Thema: Plötzliche Bedenken und wildes Kopfkino...  (Gelesen 4131 mal)

Bobsch

« am: 26. März 2013, 20:29 »
Hallo liebes Forum,

wer keine Lust hat alles zu lesen, kann die essntiellen Fragen, die mich beschäftigen auch unten ab dem FETTgedruckten lesen.


Meine Situation ist folgende: Ich bin 25 Jahre alt, Zahnarzt und habe mein Studium im November 2011 beendet. Schon da hatte ich den Plan/Wunsch/Idee eine Weltreise zu machen und hielt den Zeitpunkt nach dem Studium vor Berufsbeginn eigentlich für geeignet, habe mich aber aus diversen Gründen (Geld, Planungsaufwand während des Examens, etwas Routine in meinem sehr haptisch veranlagten Beruf erlangen) dagegen entschieden. Stattdessen habe ich also einen 3-monatigen Trip nach SOA gemacht (was meine Reisebegeisterung so richtig entfacht hat) und dann im März 2012 angefangen zu arbeiten. Jetzt bin ich seit ca. einem Jahr mit meiner neuen Freundin zusammen, die selbst reisebegeistert ist. Als ich mit ihr über mein Vorhaben gesprochen habe, war sie sich erst noch unschlüssig, weil sie jetzt im Sommer gerade erst ihren Bachelor macht und den Master aber auch noch machen möchte. Ich konnte sie aber von der Idee einer Weltreise überzeugen und nach reichlicher Überlegung hat sie sich bewusst dafür entschieden. Klingt ja eigentlich alles ganz gut… 

…aber jetzt bin ich gerade völlig durcheinander. Gestern habe ich meinem Chef „gebeichtet“ dass ich zum 30.06 für die Reise kündigen möchte.

Er hat im Prinzip gelassener/gefasster reagiert als ich gedacht hätte und gesagt sie könnten mich nicht aufhalten und würden mich natürlich ziehen lassen, ABER ich solle mir das doch gut überlegen und er hofft, dass ich es später nicht bereuen werde. Er schätzt mich als „jemanden ein der kopfmäßig noch gar nicht richtig im Arbeitsleben angekommen sei und das merke man. Ich müsste nicht arbeiten um Rechnungen zu begleichen.“ Das hat mich am Meisten getroffen, weil ich mich ertappt gefühlt habe und er in der Hinsicht durchaus Recht haben könnte. Ich fühle mich nicht als „Arbeiter“, beschäftige mich viel mehr mit meiner Freizeitgestaltung und Reiseplanung und bin nicht übermäßig traurig wenn ein Patient absagt, da ich die Zeit dann im Internet für die Reise recherchiere oder in meine Doktorarbeit stecke. Ich glaube ich bin wirklich noch nicht im Arbeitsleben angekommen. Sollte ich nicht lieber diesen Zeitpunkt abwarten bevor es auf Reisen geht? Ob das einfach an meinem Alter liegt oder dem „falschen Job“? Keine Ahnung!
Auch meinte er wird es schwierig danach mit Job. Zahnärzte sind wohl eher sehr konservativ würde ich meinen. Die besonderen Qualifikationen, die viele hier im Forum immer wieder nennen für Bewerbungen nach der Reise wie Organisationstalent,… nützen in meinem Beruf ja irgendwie alle nicht viel bzw. bringen keinen Vorteil der den „Nachteil“ der Reise wett machen könnte, oder? Und es ist auch nicht so, dass ich wie z.B. mit einem Studium der BWL in irgendeinem anderen Fachbereich der Industrie beispielsweise anfangen könnte wenns nach der Reise in derselben Sparte nicht klappt


Was mich also im Grunde genommen beschäftigt/durcheinander bringt ist:

1. Ist es Quatsch mit so wenig Berufserfahrung (16 Monate) zu starten? Die meisten hier im Forum haben (gefühlt) mindestens 3 bis 4 Jahre Berufserfahrung. Andererseits möchte ich auch nicht auf mehr Berufserfahrung warten. Dies würde bedeuten es könnte erst nach dem Master meiner Freundin (also Juli 2015) und damit in über 2 Jahren losgehen. Wer weiß was dann ist? Irgendwann (so nach 4  Jahren Berufserfahrung) möchte ich mich ja vielleicht auch in eigener Praxis niederlassen. Da erscheint es mir besser ich habe nach der Reise ca. 2,5 Jahre zusammenhängende Berufserfahrung als nur 1 Jahr. Es gibt wie immer zwei Seiten der Medaille.

