Thema: Südosteuropa für Dummies  (Gelesen 7773 mal)

Manuel

« am: 17. Mai 2012, 15:33 »
Grüß euch!

Nachdem mich meine letzte Reise doch eher in die Ferne geführt hat, will ich diesmal schaun was die nähere Umgebung so nettes zu bieten hat.

Osteuropa hat mich bislang nie so wirklich interssiert.. Irgendwie hat sich das jedoch geändert. Ich habe mittlerweile schon aus mehreren Ecken gehört, dass dich viele Städte schon wieder ganz schön rausgeputzt haben, und drauf und dran sind den sozialistischen Staub abzuschütteln. Vorteile: Ich kanns mir vorstellen, dass man da als Tourist wirklich noch willkommen ist. Und preisgünstig wirds wohl auch sein.

Okay, lange Rede kurzer Sinn:
Ich will nach Osteuropa, weiß allerdings weder wohin genau, noch in welcher Form (Städtereisen über verlängerte Wochenenden oder ausgedehnter Trip max 2,5 Wochen)

Interessant wären:
  • Kroatien?
  • Bosnien-Herzegowina
  • Serbien
  • Kosovo
  • Montenegro

Albanien, Bulgarien und Rumänien werde ich dann wohl mal seperat machen (man kann ja nicht alles haben), vlt wenn ich mich mal der Gegend Griechenland/Türkei intensiver widme. Das würde sich anbieten.

Gibt es konkrete Städte/Orte oder "bewährte Routen" die ihr mir da empfehlen könnt?

Danke! :-)
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Nausikaa

« Antwort #1 am: 17. Mai 2012, 15:53 »
Also, erst mal ganz allgemein: Preisgünstig sind diese Länder nicht alle. Ich hab im neuen LP für Osteuropa mal die Kosten verglichen und ganz schön gestaunt, wie teuer z. B. Kroatien ist. Das sieht in Montenegro, Albanien usw. allerdings anders aus - wenn die Kosten also eine Rolle spielen, solltest Du da noch mal recherchieren. Der LP bietet sich da auch insofern an, als Du Dich ein bisschen in die Länder einlesen kannst, um zu schauen, welche Dich wohl reizen würden.
Hab jetzt leider keine Zeit, alle Daten rauszusuchen, aber vielleicht hat jemand anders konkrete und aktuelle Zahlen zur Hand?
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Stecki

« Antwort #2 am: 17. Mai 2012, 16:18 »
Ausser Kroatien sind diese Länder sogar sehr billig wenn man nicht gerade vom einen Tourilokal zum anderen rennt.
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White Fox

« Antwort #3 am: 18. Mai 2012, 03:58 »
Ich war 2008 in Slowenien und kann jedem dieses Land nur waermstens ans Herz legen! Fuer mich schien es wie eine vergessene Perle, die von Tourismus noch nicht 'versaut' ist. Natuerlich gab es auch dort Touristen, aber es war ueberschaubar. Wunderschoen!! Und ich habe es als recht billig in Erinnerung. Ich glaube, fuer ein Einzelzimmer im YHA hab ich nur 17 Euro gezahlt.
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laax

« Antwort #4 am: 18. Mai 2012, 07:05 »
Besonders empfehlen kann ich Mazedonien. Sehr sehr nette Menschen und billig ist es auch. Touristen sind eher selten, aber ich finde Osteuropa im allgemeinen sehr interessant und habe auch schon viel gutes über Albanien gehört.
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Nausikaa

« Antwort #5 am: 18. Mai 2012, 09:32 »
Ausser Kroatien sind diese Länder sogar sehr billig wenn man nicht gerade vom einen Tourilokal zum anderen rennt.

Naja, es kommt natürlich auch immer auf die Vergleichsgröße an. Bei Kroatien sind wir uns ja einig, aber der LP veranschlagt z. B. für Bosnien-Herzigowina Preise ab 30 € für ein Budgethotelzimmer. Natürlich ist das mit Westeuropa nicht zu vergleichen, aber ob das teuer oder billig ist, liegt wohl im Auge des Betrachters - oder in seinem Geldbeutel. Ich zum Beispiel war beim Vergleich aller im LP genannten Länder reichlich desillusioniert und werde für meine Osteuropatour nun noch ein bisschen länger sparen müssen.  ;) Lohnen wird es sich aber bestimmt!
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rmu

« Antwort #6 am: 18. Mai 2012, 19:22 »
hallo!

