Thema: Hilfe - Weltreise vor dem Berufseinstieg?  (Gelesen 5320 mal)

dirtsA

« Antwort #15 am: 16. April 2020, 16:16 »
Zitat
""viele sterben auch schon vor der Pension."""

Deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass man nicht zu lange mit der ersten grossen Reise warten soll. Wir kennen auch solche Leute, die jahrzehntelang immer sagten, diese oder jede Reise würden sie machen, wenn sie in Rente sind. Als es dann soweit war, waren sie viel zu müde und zu ängstlich dazu.
Das war auch eher auf eine Langzeitreise bezogen, nicht aufs Reisen allgemein. Eine Langzeitreise geht halt meistens nur am Anfang der Karriere oder später in der Pension. Reisen an sich geht natürlich immer.

Zitat
Wir haben mit Mitte Dreissig zum Reisen angefangen. Erst mal die üblichen 4 Wochen. Dann später hat mein Mann mit seinem Arbeitgeber eine Teilzeit-Variante vereinbart, die es bis dahin in dieser Weltfirma noch nie gab: 11 Monate arbeiten, 1 Monat bezahltes Sabbatical, dafür jeden Monat 1/12 weniger Gehalt. Das hat uns dann, zusammen mit dem Jahresurlaub, jedes Jahr 9 - 10 Wochen Reisezeit geschenkt, die wir auch voll genutzt haben. Und ganz ehrlich: länger am Stück hätte ich auch nicht unterwegs sein wollen.
Da habt ihr aber eben auch einfach riesen Glück gehabt! Wie gesagt sind 2-3 Wochen am Stück die Norm und nur ganz wenige Arbeitgeber lassen sich auf etwas anderes ein. Wie war das bei dir? Oder warst du Hausfrau? Wenn beide arbeiten, ist es halt nochmal ein grösseres Fragezeichen, ob man jemals länger als 2-3 Wochen gehen kann, weil dann 2 Arbeitgeber bei was mitspielen müssen, was sowieso schon sehr selten genehmigt wird. Dazu kommen evtl. unterschiedliche Saisonalitäten, Urlaubssperren, Kollegen, die berücksichtigt werden müssen, Chefs die Workaholics sind und sowieso jede Reise unnütz finden etc. etc. MAL ZWEI wenn beide arbeiten.
Also ich würde eure Situation einfach nachträglich glücklich schätzen. Ich kenne bei mir im Umfeld niemanden, bei dem mehr als 4 Wochen (als Ausnahme einmal in ein paar Jahren) möglich sind. Das sind leider glückliche Einzelfälle. Und in 2-3 Wochen kommt man halt leider nicht so weit/kann nicht so tief eintauchen und nicht so viel sehen von einem Land.
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GschamsterDiener

« Antwort #16 am: 16. April 2020, 16:36 »
Wir haben leider in der Familie einige Mitglieder, die sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser gehalten haben und jetzt im Alter wirklich jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Und das wünsche ich niemanden.

Und das lag daran, dass sie 1 Jahr auf Weltreise waren und danach keinen Job mehr bekommen haben? Oder vielleicht an ganz anderen Faktoren?

Dieser Zusammenhang besteht ja auch nicht. Sondern eher dieser: wenn man von einer solchen Reise zurückkommt wird es sehr schwierig, wieder einen gut bezahlten Job zu bekommen. Wir können ja nicht davon ausgehen, dass die gute Arbeitsmarktlage so weitergeht wie bisher. Und mit einem schlecht bezahlten Job ist logischerweise auch die spätere Rente wesentlich niedriger.

Dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Warum soll eine Weltreise dazu führen, dass ich im Vergleich zu jemandem mit gleichem Ausbildungsstand, aber ohne Weltreise, einen schlechter bezahlten Job bekomme? Und wenn es jetzt nur um Corona/Wirtschaftskrise geht: Nur, weil ich mit einem schlechten Gehalt einsteige, heißt doch nicht, dass ich ewig schlecht bezahlt bekomme. Eine Krise geht vorbei, Gehälter können angepasst und Jobs gewechselt werden. Die meisten Einsteigerjobs sind nicht so gut bezahlt. Die ersten 1-2 Jahre Gehalt haben doch keinerlei Auswirkung auf meine Rente 40 Jahre später.

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Svenja

« Antwort #17 am: 16. April 2020, 16:45 »
Sehr spannend die verschiedenen Perspektiven hier!

