Tag 204. Halbzeit.
Einerſeits kommt es mir ſo vor, als wäre ich erſt letzte Woche mit Tränen in den Augen in den Zug geſtiegen, andererſeits iſt es faſt ein Leben lang her. So viel habe ich erlebt, ſo viele Leute habe ich kennengelernt.
Nervös habe ich bei Dessi, meiner erſten CouchSurfing Hostess in Wien geklopft und wie erleichtert war ich, wie nett ſie und ihr Freund waren. Ein gelungener Start für die Reiſe.
In Ungarn, Rumänien und Bulgarien gingen die poſitiven Couchsurfing-Erlebnisse weiter und gipfelten in İstanbul, wo ich die beſte Zeit mit meinem Host hatte. Dann einen Tauchkurs im Mittelmeer und die Türkei erleben dürfen. Beides toll.
Der Iran war dann nicht ſo ſuper, wie ich es mir vorgeſtellt hatte − zu hohe Erwartungen − aber trotzdem ſchön.
Pakistan mußte ich wegen der Fluten, bzw. weil die Behörden im Iran keine Visa für nicht-Iraner ausſtellen wollten, ſtreichen, dafür hatte ich zwei tolle Wochen mehr in Indien und meine erſten Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit. Ein tolles Erlebnis!
Dann die erſte große Überraſchung für mich: Bangladesh, ein Land, das ich nur mit eingeplant habe, weil es „auf dem Weg“ liegt, ohne mich groß darauf vorzubereiten. Doch als ich den Reiſeführer in Indien las, beſchloß ich, ſtatt der geplanten zwei, vier Wochen zu bleiben und dieſe vier Wochen waren das große Highlight der biſherigen Reiſe.
Myanmar konnte aber durchaus mithalten, vor allem wegen der anderen Traveller, die ich dort getroffen habe und die letzte Woche dort war die beſte der ganzen Reiſe.
Nach ſo vielen Hochs muß ja eigentlich ein Tief kommen und von Thailand war ich zutiefſt enttäuſcht. Zu touriſtiſch, zu einfach, zu komfortabel, ſchreckliche Traveller, einzig das Tauchen war grandios.
Dafür ſind die erſten paar Tage in Laos umſo beſſer.
Ich hoffe natürlich, daß es ſo gut weiter geht, bis auf zwei geklaute Ruckſäcke, in einem war meine Kamera, und einem überanſtrengtem Knöchel, iſt biſher alles gut gegangen.
Und wie geht es mir nach 204 Tagen unterwegs?
Beſtens. Ich bin voll in meinem Element, das iſt das, was ich immer machen wollte, ich lebe einen Traum. Mir graut es davor, wieder in einen „geregelten Alltag“ zurückzukehren, nach all dieſer Freiheit, weiß ich nicht, wie ich das durchhalten ſoll und ſo überlege ich, wie ich dieſen Traum weiterleben kann …
Heimweh habe ich keines, manchmal vermiſſe ich meine Freunde und Familie, aber da ich immer etwas erlebe, hält ſich das in Grenzen.
Ich bin zutiefſt zufrieden und glücklich in meiner Situation. Dieſe Freiheit und Ungebundenheit erleben und leben zu können iſt fantaſtiſch. Die einzigen Zwänge, denen ich folge ſind körperlicher oder ſtaatlicher (Viſa) Natur oder meiner Wanderluſt geſchuldet. Es iſt grandios!
Zum Abſchluß noch ein paar Zahlen:
24.700 km habe ich mit Zügen, Buſſen, Flugzeugen, Taxis, Jeeps, Pickups, Booten und zu Fuß zurückgelegt. Das iſt die reine Diſtanz um von einer Stadt in die nächſte zu kommen. Unternehmungen vor Ort ſind nicht dabei.
567 Stunden habe ich dafür gebraucht.
1080 Euro habe ich dafür bezahlt.
210 Euro hat die teuerſte Reiſe gekoſtet (Flug Shiraz − Mumbai)
65 Cent hat die billigſte Reiſe gekoſtet (50km Zug Sylhet − Srimangal, Bangladesh)
1942 km war die längſte Reiſe (Zug Delhi − Guwahati)
46 Stunden hat ſie gedauert.
11 Länder habe ich bereiſt,
9 habe ich noch vor mir.
18,40 Euro pro Tag habe ich im Schnitt für die laufenden Koſten bezahlt.
255 Euro haben die biſherigen ſechs Viſa gekoſtet.
Unglaublich viele nette, intereſſante, freundliche Menſchen habe ich kennengelernt
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