Thema: Angst vor Einsamkeit und Zweifel/ psychische Instabilität  (Gelesen 7496 mal)

farmerjohn1

« Antwort #15 am: 07. Juli 2010, 14:42 »
Natuerlich sollte man es bei Reisen mit dem Abstrahieren nicht uebertreiben. Und natuerlich kann man, wenn man unbedingt will, mit Recht beleidigt sein, wenn ein Auslaender, der  eine Stadtfuehrung durch Hamburg gemacht und ein paar Tage Urlaub in Timmendorfer Strand verbracht hat, eine Meinung ueber Deutschland, die Handelsverbindugnen der Hanse und evangelische Missionare im ehemals heidnischen Nordeuropa kundtut, ohne alle wichtigen Denkmaeler besichtigt und ohne alle etwa 80 Mio Bundesbuerger individuell besucht und interviewt zu haben. Mich wuerde seine Sichtweise jedenfalls interessieren, geade weil sie subjektiv waere. Absurder faende ich es hingegen, wenn er sich nach statistischen Meinungsumfragen richten wuerde.
Zusammenhaenge begreifen scheint mir v.a. in Deutschland zunehmend weniger das Bemuehen des eigenen Verstandes, sondern ein Beherrschungs- und Unterwerfungsritual zwischen Stichwortgebern und -nehmern zu werden. Diese Aussage ist politisch korrekt, daraus folgt: super. Jene ist nicht Mainstream und Backpacker-Konsens, daraus folgt: schlecht, boesi-boesi. Finde ich ein bisschen duerftig fuer weitgereiste und zum selbststaendigen Denken erzogene Leute, das muss ich schon sagen.
Wer natuerlich jahrelanges herumreisen, Erfahrungen machen, Hintergrundinfos erarbeiten und ein paar Gedankenverbindungen  ziehen (z.B. Aehnlichkeit arabischer Sukhs mit spanischen und italienischen Innenstaedten, starker mediterraner Einfluss in Lateinamerika und im ehemals frz./port./span. Afrika, viele levantinische Nachnamen in der Karibik, historischer indischer Einfluss in SOA, aehnlich leergefegte Strassen ab 18h in Brisbane, Buffalo, Bristol und Remscheid, etc.) mit Internetbilder und Google-Maps gucken gleichsetzt, der irrt sich nicht nur im Zeichenmodell. Wer dann noch Vergleiche aus dem Intimbereich heranzieht, der riskiert bei anderen die naheliegende Reaktion, sich von ihm gut vorstellen zu koennen, dass  Modells im Otto-Katalog Pate stehen fuer die 'richtigen Erlebnisse' auf einer Reise z.B. in die Karibik.  Das Milieu, in dem das meistens stattfindet, liefert dann sicher einen ganz besonders vielseitig zutreffendes Interpretationsmuster fuer eine interkulturelle Erfahrung.  
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jess

« Antwort #16 am: 07. Juli 2010, 15:02 »
!!! ??? !!!
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Jens

« Antwort #17 am: 07. Juli 2010, 15:07 »
Ich finde, dass es spätestens jetzt Zeit ist hier mit dem Thema von farmerjohn1, CPT_CHAOS und djmuh zu beenden, da es völlig OFF-TOPIC ist! Es steht euch frei ein eigenes Thema aufzumachen, aber hier sollte jetzt schluß sein!
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cielo

« Antwort #18 am: 07. Juli 2010, 15:15 »
@farmerjohn: diese zusammenhänge hast du aber trotzdem erst erkannt, nachdm du viel gereist bist. findest du nicht, dass diese erfahrung dann trotzdem jeder für sich machen sollte und nicht sich beispielhafte orte rauspicken und sagen: woanders siehts ja genauso aus oder es leben dort dieselben kulturen?

und ich finde auch, dass es dennoch in jedem land unterschiede und viel entdeckenswertes gibt. nehmen wir mal deutschland, frankreich und england. würde demzufolge für dich in einen topf gehören, aber ich möchte meine englandreisen nicht missen (und hab längst nicht alles gesehn) und möchte auch mal nach frankreich, weil es da schöne sachen zu sehen gibt (z.b. die bretagne).

und so gibt es viele orte auf der welt, die ich einmal sehen möchte. nicht, um sie auf einer liste abhaken zu können, sondern weil ich sie mit eigenen augen sehen und erleben will. und das auch ganz unabhängig von irgendwelchen kulturhistorischen gedanken. das ist nur eine seite des reisens.