Für alle die eine große Reise in der Rente machen wollen schlechte Nachrichten: Jede_r 5. wird keine 70 Jahre alt. Darauf zu setzen, dass ich Nummer 1-4 bin und auch noch fit genug um zu reisen, finde ich eher riskant.
https://www.sueddeutsche.de/karriere/rente-mehr-als-jeder-fuenfte-wuerde-rente-mit-70-nicht-erreichen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160427-99-736845

Ich bin auch bei der Jetzt-Fraktion dabei. Im Freundeskreis sehe ich bei den um die 30-jährigen sehr starken Nestbau, selbst die abenteuerlustigen können es sich plötzlich nicht mehr vorstellen, Mal länger zu reisen. Und auch auf Reisen habe ich kaum Langzeitreisende über 35 getroffen. Entweder hat erst die jüngere Generation den Reisedrang oder die älteren werden durch verschiedene Faktoren dran gehindert.

Und wenn du jetzt ein Jahr arbeitest hast du nach deiner Rückkehr Anspruch auf Arbeitslosengeld 1, was die Jobsuche entspannter macht (unbedingt vor Ausreise die Ansprüche feststellen lassen, damit die nicht verfallen).

Ich hab einen unbefristeten Arbeitsvertrag ausgeschlagen für die Reise. Jetzt hocke ich arbeitslos bei meiner Mutter (laut Jobcenter sind gerade deutschlandweit 31 Ausschreibungen für meinen Bereich, also nicht viel) und bereue es trotzdem keine Sekunde den Schritt gewagt zu haben!
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Beate

« Antwort #18 am: 16. April 2020, 16:49 »
"""Und das lag daran, dass sie 1 Jahr auf Weltreise waren und danach keinen Job mehr bekommen haben?"""

Entschuldige bitte, aber das ist jetzt Blödsinn und habe ich nie behauptet. Ich schrieb nur, dass es diese Möglichkeit geben könne, wenn bei der Rückkehr die Arbeitsmarktlage schlecht ist und das Geld dann halt im Alter fehlt.

Und das gilt jetzt auch für Dein zweites Argument: das Risiko nach einer so langen Reise keinen guten Job mehr zu bekommen wäre für mich einfach zu hoch. Vielleicht auch, weil ich weiss was es heisst, mit zuwenig Geld auskommen zu müssen.

Da es Euch allen anscheinend finanziell recht gut geht, könnt Ihr evtl. gar nicht überblicken, was es heisst, jeden Cent anschauen zu müssen. Und dieses Risiko besteht halt mal (in meinen Augen) wenn man gleich am Anfang des Berufslebens ein Sabbatical braucht.

Und zu Deinem dritten Argument: Hast Du schon mal versucht, von einem einfach, schlecht bezahlten Job, meinetwegen Hilfsarbeiter auf dem Bau oder in einer Fabrik, einen hochbezahlten Job zu bekommen? Nach spätestens einem Jahr in einem solchen Job wird Dir kein Arbeitgeber Deine Qualifikation mehr abnehmen, bzw. sich bei Deiner Bewerbung darauf zurückziehen, dass Du ja "keine Übung mehr hast" oder keine Erfahrung.




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Beate

« Antwort #19 am: 16. April 2020, 16:51 »
Svenja, es hat hier wirklich NIEMAND empfohlen, eine solche Reise erst in der Rentenzeit zu machen. Hast Du meine diversen Beiträge dieserhalb nicht gelesen?

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Jef Costello

« Antwort #20 am: 16. April 2020, 16:56 »
Ich habe meine längere Reise (13 Monate) zwischen Bachelor und Master gemacht. Dann war ich noch mal während den Semesterferien zweimal für 3 Monate während dem Master weg. Mit dem Berufseinstieg hatte ich keinerlei Probleme (Marketing/Kommunikation). Auf meine Langzeitreise habe ich ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen. Bedenken hatte ich natürlich auch, wie du. Aber ich habe mir immer gedacht, dass ich sowieso noch lange arbeiten werde. Und mit jedem Jahr, dass man wartet, wird es natürlich schwieriger. Wenn du jetzt 8 Jahre auf das Sabbatical wartest, bist du 37. Vielleicht zahlst du dann schon ein Haus ab und hast zwei Kinder? Weiß man nicht.

