Thema: Angst vor Kriminalität und Krankheit  (Gelesen 6077 mal)

sidna

« am: 08. August 2010, 00:01 »
Hallo miteinander,

meine Freundin und ich planen im nächsten Jahr eine längere Auszeit. Mal von der Gefühlsachterbahn über die Entscheidung für oder gegen die Reise abgesehen, die wir bisher durchschritten haben, plagen mich vor allem Ängste über negative Dinge, welche uns während der Reise passieren könnten, insbesondere:

- Kriminalität, vor allen Dingen Gewaltverbrechen/Vergewaltigung
- Krankheit

Sicher habt Ihr alle Angst/Respekt davor, ich befürchte jedoch, dass mir unter der gefühlten "Last" der ständigen Bedrohung die positiven Dinge, die das Reisen ausmachen, verloren gehen. Als ich bspw. vor ein paar Jahren in Hong Kong war, drehte sich alles nur darum, nichts Falsches zu essen, damit ich mir den Magen nicht verderbe. Ich war einfach nicht offen und konnte überhaupt nicht genießen, mal abgesehen das ich eh kein Stadtmensch bin und mich in der Natur wohler fühle. Als weiteres Beispiel machte ich bisher einen großen Bogen um Länder mit Malaria wie z.B. Südostasien oder Länder mit schlechten hygienischen Verhältnissen wie z.B. Indien. Ich erlebe diese Ängste mit einem hohen Stress, der erst wieder geht, wenn ich aus der „Gefahrenzone“ raus bin. Allerdings muss ich erwähnen, dass ich mich den Ängsten nicht wirklich über einen längeren Zeitraum als ein paar wenige Tage gestellt habe, deswegen weiß ich nicht, ob sich meine Gefühlslage verändern würde.

Ich liebe das Trekking und würde gerne die Naturschönheiten anderer Länder kennenlernen. Ich würde gern die Menschen anderer Nationen unbelastet und ohne übermäßiges Misstrauen kennenlernen. Ich würde gerne reisen und dabei meinen Kopf frei haben.

Ich habe das Gefühl, dass ich mich bisher nur wirklich frei fühlen konnte/kann, wenn ich mir über die genannten Dinge nicht den Kopf zerbrechen muss, so habe ich es z.B. in Australien und Neuseeland erlebt und deswegen liebe ich diese Länder. Diesmal wollten wir eigentlich u.a. nach Chile und Argentinien, dann habe ich aber die Hinweise vom Auswärtigen Amt zu den Ländern gelesen und bin gleich ins Zweifeln gekommen.

Was könnt Ihr mir raten, um meine Ängste zu überkommen und Platz zu schaffen für all die tollen Dinge, die es zu entdecken gibt? Soll ich meinen Ängsten nachgeben und nur die "sicheren" Länder bereisen oder den Ängsten entgegentreten, mit der Gefahr, dass ich mich nicht wirklich wohl fühlen werde?

Viele Grüße und danke schonmal vorab für Eure Hilfestellung

sidna
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Jens

« Antwort #1 am: 08. August 2010, 01:09 »
Hallo Sidna,

wow... erst einmal Willkommen im Forum. Ja da hast du eine ganze Menge geschrieben! Wo soll ich da anfangen. Hmmm bin jetzt ehrlich, als erstes habe ich gedacht "Bleib zu Hause", aber nach dem ich jetzt eine Viertelstunde darüber nachgedacht habe ist das nicht die Lösung. Es ist schwer dir eine richtige Antwort zu geben, da du scheinbar schon eine Phobie gegen "gefährliche Tiere/Menschen" hast. Ich wohne in Frankfurt, eine Stadt mit fast wenn nicht sogar der höchsten Kriminalitätsrate in Deutschland. Leider führen wir die Statistik seit Jahren an, aber ich bin noch nie überfallen worden. Ich fahre Auto auf Deutschlands Autobahnen, und da passiert schon viel, bestimmt gibt es zwei Tote am Tag alleine da. Ich gehe in die Stadt, wo ich Menschen in der U-Bahn begene, die einen gefährlichen Virus haben können. Ich habe zig Male Afrika ohne Malariatabellten überlebt. Was ich damit sagen will unser Leben ist "GEFÄHRLICH" seit der Minute, in der du geboren bist. Was ich damit sagen will ist, dass du die seleben Gefahren auch zu Hause hast, wie auf Reisen. Vielleicht beachtest die Gefähren hier gar nicht mehr und dass ist dann vielleicht gefährlicher, als wenn du eine Reise machst und die mit den möglichen Gefahren auseinander setzt. Angst solltest du nicht haben, aber Respekt! Den hatte ich auch Nachts in Kapstadt, wenn ich von der Disco nach Hause bin, den nur wenn du Rspekt hast, achtest du auf die Gefahr.

