von Julia Lövenich
Klar wollen Frauen genauso reisen wie Männer — aber während ihnen oft bereitwilliger geholfen wird als Männern, müssen sie in bestimmten Situationen auch vorsichtiger sein oder diese sogar ganz meiden. Das gilt ganz besonders dann, wenn Du als Frau allein reist. Grundsätzlich sind Menschen in anderen Ländern Touristinnen gegenüber jedoch sehr freundlich gestimmt und die wenigsten wollen Dir Böses. Hier geht es lediglich um ein paar Vorsichtsmaßnahmen, die Dich sicherer durch die Reisezeit in fremden Ländern bringen. Denn es gilt: andere Länder, andere Sitten...
In den meisten Ländern kommt man mit gesundem Menschenverstand und Intuition gut weiter. Und das ist eines der wichtigsten Dinge — Intuition. Wenn Dir etwas komisch vorkommt oder Du ein ungutes Gefühl hast, dann hör auf Deinen Bauch! Wenn Du Dich plötzlich allein im Gespräch mit einem merkwürdigen Mann befindest oder Dich aus anderen Gründen unwohl fühlst, dann geh einfach weg! Höflichkeit, Geduld und guter Wille sind in (möglicherweise) gefährlichen Situationen vollkommen fehl am Platz, denn Du könntest es schwer bereuen.
Männer anderer Nationen halten besonders weiße Touristinnen oft für "easy". Unter Umständen spart man sich viel Stress, wenn man von vorneherein zu verstehen gibt, dass man einen "Ehemann" oder "Verlobten" hat bzw. einen erfindet. Ein kleines Foto vom Angebeteten oder sogar ein "Ehering" hält die meisten auf Abstand.
Dresscode beachten! When in Rome, do as the Romans do! Wenn alle anderen Frauen in langen Hosen oder langen Röcken auf die Straße gehen, dann wirst Du Dir mit einem Minirock viele nervende männliche "Freunde" machen. Das hat nichts mit konservativem Verhalten zu tun, sondern wird Dir schlichtweg den Aufenthalt erleichtern. Nicht viel, aber immerhin ein wenig, hilft auch lokale Kleidung, die oft auf Märkten erhältlich ist, um sich weniger von den einheimischen Frauen zu unterscheiden. (Dass eine blonde Frau nie auch nur ansatzweise indisch aussehen wird, ist natürlich klar!).
Sonnenbrillen leisten ganz gute Dienste, weil so nicht jeder Blick sofort als gesuchter Augenkontakt und somit als Anmache Deinerseits missverstanden wird.
Wenn man ständig ein "hola chica", "mi amor", Pfeifkonzerte und ähnliche Dinge hört, fällt es manchmal sehr schwer, sich nicht aufzuregen. Aber das Beste ist: ignorieren, ignorieren, ignorieren! Nicht hinsehen, geradeaus schauen. Das gilt besonders bei den Männern, die legal Waffen tragen aber dennoch meinen den Frauen hinterher pfeifen zu müssen. Maschinengewehrbewaffneten Security Guides oder flirtende Polizisten, die langsam im Polizeiwagen neben einem herfahren, sollte man tunlichst "nicht hören und nicht sehen".
Eine zusätzliche Sicherheit und ein Erproben von gefährlichen Situationen bietet auch ein Selbstverteidungskurs, der sehr praxisnah von Para Vida durchgeführt wird.
In vielen Ländern sind Taxis nicht immer sicher. Mehr Sicherheit gewähren Lizenztaxis oder Ruftaxis ("Radio Taxis"). Frage vor Ort am besten bei der Busstation oder der Touristeninformation nach, welche Gesellschaften sicher (oder welche überhaupt eine Gesellschaft sind, auf den Taxis ist das in der Praxis nämlich nicht immer so leicht zu erkennen). Und ohne hier Panik verbreiten zu wollen, es lohnt auch ein Blick auf die jeweiligen Schließmechanismen von Türen und Fenstern und wie/ob Du diese im Fall des Falles überwinden könntest. Setze Dich hinten schräg gegenüber vom Fahrer hin, damit Du dann auch schneller hinauskommst. Und auch wenn Du in einer großen Traube von Fahrern stehst, die Dir alle eine Fahrt verkaufen wollen — als grobe Faustregel gilt: nicht anquatschen lassen, sondern das Taxi selbst aussuchen. Und je älter und ruhiger der Fahrer, desto besser... Letztere haben es meist auch nicht mehr nötig bei der Fahrt Geschwindigkeitsrekorde zu brechen.
Als Frau sollte man nie allein per Anhalter fahren, mit einer Freundin (noch besser mit einem Freund), halte ich es in bestimmten Ländern (beispielsweise in Neuseeland) für OK. Aber auch hier gilt: wachsam bleiben, bei ungutem Gefühl nie einsteigen. In einigen Ländern sollte man auch in großer Gruppe nie den Daumen hochhalten, in manchen Ländern ist es sogar strafbar. Viele Reiseführer bieten hier eine Orientierung.
Männer unserer Kultur kennen wir wesentlich besser, als die der anderen. Das ist auch der Grund, warum die Alarmglocken bei Menschen anderer Nationen womöglich nicht ganz so aktiv sind wie zu Hause. Nur weil Dir ein Südamerikaner oder Südländer das Blaue vom Himmel herunterlügt, muss er noch lange kein netter Kerl sein. Er kann, muss aber nicht. Im Zweifel lieber vorsichtiger sein und früh zu Bett gehen...
Nie Getränke von Fremden annehmen, denn es kommt immer wieder vor, dass K.O.-Substanzen hineingemischt werden. Getränke in Disco, Bus und Co. nie unbeobachtet lassen. Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch: Man sollte nur mit Leuten betrinken (oder sich auf sonstige Arten ins Jenseits befördern), die man gut kennt.
Je nach Reiseland und jeweiliger Begleitung Orte wie abgelegene Strände, Straßen etc. meiden. Soll heißen: Wer mit fünf starken (netten!) Jungs unterwegs ist, braucht sich kaum Gedanken zu machen, allein reisende Mädels sollen sich eher in belebteren Gegenden aufhalten.
Nie mit zwei Männern, die sich kennen, allein (oder auch mit Freundin) als Frau Taxi fahren. Wenn der Taxifahrer "nur Mal eben seinen Freund irgendwo absetzen muss", dann suche Dir ein anderes Taxi — meist gibt es die Fahrzeuge ohnehin wie Sand am Meer.
Jede Frau reist anders und hat andere Vorstellungen von Sicherheit. Dies sind meine Einschätzungen und die der auf meiner Weltreise getroffenen Frauen. Bevor Du los- oder von einem Land in das nächste fährst, solltest Du Dich bei anderen Reiseschwestern nach der Sicherheit für Frauen in dem jeweiligen Reiseland erkundigen. Wo eine Dame noch locker nachts durch den Park läuft (weiß Gott nicht empfehlenswert), steht die andere schon an der belebten Straße mit Pfefferspray in der Hand. Wichtig ist, dass Du Dich in der jeweiligen Situation sicher fühlst und nur begrenzt etwas auf die Erfahrungen anderer geben solltest, sondern für Dich selbst entscheidest (und Dich daran aber auch hälst!). Erfahrungen anderer sind jedoch als grobe Richtlinien und erster Eindruck durchaus wertvolle Indizien.