In die Frührente kannst du auch nach deiner Reise noch investieren.  ;)
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Svenja

« Antwort #21 am: 16. April 2020, 17:25 »
Beate, ich habe NIEMALS behauptet, dass du das geschrieben hast...
Dieses "Ach, das mache ich wenn ich in Rente bin" wird aber schon gesagt oder wurde mir von der Familie teilweise auch empfohlen, als ich meine Reisepläne ausgepackt habe.
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GschamsterDiener

« Antwort #22 am: 16. April 2020, 17:32 »
@Beate: Du hast noch immer nicht erklärt, wieso eine einjährige Weltreise für einen jungen Rechtswissenschafter in Deutschland das Risiko von Altersarmut irgendwie signifikant erhöhen soll. Kennst du ehemals junge Rechtswissenschafter, die jetzt in Altersarmut leben, weil sie vor 40 Jahren ein Jahr auf Weltreise waren? Das spielt doch im Vergleich zu anderen Faktoren keine Rolle. Dass du altersarme Bekannte hast und mal mit wenig Geld auskommen musstest, beeinflusst sichtlich deine Sicht auf Risiken, das Risiko wird dadurch aber nicht wahrscheinlicher.
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serenity

« Antwort #23 am: 16. April 2020, 17:39 »
Da ich - ähnlich wie Beate - vermutlich deine Mutter oder Großmutter sein könnte, sag ich dir nur : Mach! Es! Jetzt!

Schieb es nicht auf, wenn sowohl du als auch deine Freundin wirklich mal mehrere Monate lang die Welt erkunden wollen! Zum einen verändert sich die gesamte Welt dermaßen rasant, dass viele Ecken, die noch vor ein paar Jahren Geheimtipps waren, heute völlig überrannt sind. Andere wird es - Stichwort Klimawandel - möglicherweise in einigen Jahren gar nicht mehr geben.

Du weißt heute nicht, ob du mit 50, 60, 70 Jahren noch gesund genug für lange Reisen sein wirst. Du weißt nicht, was es bedeutet, Kinder zu haben, die eventuell gesundheitliche Probleme haben oder sich nicht so entwickeln, wie du es erhoffst. Für die du möglicherweise deutlich länger Unterhaltsleistungen erbringen musst, als du dir das vorgestellt hast. Du weißt nicht, wie es deinen Eltern in 20, 30 Jahren gehen wird und ob du dann evtl. für sie da sein musst und deine eigenen Wünsche, Träume, Pläne hintenan stellen musst ...

Ich bin mittlerweile fast 70 Jahre alt, mein Mann fast 80 - vor 3 Wochen sind wir wieder von einer tollen 3-Monats-Reise nach Australien und Südostasien zurück gekommen, die letzten 10 Jahre haben wir fast jedes Jahr so eine lange Reise gemacht. Das klappt, weil wir beide relativ gesund sind, die Kinder mittlerweile erwachsen und auf eigenen Füßen, die Eltern gestorben bzw. versorgt.

Aber das ist nicht selbstverständlich - und es war auch nicht immer einfach. Eine Reise von mehr als 3 Monaten kannst du ab ca. 60 Jahren fast gar nicht mehr machen, weil du kaum eine Krankenversicherung kriegst, die dich im Ausland zu einigermaßen akzeptablen Tarifen noch versichert. Von anderen Einschränkungen (Mietwagen, die nur an Leute unter 65 vermietet werden etc.) ganz zu schwiegen.

Denk dran, was Mark Twain geschrieben hat “In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche.Träume.”
Also - mach es!

(PS - Sowohl ich als mein Mann sind übrigens auch Juristen!)
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gismarett

« Antwort #24 am: 16. April 2020, 17:56 »
Ich finde es super das hier diskutiert wird und unterschiedliche Perspektiven vertreten sind  :)

In meinem Fall hat die Weltreise sogar einen positiven Effekt auf meine Karriere gehabt! Hier ein etwas längerer Bericht für alle interessierten. Ich habe diesen Bericht gerade in wenigen Minuten geschrieben. Alle Rechtschreibfehler dürft ihr als Geschenk behalten  ;D Außerdem habe ich auch nicht alle Erfahrungen hier reingepackt. Hoffe aber, dass es irgendjemand nützlich findet.