Gefährlich ist das Leben immer, aber denke mal daran, dass es Leute gibt, die nie weg waren und dann von heute auf morgen Krebs bekommen und zwei Monate später sterben. Was ist das nur...... ich denke das ist Schicksal, was niemand beeinflussen kann. Der eine fährt jeden Tag besoffen Auto und ihm passiert nie was, der Andere überquert die Starße bei Grün und der LKW hat nicht gemerkt das es für ihn Rot war!

Ich kann dir nur raten habe Respekt vor der Welt und du kannst sie in voll zügen genießen! Wieviele können das nicht! Wenn du dich jetzt fragst wwer das ist, dann besuche mal eine Kinderkrebsstation, schau dir behinderte Kinder an und dann sehe in den Spiegel und erkenne was du für ein Glück in deim Leben hast - Du kannst du Welt alleine sehen und für dich genießen! ;)

In diesem Sinne, plane reise und lebe!
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tanileha

« Antwort #2 am: 08. August 2010, 04:44 »
Hallo Sidna

Ich bin eigentlich genau die gleichen Meinung wie Jens. Ich, weiblich, 29 Jahre alt, reise jetzt ALLEINE durch Südamerika. Und Angst habe ich nicht. Ich war noch nie eine ängstliche Person, ausser vor Achterbahnen, da kann ich nicht drauf. Aber es ist wirklich genau so wie es Jens beschrieben hat.

Leider hatte ich in der Schweiz negative Erlebnisse, wo ich mir sagen muss, hey, das kann dir überall passieren. Zwei Autounfälle, einmal war ich schuld und einmal nicht.

Ich bin im Moment in Arequipa, Peru. Klar ist es hier als "Gringo" nicht gerade sicher und ich würde jetzt auch nie in gewissen Gegenden alleine nachts rumlaufen, aber das ist nicht Angst, das ist Vorsicht. Respekt, um genau zu sein. Respekt vor Neuem, Respekt vor Unbekanntem. Ich persönlich könnte nicht reisen, wenn ich Angst hätte. Aber wie gesagt, ich hatte noch nie Angst und werde wohl auch nie wirklich haben. Ich habe eine Freundin die mich gefragt hat, wie ich denn das machen kann, so ganz alleine. Sie wäre nicht fähig für sowas, sie hätte zuviel Angst immer. Ja gut, sie wird es nie machen und das ist ihre Entscheidung.

Aber ganz ehrlich, wenn ich solche Gedanken wie du hätte, würde ich persönlich glaube ich, zu Hause bleiben. Genauso wie ich auf keine Achterbahnen gehe. Angst ist nicht gut. Angst führt zu einer Herzattacke, früher oder später. Ich weiss von was ich spreche. Jedesmal wenn mich jemand dazu überredet hat auf eine Achterbahn zu gehen hatte ich Herzrasen, Schwindelgefühl und Angstschweiss. Muss das sein? Nein. Wie weit geht bei dir die Angst. Soweit, dass du Herzrasen und Angstschweiss hast? Dann würde ich dir eventuell abraten oder irgendwie auf eine Lösung kommen das es nicht so ist...

Wie gesagt, es kann dir überall etwas passieren. In gewissen Ländern muss man halt einfach etwas mehr Acht geben, wie man sich verhält. Wenn man als Frau in Marokko mit einem Minirock und einem Trägertop rumläuft und blöde angemacht wird oder sogar entführt wird, muss man sich halt nicht fragen wieso. Den Umständen entsprechend kleiden und verhalten.

