Hallo zusammen,
Italiener sind streng gläubig - Spanier sind stolz, Russen leben im Eis -
Klischees und Stereotypen über Nationalitäten gibt es schon seit Jahrhunderten (wen das intensiver interessiert: Sucht mal nach der Steirer Völkertafel im Netz - ihr werdet sehen: schon vor 300 Jahren bekam jedes Volk sein Fett weg).
Bestimmte Eigenschaften wurden dabei gezielt karrikaturhaft übertrieben.
Das diente der tendenziellen und nicht der speziellen Einschätzung von "Fremden". Darauf konnte man dann immer zurückgreifen und hatte ein handliches Erklärungsmuster für das Verhalten, Aussehen, Gebahren. Ob komplett oder nur teilweise - nach dem Baukastenprinzip konnte man sich die Klischees zusammenbasteln und glauben was man wollte.
Und schon damals wurden diese Verallgemeinerungen von Medien erschaffen und verbreitet.
Bis heute übernehmen die gängigen Formate TV, Film, Presse diese gerne um ein "einheitliches Bild" von einer (Volks-)Gruppe darstellen möchte - sowohl positiv als auch negativ.
Was ist jetzt an solchen Klischees richtig?
meine Meinung - die Tendenz , aber auch nur die.
Zu Beginn des 21. Jh. im Zuge der Globalisierung verlieren Nationalstaaten langsam ihre kollektive identitätsstiftende Prägung - mit allen ihren Vor- und Nachteilen.
In Bezug auf die eigene Person bedeutet das - Es kommt auf jeden selbst an, wie man seine Herkunft vertritt - und ein gesundes Selbstbewußtsein im Sinne von Eigenliebe ist für alle Nationalitäten angebracht.
Je mehr man selbst reist und offen (ohne vorgefertigtes Bild) mit anderen Menschen in Austausch tritt, desto mehr relativiert sich das Bild zu der jeweiligen Nationalität. Echte, eigene Erfahrungen treten an die Stelle von Berichten, Filmen oder Geschichten vom HörenSagen. Die Perspektive ändert sich komplett, je mehr man auf Hintergrundinformationen stößt und Verhaltensweisen nachvollziehen kann. Wahrnehmung von Gruppe und Individuum werden getrennt.
Deutsche haben es da sehr schwierig ein selbstbewußtes Verhältnis zu ihrer Herkunft und Geschichte zu entwickeln. Einem Lauf über ein Minenfeld gleichen Diskussionen "en passant" über Themen von A wie Adolf bis Z wie Zuwanderung - überall lauert der "Faschismusverdacht", die öffentliche Diskreditierung inkl. das Ende so mancher Karriere.
Im internationalen Kontext haben junge Deutsche heute aber im Vergleich zu den früheren Generationen den Vorteil, dass auch die "Anderen" mittlerweile ein weitaus differenzierteres Deutschlandbild (wie das angesprochene Beispiel WM 2006) haben. Darauf sollte man aufbauen.
Interessanterweise habe ich die positivsten Erfahrungen als Deutscher in Polen und in ehemaligen Sowjetunion gemacht - in beiden Ländern wurde ich angenehm respektvoll freundlich behandelt, besonders in Russland/Ukraine steht Deutschland für ein klassisches europäisches Hochkulturland (wobei ironischerweise der Durchschnitts-Russe bisweilen mehr über deutsche Kultur weiss als mancher Gymnasiast hierzulande - traurig aber wahr...), 1A Rechtswesen und 300 Jahre engste Beziehungen in Politik- und Wirtschaft.
In Polen dachte ich mehr direkter Ressentiments ausgesetzt zu sein - das aber auch das stimmte nicht. Viele junge Polen hatten in Deutschland irgendwie schon mal hier oder da gejobbt, und sprachen mich sobald meine Herkunft bekannt war auch direkt auf Deutsch an. Viel intensives Interesse schlug mir entgegen - keine Fäuste! Und das bei den Polen - einem Volk, das einerseits einen großen Nationalstolz nach außen legt und auf der anderen Seite immer diesen tief verwurzelten Minderwertigkeitskomplex in sich trägt...meine Meinung, vielleicht auch ein bisschen Klischee ;-)
Fazit: Wie man in den Wald hineinruft - so schallt es heraus.
Leute, die pauschal Urteile über andere Nationalitäten abgeben rangieren unter "Dumm & nix dazugelernt" oder "Propaganda-Opfer".
Erst durch ein gesundes Selbstbewusstsein zur eigenen Herkunft werden die anderen einen in dieser Art akzeptieren.
Soweit,
Beste Grüße,
Maggus