2. Dass ich noch nicht im Berufsleben angekommen bin verunsichert mich (wieder, es ist nicht das erste Mal) ob ich überhaupt den richtigen Job gewählt habe. Große Alternativen habe ich mit dem abgeschlossenen Studium nicht. Ich könnte natürlich noch was anderes studieren. Dies weckt in mir aber die Angst wenn ich dann mit 27 wiederkomme, feststelle es ist der falsche Beruf für mich und doch noch was anderes studiere, dann bin ich zum erneuten Berufsbeginn ja schon 32 oder 33. Da will ich aber eigentlich schon mit beiden Beinen im Leben stehen und evtl. Kinder haben und nicht gerade erst wieder Berufsanfänger sein. Es ist irgendwie die Angst dann Zahnarzt bleiben zu müssen, weil ich dann nach der Reise in dem Alter nicht mehr willens sein könnte was Neues zu studieren. Dann vielleicht lieber jetzt mit sich selbst auseinandersetzen, feststellen ob es das Richtige ist und ggf. ein Studium beginnen?
Ob wohl ich mit 25 Jahren ja eigentlich noch ziemlich jung erscheinen mag, beschleicht mich das drückende Gefühl durch das abgeschlossene Studium und noch viel mehr durch das höhere Alter nach der Reise (sollte ich diese antreten) schon einen mehr oder weniger vorbestimmten weiteren Lebensweg zu haben…

3. Eigentlich hätte es doch erleichternd sein sollen es meinem Chef mitzuteilen. Eigentlich sollte das quasi der letzte große Schritt gewesen. Familie und Freunde wissen Bescheid, meine Freundin ist zu mir gezogen um Miete zu sparen, Sachen werden nach und nach verscherbelt und eingelagert...
Irgendwie empfinde ich die Reise im Moment häufiger als Belastung. Ich lebe nur darauf hin! Alles dreht sich nur darum! Während andere ihren Lebensstil von Student zu Zahnarzt anheben, versuche ich total zu sparen, auch wenn ich schon mehr als genug für die Reise und die Zeit nach der Reise zusammen habe (wobei ich mir hier halt für die Zeit danach versuche noch einen größeren Puffer zu schaffen falls ich nun doch auf die Idee kommen sollte was anderes zu studieren)! Manchmal erwische ich mich dabei wie ich mir denke: „verdammt, wieso besitzt dich dieses Thema Reisen so? Wieso bestimmt es dein Leben? Es wäre doch einfacher ohne dieses Damoklesschwert über deinem Kopf“ Aber ich kanns ja auch nicht sein lassen mich für ferne Länder, die Tierwelt, Natur und co. zu begeistern obwohl ich nicht der klassische Wanderer bin.

Ich weiss nicht ob das ehrlich gemeinte mahnende Worte meines Chefs waren, die ich ernst nehmen sollte oder ob er mir die Reise bloß madig redet, weil er nicht die Eier dazu hat…
Auch verstehe ich nicht warum mich das überhaupt so verunsichert. Natürlich waren das Dinge über die ich im Vorfeld auch schon nachgedacht habe, v.a. Bewerbung nach der Reise.

Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung was ich mir von euch für Antworten erhoffe. Ich werde ja sehen was ihr schreibt und ob überhaupt jemand Lust hat so einen ellenlangen Text zu lesen… ;-)   
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versatile