SChlussendlich musst du das für dich selber ausmalen ob du diese Angst irgendwie bezwingen kannst denn so kannst du nicht reisen, das ist klar. Und ich hoffe ganz fest für dich dass du diese Angst bezwingen kannst denn Reisen ist einfach das schönste, was es gibt, auch wenn man sich halt an den meisten Ortschaften nicht ganz so entspannt verhalten kann wie zu Hause vor der eigenen Haustür in Deutschland, der Schweiz oder Österreich:-)
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Niels

« Antwort #3 am: 08. August 2010, 08:30 »
Hey sidna,

vielleicht ist dies nicht die Antwort die Du hoeren moechtest, aber vielleicht jene die Du brauchst.

Ich denke Du hast grundsaetzlich die Wahl dich intensiv auf eine Kultur einzulassen (und dir dabei zumindest hin und wieder gehoerig den Magen zu verderben), oder wie ein echter Gringo durchs Land zu reisen und in teuren Restaurants zu essen und einen weiten Bogen um alles "lokale" zu machen.

Bei mir war es so, dass ich anfangs insbesondere in Bezug aufs Essen sehr sehr vorsichtig war, doch inzwischen denke ich habe ich mich einigermassen an die hiesigen Umstaende gewohnt und probiere immer mehr "neue" Dinge auf den lokalen Maerkten.
Sich den Magen zu verderben ist keine wilde Sache, man spuert recht schnell dass etwas nicht in Ordnung ist und meine Methode hierfuer ist schlicht und einfach kurz den Finger in den Hals stecken und das Zeug loswerden. Spaetestens einen Tag spaeter ist man wieder fit. Das gehoert zum Reisen dazu und letztlich ueberwiegen aus meiner Sicht ganz klar die positiven Erfahrungen mit dem hiesigen Essen. Und ganz ehrlich, wenn man nicht einmal im Krankenhaus war, oder ausgeraubt wurde war man nicht wirklich auf Weltreise ;-))

Wie schon in vielen anderen Beitraegen erwaehnt fuehlt sich Kriminalitaet hier deutlich weniger als Bedrohung an, als in all jenen Horrorgeschichten die man in Deutschland hoert. Dies werdet ihr feststellen, sobald ihr hier aufschlagt. Die groesste Gefahr aus meiner Sicht stellen Hostels und andere Backpacker dar, nicht jene Einheimischen die Euch auf der Strasse ueberfallen koennten. Zu allgemeinen Sicherheitstipps gibt es hier im Forum genug Hinweise, so dass ich diese nicht wiederholen muss.

Zu Beginn meiner Reise war auch ich etwas unsicher, hatte klare Plaene wann und wo ich wann sein wollte etc. pp. Ihr werdet sehen, dass ihr innerhalb weniger Tage mit neuen Erfahrungen neues Selbstvertrauen tanken und weniger Stress als erwartet haben werdet.

Wichtig ist sich vor Augen zu halten, welche Moeglichkeiten, Sehenswuerdigkeiten und unvergessliche Momente Ihr mit dieser Reise gewinnen koennt. Momente die euch ggfs. ein Leben lang praegen und begleiten werden.
Wie ich schon in einem anderen Beitrag erwaehnte, bin ich fest davon ueberzeugt dass jene Momente ein gewisses Risiko, eine gewisse Angst, nicht mit dem Stress zurecht zukommen rechtfertigen.

Informiert Euch ueber die realistischen Bedrohungen, ueber uebliche Scams und was ihr dagegen tun koennt und ihr werdet eine tolle Reise haben und wenn ihr moegt, koennt ihr mich jederzeit gerne fuer Hostel Empfehlungen, oder auch Restaurants anschreiben, ein paar Laender in Suedamerika, habe ich inzwischen gesehen.

