Trotz des ganzen Wahnsinns bezüglich des Corona-Virus hatte WizzAir anscheinend kein wirtschaftliches Intresse daran den Flug zu annullieren und Georgien ist ("noch") nicht in panischer Angst vor Deutschen bzw. Europäern.
Aber fangen wir mal von vorne an!
Wir sind Freitag Abend in Kutaissi gelandet und wurden dort erstmal in den Bussen auf dem Rollfeld festgesetzt um dann in 10er Gruppen dem Gesundheitsministerium vorgestellt zu werden.
Menschen in Schutzanzügen, Atemmasken und Spritzschutzhauben führten bei uns Fiebermessungen durch und nahmen uns in Augenschein.
Nach erfolgreichem Gesundheitscheck erfolgte die ganz normale Einreise, abgesehen davon, dass die Grenzer auch Einweghandschuhe und Mundschutz trugen. Aber auch die Georgier im Flugzeug waren große Freunde von Mundschutz und Einweghandschuhen.
Nach der Mietwagenübernahme ging es dann rein nach Kutaissi und wir ließen den Abend bei ein paar Bier ausklingen.
Die Unterkunft war sehr angenehm und herrlich günstig. So wie die meisten in Georgien.
Am nächsten Morgen erkundeten wir
Kutaissi. Die Stadt hat nicht wirklich viel Sehenswertes zu bieten, aber auch das Heruntergekommene und Schäbbige einer
Post-Sowjet-Stadt empfinden wir ja als sehenswert.
Im Zentrum sind einige Gebäude und Straßenzüge hübsch renoviert worden und der Platz um den
Kolchis-Brunnen und den
Stadtpark ist recht ansehenlich. Hier befinden sich auch ein Theater, ein Museum und ein Denkmal, welche durchaus für schöne Bilder herhalten können.
Ein persönliches Highlight war für mich der Besuch auf dem
Kutaissi Basar. Ich liebe einfach diese traditionellen Märkte, wo es einfach alles zu kaufen gibt! Am schönsten finde ich allerdings immer die Bereiche wo Lebensmittel angeboten werden.
Der Kontrast zum heruntergekommenen Gebäude und den frischen Waren, war echt gut!
Von hier aus ist die
Kettenbrücke und ein schönes Panorama am Fluss nicht weit! Der Rioni Fluss fließt hier in einem steinernen Bett mit steilen Uferkanten. Manche Häuser ragen mit Querstützen über den Fluss. Gute Bilder!
Den Weg zur
Bagrati-Kathedrale nahmen wir dann mit dem Auto, weil wir eh weiter Richtung Gelati mussten. Der Weg ist aber auch ohne Probleme zu Fuß zu machen.
Die Aussicht vom Park der Kathedrale auf Kutaissi und die Umgebung ist sehr schön und auch die Kathedrale selber ist sehr sehenswert, auch wenn die UNESCO sie gestrichen hat, weil sie in Teilen zu modern rekonstruiert wurde.
Dennoch ein tolles Beispiel einer orthodoxen Kirche.
Weiter führte uns der Weg nach
Gelati. Die Klosteranlage in der Nähe von Kutaissi ist nach wie vor als Welterbe gelistet und das auch zu recht! In schöner Hanglage, über toller Landschaft ist die Kathedrale ein prächtiges Beispiel für orthodoxe Kirchen in Georgien.
Nächster Stopp war dann in
Katskhi an der
Kazchi-Säule. Landschaftlich wirklich sehr hübsch ist das wahre landschaftliche Highlight aber die Steinsäule selbst. Auf dem Weg dorthin ergeben sich schöne Bilder, der mit einem kleinen Kloster gekrönten Steinsäule.
Zur Zeit finden umfassenden Renovierungsarbeiten am Boden statt und das Schloss, welches den Aufgang zum Kloster freigeben könnte, wurde augenscheinlich wirklich schon lange Zeit nicht mehr geöffnet.
Die Aussicht von dort wäre sicherlich grandios gewesen, aber auch so lohnt ein Abstecher nach Katskhi!
Zumal, wenn man eh nach
Tschiatura möchte.
Die
alte Eisenerz-Stadt ist wirklich ein Paradies für
Lost-Place-Freunde!
Tief im Tal liegt die schäbbige Stadt, mit wenig Highlights! Es gibt paar recht gut erhaltene Prachtbauten und eine schöne Kirchen, aber das wahre Highlight der Stadt sind die vielen
stillgelegten Seilbahnen, die Ruinen von Förderanlagen oder vergessene Hochhäuser, die von einer ruhmreichernen Zeit Tschiaturas zeugten.
Wir entdeckten als erstes eine
stillgelegte Förderanlage am Berghang, die wir wohl mehr illegal als legal betreten konnten.
Danach konnten wir uns oben auf einem Berg in eine
alte Seilbahnstation begeben und dort schöne Fotos der Anlage, der Gondeln in der Tiefe und dem sich ausbreitenden Talpanorama machen.
