Da stimme ich zu. Nach 6 Tagen NK sollte man sich nicht einbilden das Land ansatzweise zu kennen. Man hat die Aushaengeschilder der Tourismusagentur gesehen. Nicht mehr und nicht weniger. Der Fakt, dass viele Sachen inszeniert sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Jedoch gibt es auch Momente, wo man in Kontakt mit den Einheimischen kommen kann. Beispielsweise beim Tanzen im Park zu koreanischer Folkloremusik oder in der Metro wo man sich neben den Familienvater auf die Bank setzen und mit dem Sohnemann spielen kann. Solche Momente sind speziell und machen die Reise deshalb lohnenswert.
Das, in meinen Augen, Totschlagargument, dass man mit der Reise das Regime unterstuetzt, finde ich unpassend und abgedroschen. Wenn es danach gehen wuerde, koennte man so ziemlich jeden Konsum, welcher Gueter involviert, welche im Ausland produziert wurden, verteufeln.
Fuer unsere Klamotten werden Naeherinnen ausgebeutet (nein, ich kaufe nicht bei KIK aber bei adidas und nike sieht es nicht anders aus)
Fuer unser Essen werden Tiere gefoltert und unter erbaermlichen Zustaenden gehalten.
Mit unseren Flugreisen quer durch die Welt wird die Umwelt belastet, etc., etc.
Und jetzt kommt es: Finanziere ich durch meine US-Reise ferngesteuerte Drohnenbombardements im Nahen Osten? Das kann jeder fuer sich selbst beantworten.
Das ist mir alles zu einfach und plakativ gedacht. Wer nicht nach NK will, weil es sein Gewissen nicht zulaesst, kann das gerne so machen. Ich sehe es eher so, dass ich mit meiner Reise ein wenig mehr Verstaendnis in dieser Welt erzeuge und durch meine Buchung zumindest den Job der Guides ein wenig sichern konnte. Seit der O. Warmbier Thematik haben sich die Touristenzahlen halbiert und man muss kein Einstein sein, um zu verstehen, dass weniger Touristen auch automatisch weniger local guides erfordern. Man kann nicht allen Menschen auf dieser Welt helfen. Warum dann nicht als Anfang das Leben der wirklich tollen Guides in NK ein wenig ertraeglicher machen. Das kann, denke ich, nicht schaden.
Und wer weiss, wenn auch nur einer der Leser hier durch meinen Beitrag den Entschluss gefasst hat, sich NK mal anzusehen, dann hat sich die Tipperei schon gelohnt.
PS. Zu der Devisenthematik: Ich habe mit unserem Western Guide gesprochen und er hat die Ertragsfelder in Waffenexporte, Drogen und produzierendes Gewerbe unterteilt. Ripcurl bspw. hatte nahe der chin. Grenze eine Factory in NK betrieben. In den Shorts oder Shirts stand dann Made in China aber die Arbeit wurde nach NK ausgesorced. Crystal Meth wird auch produziert und dann ueber Russland nach Europa verschifft. Wie schon angesprochen, denke ich nicht, dass der Tourismus einen wesentlichen Wirtschaftszweig darstellt. Vielleicht nicht gaenzlich unbedeutend, aber das big money fliesst in den illegalen Feldern. Das erklaert auch, dass die Sanktionen NK betreffend keine bis minimale Wirkungen erzielen. In dem lokalen Supermarkt, wo wir mit lokaler Waehrung einkaufen konnten, waren von den Benutzgegenstaenden (also Kleidung, Maschinen, Moebel, Schuhe, etc.) mindestens 90% chinesisch (wenn nicht mehr). Das einzige Risiko, das ich fuer das Land (und vor allem die Bevoelkerung) sehe, ist, dass China irgendwann den Hahn zudreht. Das erscheint derzeit noch relativ unwahrscheinlich, koennte jedoch in Zukunft eintreten. Dahinter stehen jedoch noch weitere geopolitische Implikationen, von daher wuerde diese Diskussion zu weit gehen.
Vielleicht als letzten Satz: Es ist nicht so schwarz/weiss, wie es sich manche Leute zurechtlegen. Die Causa NK ist eine Verkettung von diversen Aspekten, die man nicht in 5 Minuten bei Kaffee und Gebaeck eroertern kann. Ich bin gewiss kein Fan von dem Regime, aber die Differenzierung zwischen politischer Fuehrung und der lokalen Bevoelkerung ist sehr, sehr wichtig.
Best,
Master M