(kleines Bsp. am Rande, welches zwar nicht auf einer wiss. Studie beruht, aber auf den Infos die mir gerade zugetragen wurden: In sog. "Malariaverseuchten" Gebieten hat lediglich rund jede 10te. Muecke die Moeglichkeit jenen Virus zu uebertragen und gegen jene Stiche gibt es inzwischen doch sehr bewaehrte Mittel. Soll keinesfalls bedeuten keine Malariatabletten zu nehmen/als standby zu haben, dafuer ist das Risiko noch immer zu gross, doch eine rationale Betrachtung ermoeglicht meiner Meinung nach eine recht unbesorgte Zeit in jenen Gebieten)

Lasst (unbegruendete) Angst nicht eine eurer besten Erfahrungen eures Lebens zunichte machen.
Gruss,
Niels
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cielo

« Antwort #4 am: 08. August 2010, 11:21 »
Hallo sidna,

hier wurden ja schon viele gute Sachen geschrieben, die wiederhol ich jetzt nicht ;).

Was ich noch hinzufügen wollte: du schreibst ihr wollt nach Argentinien und Chile. Ich war zwar noch nicht dort (kommt noch Ende des Jahres ;)), aber ich habe immer wieder gehört dass dies neben Brasilien die westlichsten Länder Südamerikas sind, die Kriminalität nicht so hoch ist und das Reisen relativ sicher (wenn man sich an ein paar Regeln hält). Dort sind - wie überall - vor allem die Großstädte unsicher. Aber schau die mal die Warnhinweise von deutschen Großstädten an, die sind nicht viel besser (oder allgemein hier http://travel.state.gov/travel/cis_pa_tw/cis/cis_1123.html#safety). Auch hier kann man ausgeraubt werden. Man fühlt sich nur sicherer weil es eben Deutschland ist. Und vielleicht ist es auch einen Tick sicherer. Aber mit gebotener Vorsicht und nicht Zurschaustellung von europäischem "Reichtum" lassen sich die Gefahren auch dort stark eindämmen. Aber wenn euch eh die Landschaften mehr interessieren, dann nutzt diese Städte nur als Knotenpunkt zum weiterkommen.
Auf dem Land wird euch weniger passieren.

Letztendlich ist es aber deine Entscheidung, ob du die Angst eindämmen kannst. Vielleicht hilft es ja auch (klingt doof, ich weiß) mal mit einem Psychologen zu sprechen? Einfach um zu hören wie man mit so einer Angst umgehen soll.

Ich würde an deiner Stelle jetzt nicht gerade in den afrikanischen Busch gehen, aber es gibt ja noch so viele andere, sicherere Länder mit tollen Landschaften :).
Außerdem würde ich mir im Vorfeld keine Beschränkungen im Sinne von starrem Reiseplan mit starren Tickets aufzwingen. Wenn es dir irgendwo nicht gut geht, dann hast du ja immer noch die Möglichkeit in ein sichereres Land weiterzureisen.

Vielleicht hilft es auch, sich schon jetzt an den Gedanken zu gewöhnen, dass es zu einem Trickdiebstahl kommen könnte. Dann ist vor Ort vielleicht die Angst nicht so groß, dass es passieren könnte. Wenn man nie viel Geld und sonst keine großen Wertsachen dabei hat, ist der Verlust ja auch gar nicht so schlimm. Aber ich bin kein Psychologe, solchiger weiß das sicher besser als ich ;).

Ich hatte mal im Zug in Deutschland jemanden kennengelernt, der in Südafrika (genauer Kapstadt) lebt. Er gehörte eher zur vermögernderen Schicht an und er wurde auch schon mehrmals beklaut. Trotzdem lebt er gerne dort und auch angstfrei. Es gehört für ihn quasi ein stückweit zum Land dazu. Vielleicht hilft dir das ja, besser mit der Gefahr umzugehen? Oder ist es eine richtige Phobie?
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Eidechsenkönigin

« Antwort #5 am: 08. August 2010, 11:48 »
hallo sidna,

den vorangegangenen beiträgen stimme ich voll und ganz zu, möchte nur noch ein wenig hinzufügen:

vielleicht sollte man angst auch nicht gänzlich als etwas negatives betrachten, denn angst lässt einen vorsichtig sein, wenn es sein muss; angst gibt dir ein mulmiges bauchgefühl, wenn es angebracht ist und lässt dich verschiedene, vielleicht auch schwierige situationen mit dem nötigen respekt meistern.