« Antwort #1 am: 26. März 2013, 21:58 »
Ich befinde mich in einer dir ähnlichen Situation, studiere momentan noch Medizin, will aber im Gegensatz zu dir direkt nach dem Studium los. Ich spare auch schon fleißig, allerdings habe ich mich auch damit beschäftigt, evtl. doch noch ein Jahr zu arbeiten bevor es losgeht, weil das mit dem Geld vielleicht doch knapper ausgeht. Das wird sich jedenfalls noch herausstellen. Aber ich weiß, dass ich selbst nach einem Jahr zumindest versuchen würde, ein Sabbatical rauszuschlagen (schonmal darüber nachgedacht? ) , und in der Not würde ich halt kündigen. Ich habe mir nämlich mal die Mühe gemacht und auf mein Herz gehört, und das sagt mir felsenfest, dass es auf Reise gehen möchte.  :D
Im Endeffekt ist es ja so : Die Dinge, die man nicht gemacht hat, bereut man am Ende am Meisten!
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Jessy83

« Antwort #2 am: 26. März 2013, 22:33 »
Hallo Bobsch!
Ich kann dich auch sehr gut verstehen! Sowohl deine Angst, dir durch die Reise etwas zu verbauen als auch deine Unentschlossenheit hinsichtlich deiner Berufswünsche. Ich bin jetzt 29 Jahre alt, habe nach dem Abi Germanistik studiert und danach noch ein Psychologiestudium drangehängt aus genau demselbem Grund, aus dem auch du überlegst noch etwas anderes zu studieren: Diese ewige Unentschlossenheit, was denn jetzt der richtige Beruf sei für die nächsten 30 Jahre. Ich wusste es nach dem Abi nicht, nicht nach dem ersten und leider auch nicht nach dem zweiten Studium!
Trotzdem möchte ich, wenn ich in ein paar Monaten jetzt im Sommer mit Studium 2 fertig bin, gerne auf Weltreise gehen. Und das obwohl ich noch rein gar keine Berufserfahrung habe! Zumindest keine, die irgendetwas mit meinen Studien zu tun hätte. Genau wie du, nagt auch an mir die Angst, im Anschluss nichts mehr zu finden, da erstens keine Berufserfahrung und zweitens dann schon bald 31...
Andererseits sehe ich aber in so einer Reise auch die Chance, Klarheit zu erlangen. Fern der gewohnten Umgebung und der bekannten Leute besteht viel eher die Möglichkeit sich eingehend mit der eigenen Person zu beschäftigen. Nicht nur, dass man die Zeit dazu hat, ich denke viel wichtiger ist es, sich wirklich darauf einlassen zu können, also die Muße zu haben!
Anders als bei dir zieht mein Partner leider nicht mit, sodass ich alleine starten werde (was die Sache nicht gerade einfacher macht!).
Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt für so eine Reise, sowohl bei dir als auch bei mir. Wenn du erst einmal voll und ganz im Berufsleben angekommen bist, wer weiß? Vielleicht bist du dann nicht mehr bereit für die Reise? Der Schritt wäre dann doch ein sehr viel größerer.
Und gerade wenn dich das Gefühl des vorbestimmten Lebensweges so stört, dann brich aus, und zwar jetzt, bevor es dich erdrückt! Ich kann dich, wie gesagt, sehr gut verstehen! Mich plagen ganz ähnliche Ängste! Aber in zuversichtlichen Momenten denke ich mir: Das ist MEIN Leben! Ich habe nur dieses eine und ich hab einfach keine Lust mir durch ökonomische, gesellschaftliche oder sonstige Zwänge vorschreiben zu lassen, wie ich es zu leben habe.
Und zum Schluss noch ein Gedanke: Vielleicht bist du auch deshalb nicht im Arbeitsleben angekommen, weil du von Anfang an wusstest, dass du in absehbarer Zeit wieder kündigen wirst? Wenn du jetzt alles um ein oder zwei Jahre verschiebst, dann wird es dir unter Unständen in dieser Zeit nicht anders gehen als im letzten Jahr.
Ok, das war jetzt wohl keine richtige Antwort, aber dein Text hat mich einfach angesprochen udn ich wollte mal meine Gedanken dazu loswerden, vielleicht hilft es dir ja irgendwie weiter! :)
LG Jessy
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BineKa