Ich habe mich nach einer schmerzhaften Trennung dazu entschlossen nach meinem Studium eine Weltreise zu machen. Am liebsten wäre ich sofort los aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder genug Geld noch wollte ich meinen geplanten Weg vollkommen aufgeben. Bis dahin war ich sehr auf meine Karriere fokussiert und hatte für meine erste große Liebe und mich eine besondere Zukunft geplant. Das war ca. 6 Monate vor meinerm Bachelorabschluss, also ca. 2,5 Jahre bevor ich dann wirklich losgezogen bin. Bachelor und Master habe ich jeweils als Jahrgangsbester abgeschlossen, Nebentätigkeit, Ehrenämter, Stipendium usw. Dafür habe ich aber auch sehr hart gearbeitet, viel Geld weggelegt und weit über 40h gearbeitet. Alleine diese Vorbereitungszeit hat mich enorm geformt, da man für ein spezifisches und greifbares Ziel zumeist härter arbeitet als für ein sehr wage formuliertes Ziel oder ganz ohne Ziel. In dieser Zeit habe ich bewusst und unbewusst viele Dinge gelernt die mir auch heute noch helfen aber auch gesprürt was eine 60-70h Woche über einen längeren Zeitraum mit einem anstellen kann... Trotzdem bin ich bis heute Stolz darauf, dass ich das gepackt habe!  ;D
Demgegenüber haben sich einige meiner Kollegen deutlich mehr Freiheiten genommen und auch mal rumgelungert (Ich meine das vollkommen wertneutral!). Hätte ich evtl. auch ab und zu mal machen sollen  ;) Denn geschadet hat es ihren beruflichen Werdegängen nur marginal.

Auf meiner Weltreise habe ich dann sehr viel tolles erlebt. Erfahrungen die ich nicht missen möchte! Der ganze Planungsprozess hat meine Organisationsfähigkeit verbessert. Das hilft mir heute definitiv bei der Organisation meiner Arbeit, war aber sicherlich kein direktes Einstellungsargument.

Auf der Weltreise habe ich meine Sprachkenntnise enorm verbessert. Es ist unglaublich was ein Jahr im Ausland bewirken kann. Bei mir waren meine Englischkenntnisse sicherlich ein Manko, das ich durch die Weltreise verbessern konnte. Ich konnte zwar zuvor Texte lesen und problemlos alles verstehen, aber beim Sprechen hatte ich immer wieder meine Schwierigkeiten (Stichwort mangelnde Sprachpraxis). Auch habe ich viel über verschiedene Kulturen gelernt und in jedem Land Menschen getroffen mit denen ich mich auch mal über Politik und Wirtschaft unterhalten konnte.
Da viele Unternehmen heute in einem internationalen Rahmen agieren, haben mir sowohl die Sprachkenntnisse, als auch das Wissen über Kulturen, geopolitische Gegebenheiten als auch Besonderheiten im ökonmischen Kontext Vorteile gebracht.

Anmerken sollte ich allerdings, dass ich nach ca. 3,5 Monaten Reise (SOA) in den Philippinen gestrandet bin. Über viele Zufälle habe ich vor Ort einen Auftrag/Projekt akquiriert. Ursprünglich war der Plan nach SOA weiter nach Australien/Neusseland zu fliegen und dann ggf. nach Süd Amerika oder nach Hause (je nach Laune). Ich habe diesen Plan dann über den haufen geworfen, da ich es unglaublich spannend fand als freiberuflicher Unternehmensberater im Ausland zu arbeiten. Auch wenn die Bezahlung echt schlecht war, war das eine berufliche Erfahrung der absoluten Extraklasse. Nichtnur dass dieses Projekt inhaltlich für mich super spannend war... Sondern zudem habe ich eine Kultur tiefgreifend mit allen Vor- und Nachteilen erlebt. Ich habe mich oft über die philippinische Kultur aufgeregt, da meine Arbeit davon betroffen war. Vorher auf der Reise war mir das egal. Allerdings habe ich dadurch eine gewisse Ressilienz und Felxibilität aufgebaut. Heute sagen viele meine Kollegen, dass ich die Ruhe weg habe. Sicherlich ist das auch durch meiner Erfahrungen im Ausland geprägt worden.
Zudem konnte ich meine Zeit frei einteilen und dadurch viele spannende Abenteuer erleben. Die Auslandserfahrung macht sich in meinem Lebenslauf sehr gut, obwohl das Projekt nur ca. 9 Monate dauerte.

