Hey ihr Lieben!
So, nach einer stressigen Woche komme ich nun endlich dazu, mir eure Posts durchzulesen.
Also zunächst muss ich einmal sagen, dass ich an sich ein sehr freiheitsliebender und unabhängiger Mensch bin. Durch meine Nachrichten klingt durch, als könnte ich nicht allein sein und als würde ich nur mit meinem Freund zusammenhängen wollen. Ich kann das verstehen. Aber genau das ist Teil meines inneren Konflikts: Normalerweise bin ich überhaupt nicht so! Ich finde es super wichtig, dass jeder sein Leben lebt und ein eigenständiger Mensch bleibt. Mein Freund und ich habe noch nie am gleichen Ort gewohnt und das ist in den nächsten Jahren auch nicht absehbar. Wir haben immer eine Wochenendbeziehung geführt (außer jetzt während seiner Weltreise sehen wir uns natürlich abgesehen von meinen beiden Besuchen gar nicht). Das ist für mich auch kein Problem, ich bin noch nicht in dem "Stadium", dass ich zusammenziehen will oder unbedingt am selben Ort wohnen muss.
@degna Um daher auf deinen Post einzugehen: Mein Leben hat während und auch vor unserer Beziehung immer daraus bestanden, dass ich mein eigenes Leben lebe und zufrieden bin damit. Allerdings hat sich es sich durch die Beziehung bzw. in Hinblick auf die Weltreise folgendermaßen verändert: Mein Freund hat letztes Jahr ein Jahr lang bei seinen Eltern gewohnt und dort auf Nachtschicht in einer Fabrik gearbeitet, um das Geld für die Weltreise zu verdienen. Durch seinen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus, seine sonstigen Freizeitaktivitäten, die er nicht bereit war, groß einzuschränken, damit wir uns sehen können und durch die enge Bindung unserer Beziehung an das Familienleben in seiner Familie hat es sich immer mehr so entwickelt, dass ich das Gefühl bekommen habe, kein gleichwertiges Mitgestaltungsrecht in unserer Beziehung zu haben. Sprich: Wann, ob und wie wir uns sehen war einzig und allein durch SEIN Lebenskonzept vorgegeben, da er einen straffen Zeitplan hatte und auch nicht bereit war, unserer Beziehung zuliebe etwas daran zu ändern, und ich als Studentin der flexiblere Part war. Nun, das Jahr war mehr als hart, da ich wie gesagt sehr freiheitsliebend bin und mich durch diese krassen Vorgaben, unter denen unsere Beziehung aushalten musste, eingeengt gefühlt habe. Ich kann es auf den Tod nicht ab, wenn man mir etwas vorsetzt, ohne es mit mir zu besprechen. Und wenn eine Beziehung (ganz gleich welcher Art, besonders aber im privaten Bereich) so läuft, dass man sich nicht auf Augenhöhe begegnet, sondern dass einer von beiden die Oberhand über die Geschicke der Beziehung übernimmt. Weder will ich, dass mein Freund derjenige ist, der den Rahmen für unsere Beziehung steckt, noch will ich diejenige sein, die alles bestimmt. Ich will einfach Gleichberechtigung und ein Miteinander auf Augenhöhe.
