Weihnachten in den Tropen, bzw. im Hochsommer der Suedhalbkugel ist schon etwas seltsam, ob man nun auf seinen Koffern sitzt oder nicht. Es genuegt schon, wenn man als Kind in Deutschland abends die beleuchteten Weihnachtsbaeume in den Vorgaerten gezaehlt hat, Adventskaffee-Einladungen, -kraenze, Schul- und Betriebsfeiern gewoehnt ist, sich auf Weihnachtsmaerkten den Hintern abgefroren, die Haende an Gluehweintassen gewaermt und in schneereichen Jahren vor der Heilig-Abend-Bescherung durch knarrenden Schnee zur Kirche und zurueck nach Hause gelaufen/gefahren ist, wo dann das feierlich geschmueckte und beleuchtete Wohnzimmer mit der Bescherung und ein feierliches Familienessen an die Reihe kamen, draussen Kaelte und Nebel mit Nieselregen, manchmal auch Schnee und Glaette, alles feierlich still.
Was mir (in Lateinamerika) nach wie vor schwer faellt: die kitschige, bunte und blinkende Weihnachtsdekoration allenthalben, und die Sauforgien, die waehrend der Feiertage vielfach in den offenen Kneipen abgehalten werden. Aber davon kann man sich zurueckziehen - nach Hause, in ein gemietetes Ferienhaus und notfalls sogar in einen Hotelgarten oder -balkon.
Zu Heilig Abend habe ich im Garten immer ein tannenaehnliches Gewaechs aufgestellt oder gepflanzt. Das muss man in den Tropen zwar suchen, aber man kann es in Gaertnereien zumindest als kleine Pflanze finden - zur Not tut's auch eine Zypresse oder Pinie. Wegen der tagsueber herrschenden Waerme/Brandgefahr wird es mit elektrischen aber nicht blinkenden und einfarbig weiss leuchtenden Kerzen versehen, und nicht mit echten Kerzen, dafuer aber mit Glas- und Zinnschmuck aus Deutschland dekoriert. Dieses Jahr wird es sogar eine Araucaria-Tanne sein, die schon gepflanzt ist. Auf dem Cello spiele ich fuer mein kleines Toechterchen ein paar deutsche Weihnachtslieder, lese ihr Weihnachtsmaerchen vor. Meine Frau (die noch nie zu Weihnachten in Deutschland war) und ich kochen gemeinsam irgend etwas Besonderes, decken den Tisch feierlich und trinken zwischen Kaffeebauemen, Kakaopflaenzchen, Bananenstauden und Palmen beim Grillenzirpen ein Flaeschchen Wein - nach Sonnenuntergang im Wollpullover, da es dann auf 1800m Hoehe auch am Äquator zwischen 16 und 20 Grad ist. Da bei uns dann Trockenzeit ist, lesen wir im Garten oder auf der Terrasse meist bei Sternenhimmel die Weihnachtsgeschichten - auf Deutsch und auf Spanisch. Vielleicht schaffen wir es dieses Jahr Heilig Abend zur Dorfkirche - bisher immer erst am 25. vormittags, sofern Fraeulein Tochter bei 30 Grad Hitze aus ihrem aufblasbaren Plantschbecken zu vertreiben ist.
Ist halt ganz anders als frueher, aber auch sehr schoen, gemuetlich und sogar ein wenig feierlich.