slowenien und kroatien sind ausgesprochen reizvolle reiseländer, keine frage - vor allem schätzt man als "verwöhnter" mitteleuropäer, dass dort, was touristischen service anbetrifft, (meistens) ein gewisser standard gewährleistet ist. das wird weiter im süden und osten etwas rarer, die reise dadurch vermutlich mühsamer. wenn bei der reise echtes balkan-feeling aufkommen soll, zahlt es sich aber in jedem fall aus, auch mal etwas unempfindlicher zu sein.

in bosnien herzegowina kann ich in jedem fall mostar und sarajevo empfehlen - wobei man sich halt im klaren darüber sein muss, dass dies großteils muslimisch geprägte städte sind und dementsprechend auch andere sitten herrschen. unvergessen und tief in meinem herzen eingeprägt ist ein sonnenuntergang, den ich auf einem hügel in sarajevo erlebte, während sich unter mir von den minaretten der insgesamt 77 moscheen der mystisch-melancholische gesang der imame mischte (ich war während des ramadan dort). meiner meinung nach bestes lokal in sarajevo: petica (direkt an der bascarsija), unbedingt cevapcici mit cajmak und fladenbrot probieren!
zunächst ein echter schock, dann aber eines meiner highlights war ein dreitägiger aufenthalt im kaff tjentiste an der bosnisch-montenegrinischen grenze, wo es einen verlotterten campingplatz, einen kiosk und eine zum jugendheim umfunktionierte baracke gab. das wurde aber durch die gastfreundlichkeit wett gemacht, denn schon am zweiten tag fand ich mich inmitten einer bosnisch-serbischen-feierabendgesellschaft bei einem der umliegenden bauernhöfe wieder. was soll ich sagen ... der raki (schnaps) floss in strömen und bis in die frühen morgenstunden wurde durchgefetet und bruderschaft getrunken. was es bei einer reise durch bosnien-herzegowina zu bedenken gilt ist, dass die wunden des balkankriegs dort, wenn man sich mal wirklich für ein gespräch zeit nimmt, schon noch sehr präsent sind - sei es die oft spürbare feindschaft zwischen muslimen und bosnischen serben oder ganz allgemein die armut und arbeitslosigkeit, die den alltag prägen. womit muss man sonst noch rechnen? mülleimer sind mangelware, deshalb liegt der dreck teilweise flächendeckend auf den feldern oder hochebenen. preise in märkten usw. immer verhandeln. und die üblichen abzocke-tricks, die auf dieser seite ohnehin beschrieben sind, habe ich vor allem in bosnien-herzegowina als gängige praxis erlebt.

die wohl legendärste balkan-fete findet immer im august in guca (serbien) statt (anreise: mit dem bus nach cacak und dann mit einem taxi weiter) ... ist geschmackssache, muss man halt mögen (am besten guca festival googeln, ansonsten kann ich noch nähere infos dazu liefern). ist man eher auf der sportlichen seite, kann ich montenegro als tolles wandergebiet empfehlen. dort sind viele wanderwege, im gegensatz zu bosnien-herzegowina, markiert. außerdem ist die adria in montenegro nicht so überlaufen wie etwa in kroatien. in mazedonien sollen die ohrid-seen ein echter hit sein, war selbst noch nicht dort, wird aber demnächst nachgeholt.

bevor ich's vergesse: man sollte doch ein paar brocken srpski/bosanski sprechen, englisch wird nur teilweise und wenn, dann eher von der jüngeren generation gesprochen. z. b. mit einem kauderwelsch sprachführer für serbisch sollte man aber ohne probleme durch kroatien, bosnien-herzegowina, serbien, montenegro und mazedonien kommen.

viel spaß auf dem balkan!
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Nausikaa

« Antwort #7 am: 19. Mai 2012, 10:08 »
Wow, vielen Dank für die vielen Infos!  :o Ich hab dazu noch ein paar Fragen: Braucht man für diese Länder einen Wagen oder kann man mit öffentlichen Verkehrsmittel rumkommen, ohne allzu viel zu verpassen? Und wie sieht es mit Alleinreisenden aus - würde ich vereinsamen oder als Frau in brenzlige Situationen geraten (klar, das kannst Du nur subjektiv einschätzen)? Wie warst Du dort unterwegs?
Ich würde zum Beispiel auch gerne mal kleinere Wanderungen machen, aber nicht alleine. Gibt es da schon Touren oder Wanderangebote von Hotels oder so?

