Arbeiten

Bei vielen Globetrottern kommt der Wunsch auf, während der Reise etwas zu arbeiten. Sei es zum Aufbessern der Reisekasse, um Auslandserfahrung für die spätere Karriere zu sammeln, oder um den faulen Reisealltag für eine begrenzte Zeit zu unterbrechen.

Allerdings ist es in vielen Fällen gar nicht so einfach, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Zu den Hürden, die im Weg stehen können, zählen:

  • Restriktive Visumvorschriften, die die legale Aufnahme einer Arbeit in vielen Fällen verhindern. Wenn Du nicht mehr als Tourist mit Devisen kommst, sondern als Konkurrenz für den einheimischen Arbeitsmarkt, wirst Du nicht mehr mit ganz so offenen Armen empfangen. Eine Ausnahme machen hier allerdings die klassischen Einwanderungsländer (Australien, Neuseeland, Kanada und mit großen Einschränkungen die USA).
  • Mangelnde Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften in Ländern, die ohnehin eine hohe offene oder verdeckte Arbeitslosigkeit haben. Für durchreisende Backpacker kommen meistens nur Aushilfsjobs in Frage. Was kannst Du, das ein Einheimischer nicht mindestens genauso gut könnte?
  • Völlig unzureichende Verdienstmöglichkeiten in Entwicklungsländern. Selbst besser qualifizierte Jobs werden oft erstaunlich schlecht bezahlt. Genau wie sich die meisten Einwohner der sogenannten "dritten Welt" von ihrem Gehalt keine Weltreise leisten können, wirst auch Du kaum in der Lage sein, Reichtümer für die Weiterreise anzusparen.

Es lohnt sich also, mit einer gewisen Portion Realismus an die Sache heranzugehen und falls möglich den Arbeitsaufenthalt schon von zu Hause aus vorzubereiten, denn: Wer sein Budget darauf abstellt, unterwegs für Geld zu arbeiten, und dann keinen (oder keinen angemessen bezahlten) Job findet, der hat ein Riesen-Problem.

Übrigens: die besten Jobchancen hast Du in Branchen, in denen es nur zeitweise höheren Bedarf gibt, z.B.: Tourismus (Mithilfe in Hostels, auf Campingplätzen oder bei Tourveranstaltern während der Saison), Landwirtschaft (Erntehelfer) oder Militär (Söldner). Das bedeutet: zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein!

Work & Travel Programme

Für diejenigen, die unterwegs arbeiten wollen, um einen Teil der Reise zu finanzieren, bieten sich eigentlich nur Industrienationen an, in denen auch ordentliche Gehälter gezahlt werden. Folgende Länder bieten spezielle Work & Travel Programme an, mit denen junge Leute während einer Reise im Land Geld verdienen dürfen:

Australien

Das Working Holiday Visum (visa subclass #417) gibt es für Deutsche und eine Reihe von anderen Nationalitäten, aber leider nicht für Österreicher und Schweizer. Bedingungen (Stand 25.09.2007):

  • Alter bei Visumbeantragung: 18-30 Jahre.
  • Einreise nach Australien innerhalb von 12 Monaten nach Ausstellung.
  • Gültig für 12 Monate ab Einreise.
  • Aus- und Wiedereinreise während der Laufzeit ist beliebig oft gestattet.
  • Es können alle Tätigkeiten aufgenommen werden.
  • Maximal 6 Monate Tätigkeit für denselben Arbeitgeber.
  • Bis zu 4 Monate Studium/Kurse erlaubt.
  • Vorrangiger Zweck des Aufenthalts muss die Reise sein.
  • Ein WHV kann grundsätzlich nur einmal im Leben erteilt werden.
  • Wenn im Rahmen eines früheren WHV für mindestens 3 Monate in der Landwirtschaft ("seasonal worker in regional Australia") gearbeitet wurde, kann ein zweites WHV erteilt werden, sofern die übrigen Voraussetzungen erfüllt sind.

