kein einziges Tray gesehen, das nicht mühsam mit Klebeband zusammengehalten wurde. Fluganzeigen sind nicht aktuell bzw. eingefroren bzw. orientieren sich nicht an Echtzeit, sondern am theoretischen Flugplan. Was bedeutet, dass dein Flug als Last Call angezeigt wird, obwohl der vorige Flug am gleichen Gate noch nicht zu Ende geboardet hat. Was für eine Schande.
Zusammengefasst: Es ist erschreckend zu sehen, wie die Modernisierungen in der Golfregion komplett an diesem Land vorbeigegangen sind. Kohle wäre grundsätzlich vorhanden und es werden große Pläne geschmiedet, unter anderem will man den höchsten Wolkenkratzer der Welt bauen, über 1000m hoch, damit Dubai schön eine auswischen, die Prioritäten also gleich mal richtig gesetzt. Kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Die kriegen ja sichtlich nichts auf die Reihe.
Qatar
In Kuwait einzusteigen und in Doha anzukommen erinnert mich an meinen Flug von Indien nach Kuala Lumpur. Ankunft im hypermodernen AirAsia-Terminal, helles Licht, Sauberkeit, Supermärkte – eine andere Welt. Gleich mal positiv: Es gibt zwar so etwas wie ein Visa on Arrival, aber keine Kosten hierfür. Einreise problemlos, es gibt Busse ins Zentrum.
Doha hat viel investiert, um sich aufzuhübschen. Es gibt einen auf alt getrimmten Souk, der, ich gestehe, schon schick anzuschauen ist, vor allem bei Nacht, wenn das Beleuchtungskonzept greift. Es gefällt mir hier ganz gut. Von der nahen Corniche, die man durch Unterführungen Marke Moskauer U-Bahn (tolle Toiletten!) erreicht, weil dazwischen eine ziemlich breite Schnellstraße verkehrt, sieht man die wachsende Skyline mit teilweise ziemlich futuristischem Einschlag. Gut anzusehen vor allem bei Nacht. Daneben gibt es das Museum der Islamischen Künste, Eintritt gratis, das architektonisch schon mal sehr gelungen ist. Die Sammlung wird angenehm luftig ausgewiesen. Menschen mit ausgeprägter Louvre-Phobie (aka Kunst-Overkill) werden sich hier wohl fühlen.
Wenn man ein wenig abseits des sauberst gehaltenen Touristenplanquadrates ausbricht, wird es ein wenig elendig: Südasiatische Gastarbeiter in ihren Sicherheitsjacken hängen in Massen ab, Baustellen und Schmutz nehmen zu, die Straßenbeleuchtung nimmt wiederum ab, man kommt sich ein wenig wie in Indien vor mit günstigen Restaurants und Läden.
Neben dem bereits Aufgezählten gäbe es noch 2 weiter entfernte Ziele, die mich grundsätzlich interessiert hätten. Einerseits das Katara Cultural Village, andererseits das Museum Moderner Islamischer Kunst. Allerdings kämpfte ich in der Woche mit einer leichten Verkühlung, war rasch müde, konnte wegen Husten nicht viel schlafen, bin dann in Doha etwas kürzer getreten.
Ein Wort zu den Kosten: Abgesehen vom Hotelzimmer, das aber grundsätzlich auch recht günstig zu bekommen ist (30-50€ für okaye Qualität mit Frühstück mit nicht-okayer Qualität), ist es nicht so schlimm. Es gibt keine Mehrwertsteuer und Lebensmittel werden subventioniert (anders kann ich mir die günstigen Supermarktpreise vor allem in Kuwait nicht erklären). Zudem müssen die ausgebeuteten Gastarbeiter ja auch von was leben, sprich: es gibt genug günstige Möglichkeiten zu essen und Bus zu fahren. Teuer, soweit überhaupt erlaubt, ist Alkohol. Sehenswürdigkeiten, wenn es überhaupt welche gibt, kosten nichts bis fast nichts. Internet ist so langsam, dass ein Zensurfilter recht naheliegend erscheint.
Soll man also mal hin? Ehrlich: Doha durchaus als Layover mit Qatar Airways auf dem Weg nach Asien. 1 Tag genügt, wenn man fit ist. Bahrain und vor allem Kuwait sind dann echt nur mehr für von Komplettierungszwang gepeinigte Ländersammler.
Und während ich das schreibe, wurde in der Lounge der Hummus abgeräumt. Was ich mir alles für euch antue…