Das ist leider immer mein Problem - ich hätte es gerne so ursprünglich wie möglich und möchte gleichzeitig jederzeit andere Reisende kennenlernen können!  ;D

Danke!!
Nausikaa
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rmu

« Antwort #8 am: 19. Mai 2012, 11:56 »
das busnetz ist in diesen ländern recht gut ausgebaut. man braucht keinen wagen, sollte sich aber darauf einstellen, dass busse auch mal eine halbe stunde verspätung haben können. zeit hat am balkan eine andere bedeutung als bei uns. die preise für busreisen sind erschwinglich. z. b. die fahrt von mostar nach sarajevo kostete im sommer 2010 knapp über 10 euro. bin auch schon mit bus angereist, eurolines busse fahren regelmäßig und meist günstig alle bekannteren städte am balkan an (hab damals für graz-mostar und belgrad-wien glaub ich um die 70 euro hingelegt).

war als blonde und ausgesprochen hellhäutige frau allein unterwegs, was aber kein problem war, nicht mal nachts. man trifft genügend andere reisende, mit denen man gegebenenfalls eine etappe gemeinsam machen kann. ein wenig umstellen muss man sich in sachen geschlechterverhältnis. denn man kommt mit den einheimischen männern zwar recht schnell ins gespräch, das ist aber für z. b. eine bosnische frau unüblich, weshalb das dann manchmal schon als halber weg zur verlobung aufgefasst wird, wenn man intensiver miteinander spricht, durch die stadt spaziert etc. da hilft nur, gleich von anfang an den eigenen freund/mann zu erwähnen, freundlich zu bleiben aber dennoch ganz klare grenzen zu setzen. klar wird man angegafft, wenn man als mitteleuropäerin mit riesenrucksack in einem kaff aus dem bus steigt und einen campingplatz oder eine unterkunft sucht - das sollte man aber nicht persönlich nehmen und darüber hinweg sehen.

was wanderungen betrifft, würde ich bosnien eher weniger empfehlen. mein hosel-wirt in mostar hat mich etwa davor gewarnt, den kreuzberg oberhalb der stadt querfeldein zu erklimmen, da dieses gebiet nie vollständig entmint wurde. die nationalparks werben zwar mit herrlicher natur und tollen wanderungen, die wege sind aber meist nicht oder unureichend markiert, geführte touren sind eher selten und wanderkarten mangelware. vielleicht ist es in foca besser, das kann ich nicht beurteilen, da ich nur durchgefahren bin. der weg führt über die einheimischen, die einem helfen, einen führer zu finden ... vorsicht, nicht übers ohr hauen lassen. von zabljak (montenero) aus gibt es tolle touren, auch wanderkarten, die gut zu lesen sind, und wie gesagt, die steige sind markiert. wenn du schon gelegentlich wanderungen gemacht hast, würde ich da kein problem sehen, wenn du allein losziehst.

dass du es gerne individuell bzw. ursprünglich anlegen und gleichzeitig andere reisende kennenlernen möchtest, widerspricht sich meiner meinung nach nicht. ich selbst habe auf dem balkan großteils unkomplizierte leute kennengelernt, die auf ähnlicher wellenlänge waren - die meisten, die einen gewissen touristischen komfort und service haben wollen, entscheiden sich für kroatien oder so, du wirst sie kaum in einem hostel in der bosnischen pampa finden. und man kann die programmpunkte ja abwechseln. einige tage in einem nationalpark, wo's möglicherweise, aber nicht zwingend, weniger anschluss an andere reisende gibt, dann in eine stadt oder an die adria, wo sicher zahlreiche andere reisegenossen anzutreffen sind.

auf meiner leider nicht ganz aktuellen webseite www.kulturissima.net findest du unter dem menüpunkt impressionen einige fotos von meinem vorletzten balkan-trip (mostar - gacko - sutjestka np (tjentiste) - sarajevo - visegrad - cacak - guca - belgrad).

so lang!
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Stecki

« Antwort #9 am: 19. Mai 2012, 12:14 »
Ausser Kroatien sind diese Länder sogar sehr billig wenn man nicht gerade vom einen Tourilokal zum anderen rennt.

Naja, es kommt natürlich auch immer auf die Vergleichsgröße an. Bei Kroatien sind wir uns ja einig, aber der LP veranschlagt z. B. für Bosnien-Herzigowina Preise ab 30 € für ein Budgethotelzimmer. Natürlich ist das mit Westeuropa nicht zu vergleichen, aber ob das teuer oder billig ist, liegt wohl im Auge des Betrachters - oder in seinem Geldbeutel. Ich zum Beispiel war beim Vergleich aller im LP genannten Länder reichlich desillusioniert und werde für meine Osteuropatour nun noch ein bisschen länger sparen müssen.  ;) Lohnen wird es sich aber bestimmt!