« Antwort #3 am: 26. März 2013, 23:11 »
Hi Bobsch,
ich kann dich gut verstehen, denke aber, dass du alles ein bisschen gelassener sehen kannst - mach wonach dir ist, es wird im Leben schon (gut) weiter gehen. Du hast eine prima Ausbildung und kannst auch in ein paar Jahren noch anfangen, richtig in das Berufsleben einzusteigen. Ist doch ne feine Zeit, um auf Reisen zu gehen! Und: du wirst in deinem Leben noch genug zum Arbeiten kommen! Später ist Zeit genug, um richtig in der Arbeitswelt anzukommen - egal ob in diesem Beruf oder in einem anderen, vielleicht begegnen dir ja auch unterwegs neue Ideen?
Und ja, jede Entscheidung kann falsch oder richtig sein, Garantien gibt es nun mal nicht: deswegen mein Tipp: lebe jetzt, reise mit offenem Herzen und viel Zuversicht.
Alles Gute für dich!
Bine


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Radlerin

« Antwort #4 am: 27. März 2013, 12:25 »
Hallo Bobsch,

ich kann verstehen, dass du durch die Worte deines Chefs verunsichert bist. So wie du schreibst, warst du vorher sicher, dass die Reise dein Ding ist. Und ich denke, dass ist sie immer noch.
Wenn du die Reise verschiebst, ist es nix Halbes und nix Ganzes.
Die Frage, ob dein Beruf der richtige für dich ist, wirst du vielleicht eher beantworten können, wenn du mal raus bist und aus einer anderen Perspektive darauf schaust. Du wirst dich unterwegs auch mit allen möglichen Leuten unterhalten und vielleicht auf neue Ideen komen, oder feststellen, dass dir dein Beruf im Grunde doch Spass macht.
Ist es denn der konkrete Beruf oder eher die Angst, jetzt schon festgebunden zu sein und bis zur Rente nur noch arbeiten zu müssen? Das ist ja relativ unabhängig von dem Beruf, das ist mehr das Arbeitsleben an sich.
Wenn du zuhause bleibst, bist du bestimmt ständig am grübeln und kommst auch nicht weiter.
Und was sagt deine Freundin dazu?
Stell dir vor, ihr verschiebt die Reise und in der Zwischenzeit wird sie schwanger, oder sie bekommt das absolute Jobangebot, oder sonstwas.
Wenn du bei deinem Job bleibst, und dich selbständig machst, kannst du doch bestimmt auch mal ab und zu eine längere Reise machen. So  mit Praxisgemeinschaft? Ich denke mal, die Zeiten ändern sich auch, ich bin auch in einer konservativen Branche, aber trotzdem nehmen inzwischen fast alle Männer Erziehungsurlaub, das war vor einigen Jahren noch undenkbar.

Zitat
Ich weiss nicht ob das ehrlich gemeinte mahnende Worte meines Chefs waren, die ich ernst nehmen sollte oder ob er mir die Reise bloß madig redet, weil er nicht die Eier dazu hat…

Meine Meinung: Er meint es ehrlich, weil er halt so denkt; er will es dir nicht madig machen, sondern ist väterlich besorgt und meint es gut; UND du solltest dich dadurch nicht von deiner Reise abbringen lassen!  8)

Mein Chef hat mich auch angeschaut als käme ich vom anderen Stern, weil es es wahrscheinlich nicht in sein Weltbild passt...aber Hauptsache sie lassen einen gehen  ;)

Liebe Grüsse
Claudia

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huskyeye

« Antwort #5 am: 27. März 2013, 13:02 »
Hallo Bobsch,

wie du ja aus den vorigen Antworten schon schließen kannst, machen sich viele Leute vor einer solchen Entscheidung viele Gedanken, und es gibt nicht "richtig" oder "falsch". Aber ich denke, in deinem Fall spricht doch viel für die Reise. Du bist gerade mal 25 und hast immerhin schon Berufserfahrung als Zahnarzt, natürlich noch nicht lange, aber immerhin - es gibt viele Studenten, die mit 25 noch nicht fertig sind oder sich erstmal mittels Praktika durchschlagen. Du hast einen Beruf, der überall auf der Welt benötigt wird, ich kann mir kaum vorstellen, dass alle Arbeitgeber-Zahnärzte eine solche Reise als negativen Aspekt im Lebenslauf ansehen werden. Als ich in Australien war, habe ich dort zufällig mit einem Zahnarzt ein Hostelzimmer geteilt, und er hatte gerade einen Job in Sydney gefunden. Es gibt so viele Möglichkeiten!