In Deutschland angekommen habe ich mir erstmal 2-4 Wochen Zeit gegeben mich selbst zu ordnen und wieder anzukommen. In dieser Zeit habe ich auch meine Bewerbungsunterlagen vorbereitet um ein Grundgerüst zu haben. Anschließend habe ich mich beworben und hatte nach weiteren 2 Monaten einen passende Stelle gefunden. (Arbeitsantritt war allerdingsnochmal einen Monat später). Das macht dann 4 Monate "Arbeitslosikeit", davon einen Monat selbstverschuldet bzw. gewollt.

Im Gesamten Bewerbungsprozess gabe es nur 2 Unternehmen die meine Weltreise negativ aufgefasst haben. Allerdings glaube ich, dass sie mich damit Testen wollten. Zumeist wurde die Reise nicht angesprochen und nur auf die Auslandstätigkeit eingegangen. Bei allen für mich sehr interessanten Stellen war die Weltreise und die Auslandstätigkeit einer der Hauptgründe für die Einladung zum Jobinterview. Das wurde mir sogar Mehrfach am Ende des Gesprächs gesagt.

Ich habe mich dann übringens für eine Stelle bei einem internationalen Top Unternehmen entschieden, auch wenn das Unternehmen nicht umbedingt für besonders gute Konditionen bekannt ist. Eine 50-60h Woche kann durchaus zur Normalität werden (Dafür habe ich aber ein Überstundenkonto und kann mehr Urlaub machen). Auch die Bezahlung ist eher im mittleren Bereich aber die Erfahrung dafür umso mehr Wert. Ich habe für mich geplant diese Stelle als weiteres Sprungbrett zu sehen. Man kann nicht immer alles quantifizieren.

Ab und an sind latente Faktoren wie Erfahrungen mehr wert als ein hohes quantifizierbares Gehalt! Das Betrifft nicht nur den beruflichen Werdegang, sondern auch die besondere Erfarung einer Weltreise!

Ob ichs nochmal so machen würde? Ja fast  ;D Vermutlich würde ich rückblickend nichtmehr den Fehler machen und auf der Reise jeden Cent umdrehen  ;) Der große Nachteil? Ich habe keine Nachteile gespürt. Oder doch einen kann ich nennen  ;) Ich bin nun süchtig nach der Welt. Irgendwann möchte ich nochmal los und eine Weltreise machen. Auch eine Miniunterbrechung von 3-4 Monaten für einen Teilabschnitt wäre denkbar bzw. ich denke immer wieder daran. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis ich wieder losziehe.
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dirtsA

« Antwort #25 am: 16. April 2020, 20:56 »
Zitat
Denk dran, was Mark Twain geschrieben hat “In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche.Träume.”
Ich liebe dieses Zitat von Mark Twain! Bisher kann ich das für mein Leben auch so unterschreiben. Auch meine Eltern und Großeltern habe ich noch nie darüber reden gehört, dass sie was nicht machen hätten sollen in ihrem Leben. Aber ständig, was sie nicht alles machen hätten sollen und wie Leid es ihnen tut, das nicht getan zu haben.

Ich bereue ja jetzt schon so eine Kleinigkeit im Vergleich, dass ich heuer von Jan-März vor Corona keine einzige Reise bis auf einen Heimatbesuch (bei dem ich gearbeitet habe) unternommen habe! Was man nicht macht, bereut man mehr... Eindeutig.
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Blume

« Antwort #26 am: 17. April 2020, 17:59 »
Wenn ihr die Reise in naher Zukunft macht, wird es bestimmt sehr schön und danach gibt es auch keine größeren Probleme.

Aber glaubt nicht, dass eine Reise zu einem späteren Zeitpunkt gar nicht geht. Wir haben unsere Weltreise mit 38/39 Jahren gemacht. Mein verbeamteter Mann hat ein Sabbatjahr genommen und ich habe gekündigt. Es war kein Problem für mich, danach schnell wieder einen gleichwertigen Job zu bekommen. Allerdings geht es mir da wie Astrid - ich kann mir nicht vorstellen, einen absoluten "Traum"job zu haben, weil Arbeit bei mir dem Geldverdienen dient und ich dabei keine Selbstverwirklichung empfinde.