Glaub nicht alles was im Lonely Planet steht!  Meistens findet man vor Ort billigere Übernachtungsmöglichkeiten als im Internet. Und dass es nicht so billig ist wie bspw. Mittelamerika oder Südostasien dürfte auch klar sein. 10 Euro für den Dorm ist normal, und das stufe ich jetzt für ein europäisches Land als billig ein. Aber wenn Du noch etwas mehr sparst musst Du Dich auch weniger mit den Preisen rumschlagen :-)

Und ausserdem kann man ein Land ja nicht nur an den Preisen der Betten bewerten. Essen kostet in den nromalen Lokalen kaum etwas, der Verkehr ist spottbillig und Dienstleistungen sowieso.
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elmo

« Antwort #10 am: 21. Mai 2012, 18:02 »
bin derzeit in bulgarien unterwegs und ich denke die preise sollte nicht viel höher sein als deine wunsch-länder..

das "teuerste" sind halt hostels mit 10€/6er-8er saal...dafür sind fahren mit bus/bahn und essen billig..

abseits vom strand sieht man hier noch das wahre bild der natur...wunderschön.... :o
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karoshi

« Antwort #11 am: 21. Mai 2012, 19:57 »
Für einen Kurzurlaub kann ich Ohrid (Mazedonien) am gleichnamigen See empfehlen. Eine gute Mischung aus wunderschöner Altstadt, uralter Kultur, See (mit Ausflugs- und Bademöglichkeiten), netten Restaurants und Kneipen und auch noch ein Nationalpark zum Wandern gleich hinter der Stadt. Ohrid hat sogar einen internationalen Flughafen (mit beschränkten Verbindungen), ansonsten halt Anreise über Skopje.
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Reisenisttoll

« Antwort #12 am: 22. Mai 2012, 08:51 »
Kroatien ist ein wunderschönes Land! Meiner Meinung nach vergleichbar mit Griechenland! Viel Spaß für deine Reise!
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fuul

« Antwort #13 am: 23. Februar 2013, 11:18 »
Vielleicht hilft es ja jemandem.

Ich habe soeben eine dreiwöchige Reise hinter mir. Meine Route war:
Zürich – Wien – Bratislava – Budapest – Belgrad – Sarajevo – Dubrovnik – Zagreb – Zürich

Zürich – Wien:
Am besten bucht man die Zugfahrt 14Tage im Voraus, die ÖBB bietet Sparschienen Tickets an, je nach Buchungszeitpunkt fährt ab 30Euro nach Wien.

Wien – Bratislava:
Das Ticket gibt es ab 15Euro (Mit Sparschiene evtl. günstiger) und der Zug fährt mehrmals täglich!

Bratislava – Budapest:
Auch hier kostet das Ticket 15Euro, die Zugfahrt dauert etwas länger als 3 Stunden

Budapest – Belgrad:
Mindestens zwei Züge täglich. Ich habe den Nachtzug genommen. Abfahrt in Budapest war 22:20, Ankunft in Belgrad war um 06:20.
Hier unbedingt den Pass mitnehmen, die ID reicht nicht für Serbien. So wie ich gehört habe, kann die Fahrt ganz schön mühsam sein und die Grenzkontrollen können Stunden gehen. Ich hatte Glück und nach 10min an der Grenze fuhr der Zug schon weiter.
Kostete auch um die 15Euro.

Belgrad – Sarajevo:
Im Sommer fährt ein Zug nach Sarajevo. Im Winter ist dies nicht der Fall! Es verkehren allerdings täglich ein oder mehrere Buse nach Sarajevo. Ich nahm den Bus um 16Uhr und kam um 23Uhr in Sarajevo an.

Sarajevo – Dubrovnik:
Sehr schöne Fahrstrecke! Kosten: Um die 20Euro

Dubrovnik – Zagreb:
Kosten: auch ca.30Euro Zeit: 08 – 10 Stunden

Von Zagreb bin ich mit dem Bus zurück nach Zürich gefahren, in Zagreb gibt es allerdings auch einen internationalen Bahnhof mit Verbindungen in alle Richtungen (Österreich, Italien, Slowenien, Serbien und je nach Gerüchten sogar nach Sarajevo)

Wichtig ist auch zu erwähnen dass im Balkan praktisch jedes Land seine eigene Währung hat. Die serbischen Dinare sollte man unbedingt noch in Serbien oder spätestens in Bosnien – Herzegowina wechseln! In Kroatien wollte niemand mehr meine Dinare wechseln!
Zudem ist an den Grenzen manchmal wirklich etwas Geduld gefragt. Wenn man sich ein Gepäck auslegen ersparen möchte, zeigt man am besten an der Grenze Bosnien – Kroatien nicht den Pass mit dem serbischen Stempel, sondern einfach die ID!

Liebe Grüsse
fuul
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