für mich bedeutet reises nicht nur bildung, sondern auch spaß am leben, neue menschen und orte kennenlernen, horizonterweiterung, die auseinandersetzung mit sich selbst, usw.

gerade wegen letzterem punkt sollte die reisende vielleicht einfach mal losziehen, aber ohne festes enddatum, sondern einfach nur das tun was einem gut tut, ohne eine allzustarre reiseroute im kopf. mit einem leichten land beginnen. und fragen wie "wie lange willst du verreisen" beantworten mit "solange es mir spaß macht". da setzt man sich nicht so dem druck aus, eine bestimmte zeit weg zu sein und wenn man früher wiederkommt "versagt zu haben".
wenn es wirklich dein innigster wunsch ist, die welt zu sehen, dann tu es! aber vermeide vielleicht abgelegenere orte wenn es dir nicht gut tut. und wenn du merkst, du kommst nicht zurecht, vermisst deine freunde zu sehr und findest keinen anschluss (kann ich mir nicht vorstellen, aber falls doch), dann kannst du immer noch zurückfliegen.
also hab eine tolle zeit!

edit: sorry, jens, hatte den text schon fertig.
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karoshi

« Antwort #19 am: 07. Juli 2010, 15:37 »
Hi,

back to Topic wäre tatsächlich gut. Zu dem kleinen "Streit", oder wie man das immer nennen mag, möchte ich aber doch noch was sagen.

Ich glaube, dass hier der eine oder andere Dinge in bestimmte Beiträge hinein interpretiert hat, die damit gar nicht gesagt werden sollten. Das geschriebene Wort ist ein denkbar schlechtes Vehikel, um eine Aussage zu transportieren. Und gerade wenn persönliche Meinungen und Wertungen oder gar kleine Provokationen (die ja an sich eine Diskussion oft bereichern können) im Spiel sind, sind Missverständnisse eigentlich vorprogrammiert. Das ist in diesem Forum nicht anders als bei jedem Brief- oder Mailverkehr. Umso mehr ist es wichtig, sich im Zweifel eben nicht sofort aufzuregen oder sich gegenseitig fehlende Toleranz vorzuwerfen.

LG, Karoshi


P.S.: Wenn ich mir meinen Beitrag jetzt noch mal durchlese, klingt das schon ein wenig Oberlehrerhaft. Als ob Ihr das nicht selber wüsstet. ;) Aber manchmal muss es einfach noch mal jemand aussprechen.
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farmerjohn1

« Antwort #20 am: 07. Juli 2010, 16:57 »
Mich wuerde  jetzt vor allem mal interessieren, was reisende selbst zu den Beitraegen hier sagt... bringen sie die Kommentare weiter in ihrem Anliegen, eine Zeiteinteilung, Reiseart und Reiseorte zu finden, bei der die Freude am Entdecken groesser ist als die Furcht vor diversen Schocks?
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Luna

« Antwort #21 am: 18. Juli 2010, 11:40 »
Hey Reisende...
Ich hab den folgenden Absatz gelesen und glaub mir, ich weiß was du meinst...

"Ich weiss, dass Einsamkeit mir nicht gut tut. Da kann ich schon depressiv werden und alles infrage stellen:
Wieso mache ich das alles? Ist das sinnvoll? Was wäre denn sinnvoll? Und quäl mich dann sehr.
Einsamkeit kann bei mir sogar dazu führen, dass ich verschlossen werde und es mir schwer fällt, auf Menschen zu zugehen, was ja helfen würde."

Genau das habe ich auch oft...unabhängig davon, ob ich zuhause oder unterwegs bin...wobei ich sagen muss, eine wirklich lange Reise habe ich allein bisher nicht gemacht...Das erste Mal allein war ich Anfang des Jahres für 10 Tage in Thailand im Anschluss an 3 Wochen Bali wo ich gemeinsam mit Freunden war...
Und alles wovor ich angst hatte, war zum Glück dann gar nicht so schlimm. Was ich unangenehm fand war das alleine essen... das finde ich zuhause aber auch blöd...und nachts allein in der Hütte zu schlafen  war die ersten Tage auch ziemlich merkwürdig. Nach drei Nächten hatte ich mich aber auch daran gewöhnt. Es ist nicht optimal finde ich, aber es war dann auch nicht mehr schlimm. Nachdem sich meine Einstellung von "ich bin einsam" irgendwie auf "ich bin vollkommen frei" umgeswitcht hat, war es einfach nur schön. Zudem hab ich tatsächlich recht schnell Leute kennengelernt, mit denen ich dann ein paar Tage verbracht habe und weißt du was passiert ist? Nach ein paar Tagen dachte ich: hey...jetzt wärs auch ganz schön mal wieder alleine zu sein!!! Das hätte ich vorher auch nicht gedacht :)