eine gewisse angst vor neuen, unbekannten situationen ist prinzipiell nicht verkehrt. doch sehe ich bei dir das problem, dass deine angst schon sehr ausgebildet zu sein scheint. um deine angst zu überwinden, denn meines erachtens ließe nur das dich frei und entspannt reisen, könntest du vielleicht einmal in dich hineinhorchen und versuchen zu ergründen, woher deine angst kommt...das ist ein anderes sich-seiner-angst-stellen, als dich gleich in ein reiseabenteuer zu stürzen aber ich denke, um deine angst zu bezwingen könnte das helfen.

vielleicht gibt es ein sehr beängstigendes thema in deiner vergangenheit aber genausogut ist es möglich, dass du dein leben immer behütet und eventuell etwas zu sicher erlebt hast, nie unbekannte lebensmittel zu dir nehmen oder dich nie schwierigen situationen stellen musstest. diese fehlende konfrontation mit ungewissen, fremden dingen, personen, zuständen kann ebenfalls der grund deiner angst sein.

ich verstehe deine gedanken sehr gut aber versuche, dich darauf einzulassen. wie schon etwas weiter oben erwähnt kann es sehr hilfreich sein, sich durch diese neuen erfahrungen diesen ängsten zu stellen. du wirst sicherlich verwundert sein, wie schnell das gehen kann, wie schnell der kopf frei ist, das permantente schlechte gefühl im bauch verschwunden. das problem bei einer ständigen angst ist bestimmt auch, dass deine natürliche intuition flöten geht. also die vorsicht, die dir dein körper signalisiert, wenn sie berechtigt ist.

sollte dich deine angst jedoch bereits jetzt, nur bei dem gedanken an die reise und daraus resultierenden möglichen gefahren, übermannen, wäre es vielleicht besser, dich jemandem anzuvertrauen, der dir besser helfen kann, der mit solchen ängsten bereits erfahrung hat. das ist überhaupt nicht schlimm und man sollte sich dafür auch keineswegs schämen, denn jeder mensch hat ängste, sie sind nur unterschiedlich ausgeprägt.

ich habe selbst nur beim gedanken an meine (in 2-3 jahren) reise schwitzige hände und einen erhöhten puls  ;D einfach weil ich mich in eine gänzlich neue sache stürze, ein neuer abschnitt meines lebens damit beginnt, aber ich versuche diese angst positiv zu lenken...also einfach umzupolen. und je mehr zeit man dafür hat, um so besser gelingt das. vielleicht versuchst du auch, dich wirklich eingehend mit den ländern, die ihr bereisen werdet, auseinanderzusetzen. somit werden sie für euch etwas vertrauter und die angst geht etwas zurück?!

ich wünsche dir auf jeden fall viel, viel kraft und wünsche dir, dass du eine tolle, interessante und spannende reise haben wirst ohne diese doofe, hinderliche angst  :)

lg cathleen
 
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sidna

« Antwort #6 am: 08. August 2010, 13:00 »
Hallo Ihr Lieben,

wirklich vielen Dank für Eure Gedanken, ich werde mir sie sicherlich noch öfter durchlesen, sie machen auf jeden Fall Mut.

Meine Ängste sind sicher ausgeprägter als bei Euch, jedoch auf die Frage, ob sie phobiehafte Züge annehmen, kann ich eindeutig verneinen. Ich glaube, wenn es so wäre, würde ich eine Reise gar nicht erst in Erwägung ziehen und tatsächlich zu Hause bleiben.  Das will ich aber gar nicht, dass weiß ich. Die Ängste sind auch nicht so intensiv, dass ich Herzrasen oder sonstiges bekommen würde. Vielmehr fühlte ich mich in manchen Situationen aufgewühlt und einfach unwohl. Ich möchte noch hinzusagen, dass es sich wirklich nur auf die zwei Punkte Kriminalität und Krankheit bezieht. Zum Beispiel habe ich keine Angst vor Tieren (war ein Jahr in Australien) oder Jobwechsel etc. Wegen dem Thema Angst vor Krankheit greife ich schon auf professionelle Hilfe zurück.

