Hallo mimi,
wir sind gerade von einer 5monatigen Tour aus Australien zurück. Unsere Jungs waren bei der Abfahrt 10 und 4 Jahre, der Kleine hätte gern ein bißchen älter sein können, der Große nicht, denn dann kriegen die so Pubertätsflausen. Es war für uns nicht einfach, mit nem gekauften Campervan und nem Zelt - immer die Bedürfnisse der Kinder nach geregeltem Tagesablauf, sicherem Schlafplatz, ordentlichem Essen ( ich meine keine Schlapper Pies
), altersgerechter Beschäftigung im Auge - immer auch ein bißchen an uns zu denken. Es ist wie Zuhause auch mit Kindern, nur ohne die alltäglichen Helferlein wie Geschirrspüler, Fernseher, Waschmaschine, ordentliches Trinkwasser. Häufig waren wir in Nationalparks campen und da auch oft die einzigen Gäste. Da die australischen Kinder unter der Woche vollzeit die Schule besuchen, blieben die Kontakte auf die Wochenenden und die Septemberferien beschränkt, so daß unsere Kinder ihre Freunde und unser Haus schon sehr vermißten. Tagelang sangen sie Weihnachtslieder, freuten sich auf Halloween, malten sich aus, wie üppig ihre Geburtstagsfeier sein würde, wären sie zu Hause - und das alles angesichts einer atemberaubenden Kulisse von Strand, Sand, Meer, Bergen, Wasserfällen, Aboriginal Culture etc.
Im Prinzip hätte man sie gut zu Hause lassen können, nur, dann wären wir nicht weggekommen, da wir niemanden haben, der auf die Kinder hätte aufpassen können oder wollen. Im Studium sind wir ohne Kinder auch schon viel gereist und haben das nun vermißt. Die Reise wird mit den Kindern allerdings ganz anders, als ohne, da diese die Reise natürlich mitgestalten. Wir haben viele junge Backpacker getroffen, die unser Arbeitspensum während der Reise erstaunlich fanden. Manchmal bin ich abends ins Zelt gefallen und habe mich gefragt, für wen ich das hier eigentlich tue. Die Kinder wären eh lieber zu Hause und wir hatten so viel zu tun ( kochen, waschen, fahren, Route planen, auf- und abbauen ), viel mehr als zu Hause, daß wir aufpassen mußten, daß auch wir noch Spaß an der Reise haben konnten. Dabei sind wir schon auch kindgerecht gereist, haben lange Stopps gemacht, sind nicht mehr als 300 km am Stück gefahren etc. Ich hatte im Vorfeld so ziemlich alles gelesen, was es zu Reisen mit Kindern auf dem Buchmarkt gab. Aber live ist es dann doch anders.
Wir haben unterwegs ein deutsches Pärchen mit 2 Kindern 5 und 7 getroffen, da war die Mutter nach Woche 4 von 6 bereits so genervt, daß sie lieber sofort die Reise abgebrochen hätte. Eine französische Familie mit super teurem Allradvan und 3 kleinen Kindern machte einen entspannten Eindruck, auch wenn die Kinder quasi nur im Auto waren den ganzen Tag, da jeden Tag zig Kilometer abgerissen wurden. Dasselbe haben wir von den Australiern gehört, die ein halbes oder ein ganzes Jahr frei nehmen und mit den Kindern ihr Land bereisen, d.h. Kilometer fressen, während die Kleinen mit DVDs und Videospielen ruhiggestellt werden. Ist es das, was wir den Kindern zeigen wollen ?
Letztlich haben unsere Kinder tagelang am Strand gespielt, selber Spielzeug gebaut, Muscheln, Steine, Kokosnüsse gesammelt, mit Bodyboards gesurft, wandern gewesen, sämtliche Tiere Australiens hautnah erlebt, eine Bierdeckelsammlung angelegt, in Charityshops nach kuriosem Spielzeug gesucht, anderes Essen erlebt, Höhlen erforscht, eine Mine besichtigt, nach echten Schätzen wie Opalen, Saphiren und Achateiern selbst gegraben, die endlose Weite des Outback gesehen, einem Kamelrennen beigewohnt, sich von echten Aboriginies Bumerangwerfen und Didgeridoospielen beibringen lassen, sich von japanischen Touristen auf dem Markt fotografieren lassen, nette Menschen kennengelernt, die englische Sprache gelernt usw. usf. Es war keinen Tag langweilig und wir hatten das Gefühl, daß es auch den Kindern Spaß gemacht hatte. Der große Sohn wiederholt die Klasse, da wir ihn wirklich nicht noch "nebenbei" beschulen konnten. Das können seine Lehrer auf jeden Fall besser als wir, und er hat damit auch kein Problem.
Also, jedes Kind ist anders, jeder reist auch auf andere Art und Weise und hat andere Vorstellungen davon, was er warum sehen möchte. Deshalb kann ich Dir nur raten, reise vor den Kindern und dann natürlich auch mit den Kindern, denn das ist was ganz anderes.
Alles Liebe
fischkopp