Es hatte insoweit Vorteile die Weltreise später zu machen, dass wir auch mal teurere Gebiete besuchen konnten wie Antarktis und Galapagos. Das Geld hätten wir vor dem Berufsbeginn so nicht gehabt. Und wir waren durch normale Urlaube schon sehr reiseerfahren und konnten so ganz entspannt durch die Welt tingeln.

Ich gehe davon aus, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre nochmal für ein Jahr verreisen. Natürlich muss es dann wieder passen, dass die Eltern keine Hilfe brauchen und wir selbst gesund sind.

Eine Weltreise ist also auch später gut machbar, es sei denn, ihr habt Pläne, Kinder zu bekommen und eine Immobilie zu kaufen. Auf dem Gebiet kann ich nicht mitreden. 

Macht's also in naher oder späterer Zukunft - es wird so oder so ganz wunderbar.
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Marla

« Antwort #27 am: 17. April 2020, 19:33 »
Ich finde es auch super, dass hier so eine lebhafte Diskussion entstanden ist. Ich weiß nicht, ob das dir, Max, bei seiner Entscheidungsfindung hilft oder du lieber eindeutigere Aussagen hättest. Aber auf jeden Fall finde ich diese Soll-ich-soll-ich-nicht-Threads, die wir auch in der Vergangenheit schon hin und wieder hatten, sehr interessant, gerade wenn wie jetzt sehr konträre Meinungen aufeinanderstoßen.

Ich bin auch bei der Pro-Fraktion. Klar kannst du auch später noch deine erste Welt-/Langzeitreise machen, ich habe mit 36 angefangen. Wie du ja selber sagst, sind Sabbaticals für Beamte möglich. In der freien Wirtschaft wird es sowieso immer üblicher. Aber falls Familienplanung bei euch ein Thema ist und ein Sabbatical wirklich erst in 8 Jahren möglich ist, wird sich das eventuell beißen. Du kannst auch mit Kindern längere Reisen machen, aber es ist eben nicht das gleiche. Immoblienkauf würde ich nicht als Ausschlusskriterium sehen, war es bei mir zumindest nicht ;)

Es klingt für mich so, als wärst du überzeugt davon, deinen Traumjob sicher zu bekommen, falls du dich sofort bewirbst. Warum sollte das in zwei Jahren anders sein? Ich kenne auch Leute, die sich mit (weit) über 30 für die Beamtenlaufbahn entschieden haben (andere Bereiche, aber trotzdem), das war kein Problem, im Gegenteil. Ich arbeite selber in einer konservativen Branche, dort bin ich mit meinen Reisen zwar eine totale Exotin, aber ein Problem war es nie. Es hängt halt sehr an Angebot und Nachfrage. Wenn du gut qualifiziert bist und in deinem Wunschbereich Leute gefragt sind, dann ist doch das Risiko gering.

Tatsächlich kann ich aber auch Beates Einwand etwas nachvollziehen. Ich treffe auf meinen Reisen auch junge Leute, die sich wenig Gedanken um ihre Zukunft machen und sich vom Spaßprinzip leiten lassen, also sich alle Wünsche sofort erfüllen und sich wenig Gedanken um Vorsorge machen. Finde ich auch nicht so toll, vor allem bei Leuten, die was studieren wollen oder studiert haben, mit dem es eh schon nicht einfach ist, einen guten Job zu finden. NUR: Das trifft ja wohl hier überhaupt nicht zu. Das was du, Max, schreibst, klingt ja wohl grundsolide. Mir ist das schon fast zu viel, mit 29 davon zu träumen, verbeamtet zu werden und 35 Jahre in dem gleichen Job zu arbeiten :D Das wäre mein Albtraum :D Also überhaupt nicht bös gemeint, ich finde das auch cool, dass du schon so genau weißt, was du willst. Trotzdem könnte ja auch die Reise bzw. davor eine Zeitlang in einem ganz anderen Bereich zu arbeiten (Unternehmensberatung finde ich eine super Idee, da ist es normal nach einem Jahr zu gehen) deine Perspektive erweitern.

Also ich wünsche dir alles Gute bei der Entscheidungsfindung!
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Styles78

« Antwort #28 am: 17. April 2020, 21:12 »
Ach Max...mach Dir das Leben doch nicht so kompliziert und hör auf Dir unnötig Gedanken zu machen um Arbeit. Die unwichtigste Sache der Welt! :-)
Evtl. macht es Sinn dich mal damit auseinander zu setzen was du unter "leben" verstehst, falls Du damit für Dich den Wunsch nach einem Hamsterrad verbindest, dann leb das auch so! Hol dir den Beamtenjob und hoffe darauf das du irgendwann mal länger weg kannst.