Ich möchte also die Reise auf jeden Fall machen. Und je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, was mein Hauptbeweggrund dafür ist: Ich bin vom Job einfach ausgelaugt, ich nenne es mal eine Vorstufe zum Burnout. Ich suche also eine Möglichkeit der „seelischen Auszeit“  um Kraft zu tanken und die Batterien wieder aufzuladen. Ich möchte Landschaften genießen und mich einfach frei fühlen, einfach wieder ich selbst sein und entscheiden, was ich am nächsten Tag mache. Ich stehe also vor der Wahl, eine „seelische Wellnesstour“ mit körperlicher Aktivität insb. Mehrtagestrekking in den „sicheren“ Ländern wie Neuseeland, Australien, Kanada, evtl. auch Chile und Argentinien etc. oder einer „Abenteuertour“ durch anstrengendere Länder wie bspw. Peru zu machen. Die Frage die ich mir stelle, ob mir Letzteres mir wirklich gut tun würde. Ich hätte sicherlich den Mut, mich diesen Ängsten zu stellen, nur ob es eben mit meinem Ziel der Reise vereinbar ist, das ist die große Frage.

Andererseits sprechen zwei Dinge eben gerade für die zweite Variante: Erstens wird es aller Voraussicht das einzige Mal in meinem Leben bleiben, bei dem ich die Möglichkeit hatte, solche Länder ungebunden (noch keine Kinder) längere Zeit zu berreisen. Und zweitens reise ich ja nicht alleine, sondern meine Freundin ist ja auch noch mit dabei. Und sie hat leicht andere Ziele wie ich: Sie möchte gerne neue Kulturen kennenlernen. Zum Glück ist sie auch wie ich eine absolute Naturliebhaberin, wir flüchten beide aus der Großstadt.

Und dann komme ich mit meinen Gedanken auch schon zu dem Punkt, der mir eigentlich wohl am meisten Bauchschmerzen bereitet: Ich habe Angst davor, dass meiner Freundin etwas passiert. Ich liebe sie von ganzen Herzen, und ich könnte es nicht verkraften, wenn ihr etwas zustößt. Demzufolge würde auf meinen Schultern nicht nur die Bedenken für die eigene Sicherheit sondern auch die Verantwortung für meine Freundin lasten.

Liebe Grüße

sidna

PS: wenn der Text auch lang ist, das Schreiben und Eure Gedanken helfen mir unheimlich, meine Gefühle einzuordnen und klarer zu sehen; wenn Ihr also noch Kommentare habt, bin ich sehr froh diese zu lesen
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vera

« Antwort #7 am: 08. August 2010, 15:07 »
Hallo Sidna!

Meine Gefühle fahren auch Achterbahn und ich kann Deine Sorge verstehen. Ich mache mir auch viele Gedanken, aber ich will und werde diese Reise machen! Zuhause passiert auch mehr als genug. Ich arbeite bei einer großen Zeitung, schlimme Meldungen über Verbrechen, Un- und Überfälle gehören leider zum Alltag. Letztes Jahr ist eine Kollegin von mir jung verstorben, von jetzt auf gleich. Aneurysma. Ihr Baby war erst 10 Tage alt. Wie die anderen auch schreiben, es kann immer und überall etwas passieren. (Unter uns: Wenn ich nachts alleine nach Hause laufe, schaue ich mich auch manchmal um...)

