Vielen Leuten wird die Vorstellung, einen Teil der wertvollen Reisezeit in der Schule zu verbringen, nicht besonders verlockend vorkommen. Aber je nach Reiseregion kann das nicht nur sinnvoll sein, sondern auch noch jede Menge Spaß machen und einen tieferen Einblick in Land und Leute vermitteln.
Zunächst einmal darf man sich eine Sprachschule im Ausland nicht so vorstellen wie eine normale Schule. Es gibt ein paar wesentliche Unterschiede. Der Wichtigste ist, dass Du ein zahlender Kunde bist, der letztlich zu nichts gezwungen werden kann. Das nimmt schon einmal eine Menge Stress aus der Sache. Ein anderer angenehmer Unterschied ist die Gruppengröße: Dich erwarten keine Klassen mit 20 oder mehr Schülern, sondern fast immer Kleingruppen mit 2-6 Leuten oder sogar Einzelunterricht.
Wichtiger Bestandteil vieler Sprachkurse ist die Unterbringung in einer einheimischen Gastfamilie. Dadurch stellt sich automatisch ein Kontakt zur Bevölkerung her, und der Lernerfolg ist höher, als wenn im Hotel gewohnt wird, jedenfalls in der Theorie. In der Praxis kann eine Unterbringung in einer Gastfamilie auch Nachteile haben, z.B. wenn man sich nicht so gut versteht oder man an den Tagesablauf der Familie gebunden ist. Man kann nicht spontan nach der Schule mit den Mitschülern ins Cafe gehen, wenn man "zu Hause" zum Mittagessen erwartet wird. Viele Familien haben auch eher ein wirtschaftliches als ein persönliches Interesse an Gastschülern. Wenn gleich mehrere Schüler in einer Familie wohnen, hat das kaum noch Vorteile gegenüber einer preiswerten Pension.
Neben dem Unterricht bieten die Schulen, in denen viele Touristen sind, fast immer auch ein begleitendes (natürlich freiwilliges) Freizeitprogramm an. Teilweise ist es im Kurspreis eingeschlossen, oder es wird nur von der Schule organisiert und von den Schülern extra bezahlt. üblich sind z.B. Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, Tanzstunden (Salsa!) oder eine Einführung in die einheimische Küche.
Durch die besseren Voraussetzungen (Kleingruppen bzw. Einzelunterricht und die Möglickeit, das Wissen unmittelbar im Alltag anzuwenden) lernst Du in der Regel sehr schnell. Mehr als ein paar Wochen werden nicht nötig sein, um die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln.
Die wahrscheinlich häufigste Sprache, die auf einer Weltreise gelernt wird, ist Spanisch. Das ist auch kein Wunder, denn es gibt (falls Lateinamerika auf der Agenda steht) drei starke Argumente dafür:
Die typischen Länder, in denen Spanischkurse gemacht werden, sind die, in denen eine Lateinamerikareise üblicherweise beginnt, also Mexico (Oaxaca, Guanajuato), Guatemala (Antigua, Quetzaltenango, San Pedro de Atitlan), Ecuador (Quito, Cuenca, Banos), Argentinien (Buenos Aires, Mendoza) oder Cile (Santiago). Aber auch zwischendurch gibt es immer wieder Möglichkeiten.
Ebenfalls sinnvoll ist ein Russisch-Kurs in Moskau oder Sankt Petersburg, wenn die Reise in dieser Richtung beginnt.
Dagegen lohnt sich das Erlernen der meisten asiatischen Sprachen nur, wenn man wirklich lange in einem Land bleibt. Besonders wenn die Schriftzeichen komplett anders sind (z.B. Chinesisch, Japanisch, Thai), ist es eine extrem mühsame Sache. In vielen asiatischen Ländern (nicht in Japan) ist Englisch als Fremdsprache relativ verbreitet, zumindest bei Leuten, die mit Touristen zu tun haben.
Zwei Kunstsprachen sollen hier noch erwähnt werden: Suaheli (für Ostafrika) und Bahasa Indonesia bzw. Bahasa Malaysia (unterscheiden sich nur in Details). Bei beiden handelt es sich um Sprachen, die erst vor relativ kurzer Zeit "erfunden" wurden, um eine gemeinsame Sprachbasis in Vielvölkerstaaten zu schaffen. Sie verfügen über eine extrem einfache Grammatik und Aussprache und eignen sich daher hervorragend zum Selbststudium. Gleichzeitig decken beide ein relativ großes Gebiet ab, das sich über mehrere Staaten erstreckt, so dass auch hier die Mühe in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen steht.
Persönliche Erfahrungen habe ich nur aus Guatemala und Ecuador. In beiden Ländern sind die Kurse etwa gleich teuer. Für eine Stunde Einzelunterricht lag der Preis zwischen US$3 und US$8, wobei die meisten Leute etwa US$4-5 bezahlt haben. Das obere Ende der Skala ist für Schulen reserviert, die einen besonders hohen Anspruch haben. Dort werden die Kursinhalte stärker standardisiert und im Anschluss bestimmte Zertifikate vergeben. Dies sind in der Regel die einzigen Schulen, die mit internationalen Veranstaltern von Sprachreisen zusammen arbeiten, so dass man bei Vorab-Buchung fast immer mehr bezahlt als vor Ort. Auf der anderen Seite kann ein anerkanntes Zertifikat später bei Bewerbungen als Nachweis von Fremdsprachenqualifikationen dienen.