Thema: Lessons Learned in Albanien  (Gelesen 355 mal)

Marla

« am: 24. Oktober 2024, 11:46 »
Mein 3,5-wöchiger Italien-Albanien-Trip neigt sich dem Ende. Der Albanien-Teil ist schon abgeschlossen, und aus dem hab ich ein paar Punkte mitgenommen, die vielleicht für den einen oder die andere hilfreich sein könnten. Vielleicht liegt es an meiner mangelnden Recherche, aber ich hab das vorher nicht gewusst und es hätte mir z.T. einiges erspart.

Fähre von Italien (Bari --> Durres)

Puh, da bin ich an meine Grenzen gekommen wie sonst bei kaum einer Grenzüberquerung (im weiteren Sinne), und ich hatte wirklich schon einige abenteuerliche. Gebucht hatte ich über Directferries, mit denen ich letztes Jahr in Skandinavien gute Erfahrungen gemacht hatte. Es ging schon damit los, dass einen Tag vorher meine Fähre gecancelt wurde. Ohne Angabe von Gründen. Die Nachricht kam per SMS mit der Bitte, sich telefonisch bei GNV, der Fährgesellschaft zu melden. Ich war gerade auf Tagestour und hab das auf den Abend verschoben. Währenddessen kam dann noch eine E-Mail von Directferries mit dem Hinweis, dass man das über den Chat klären könnte. Die Abwägung, das mit einer weltweit operierenden britischen Buchungsagentur per Chat zu klären vs. es mit einer schlechtbewerteten italienischen Fährgesellschaft am Telefon zu besprechen, war für mich einfach. Ich wurde eines besseren belehrt. Nach 2,5 Stunden mit der Chat-Mitarbeiterin (angeblich kein Chat-Bot, aber ich weigere mich zu glauben, dass ein Mensch so unfähig sein kann) war ich kein Stück weiter. Immer wieder hat sie mir geschrieben, dass meine Angelegenheit ja jetzt erledigt sei und ob ich weitere Fragen hätte. Es war aber nichts erledigt. Ich hatte keine alternative Überfahrt geschweige denn ein Ticket dafür. Dann hab ich doch bei GNV angerufen, obwohl ich unsicher war, ob sie für mich zuständig sind, weil ich ja nicht direkt bei ihnen gebucht hatte. Und ja, die italienische Call-Center-Mitarbeiterin hatte einen heavy accent, aber war sehr freundlich, und nach nicht mal 3 Minuten hatte ich mein neues Ticket für einen Tag später im E-Mail-Postfach. Und wurde so dazu gebracht, meine Vorurteile zu überdenken :)

Das war aber noch nicht alles. Am nächsten Tag bin ich mit Bus an den Punkt gefahren, der in der E-Mail von Directferries als Ortsangabe genannt war, und von dem ich schon online recherchiert hatte, dass das der Ort für den Check-In sein soll. Großer Fehler. Denn zu diesem Check-In kommt man nicht als Fußgänger - außer man ist so wagemutig, eine Straße ohne jeglichen Seitenstreifen, die aussah wie eine Autobahnauffahrt, entlangzulaufen. Drumherum ist in beide Richtungen ein hoher kilometerlanger Zaun. Dank hilfreicher Rezensionen auf Google hab ich dann herausgefunden, dass man stattdessen zum ca. 3 km entfernten Hafenterminal fahren muss (wo ich zu Fuß von meiner Unterkunft hätte hingehen können), dort den hinter dem Zaun fahrenden Shuttlebus nehmen muss und nach dem Check-In wieder zurück zum Hafen fährt. Da stellen sich mir gleich mehrere Fragen: Warum ist der Check-In nicht in der Nähe vom Terminal? Warum ist der Check-In eine Zeltkonstruktion, die ich selbst in einem Dritte-Welt-Land noch ungewöhnlich heruntergekommen und schmuddelig gefunden hätte? Warum gibt Directferries keine korrekten bzw. nützlichen Informationen für Fußpassagiere?
Außer mir waren im Shuttle und am Check-In nur albanische Arbeiter, was mich anfangs etwas irritiert hatte. Aber die haben sich als freundlich und hilfreich herausgestellt und mir z.B. gesagt, dass wenn ich keinen LKW dabei hätte, ich wohl in der falschen Schlange anstehen würde :D Am Ende tauchten dann noch ein paar andere Touristen auf. Ich war sehr früh dran für meine Fähre, zum Glück, denn das ganze Hin und Her hat mich locker 2 h gekostet.

Die 3. Challenge kam dann beim Boarding. Nach der Passkontrolle läuft man aus dem Terminal raus und ... darf sich dann sein Schiff selbst suchen. Es standen zwei zur Auswahl, beide locker 500 m entfernt, und die Namen an der Seite ließen keinen keinen Rückschluss auf GNV zu. Und es war weit und breit niemand, den man hätte fragen können. In einem Gemisch aus Italienisch und Englisch haben sich dann meine Mitreisenden und ich darauf verständigt, einen Spähtrupp zu dem ersten Schiff loszuschicken. Das war leider nicht das richtige. An dem zweiten konnten wir dann beim Näherkommen den Namen AF Francesca ablesen, der auch auf unseren Tickets stand, so dass wir beruhigt waren.