Zu deiner Angst, im falschen Beruf gelandet zu sein: Auch damit bist du nicht allein, aber auch ohne nochmal etwas Neues zu studieren, kannst du mit etwas Einfallsreichtum und Kontaktfreude (und ggf. der Bereitschaft, mal etwas weniger zu verdienen) eine andere Nische für dich finden. Eine gute Ausbildung, egal in welchem Bereich, öffnet viele Türen. Und im Studium (sowie dann auf der Reise) lernt man außer Fachwissen ja auch viel anderes und verfügt über ein ganzes Bündel an Qualifikationen.

Ich bin 34 und habe schon öfters den Job gewechselt. Vertrau ein bisschen auf dich selber, dann findest du früher oder später immer einen Arbeitgeber, der deine Beweggründe gut findet und zu dem du passt. Und in deinem Beruf hast du ja tatsächlich die Option auf Selbstständigkeit - ich würde sagen, dir stehen viele Wege offen. Gerade auch, weil du ein reflektierter Typ zu sein scheinst. Lass dich nicht vom eigenen Gedankenkarussell ins Bockshorn jagen.

Du bist jung! Und jetzt zu planen, wie du mit 33 leben willst, bringt nicht so wahnsinnig viel. Es kommt doch immer anders...

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Bobsch

« Antwort #6 am: 27. März 2013, 17:06 »
Vielen Dank all denen die sich hier so intensiv damit auseinadergesetzt haben, ist ja doch ein längerer Text gewesen ;-)

Zitat
Aber ich weiß, dass ich selbst nach einem Jahr zumindest versuchen würde, ein Sabbatical rauszuschlagen (schonmal darüber nachgedacht? )

Irgendwie hatte ich das kategorisch ausgeschlossen, um nach der Wiederkehr noch freier zu sein was die Ortswahl angeht, aber auch mögliche berufliche Veränderung. Könnte es mir mittlerweile aber evtl. doch mehr oder weniger vorstellen. Allerdings wird das wohl kaum möglich sein. Erstens will ich in 3 Monaten los undzwar für über 12 Monate (Kann man das Gehalt jetzt überhaupt noch soweit runterschrauben und auf die gesamte Zeit verteilen?). Zweitens ist es eben nur eine kleine Praxis aus drei Behandlern (inklusive mir). Für die Zeit, die ich nicht da bin brauchen sie Ersatz und zack... am Dienstag kommt schon jemand zum Vorstellungsgespräch. Da hat sich zufälligerweise jemand vor ca. 10 Tage hier beworben und dei Gelegenheit haben meine Chefs natürlich gleich bei den Hörnern gepackt.

Zitat
Und zum Schluss noch ein Gedanke: Vielleicht bist du auch deshalb nicht im Arbeitsleben angekommen, weil du von Anfang an wusstest, dass du in absehbarer Zeit wieder kündigen wirst? Wenn du jetzt alles um ein oder zwei Jahre verschiebst, dann wird es dir unter Unständen in dieser Zeit nicht anders gehen als im letzten Jahr.

Diesen Gedaken hat mir meine Freundin auch aufgezeigt! Es könnte durchaus was dran sein! Ich kann einfach nicht differenzieren ob das kopfmäßig noch nicht im Berufsleben angekommen sein daran liegt, dass es vielleicht nicht DER Job für mich ist oder vielleicht noch an meinem Alter, dass ich einfach noch nicht die Verantwortung verspüre arbeiten zu MÜSSEN oder auch wirklich daran, dass ich die Reise als eine Art Laster verpüre, dass endlich "abgehakt" werden muss, um meine Aufmerksamkeit anderen Dingen voll widmen zu können. Im Moment empfinde ich die Reise wirklich eher als eine Art Last, als ein Damoklesschwert, dass über meinem Kopf baumelt... Eigentlich müsste ich mich doch extremst drauf freuen. Ich hab z.B. auch gar keine Lust in den Countdown-Thread zu schreiben, obwohl das doch eigentlich ein total geiles Gefühl sein sollte! Oder nicht?
Andererseits tummeln sich hier im Forum auch genug Personen, die es nicht bei einer einzigen Weltreise belassen. Wenn ich jetzt noch nichtmal richtig im Berufsleben angekommen bin, vielleicht will ich dann nach der Reise erst recht wieder los und nicht arbeiten. NUR reisen passt aber nicht in meine Vorstellung eines erfüllten Lebens auch wenn es vermutlich immer ein wichtiger Teil bleiben wird.

