Wenn Du vor Deiner Reise sozialversicherungspflichtig gearbeitet hast, kannst Du Dich nach der Reise beim Arbeitsamt melden und Arbeitslosengeld beantragen. Dabei rede ich nicht von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), sondern von dem ganz normalen Arbeitslosengeld I. Aber Vorsicht: dafür gelten bestimmte Voraussetzungen. Zunächst einmal muss man die sogenannte Anwartschaftszeit erfüllt haben, d.h. man muss innerhalb der letzten 2 Jahre vor der Arbeitslosmeldung mindestens 360 Tage versicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein. Theoretisch würde das bedeuten, wenn Du länger als 1 Jahr nach Deiner letzten Arbeitsstelle von der Reise zurück kommst, hast Du Pech gehabt. Aber es gibt einen Trick: vor der Reise kurz arbeitslos melden, dadurch erwirbst Du Dir einen Anspruch auf Arbeitslosengeld, den Du dann zeitlich nicht ausschöpfst (weil Du ja während Deiner Reise dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehst und dich wegen Auslandsaufenthalt abmeldest). Diesen einmal erworbenen Anspruch aus dem früheren Arbeitsverhältnis kannst Du innerhalb von vier Jahren noch geltend machen, d.h. wenn Du drei Jahre auf Reisen warst, steht Dir ggf. noch für ein Jahr Geld zu. Natürlich besteht nur noch Anspruch auf die Restlaufzeit, also für die erworbene Anspruchsdauer minus schon früher genommene Zeiträume. Wenn Du Deinen Job selbst gekündigt hast, gilt außerdem eine Sperrfrist von 3 Monaten, die auch von der Gesamtanspruchsdauer abgezogen wird.
Es macht bei Arbeitgebern einen sehr guten Eindruck, wenn Du Dich schon von unterwegs per E-Mail bewirbst. Offensichtlich ist es dafür hilfreich, wenn Du Scans Deiner Zeugnisse sowie einen Lebenslauf und ein Bewerbungsfoto in elektronischer Form verfügbar hast. Das kannst Du vor der Reise alles auf einen Stick oder in einen Online-Speicher kopieren.Es wird als Zeichen guter Organisation gewertet werden, dass Du Dir schon vor der Reise darüber Gedanken gemacht hast. Wähle ein Format, das sich gut drucken lässt, ideal ist PDF. Halte Deinen Lebenslauf zusätzlich noch als Word-Datei vor, dann kannst Du auch noch mal was ergänzen (z.B. neue Qualifikationen, die Du unterwegs erworben hast).
Wenn Dir Dein ehemaliger Chef signalisiert hast, dass Du wieder dort einsteigen könntest, solltest Du etwa 1-2 Monate vor dem Ende ankündigen, dass Du demnächst wieder zur Verfügung stehst. Er braucht etwas Vorlauf, um Dich einzuplanen.
Blindbewerbungen bei anderen Firmen kannst Du etwa 2-3 Wochen vor der Rückkehr per E-Mail verschicken. Teile den Leuten im Anschreiben mit, wo Du dich gerade aufhältst, und ab wann Du für ein Vorstellungsgespräch zur Verfügung stehst. Ein Satz wie "Mit freundlichen Grüßen aus Phnom Penh" am Ende ist auf jeden Fall ein echter Hingucker.
Was für eine Lücke? Eine Weltreise ist etwas, worauf Du stolz sein kannst, und in Deinem Lebenslauf kannst Du offensiv damit umgehen. Schließlich hast Du demonstriert, dass Du in Sachen Projektmanagement, Budgetplanung und Controlling, Organisation, Recherche, Krisenmanagement, Fremdsprachen, Belastbarkeit und Flexibilität einiges drauf hast. Die Vorbereitungsphase gehört natürlich auch zur Weltreise dazu, d.h. wenn Du in den letzten Wochen vor der Reise nicht mehr gearbeitet hast, kannst Du die Zeit im Lebenslauf einfach auf die Reisezeit draufschlagen.
Ich habe bis jetzt bei allen späteren Vorstellungsgesprächen nur positive Reaktionen auf meine Reisen erlebt. Die Bandbreite reichte dabei von freundlichem Interesse bis zu offen ausgesprochener Bewunderung. (Das ist manchmal etwas peinlich, wenn man weiß, dass eine Weltreise so schwierig ja nun auch wieder nicht ist. Aber das sollte man in dieser Situation besser für sich behalten.) Viele Führungskräfte träumen selbst von so einer Reise, haben aber aufgrund ihrer bisherigen Karriere inzwischen zu viel zu verlieren. Wichtig ist, dass Du nicht als Faulenzer oder Aussteiger rüberkommst, sondern als jemand, der sich einen Lebenstraum verwirklicht hat. Du musst Deinen Gesprächspartnern die Sicherheit vermitteln, dass Du nur einmal im Leben eine Langzeitreise machst. Das ist natürlich gelogen, aber das wissen die nicht.
Ob eine Weltreise einen Karriereknick auslöst, hängt nach meiner Meinung weniger von der Reise selbst ab als von der Unternehmenskultur und Deiner Persönlichkeit. Wenn Du die Qualitäten, die Du für die Reise gebraucht hast, in Deiner Firma einsetzen kannst, sehe ich keinen Grund, warum Du nicht anschließend einen steilen Aufstieg machen solltest. Das Problem ist eher, ob Du das nach den Erfahrungen unterwegs überhaupt noch als Ziel siehst.
Einige Weltreisende erkennen im Verlauf ihrer Reise, dass Sie eigentlich einen ganz anderen Beruf ausüben möchten als den, den sie ursprünglich erlernt haben. Wenn Du zu diesen Menschen gehörst, solltest Du am besten schon von unterwegs aus erste Pläne machen und Kontakte knüpfen. Für Berufsausbildungen und Studiengänge gibt es meistens feste Starttermine und Bewerbungsfristen, und oft kannst Du Dich auch schon während der Reise etwas vorbereiten. Ideal ist es, wenn sich aus der Reise direkt ein neuer Beruf ergibt, z.B. indem Du im Ausland ein Jobangebot bekommst oder die Reise journalistisch aufbereitest. Manche ziehen auch mit einem Multimedia-Vortrag durch die Volkshochschulen, andere gründen einen Importhandel für nicaraguanischen Rum. Da gibt es so viele Möglichkeiten, das wäre wahrscheinlich genug Material für eine weitere Website.