Ab dann lief alles smooth. An der Rezeption hat man gegen Abgabe der ID den Schlüssel für seine Kabine bekommen. Wegen meiner Verlegung hatte ich sogar eine Kabine mit Ausblick, obwohl Innenkabine gebucht. Badezimmer inklusive, sehr bequemes Bett, und ich hab wunderbar geschlafen. Für 90 Euro und eine gesparte Hotelübernachtung ein wirklich fairer Deal. Von der Inneneinrichtung hat es mich an das Schiff erinnert, mit dem ich als Kind Ende der 80er mit meinen Eltern nach Griechenland gefahren bin. Modernisiert wurde da in der Zwischenzeit nicht viel. Aber ich fand's ok bzw. hatte sogar irgendwie Nostalgiecharme für mich.

Auf der Rücktour ging alles glatt (außer dass hoher Seegang war, aber dafür kann ja keiner was, und geschlafen hab ich trotzdem recht gut).

Fazit: Ich würde es sofort wieder machen, jetzt wo ich weiß, wie der Hase läuft bzw. wie man die Tücken überwindet (z.B. Übernachtungen in den Tagen danach besser flexibel buchen, hatte ich zum Glück).
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Marla

« Antwort #1 am: 24. Oktober 2024, 11:52 »
Geld bzw. Währung

Ich hatte schon vorher auf der hilfreichen Seite auf Travel-Dealz (ich weiß nicht, ob ich die hier verlinken darf, wo man nachschauen kann, welche Banken keine bzw. wenig Automatengebühren nehmen) gesehen, dass es wohl nicht so einfach sein würde, an Automaten ohne Gebühren zu kommen. Tatsächlich habe ich keinen einzigen gefunden. 5 Euro war das absolute Minimum an Gebühren, teilweise deutlich drüber. Was man stattdessen unbedingt machen muss: reichlich Euros mitnehmen. Das hatte ich leider versäumt. Denn:
  • An einigen Stellen konnte man tatsächlich zu einem Kurs von 100:1 mit Euro (Scheinen oder Münzen) bezahlen, was sogar leicht besser war als der offizielle Wechselkurs (ca. 98,5:1). Häufiger hat man auch Cent-Münzen als Wechselgeld zurückbekommen, die relativ ähnlich aussehen wie die entsprechenden Lek-Münzen. Der Euro kam mir daher fast vor wie eine inoffizielle Landeswährung.
  • An anderen Stellen war es der aktuelle Wechselkurs, an manchen auch ein geringfügig schlechterer. Aber selbst das wäre immer noch viel günstiger gewesen als am ATM Geld zu holen.
  • Überall gab es Wechselstuben, die auch nur einen geringfügig schlechteren Kurs genommen haben als der offizielle und keine Kommission.
Auf der Seite des AA steht übrigens "EUR werden nur selten angenommen." Kann sein, dass das bis vor kurzem so war. Aktuell ist das einfach falsch.
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Marla

« Antwort #2 am: 24. Oktober 2024, 12:07 »
Busse

Zu den touristischen Zielen kommt man gut mit Überlandbussen. Bei den meisten steigt man einfach ein. Während der Fahrt läuft dann jemand rum und sammelt das Geld ein. Daher sollte man besser Kleingeld dabei haben, wobei ich auch Leute mit größeren Scheinen hab zahlen sehen. Die Bus-Terminals sind mal in Fußweite der Innenstadt/Altstadt (Shkodra, Gjirokastra, Saranda, Durres nach Tirana), mal außerhalb (Tirana, Berat, Durres nach Saranda). Falls außerhalb, gibt es einen Linienbus, der ins Zentrum fährt, regelmäßig kommt und maximal 50 Cent kostet. Die Einheimischen, mit denen man aussteigt, zeigen einem den Abfahrtpunkt, selbst wenn sie kein Wort Englisch können. So weit so gut.

Ausnahme war Saranda. Hier gibt es verschiedene Busgesellschaften, und es ist üblich, sein Ticket vorher zu kaufen, weil nicht so viele Busse fahren wie auf den anderen Strecken. Also so, wie man es aus anderen Ländern kennt. Leider war Oktober schon Nachsaison. Nach Gjiroskastra fuhren nur noch wenige Busse pro Tag (online und im LP stand, dass ca. einer pro Stunde fährt). Daher hatte ich für meinen Geschmack zu wenig Zeit vor Ort bei meinem Tagesausflug. Hätte ich das vorher gewusst (und auch, wie hässlich Saranda ist :)), hätte ich die Route anders gelegt, z.B. 2 Nächte Gjirokastra und 1 Nacht Saranda (nur wegen Butrint NP) statt 3 Nächten Saranda.
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Railjeter

« Antwort #3 am: 25. Oktober 2024, 14:49 »
Danke für die super Tipps!

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