Ich mache mir auch viel mehr Gedanken als mein Freund, mit dem ich zusammen reisen werde, aber ich glaube, das ergibt eine gute Mischung. Da hat auch auf unseren bisherigen Reisen immer gut funktioniert. Wir wollen in Rio starten, das ist sicher nicht ungefährlich (siehe auch Diskussionen hier im Forum). Aber mit ein wenig Misstrauen meinerseits, Vorsicht und gesundem Menschenverstand wird es schon gehen. Wir haben auch in Barcelona schon erlebt, wie Leute neben uns ausgeraubt wurden. In Rom wurde meinem Freund in der U-Bahn Tabak aus dem Hip Bag geklaut, während er die große Kamera umklammerte. Gemerkt hat er nichts. Wir haben es mit Humor genommen. Ist ja nichts passiert. 
Ich habe von Argentinien und Chile bisher nur Gutes gehört. Einer Freundin wurde in Salta die Kamera geklaut, sie hat sie aber auch offen rumliegen lassen.
Ich finde es normal, dass Du Dich um Deine Freundin sorgst. Das ist doch auch gut so. Zusammen werdet Ihr das schon schaffen, wenn Ihr die Reise wirklich machen wollt. Und wenn Ihr Euch irgendwo unwohl fühlt, dann fahrt Ihr halt so schnell es geht weiter! Außerdem kommt man unterwegs doch auch mit so vielen anderen Reisenden ins Gespräch, die Tipps haben... Keine PANIK!

Grüße,

Vera
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tanileha

« Antwort #8 am: 08. August 2010, 15:41 »
Nur als kleine Anregung wegen Südamerika: Ich verfolge seit knapp zwe Jahren immer wieder Leute, die in Südamerika rumreisen. Meistens Leute mit einem Blog. Diese waren für mich Ansporn immer mehr auf die Seite zu legen damit ich immer mehr reisen kann (jetzt).

Und wisst ihr was? Von all den Menschen (sicherlich 20 verschiedene) habe ich nur gerade ein einziges Mal etwas schlechtes über Südamerika gehört: Das war einmal in einem Bus, als die beiden schliefen, wurde der Rucksack mit dem Laptop geplündert. Dies wiederum, weil der Rucksack unter dem Sitz verstaut wurde. Was man ja nicht unbedingt machen sollte, das weiss man ja. Immer schön in den Händen halten, auch beim schlafen...

Ihr seht also, etwas wirklich Kriminelles und Tragisches ist bei diesen ganz verschiedenen Menschen nie passiert. Und was ist schon ein LapTop? Ich habe mein's versichert, also ist es mir eh relativ egal wenn's geklaut wird. Also nicht, das ich will, das es geklaut wird. Aber eben, es ist nur ein Gegenstand, den man ersetzen kann. Und etwas Negatives dass jemandem etwas passiert ist, habe ich auf meinen zwei Jahren Reisevorbereitung NIE gehört, NIE...!

Also Kopf hoch, sooooo viel passiert jetzt in diesen Ländern auch nicht. Und wie gesagt, ich reise ALLEINE...!
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vera

« Antwort #9 am: 08. August 2010, 16:01 »
@tanileha: Ich weiß! Freu mich auch schon auf weitere Blog-Einträge von Dir und natürlich noch mehr auf meine eigene Reise! :)
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Jens

« Antwort #10 am: 08. August 2010, 16:48 »
Ich weiß! Freu mich auch schon auf weitere Blog-Einträge von Dir und natürlich noch mehr auf meine eigene Reise! :)
Wie lautet deine Blog URL???
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tanileha

« Antwort #11 am: 08. August 2010, 17:10 »
@ Vera, danke danke und ja, freu dich! Ich hab ja noch nicht sooo viel gesehen aber was ich gesehen hab gefällt mir...auf Facebook würde ich mir selber ein "gefällt mir" reintun:-)

@ Jens: www.tanileha.com

Viel Spass beim Lesen :-)

Gestern hab ich einen riesen Text reingestellt und ein paar Fotos von Arequipa...nur ein paar...hab noch nicht soo viel gesehen da ich ja einen gebrochenen Fussknochen hab seit drei Wochen. Aber, es kommt gut, kann bereits "fast" normal gehen wieder ;D
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Flynn

« Antwort #12 am: 08. August 2010, 22:11 »
Ich habe die letzten Einträge jetzt nur überflogen, aber was noch gar nicht angesprochen wurde, würde ich gerne ergänzen:

die Frage ob solch eine Reise das Richtige für dich ist kannst nur du selbst beantworten. Da hilft Niederschreiben in der Tat, aber letztendlich kann dir niemand die Entscheidung abnehmen. Du alleine musst abwägen. Das ist der erste Schritt: die Entscheidung treffen.

