Ich finde diese Idee im Grunde ganz toll, habe auch frueher Heinz Helfgen 'Mit dem Fahrrad um die Welt' verschlungen. Meine eigenen Radtouren sind aber immer nur ein paar Tage lang in Europa gewesen, die laengste war mal drei Wochen durch Mittelamerika. Sie sollte die Generalprobe fuer eine eventuelle Weltumradlung sein, aber diese Erfahrung hat mich von meinem Plan abgebracht - diese Reiseart ist wirklich nichts fuer unser Zeitalter.
1. Allgemeines:
a) Unweigerlich ist der Sport das Haupt-Thema der Reise, 'die Welt sehen' selbst rueckt in den Hintergrund.
b) Fuer das Gepaeckproblem fand ich keine vernuenftige Loesung.
c) die besten Tageszeiten bist du beim strampeln, mindestens 6 bis 8 Stunden am Tag. Du bist von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nur mit Fortbewegung befasst. Wenn du ausser Strassengraeben noch was anderes sehen willst, musst du Pausentage einlegen - diese bringen einen aus dem Tritt und werfen einen psychologisch zurueck.
2. Epochenbedingtes. Im Gegensatz zu der Situation vor 50 Jahren ist es unglaublich teuer und wesentlich gefaehrlicher als frueher:
a) sind die Lebenshaltungskosten (Uebernachtung und Essen) sind selbst in den fuer Europaeer billigen Laendern nicht wirklich billig, und da man langsam vorwaerts kommt (selbst wenn man jeden Tag 100km schafft) zahlt man sich dumm und dusselig an den zahlreichen Uebernachtungen - auch mit dem Zelt, weil man aus Sicherheitsgruenden nicht einfach am Autobahnrand schlafen kann/darf, sondern Campingplatz zahlt. Der Bauer, wo man auch umsonst in der Scheune schlafen koennte, wohnt - wo es ihn heute noch gibt - so weit von den Hauptverbindungsstrassen ab, dass man ihn einen halben Tag lang suchen muss und das Fahrrad auf dem Ruecken durch die Wildnis hin- und zuruecktragen muss.
b) Die Anzahl der KFZs pro Einwohner und damit die Anzahl der Wahnsinnigen am Steuer ist sehr hoch, und als Radfahrer besteht hohe Verletzungsgefahr.
c) Die Urbanisierung der Welt ist unheimlich weit fortgeschritten, und zwar nicht im Hinblick auf 'Schoener Wohnen' , sondern in Form von graesslichen Vorstaedten, die die Groesse des Zentrums um das hundertfache uebersteigen und oft von sozialen Problemen gepraegt sind. Um nur in Europa zu bleiben: man kann zum Beispiel vom Zentrum Madrid raus zum Flughafen Barajas ueberhaupt nur noch mit dem Auto kommen, wenn man ein Fahrrad bei sich hat: bei der U-Bahn lassen sie dich nicht durch die Sperre, ein Taxi nimmt einen nicht mit, und eine normale Strasse gibt es nicht mehr - nur noch Autobahnen, auf denen Radfahrer verboten sind und durch deren ausschliessliche Existenz schwere Bussgelder bis hin zur Abnahme des Fueherscheins die Folge eines Verstosses sind.
d) die Volkshelden sind nicht mehr, wie vor 30 oder 40 Jahren, einsame und charakterstarke Einzelkaempfer, die mit verfuegbaren Mitteln gegen eine ungerecht handelnde Uebermacht unter Erbringung von Opfern ihre Vorstellung von Gerechtigkeit durchsetzen und am Ende vielleicht durch Liebe belohnt werden, sondern kraftstrotzende Opportunisten, die ihre egoistischen, kurzfristigen Ziele (einen Koffer voll Geld und/oder einen lang ersehnten Fick) mit potenten Motoren, Betrug, Kugelhagel und Gewalt erreichen. Das hat bei den meisten Leuten auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sie einen oder zwei radelnde Weltreisende wahrnehmen und behandeln.
Fazit: mit Bus und Bahn um die Welt wird die Haelfte kosten und du wirst mehr sehen - leider.