Kann nicht klar Position beziehen, da es für beide Varianten pro und contra gibt. Ich reise jetzt auch nach dem Studium los. Selber konnte ich zwar nicht wählen (meine Eltern meinten, sie finanzierten mir das Studium meiner Wahl, aber ich dürfe kein "Zwischenjahr" machen), im Nachhinein bin ich aber froh. Mir persönlich brachte das Studium/die Wartezeit viel: Ich war in der Zwischenzeit auf einer kürzeren Reise allein unterwegs, habe dank diversen Erfahrungen mehr Menschenkenntnis und Selbstbewusstsein - und konnte zumindest ein bisschen Spanisch lernen. Ist sicher nicht bei allen so (kenne genügend andere Beispiele), aber ich wäre direkt nach dem Abi mit knapp 18 Jahren noch nicht reif genug gewesen für eine grosse Reise.
Zudem liegt das angelegte Geld ja nicht einfach still, sondern "vermehrt" sich von Jahr zu Jahr. Ich hab auf den 18. Geburtstag auch eine rechte Summe aus einer Erbschaft erhalten. Vier Jahre später ist rein durch die jährlichen Zinsen noch einiges dazugekommen. Würde das jetzt nicht als Hauptargument benutzen (sonst bist du mit 80 noch am sparen), aber es ist doch ein schöner Nebeneffekt, der einem die Wartezeit versüsst.
Eine Überlegung wert ist auch die Wohnsituation: Wirst du für's Studium von zuhause ausziehen oder bei deinen Eltern wohnen? Nach zwei Jahren allein auf Reisen kann es unter Umständen schwierig sein, wieder bei den Eltern zu wohnen (kommt halt auf die individuelle Situation an).
Bei ehemaligen Mitschülern, die nach dem Abi erstmal reisen gegangen sind, beobachtete ich teilweise auch eine gewisse Demotivation zu Studieren: Da wurden schlechtbezahlte Nebenjobs gemacht, x-mal eine neue Studienrichtung angefangen, wieder reisen gegangen... Ich bin jetzt 22 und fertig mit dem Studium. Nicht wenige meiner Gymnasiumsklasse fangen jetzt gerade mal das 2. Semester an oder beschäftigen sich immer noch in Callcentern, Touristen-Animation und anderen Jobs, für die's keine wirkliche Ausbildung braucht. Einfach, weil sie immer noch nicht wissen, was sie studieren sollen. Und das Leben so "angenehmer" ist, wenn man bisschen arbeitet und dann wieder reisen geht statt studieren und arbeiten gleichzeitig.
Andererseits: Wenn du schon die Möglichkeit hast, eine solche Reise bereits nach dem Abitur zu machen, warum nicht... Man hört von sovielen Leuten, was sie mal für Pläne hatten und die dann nicht durchgezogen. Später kann immer mal was dazwischen kommen - z.B. ein geniales Jobangebot, wo du aber direkt nach dem Studium antreten müsstest. Und unglücklich sind meine oben beschriebenen Bekannten auch nicht - sie haben halt einfach noch lange keinen Studienabschluss, aber dafür einiges erlebt.
Hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr verunsichert. Aber eben: es gibt wohl keine richtige Antwort.