Den Abschluss des Tschiatura-Aufenthalts bildete unsere Erstürmung einer
Hochhausruine! Das ganze hat uns sehr sehr stark an unseren Aufenthalt in Tschernobyl erinnert.
Als wir oben aufs Dach gelangen konnten, mussten wir uns nur noch vor den Einsturzstellen fernhalten und nach einigen Sprüngen über Häuserschluchten, hatten wir einen fantastischen Ausblick, der das kalkulierte Risiko absolut rechtfertigte. Und ein bisschen Abenteuer muss ja auch sein!
Unser nächster Stopp war dann die
Geburtstadt von Stalin.
In
Gori schauten wir uns zunächst die
Festung von Gori und die
naheliegende Kirche an und wollten dann zum
Stalin-Museum. Das war allerdings aufgrund der Corona-Panik geschlossen. So blieb uns nur die Besichtung von Außen. Aber das Geburtshaus von Stalin wurde schon hübsch präsentiert.
Viel mehr hat Gori dann aber nicht zu bieten und so ging es weiter nach Tbilisi.
In
Tbilisi hatten wir so ein Glück mit dem Hotel! Wir hatten uns das Zimmer mit Dachterrasse gesichert und wurden mit einer nahezu perfekten Postkarten-Aussicht beglückt! Nach vielen Fotos und viel Bier ging es dann lecker essen.
Am nächsten Morgen fuhren wir zunächst nach Mzcheta, weil wir später uns in Ruhe und mit Bierstopps Tbilisi anschauen wollten.
Mzcheta ist das geistige Zentrum Georgiens. Und die Stadt liegt sehr fotogen im tiefen Tal der Berge, am Zusammenfluss zweier Flüsse.
Wir fuhren zunächst hoch zum
Kloster Dschwari um die grandiose Aussicht und die tolle orthodoxe Kirche zu bewundern. Da es Sonntag war, wohnten wir auch den Gottesdiensten bei.
In Mzcheta schauten wir uns die zwei Klosteranlagen in der Stadt an, die ebenfalls zum Welterbe der UNESCO zählen.
Außer einem kleinen Altstadtbereich nahe der Klosteranlagen, welcher recht hünsch für die Touristen renoviert und drapiert wurde, bietet Mzcheta ebenfalls nicht viel.
Fotogen ist noch der nahegelegene Staudamm auf dem Weg zurück nach Tbilisi.
Allgemein sind die Orte und Dörfer in Georgien ehr als heruntergekommenen Post-Sowjet-Orte zu sehen. Vieles ist kaputt und schäbbig. Aber gerade das macht den Charakter und die Eigenart des Landes aus!
Georgien versucht zwar "verzweifelt" und mit aller Macht immer näher nach Europa zu steuern, aber genau in diesen Orten fühlt man noch die alte Sowjetunion.
In
Tbilisi fuhren wir zunächst zum
Mtatsminda Park, von dem aus wir eine grandiose Aussicht auf Tbilisi und die Umgebung hatten. Dann ging es wieder runter in die Stadt und wir erkundeten zu Fuß die verschiedenen Stadtteile und Parkanlagen.
Besonders schön ist der Bereich der
alten osmanischen Dampfbäder, die
Festungsruine (welche man auch halbwegs illegal betreten kann) und den Bereich der Altstadt unterhalb der Festung. Der recht moderne Teil um die
Friedensbrücke herum hat aber auch seinen Reiz.
Die Lichtkonzeption von Tbilisi hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn das Licht was zu gelb war!
Aber sonst ist wirklich alles Wichtige gut in Szene gesetzt.
Am Abreisetag haben wir uns auf dem Weg zurück nach Kutaissi noch die
Höhlenstadt von Uplisziche angeschaut!
Hiervon waren wir alle sehr begeistert! Landschaftlich sehr prächtig gelegen, beeindruckte uns die Fertigkeit den Sandstein in der Art und Weise zu bearbeiten. Hier konnten wir viele tolle Bilder machen und es bildete einen gelungenen Abschluss für uns.
Die Rückfahrt nach Kutaissi war von viel Landschaft geprächt!
März ist aber nicht die ideale Reisezeit für Landschaftsliebhaber! Wir hatten zwar 20-25 Grad und Sonne, allerdings erwachte der Frühling gerade erst! Die Wälder und Buschwerke sind noch grau und die Wiesen und Felder gelb, dazu der graue Fels der Berge oder das Gelb der Sandsteine und fertig war ein recht langweiliges Landschaftsbild. Es hat uns vieles an Moldawien erinnert!
Dennoch hat uns unsere Tour sehr gut gefallen und auch wenn wir nur sehr kurz in dem Land waren, wissen wir, dass wir nochmal zurückkehren werden.
Alleine beim Lesen des Reiseführers sind uns noch soviele anderen schöne Regionen aufgefallen. Touren in den großen und kleinen Kaukasus werden sicherlich noch folgen und unsere Freude an speziellen politischen Konstrukten wird uns sicherlich noch in den ein oder anderen Seperatistenstaat führen.
Aber hierzu gib es ja im Forum auch noch den ein oder anderen Profi.
Georgien! Wir kommen sicherlich wieder!