Ich finde es super das hier diskutiert wird und unterschiedliche Perspektiven vertreten sind
In meinem Fall hat die Weltreise sogar einen positiven Effekt auf meine Karriere gehabt! Hier ein etwas längerer Bericht für alle interessierten. Ich habe diesen Bericht gerade in wenigen Minuten geschrieben. Alle Rechtschreibfehler dürft ihr als Geschenk behalten
Außerdem habe ich auch nicht alle Erfahrungen hier reingepackt. Hoffe aber, dass es irgendjemand nützlich findet.
Ich habe mich nach einer schmerzhaften Trennung dazu entschlossen nach meinem Studium eine Weltreise zu machen. Am liebsten wäre ich sofort los aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder genug Geld noch wollte ich meinen geplanten Weg vollkommen aufgeben. Bis dahin war ich sehr auf meine Karriere fokussiert und hatte für meine erste große Liebe und mich eine besondere Zukunft geplant. Das war ca. 6 Monate vor meinerm Bachelorabschluss, also ca. 2,5 Jahre bevor ich dann wirklich losgezogen bin. Bachelor und Master habe ich jeweils als Jahrgangsbester abgeschlossen, Nebentätigkeit, Ehrenämter, Stipendium usw. Dafür habe ich aber auch sehr hart gearbeitet, viel Geld weggelegt und weit über 40h gearbeitet. Alleine diese Vorbereitungszeit hat mich enorm geformt, da man für ein spezifisches und greifbares Ziel zumeist härter arbeitet als für ein sehr wage formuliertes Ziel oder ganz ohne Ziel. In dieser Zeit habe ich bewusst und unbewusst viele Dinge gelernt die mir auch heute noch helfen aber auch gesprürt was eine 60-70h Woche über einen längeren Zeitraum mit einem anstellen kann... Trotzdem bin ich bis heute Stolz darauf, dass ich das gepackt habe!
Demgegenüber haben sich einige meiner Kollegen deutlich mehr Freiheiten genommen und auch mal rumgelungert (Ich meine das vollkommen wertneutral!). Hätte ich evtl. auch ab und zu mal machen sollen
Denn geschadet hat es ihren beruflichen Werdegängen nur marginal.
Auf meiner Weltreise habe ich dann sehr viel tolles erlebt. Erfahrungen die ich nicht missen möchte! Der ganze Planungsprozess hat meine Organisationsfähigkeit verbessert. Das hilft mir heute definitiv bei der Organisation meiner Arbeit, war aber sicherlich kein direktes Einstellungsargument.
Auf der Weltreise habe ich meine Sprachkenntnise enorm verbessert. Es ist unglaublich was ein Jahr im Ausland bewirken kann. Bei mir waren meine Englischkenntnisse sicherlich ein Manko, das ich durch die Weltreise verbessern konnte. Ich konnte zwar zuvor Texte lesen und problemlos alles verstehen, aber beim Sprechen hatte ich immer wieder meine Schwierigkeiten (Stichwort mangelnde Sprachpraxis). Auch habe ich viel über verschiedene Kulturen gelernt und in jedem Land Menschen getroffen mit denen ich mich auch mal über Politik und Wirtschaft unterhalten konnte.
Da viele Unternehmen heute in einem internationalen Rahmen agieren, haben mir sowohl die Sprachkenntnisse, als auch das Wissen über Kulturen, geopolitische Gegebenheiten als auch Besonderheiten im ökonmischen Kontext Vorteile gebracht.
Anmerken sollte ich allerdings, dass ich nach ca. 3,5 Monaten Reise (SOA) in den Philippinen gestrandet bin. Über viele Zufälle habe ich vor Ort einen Auftrag/Projekt akquiriert. Ursprünglich war der Plan nach SOA weiter nach Australien/Neusseland zu fliegen und dann ggf. nach Süd Amerika oder nach Hause (je nach Laune). Ich habe diesen Plan dann über den haufen geworfen, da ich es unglaublich spannend fand als freiberuflicher Unternehmensberater im Ausland zu arbeiten. Auch wenn die Bezahlung echt schlecht war, war das eine berufliche Erfahrung der absoluten Extraklasse. Nichtnur dass dieses Projekt inhaltlich für mich super spannend war... Sondern zudem habe ich eine Kultur tiefgreifend mit allen Vor- und Nachteilen erlebt. Ich habe mich oft über die philippinische Kultur aufgeregt, da meine Arbeit davon betroffen war. Vorher auf der Reise war mir das egal. Allerdings habe ich dadurch eine gewisse Ressilienz und Felxibilität aufgebaut. Heute sagen viele meine Kollegen, dass ich die Ruhe weg habe. Sicherlich ist das auch durch meiner Erfahrungen im Ausland geprägt worden.
Zudem konnte ich meine Zeit frei einteilen und dadurch viele spannende Abenteuer erleben. Die Auslandserfahrung macht sich in meinem Lebenslauf sehr gut, obwohl das Projekt nur ca. 9 Monate dauerte.
In Deutschland angekommen habe ich mir erstmal 2-4 Wochen Zeit gegeben mich selbst zu ordnen und wieder anzukommen. In dieser Zeit habe ich auch meine Bewerbungsunterlagen vorbereitet um ein Grundgerüst zu haben. Anschließend habe ich mich beworben und hatte nach weiteren 2 Monaten einen passende Stelle gefunden. (Arbeitsantritt war allerdingsnochmal einen Monat später). Das macht dann 4 Monate "Arbeitslosikeit", davon einen Monat selbstverschuldet bzw. gewollt.
Im Gesamten Bewerbungsprozess gabe es nur 2 Unternehmen die meine Weltreise negativ aufgefasst haben. Allerdings glaube ich, dass sie mich damit Testen wollten. Zumeist wurde die Reise nicht angesprochen und nur auf die Auslandstätigkeit eingegangen. Bei allen für mich sehr interessanten Stellen war die Weltreise und die Auslandstätigkeit einer der Hauptgründe für die Einladung zum Jobinterview. Das wurde mir sogar Mehrfach am Ende des Gesprächs gesagt.
Ich habe mich dann übringens für eine Stelle bei einem internationalen Top Unternehmen entschieden, auch wenn das Unternehmen nicht umbedingt für besonders gute Konditionen bekannt ist. Eine 50-60h Woche kann durchaus zur Normalität werden (Dafür habe ich aber ein Überstundenkonto und kann mehr Urlaub machen). Auch die Bezahlung ist eher im mittleren Bereich aber die Erfahrung dafür umso mehr Wert. Ich habe für mich geplant diese Stelle als weiteres Sprungbrett zu sehen. Man kann nicht immer alles quantifizieren.
Ab und an sind latente Faktoren wie Erfahrungen mehr wert als ein hohes quantifizierbares Gehalt! Das Betrifft nicht nur den beruflichen Werdegang, sondern auch die besondere Erfarung einer Weltreise!
Ob ichs nochmal so machen würde? Ja fast
Vermutlich würde ich rückblickend nichtmehr den Fehler machen und auf der Reise jeden Cent umdrehen
Der große Nachteil? Ich habe keine Nachteile gespürt. Oder doch einen kann ich nennen
Ich bin nun süchtig nach der Welt. Irgendwann möchte ich nochmal los und eine Weltreise machen. Auch eine Miniunterbrechung von 3-4 Monaten für einen Teilabschnitt wäre denkbar bzw. ich denke immer wieder daran. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis ich wieder losziehe.