Nein, mein lieber Stecki, das ist alles andere als der perfekte Satz. Es ist der mit Abstand schlechteste Ice Breaker überhaupt. Wieso? Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich sehr hoch, dass du eine Antwort bekommst wie: "Ich komme vom Mond". Viele geben es nicht gerne zu, weil es arrogant wirkt. Aber die meisten Leute, die länger unterwegs sind, entwickeln im Verlauf der Zeit eine Allergie auf diese Frage. Auch bei mir ist es so: Wenn mich jemand so anspricht, hat er gleich einen dicken Minuspunkt. Da muss die zweite Frage massiv spannend sein, um mit mir im Gespräch zu bleiben.
Dadurch dass man weiss woher jemand kommt ergeben sich nunmal viele Gesprächsthemen
Mag sein. Aber mir geht es bei Gesprächen sehr stark um die Qualität. Ich bin unterwegs nicht einsam und brauche keine Interaktion die für mich nicht stimmt. Wenn mir ein Gespräch nichts bringt, dann ist es für mich ganz einfach verschwendete Zeit, die ich mit jemand anderem verbringen kann, dessen Themen mich weiterbringen.
Auf all meinen Reisen (zusammengerechnet sicherlich fünf Jahre) waren die Gesprächsthemen, die aus dieser einen Frage resultierten noch kein einziges Mal interessant. Dass die Schweiz bekannt für Käse ist, weiss ich. Das muss mir keiner erzählen. Genauso, dass das Land teuer ist. Manchmal zeigt mir auch jemand seine Uhr. Ich weiss nicht so recht, was dein Standard bei tollen Gesprächsthemen sind, aber bei mir gehört die Ansammlung von Stereotypen ganz einfach nicht zu den Dingen, die mich interessieren.
Dazu kommt noch ein anderer Punkt: Die Frage nach der Herkunft ist die Standardfrage schlechthin. Das ist die Frage, die man stellt, wenn man sich nichts überlegt. Ich möchte mich aber mit Leuten umgeben, die sich wenigstens ein Minimum für mich interessieren. Das kannst du vielleicht mit einer Bewerbung bei einer Firma vergleichen: Wenn der HR-Bearbeiter merkt, dass du ihm einfach ein Standardanschreiben schickst, in dem du lediglich die Anschrift änderst, musst du schon einen gewaltigen Lebenslauf haben, um in die engere Auswahl zu kommen.
und vor allem weiss man dass ob man sich nicht vielleicht auch in derselben Sprache unterhalten kann.
Mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen hört man nach wenigen Sätzen sowieso den Akzent und weiss, welches die Muttersprache des Gegenübers ist. Und wenn das nicht der Fall ist, dann ist auf beiden Seiten das Sprachniveau so hoch, dass es es auch keinen Unterschied, ob man deutsch oder englisch redet.
Zudem ist es - um aufs Thema zurückzukommen - sogar schädlich, auf Deutsch zu reden. Denn dadurch, dass viel weniger Leute verstehen, worüber du sprichst, wird es auch viel weniger andere Leute geben, die dich auf Grund deines Gesprächs ansprechen.