Zitat
Andererseits sehe ich aber in so einer Reise auch die Chance, Klarheit zu erlangen. Fern der gewohnten Umgebung und der bekannten Leute besteht viel eher die Möglichkeit sich eingehend mit der eigenen Person zu beschäftigen. Nicht nur, dass man die Zeit dazu hat, ich denke viel wichtiger ist es, sich wirklich darauf einlassen zu können, also die Muße zu haben!

Einerseits gebe ich dir da recht! Andererseits denke ich mir: "Wenn ich jetzt nicht bewusst diesen Job ausübe oder eine Spezialisierung, Weiterbildung etc. angehe, dann werde ich nur vom Nachdenken nicht zu einem Entschluss kommen können ob es das Richtige für mich ist." Das kann ich irgendwie nur feststellen wenn ich es auch einfach mache oder zumindest mal länger hospitiere! Und dann denk ich mir: "Sollte ich das eine Jahr dann nicht lieber dafür nutzen als eine Art Orientierungsphase?"


Zitat
Anders als bei dir zieht mein Partner leider nicht mit, sodass ich alleine starten werde (was die Sache nicht gerade einfacher macht!).

Das tut mir wirklich sehr leid für dich! Zum Glück unterstützt mich meine Partnerin diesbezüglich total. Sie gibt mir Rückhalt. Nachdem ich das letzte Mal 3 Monate in SOA war, war danach mit meiner Ex-Freundin Schluss. Diese mal werde ich ganze 3,5 Monate unterwegs sein bevor meine Freundin dazustößt. Durch meine Erfahrung mit meiner Ex-Freundin habe ich Angst und habe auch schon mit meiner jetzigen Freundin darüber gesprochen. Es ist eine ganz andere Situation als damals. Unsere Beziehung ist intakt und anstatt zu versuchen mich aufzuhalten oder mich zu bremsen, redet sie mich ernsthaft und ehrlich gemeint gut zu. Es könnte eine von den Frauen sein die farmerjohn auch gutheißen würde ;-)
Nachdem ich mich mit diesem Thema auch viel auseinandergesetzt habe und gute Ratschläge von guten Freunden erhalten habe, bin ich mittlerweile absolut der Meinung: Wenn ich Lust habe länger unterwegs zu sein und entsprechend früher loszureisen, dann muss ich das machen. Wenn es die Frau fürs Leben ist, dann hält die Beziehung das aus! Deshalb - so schwer es ist - setz dich mit dir deinem, deinem Freund und eurer Beziehung intensiv auseinander!

Zitat
Ist es denn der konkrete Beruf oder eher die Angst, jetzt schon festgebunden zu sein und bis zur Rente nur noch arbeiten zu müssen? Das ist ja relativ unabhängig von dem Beruf, das ist mehr das Arbeitsleben an sich.

Das kann ich nunmal leider grad garnicht differenzieren, siehe oben!

Zitat
Und was sagt deine Freundin dazu?
Stell dir vor, ihr verschiebt die Reise und in der Zwischenzeit wird sie schwanger, oder sie bekommt das absolute Jobangebot, oder sonstwas.

Meine Freundin bestärkt mich! Zum Glück haben wir ein Entspannungswochende auf Borkum vor uns wo wir bei Strandspaziergängen (und ordentlich Wind) viel reden können!
Sie möchte nur nicht, dass wir jetzt "wegen Ihr" fahren würden, weil es eben zwischen Bachelor und Master passt und ich dann deswegen Schweirigkeiten bekommen könnte bezüglich Job und co.


Zitat
Als ich in Australien war, habe ich dort zufällig mit einem Zahnarzt ein Hostelzimmer geteilt, und er hatte gerade einen Job in Sydney gefunden. Es gibt so viele Möglichkeiten!

Weisst du ob das ein deutscher Zahnarzt mit deutscher Approbation war?