Falls dein Bauchgefühl was anderes sagt ist die Entscheidung so klar...klarer könnte sie nicht sein. Geld verdienen bis deine Freundin fertig ist, dann so lange es geht weg bleiben(Kein Mensch wird dir danach einen Strick daraus drehen....
) und dich dann verbeamten lassen und sofort ein Sabatical beantragen.

Ich bin 42 und habe letztes Jahr im August alle meine Zelte abgebrochen, gekündigt und war die letzten 8 Monate unterwegs und unfreiwillig wieder in Deutschland :-) und ich frage mich heute ernsthaft welcher Teufel mich eigentlich geritten hat, sowas nicht schon vor 15 Jahren gemacht zu haben.

Mein Vater z.B. dem wurde vor 2 Jahren Parkinson diagnostiziert und auch er hätte noch gerne so viel gemacht...nur hat es nie weil vieles "wichtiger" war...du kannst dir vorstellen wie sehr er es jetzt bedauert. Auch dein "Morgen" ist in keinster Weise garantiert
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method

« Antwort #29 am: 18. April 2020, 11:55 »
Während ich schreibe, klingt es so, als hätte ich mich schon entschieden. Dem ist nicht so. Mir fällt diese Entscheidung unheimlich schwer und sie bereitet mir Kopfzerbrechen.  Ich werde noch ein paar Tage abwägen und mich dann entscheiden müssen.

Kennst Du den Spruch?: "Das schwerste an einer Weltreise ist die Entscheidung sie zu machen!"
Sobald Du Dich entschieden hast, kommt der Rest wie ganz von allein. ;)

Eines noch: Die Reise WIRD dich DEFINITIV verändern. Sie wird Deine Perspektiven verändern. Deine Wünsche. Deine Sorgen. Deine Pläne. Nach der Reise wirst Du besser wissen, was Du willst - oder eher was Du NICHT wilst. Da bin ich mir sicher. 8)

UND?
Ich habe noch nie eine Person getroffen, die eine Weltreise/Langzeitreise bereut hat. Ganz gleich wie die nachfolende Lebenssituation ausgesehen mag bzw. aussieht. ;D

Denk dran, was Mark Twain geschrieben hat “In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche.Träume.”
Also - mach es!

Tolles Zitat! 100%ig wahr. :-* :-*


Ich bin 42 und habe letztes Jahr im August alle meine Zelte abgebrochen, gekündigt und war die letzten 8 Monate unterwegs und unfreiwillig wieder in Deutschland :-) und ich frage mich heute ernsthaft welcher Teufel mich eigentlich geritten hat, sowas nicht schon vor 15 Jahren gemacht zu haben.

Genauso ging/geht es mir. Das einzige, das ich bereue bezüglich meiner Weltreise ist, dass ich nicht viel früher losgezogen bin. :o

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@Beate:
Auch ich kann Deine Sichweise absolut verstehen, und es ist gut, dass Du Deine Meinung vertrittst. Ich denke persönlich halt auch, dass Altersarmut und Weltreise nicht Hand in Hand gehen; erst recht nicht bei Max, der ein abgeschlossenens Studium hat. Akademiker gibt es ohnehin in den meisten Bereichen zu wenige.

@all:
Tolle Diskussion, die mir ein wenig darüber hinweghilft, dass ich meine Weltreise ungeplant und abrupt beenden musste und nun daheim "festsitze".

Schlusssatz:
Für mich war Arbeit auch immer nur Mittel zum Zweck. Ich arbeite um zu leben; ich lebe nicht um zu arbeiten.
Wenn ich meinen absoluten Traumjob in Aussicht hätte (wobei ich nicht wüsste, was das sein sollte *lol*), dann würde ich nicht reisen.

PS: Statistisch gesehen gehen in Frankreich jedes Jahr 100 Familien mit schulpfichtigen Kindern auf Weltreise per Segelboot. Hab ich in einem Artikel gelesen.
Soll heissen: Alles ist möglich, wenn die Entscheidung in der Gegenwart ruht und nicht auf ein eventuelles Ereignis in der Zukunft. Wir wissen alle nicht, was die Zukunft bringt.
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