Hast Du schon ne genauere Länderauswahl getroffen? So für dich? Ich kann mich der Meinung nicht als erstes Indien zu bereisen nur anschliessen. Aus ganz subjektiven Gründen!!! Obwohl ich schon "Asien erfahren" war, als ich das erste Mal nach Indien (und da "nur" nach Goa) geflogen bin, muss ich sagen, das ich eine Woche lang nur weg wollte. Ich fand das so tierisch anstrengend und wäre ich dort allein gewesen, hätte ich glaub ich tatsächlich meinen Flug umgebucht und wäre wieder nach Hause geflogen!!! Was ich aus "Erfahrung" empfehlen kann, ist eher Südostasien. Da kann man vor allem als Frau meiner Meinung nach unkompliziert reisen. Zudem kann man grad in der Mekong Region alles recht unkompliziert overland machen...

Ich kann dir nicht sagen, ob du es machen solltest oder nicht...ich weiß nur, das mich diese 10 Tage allein so bestärkt haben, das ich nun die nächste Reise allein plane...6 Wochen Indonesien...das ist immer noch keine Weltreise...schon klar, aber ich habe für mich entschlossen, erstmal ein paar "Testläufe" zu machen...und wie gesagt, das mit den Zweifeln, der Einsamkeit und der Frage nach dem Sinn, habe ich unabhängig vom Reisen sowieso...wieso sollte mich das dann abhalten???So wie ich es verstanden habe, hast du schon ein paar Reisen allein gemacht...bis auf die unangenehmen Stichpunkte, die du angegeben hast...wie war das denn? Der Wunsch eine Weltreise zu machen, kommt ja nicht von irgendwo ;) Ich behaupte jetzt einfach mal ganz vorsichtig, das Du auch ne Menge toller Erlebnisse hattest, denn sonst wäre das Thema alleine resien wohl schon längst abgehakt. Hör in dich hinein! was ist grösser? Die Angst oder die Sehnsucht???Der Zweifel oder die Neugier?Das alles sind Fragen, die du (zwar mit Unterstüzung, denn genau für so etwas gibt es ja unter anderem dieses Forum) nur ganz individuell für dich beantworten kannst!

Ich wünsch dir viel Kraft um deine Entscheidungen diesbezüglich treffen zu können!!!
Lieben Gruss!
Luna

justIndeed

« Antwort #22 am: 18. Juli 2010, 11:58 »
Sehr schön geschrieben! Selbstzweifel hat jeder Mensch, der nicht täglich nackt auf Tischen tanzt (und vielleicht sogar dann). Die Kunst ist es, sich diese Tatsache mal vor Augen zu halten und sich nicht verrückt zu machen. Also ruhig auch mal das Selbstreflexive abzuschalten und einfach weiterzumachen. Kopf aus, Tätigkeit marsch. Wir kochen alle nur mit Wasser :)
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reisende

« Antwort #23 am: 21. Juli 2010, 15:30 »
Hallo, vielen Dank fuer eure Betraege und die dadurch entstandenen Diskussionen.

Ich bin mittlerweile bei dem Punkt, unbedingt recht bald losreisen zu wollen. Und mittlerweile habe ich auch weniger Bedenken. Ich lese gerade "Abgefahren. In 16 Jahren um die Welt." Am Montag habe ich mit einem 50-jaehrigen Kanadier gesprochen, der viel durch die Welt gereist ist. Das hat mir auch wieder Mut gemacht.

Ich glaube mittlerweile, dass ich ueberall nette Menschen finden kann, die mir den Aufenthalt angenehm machen werden. Auch wenn nicht alles leicht sein wird. ich bin frei ueberall hinzugehen oder auch wegzugehen. (und ueber mich hinauszuwachsen)
Ein zu Hause bleibt mir in D. allerdings nicht, denn das ist ja eben der Ort, den ich dringend verlassen will. ;) Obwohl das aus der Ferne sicherlich schon wieder anders aussieht.

Na, mal schauen. Ich melde mich irgendwann wieder zurueck und ich freue mich auf den Austausch mit euch!!!

Vielen Dank und liebe Gruesse!
die reisende
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