Im Moment denke ich viel nach ob es nicht doch Sinn machen könnte die Reise um 2 Jahre (Dauer des Masters) zu verschieben. Meine Freundin wäre komplett fertig mit dem Studium, ich stünde mit beiden Beinen fest im Berufsleben (vorrausgesetzt es bliebe bei der Berufswahl) und könnte vor der Selbstständigkeit nochmal einmal aus dem Arbeitsleben ausbrechen. Andererseits hätte ich immer noch dieses Damokles-Schwert über meinem Kopf für die nächsten Jahre und ja man weiss nie was kommt. Vielleicht würde ich doch eine Spezialisierung z.B. zum Kieferorthopäden beginnen und wäre dadurch dann wieder 3 Jahre gebunden oder ich könnte auch einfach aus gesundheitlichen, familiären oder sonstigen Gründen nicht los. Aber 2 Jahre draufhinwarten erscheint auch nicht so ewig...

Naja... schwierig...

Gruß Boris
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Bobsch

« Antwort #7 am: 08. April 2013, 16:30 »
So, jetzt möchte ich mich nach einigen Tagen des Grübelns noch einmal zurückmelden!

Die Reise steht, undzwar mehr denn je...

Ich kann euch gar nicht alle Gedankengänge schildern wie ich jetzt zu dieser Entscheidung gekommen bin, doch ich bin wieder überzeugt davon, dass das für mich der richtige Zeitpunkt ist. Natürlich muss ich leider einiges hier aufgeben und Risiken in Kauf nehmen, doch nach intensiven Gesprächen mit Eltern und guten Freunden kann ich das Ganze etwas distanziert betrachten und meinen panikartigen Anfall nicht mehr ganz nachvollziehen, auch wenn er nicht unbegründet war.
Nichtsdestotrotz bin ich nicht traurig drum mir nochmal den Kopf zermalmt zu haben. Das hat mich nochmal dazu gezwungen bewusst über eines nachzudenken und mich nochmal bewusst FÜR die Reise zu entscheiden. Jetzt keimt langsam auch ein Gefühl der Vorfreude auf wenn ich dran denke in knapp 3 Monaten meinen Rucksack wieder für einen längeren Zeitraum als wenige Wochen zu packen...


An dieser Stelle auch nochmal dankeschön für eure Meinungen :-)
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LeniLustig

« Antwort #8 am: 08. April 2013, 16:43 »
Das freut mich für dich, ich wünsch dir eine tolle Vorbeireitungszeit und natürlich tolle Reise
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Beetle

« Antwort #9 am: 08. April 2013, 18:30 »
Hallo,

ich würde dir vielleicht auch raten deine Reise mit deinem Beruf zu verbinden. (Ärzte ohne Grenzen oder ähnliche Organisationen.)
So wie ich das verstanden habe, hast du auch Angst, Schwierigkeiten mit dem Wiedereinstieg in den Beruf zu haben.
Es wird sicher deinen Lebenslauf aufwerten, wenn du auf deiner Reise auch Berufserfahrung gesammelt hast.
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Bobsch

« Antwort #10 am: 08. April 2013, 22:02 »
Hallo,

ich würde dir vielleicht auch raten deine Reise mit deinem Beruf zu verbinden. (Ärzte ohne Grenzen oder ähnliche Organisationen.)
So wie ich das verstanden habe, hast du auch Angst, Schwierigkeiten mit dem Wiedereinstieg in den Beruf zu haben.
Es wird sicher deinen Lebenslauf aufwerten, wenn du auf deiner Reise auch Berufserfahrung gesammelt hast.


Grundsätzlich finde ich die Idee auch gut! Bei Zahnärzte ohne Grenzen ist es aber leider so, dass man bereits Monate im Vorraus den entsprechenden Einsatz "buchen" muss. So genau kann ich das noch gar nicht planen. Außerdem soll man mindestens 500€ spenden für die Teilnahme. Das finde ich ein wenig frech!
Gerne würde ich z.B. in der Mongolei arbeiten. Mal gucken ob es vielleicht doch über ZoG klappt oder ich vielleicht noch eine andere Organisation finde, bei der ich tätig werden kann. Bei meiner ersten Reise habe ich in Kambodscha gearbeitet.

Gruß
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