Danach weißt du nämlich was du willst und die Frustationsgrenze liegt höher, als wenn du dir bei jedem Rückschlag deiner Ängste die Frage stellst: "Will ich das? Muss ich mir das antun?" - mit deiner Entscheidung hast du die Antwort parat ;)

Dann heißt es sich langsam rantasten. Es gibt sicher einen Weg mit deinen Ängsten zu reisen und diese Schritt für Schritt abzubauen. Mit Indien als Start wirst du sicher aufgeben - das wäre die totale Hölle denke ich. Taste dich langsam über "heimischere" Länder ran. Spanien wäre aus meiner Sicht ein nettes Ziel für erste Erfahrungen in Richtung Backpackerleben (und als Herausforderung für deine Ängste natürlich auch!).

Es bringt dir nix die Theorie zu büffeln mit Statistiken über Länder, sondern du musst es fühlen und erleben. Deine Ängste sind übertrieben - das ist gar nicht böse gemeint, du weißt es ja selbst :) - aber nichts was wir hier sagen wird sie lindern. Nur Erfahrung tut das. Dein Job ist es die zu bekommen und du wirst sehen, dass es halb so schlimm ist und du mehr Kräfte und Ruhe in dir hast, als du dir heute zutraust. Ich rede da aus Erfahrung ;)

In diesem Sinne, stell dich der Herausforderung und lass Statistiken links liegen - die bringen dich keinen Schritt weiter.
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CPT_CHAOS

« Antwort #13 am: 21. September 2010, 15:23 »
Ich kann dazu eigentlich nur noch Folgendes hinzufügen:
http://twenty-somethingtravel.com/2010/02/scares/
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farmerjohn1

« Antwort #14 am: 23. September 2010, 02:29 »
Ganz ehrlich, wenn ich eine Auszeit haben wollte und mir keine Gedanken um Sicherheits- und Gesundheitsrisiken machen wollte, dann wuerde ich ausser Australien, Neuseeland, Kanada und Teile der USA ueberhaupt nicht so weit weg reisen. Dass die Auszeit nicht in Deutschland oder in deutschsprachigem Land, oder an einem nahen typischen Touristenort stattfinden soll, kann ich mir auch vorstellen, denn sonst bekommt man vielleicht keinen richtigen Abstand. Aber ich wuerde mir zu diesem Zweck weder zu extreme Exotik noch nervenaufreibende Lebensverhaeltnisse antun, auch nicht so extremes Klima.
Wie waer's denn zum Beispiel mit einer kombinierten Tour mit Fahrrad, Bahn und Schiff um die Ostsee herum, evtl. sogar auf den Spuren der Hanse-Staedte? Oder mit einer Kanal-Rundfahrt durch Holland? Oder 'auf den Spuren mittelalterlicher Schloesser und Burgen' durch Grossbritannien oder Frankreich? Oder die Route der Zisterzienserkloester in den suedwesteuropaeischen Pyrenaeen zu Fuss mit Rucksack von Dorf zu Dorf?  Oder Finnland? Oder einfach ein paar Wochen mit dem Fahrrad ueber die Doerfer in weniger ueberlaufenen Gebieten Frankreichs oder Spaniens, zum Beispiel nach San Sebastian fliegen und dann langsam mit dem Fahrrad ueber Burgos und Leon bis rein nach Portugal, jeden Tag 25km zum Mitsingen, und von Porto zurueck nach Deutschland fliegen, aber eben sich wirklich vier Monate dafuer Zeit nehmen? Sich irgendwo bei einem Weinbauern ein paar Wochen ein Zimmer mieten, im unter einem Olivenbaum mit auf dem Markt gekauftem Kaese, Wuersten, frischem Brot, einer Flasche Rotwein und Buch den ganzen Tag vor sich hin doesen, vielleicht was ueber die Pflanzen lernen, im Wildwasserbach baden... Muesste natuerlich moeglichst im Sommerhalbjahr sein.
Viel Natur gibt sieht man dabei auch - natuerlich nicht in solchen grossen Dimensionen wie in Ozeanien, Amerika oder Afrika, aber ausserhalb der Staedte ist das auch nicht ohne.
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