Wir sind zu Beginn unserer Reise im April diesen Jahres von Deutschland nach Polen, von dort nach Lwiw in der Westukraine und ab dort ueber Kiew, Wolgograd, Astrachan, durch Westkasachstan bis Nukus in Westusbekistan mit dem Zug gefahren. Unseren Reisebericht dazu koennt Ihr unter
http://susiundchristoph.wordpress.com/2010/05/20/unendliche-zugreisen/finden.
Generell:
Platskartny ist die guenstigste Art mit einem Zug durch die GUS-Staaten zu reisen, aber auch nicht sonderlich bequem oder toll. Fast alle, die es sich irgendwie leisten koennen, fahren Kupe, das sind die 4-Bett-Abteile. Platskartny aehnelt in der Tat den indischen second class sleeper, d.h. 2 Betten uebereinander, jeweils gegenueber und ueber den Gang, quasi am Fussende nochmal diese Zweierkombination. Dazu sind die Wagons offen, d.h. man schlaeft nicht zu viert, sonder eher zu 60 Personen in einem Raum. Gerade fuer Frauen allein unterwegs wuerde ich auf jeden Fall dringend Kupe empfehlen. Die Wagonschaffner habe in den einzelnen Wagons tatsaechlich das Sagen, d.h. sie bestimmen im Endeffekt, wer welchen Platz kriegt, das ist meist der, der auf dem Ticket steht, kann aber auch geaendert werden. Gerade gegenueber Auslaendern, so unsere Erfahrung, sind die Wagonschaffner sehr entgegenkommend und verschaffen ihnen auch gerne mal ein Abteil zu zweit alleine.
Ein paar Worte zur Planung, wenn man nicht die gesamte Strecke von zuhause aus fuer unglaubliches Geld bucht. Buchen ist natuerlich vor Ort viel billiger, kann aber auch eine echte Herausforderung werden. Preise orientieren sich immer auch an dem Land, von dem aus man bucht, d.h. es gibt internationale Tarife.
Beispiel mit Fantasiezahlen:
Kiew (UKR) - Nowosibirsk (RUS) (Grenze in Ort ABC, naechster Bahnhof in Russland in Ort XYZ)
Kiew - ABC ist nationaler Tarif --> billig
ABC - XYZ ist internationaler Tarif von Kiew aus gebucht --> teuer
XYZ - Nowosibirsk ist nationaler Tarif in Russland gebucht --> guenstig
Kiew - Nowosibirsk komplett in Kiew gekauft ist sauteuer, weil ein relativ kurzes Stueck nationaler Tarif bis zur Grenze UKR/RUS und dann tagelang durch Russland auf internationalem Tarif.
Deshalb besser aussteigen, uebernachten und den naechsten Zug auf nationalem Tarif kaufen
Ticketkauf ist nicht ganz einfach, vor allem, wenn man Umsteigen moechte und Zuege wechselt. In den Bahnhoefen wird kaum Englisch gesprochen und das Computersystem der russischen Bahn kann keine Umsteigeverbindungen ermitteln. Das heisst, man muss dies selbst machen und dann am Schalter mit den genauen Zuegen auftauchen, sonst hat man kaum Chancen, die gewuenschten Tickets zu bekommen, vor allem nicht, wenn man kein Russisch spricht. Die Website der Deutschen Bahn hat den Fahrplan der Russen mit drauf und ist in der Lage, Umsteigeverbindungen zu ermitteln. Diese Ergebnisse kann man dann mit denen auf poezda.net (Bahn der GUS-Staaten) abgleichen, Achtung eigenwillige englische Schreibweise der Orte, und sich dann die einzelnen Zugfahrplaene ins Russische uebersetzen lassen (Schalter English/Russian Language). Das dann schoen auf Russisch auf einen Zettel schreiben, Zeiten und Zugnummern nicht vergessen, und damit zum Ticketkauf gehen. Das klappt dann meist ganz gut.
Es kommt vor, dass Zuege, speziell die im Ausland beginnenden, nicht buchbar sind. So war es beispielsweise nicht moeglich, in Kiew einen Zug von Aksaraiskaja (RUS) nach Nukus (UZB) zu buchen. Dies konnten wir erst in Wolgograd (RUS) tun. Man sollte sich also als Stopps oder Umsteigebahnhoefe nicht unbedingt die kleinsten Kaeffer raus suchen.
Ansonsten: Bahnfahren in den GUS-Staaten ist bequem, puenktlich (hallo DB), sicher, kommunikativ und macht sehr viel Spass, auch wenn man hin und wieder vor Problemen steht. Das Personal in den Zuegen ist sehr hilfsbereit, das in den Bahnhoefen oft katastrophal unhoeflich.
Viel Spass