Hi Leute,
vielen Dank für euer Mitgefühl und die aufmunternden Worte! Das tut wirklich gut..
Ja, es ist nun eine Woche her und ich habe mir viele Gedanken gemacht. Knackpunkt der ganzen Geschichte ist wohl, dass sie die Reise von Anfang an nicht wollte, es mir aber nicht direkt sagen wollte. Hab sie ja etliche Male gefragt, bevor ich gebucht habe. Hätte sie nur mal klar "Bitte bleib bei mir" oder "Komm bitte zurück, ich sterbe vor Kummer" gesagt, hätte ich das ja getan! Leider sehe ich erst jetzt, wieviele Anzeichen es dafür gab. Aber sie hat es nie so direkt gesagt, dass ich verstanden hätte, wie wichtig es ist. Und dass es tatsächlich so schnell so schlimm kommen könnte.. Auch dachte ich, es muss doch wohl machbar sein, 3 Monate zu überstehen.
Sie hatte auch mal erwähnt, dass sie früher schon ein Problem mit langen Fernbeziehungen hatte, dass sie dabei selbstzerstörerisch werden kann, aber dass es wegen unserer besonders großen Liebe bei uns was anderes ist. Da wir "nur" 1+3+3 Monate Abstand überstehen mussten (dazwischen Besuchsurlaube), dachte ich, das wird ja wohl zu packen sein. Aber es fing nach einer Woche schon an, dass sie negativ und depressiv wurde, weniger Kontakt wollte und Gedanken an mich verdrängt hat. Also genau das, was man tut, um jemanden aus dem Kopf zu kriegen. Dennoch - es waren immer nur ein paar Tage, dazwischen war alles prima, sie hat sich sehr auf die gemeinsamen Zwischenbesuche und die Zeit danach gefreut und es gab viele liebevolle Momente. Aber mit jeder Woche etwas weniger.
Ihr "Entfernungs-Problem" scheint darin zu bestehen, dass ihr seelisch der Unterschied zwischen vorrübergehender Abwesenheit und Trennung nicht klar ist. Sie hatte das vorrübergehende Alleinseinsgefühl in ein "Er-hat-mich-verlassen" umgedeutet und sich scheinbar schon seit meiner Abreise unterbewusst von mir getrennt (daher ihr steter Kummer und die negative Einstellung). Das war ein schleichender Prozess, der sich in Form des Verdrängens und Kontaktmeidens geäußert hat. Das habe ich gespürt und es hat mich verunsichert. Deshalb habe ich lange versucht, sie zu motivieren, zu mir Kontakt zu suchen und positiv nach vorne zu blicken. Später davor zu warnen, dass es gefährlich wird. Zuletzt zu sagen, dass es so nicht weiter geht, und wir entweder das negative Denken oder die Beziehung beenden müssen (woraufhin sie Angst hatte, mich zu verlieren, sich total zum Positiven geändert hatte und ich dachte - fantastisch, jetzt läufts endlich - doch es war dann auch plötzlich weg, also nicht real). All das finde ich irgendwie unnormal - wenn man verliebt ist, dann muss man doch ein eigenes Interesse haben, und gerne mit dem Partner sprechen. Und dann will man das auch lieber als andere Dinge (Spülen).
Ihre abweisenden und desinteressierten Momente haben mich enttäuscht, frustriert und manchmal dumme Worte sagen lassen. Ja, das muss ich mir schon selber vorwerfen, im Affekt so weit zu gehen, Schluss zu machen, auf die Entfernung, nicht gut. Aber bei sowenig Eigeninteresse, fragte ich mich wo ich bei ihr stehe. Auf Entfernung zu streiten ist generell keine gute Idee, aber es passiert halt manchmal. Wir hatten in den 7 Monaten vor der Reise nicht viele Streite und daher keine Gelegenheit eine gute Streitkultur zu entwickeln, auch das ist ein Grund - zuhause wäre es wohl anders gelaufen. Man kann da richtig reden und danach das negative Erlebnis wieder positiv kompensieren. So aber hat jeder Streit einen Kratzer hinterlassen und ist in Erinnerung geblieben.
Das Tragische ist, dass wir uns so kurz vor der Reise kennengelernt haben und sie ein unerwartetes Problem mit langer Abwesenheit hatte. Ich war ja nach 4 Wochen zurückgeflogen, und alles war sofort wieder super, aber nach weiteren 3 Wochen Abwesenheit gings wieder bergab. Mit anderen Worten, ohne die Reise hätte es klappen können, es passte nämlich sonst perfekt. Und hätte ich das vorher gewusst, hätte ich die Reise definitiv für uns sein gelassen. Aber es hätte auch mit beidem klappen können, wir hätten einfach nur gerne und positiv miteinander reden müssen. Aber dass das so ein Riesenproblem für sie ist, naja, das konnte ich vorher nicht wissen. Wirklich schade, denn es war eine unglaublich große Liebe und es hätte noch eine so tolle Zeit werden können.
Ja, ich werde die Reise weitermachen, alles andere wäre Unsinn. Zuhause wäre es wohl nur 1-2 Wochen besser, danach eher schlechter. Ich hoffe nur, der Kummer wird bald erträglicher, nun wo ich über die Dinge nachgedacht habe. Zumindest sind die äußeren Umstände gerade sehr heilsam: habe sehr liebe Menschen kennengelernt, die mir Trost gespendet haben, ein tolles Hostel, das total gemütlich ist und glücklich macht, und das Wetter hier ist fantastisch.
Liebe Grüße!
Ingo