Neuseeland

Das Working Holiday Visum gibt es für Deutsche und eine Reihe von anderen Nationalitäten, aber leider nicht für Österreicher und Schweizer. Bedingungen (Stand 25.09.2007):

  • Alter bei Visumbeantragung: 18-30 Jahre.
  • Gültig für 12 Monate ab Einreise.
  • Es dürfen keine Kinder mitgebracht werden.
  • Es wird ein Rückflugticket verlangt, oder genügend Mittel, um eins zu kaufen.
  • Nachgewiesene Mittel von mindestens NZ$4200 für Lebenshaltungskosten.
  • Gültige Krankenversicherung.
  • Bis zu 3 Monate Studium/Kurse erlaubt.
  • Es können grundsätzlich alle Tätigkeiten aufgenommen werden, mit Ausnahme der Prostitution oder dem Führen eines Bordells. (Komisch, die Australier sind da nicht so pingelig.)
  • Man muss einen "guten Charakter" haben. (Dito was die Australier betrifft, aber das verstehe ich schon eher: wer im Glashaus sitzt...)
  • Vorrangiger Zweck des Aufenthalts muss die Reise sein.
  • Es darf keine unbefristete Arbeit aufgenommen werden.
  • Ein WHV kann nur einmal im Leben erteilt werden.

Kanada

Es tut mir ja wirklich leid: auch hier Fehlanzeige für Österreicher und Schweizer. Deutsche können im Rahmen des Youth Mobility Program ein Work & Travel Visum bekommen. Bedingungen (Stand 25.09.2007):

  • Alter bei Visumbeantragung: 18-35 Jahre.
  • Gültig für 12 Monate ab Einreise.
  • Es dürfen keine unterhaltsberechtigte Familienangehörigen mitgebracht werden.
  • Ausreichende finanzielle Mittel, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
  • Keine Vorstrafen oder schwere Krankheiten.
  • Besitz eines Rückflugtickets
  • Gültige Haftpflicht- und Krankenversicherung für die gesamte Zeit des Aufenthalts.

Englischunterricht

Englischlehrer gehören zu den Leuten, die auch in weniger entwickelten Ländern relativ problemlos einen Job finden (vorbehaltlich der Legalität). Grundvoraussetzung ist in den meisten Fällen, dass man eine entsprechende Qualifikation auch nachweisen kann. International ist hierfür das TEFL-Zertifikat (Teaching English as a Foreign Language) gebräuchlich. Wer so ein Zertifikat hat, kann sich bei einer Schule bewerben oder Privatstunden geben. Letzteres ist lukrativer und kann oft auch "inoffiziell" gemacht werden.

Die Verdienstmöglichkeiten sind normalerweise nicht so prall, aber da man über eine seltene Qualifikation verfügt (einheimische Englischlehrer beherrschen die Sprache oft nicht richtig), konkurriert man wenigstens nicht mit Arbeitskräften, die über die Grenze der Selbstausbeutung hinaus gehen würden um den Job zu kriegen.

Freiwilligenarbeit

Auch unbezahlte Arbeit ist Arbeit, insofern sind auch bei Freiwilligeneinsätzen die entsprechenden Visumbestimmungen zu beachten.

Die Liste der Möglichkeiten, sich unterwegs nützlich zu machen, ist lang. Einige Beispiele:

  • Hilfsprojekte von internationalen oder regionalen Organisationen
  • Projekte im Tierschutz oder Umweltschutz
  • Mitarbeit in Krankenhäusern und Gesundheitsstationen (für Menschen mit medizinischer Ausbildung)
  • Kinderbetreuung in Waisenhäusern, Flüchtlingslagern oder Landschulen
  • Mithilfe in Hostels oder anderen touristichen Einrichtungen

Wenn Du keine besonders gefragten Qualifikationen mitbringst, musst Du Dich darauf einstellen, für Deinen Freiwilligeneinsatz zusätzlich zu der geleisteten Arbeit auch noch zu bezahlen, zumindest für Unterkunft und Verpflegung.

Hilfsorganisationen, die Projekte im Ausland durchführen, sind in der Regel heute viel professioneller als früher und besetzen die Projekte gezielt mit Mitarbeitern, die auf ihre Aufgaben entsprechend vorbereitet werden. Wer an einem Hilfsprojekt interessiert ist, sollte sich deshalb schon vor der Reise darum kümmern.

WWOOFen

Die Abkürzung WWOOF steht für "Willing Workers On Organic Farms". Es handelt sich also um Freiwilligenarbeit auf Farmen gegen Kost und Logis. Böse Zungen würden auch Sklaverei sagen. Auf jeden Fall kommen die Betreiber der Farmen so zu billigen Arbeitskräften und die Freiwilligen günstigenfalls zu einem erfüllenden, unvergesslichen Erlebnis. Man hat allerdings auch schon von Schwarzen Schafen gehört, wo Backpacker unter schlechtesten Bedingungen schamlos ausgenutzt wurden. Ein Vorteil gegenüber "normaler" Freiwilligenarbeit ist, dass die Farmen Wirtschaftsbetriebe sind, die nicht darauf angewiesen sind, dass die Arbeiter auch noch für Kost und Logis bezahlen.

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