Und das kann ich seit langer langer Zeit nicht kriegen. Jetzt eben durch die Weltreise: Ob, wann und wie wir uns sehen, sprechen, nicht sehen, nicht sprechen etc. ist einzig und allein durch meinen Freund vorgegeben und ich sehe mich gezwungen, mich dem zu fügen, wenn ich die Beziehung weiterhin will. Und damit komme ich nicht klar. Das hat dazu geführt, dass ich Verhaltensweisen entwickelt habe, die ich sonst eigentlich ablehne. Zum Beispiel, wenn ich weiß, dass mein Freund und ich den ganzen Tag noch nichts voneinander gehört haben durch die Zeitverschiebung und dadurch, dass er unterwegs war und ich weiß, oh, jetzt ist es abends bei ihm und jetzt hat er noch ein, zwei Stündchen Zeit (bzw. nicht "hat die Zeit" sondern "ist bereit, sich die Zeit zu nehmen") zu schreiben, dann hänge ich in dieser Zeit ständig am Handy - obwohl ich zum Beispiel selber gerade bei einer Freundin bin oder in der Uni sitze oder oder oder. Ich mache mich also von dem abhängig, was er mir gibt. Es ist nicht so, dass ich Dinge nur mache, um mich abzulenken. Ich versuche es eigentlich positiv zu sehen und genieße es eigentlich auch, meine Zeit endlich mal wieder völlig frei einteilen zu können. Allerdings seht ihr ja, dass ich das "äußerlich" schaffe (also ich gehe raus, mache etwas, treffe mich mit Freunden, verreise,...), aber "innerlich" (also wie ich diese Zeit fülle und gestalte) schaffe ich es nicht, weil ich zum Beispiel während dieser Zeit am Handy hänge.
Das Problem ist, dass ich WEIß, das das total dämlich ist und mich nicht weiterbringt! Ich weiß, dass ich nicht auf mein Handy gucken MUSS, dass wir auch einfach gar keinen Kontakt haben können. Dass ich mich davon lösen muss, mich dieser Abhängigkeit von dem, was mein Freund mir als Rahmen vorgibt, zu lösen. Ich bin mir dessen voll und ganz bewusst. Und trotzdem schaffe ich es nicht. Weil ich mich trotzdem nicht von dem Gefühl lösen kann, dass es sich irgendwie falsch anfühlt, sich so lange nicht sehen zu können. Weil mein Freund trotzdem eine Lücke hier in meinem Leben zurückgelassen hat. Weil sich schon so lange alles "nur" um ihn und seine Pläne dreht. Mich stört es schon ewig, dass ich das Gefühl habe, in dieser Beziehung mit meinen Wünschen und Plänen viel zu kurz zu kommen. Und trotzdem habe ich mich ja ganz offensichtlich ein Stück weit damit abgefunden. Ich könnte kotzen bei dem Gedanken daran, dass mein Freund zwar so gesehen bald zurückkommt, aber dass sich auch dann alles darum dreht wie die Weltreise war, was er gemacht hat, wie es ihm geht, was er jetzt machen will, wo er hinziehen will, was er will,...
Es ist irgendwie so eine verzwickte Situation. Ich habe das Gefühl, es gibt gar keinen anderen Weg als dass ich mich damit abfinde wie es ist, wenn ich diese Beziehung weiterhin will. Aber ich will zwar die Beziehung, aber nicht SO! Und trotzdem kann ich mich nicht davon lösen. Weil ich die Hoffnung habe, dass es wieder anders wird (so, wie es zu Beginn unserer Beziehung war), wenn das Thema Weltreise erstmal endgültig abgeschlossen ist. Nur ich sehe, dass ich auf dem Weg dahin einfach ständig leide und es mir sehr schlecht geht mit der Situation. Und das nervt mich. Und trotzdem schaffe ich es nicht, etwas daran zu ändern, weil ich nicht weiß, was und wie.
Und klar verletzt es mich zutiefst, hier zu sitzen und meinen Freund immer wieder schmerzlich zu vermissen - gleichzeitig aber zu wissen (das hat er mir schon öfter gesagt), dass er mich nie vermisst. Und natürlich zweifle ich dann an seinen Gefühlen. Auch, wenn er mir versichert, dass das nichts mit seinen Gefühlen für mich zu tun hat. Das ist für mich einfach nicht vorstellbar, weil es mir so völlig anders geht mit der Situation.
Und ich hasse das Gefühl, abhängig zu sein. Abhängig von den Entscheidungen meines Freundes. Das ist so ein riesengroßer innerer Konflikt, der mich daran hindert, das Hier und Jetzt einfach nur zu genießen und Frieden damit zu schließen wie es gerade ist.