Ich bin zwischen 0 und Mitte zwanzig richtig gerne in Flugzeugen gereist. Ich konnte ohne weiteres 11 Stunden lang fast ununterbrochen aus dem Fenster gucken und Wolkenformationen, Meere, Packeis und Landschaften betrachten, die Zeit merkte ich gar nicht, ich hing dabei meinen Gedanken nach und versuchte, mir im Bezug auf die meist unbekannten Laender, in denen ich bald aussteigen wuerde, zutreffende Vorstellungen zu machen, die ich dann kurz darauf mit der Realitaet vergleichen wuerde, worauf ich mich enorm freute. Wie wuerde ihre Sprache in ihrem Land klingen? Wie wuerden die Service-Fahrzeuge auf dem Flugfeld aussehen? Welchen Eindruck wuerden die Menschen und Gebaeude machen? Wie der erste Geruch der exotischen Luft? usw. Kehrte ich heim, malte ich mir unablaessig aus, wie ich das Erlebte berichten wuerde. Das Essen ueber den Wolken macht mir noch immer Freude. Auch die noch vor 20 Jahren eher gediegene und freudig erregte Aufbruchsstimmung an Flughaefen empfand ich als befluegelnd.
Eines Tages aber sass ich im Flugzeug von Europa nach Suedostasien, und da habe ich dann doch gedacht, bei allem was da unten vorbeizieht, muesste man sich im Grunde schaemen, da nicht jeden Kilometer auf dem Boden gereist zu sein und nicht in jedem Dorf angehalten zu haben, weil es kulturell so abwechslungsreich ist. Seither schmerzt es mich auch, kaum besiedelte Landschaften einfach zu ueberfliegen. Seither steige ich nur noch in ein Flugzeug, wenn es aus zeitlichen oder finanziellen Gruenden nicht anders geht. Dann lese ich irgendwelche spannenden Romane, buche nicht mehr Fenster- sondern Gangplaetze, weil ich dauernd aufstehe und nur ab und zu aus dem Fenster schaue, trinke zum Essen einen Wein, damit ich ein paar Stunden schlafen kann und die Zeit schneller vergeht. Den Aufenthalt an Flughaefen und mittlerweile auch in Flugzeuegen und aehnlichen Einrichtungen erlebe ich manchmal nur noch als laestige Abzocke.
Flugangst aber habe ich selten und ueberhaupt nur insofern als dass mir bisher auf vielen Flugkilometern noch nie etwas passiert ist und mit jedem Flug die statistische Wahrscheinlichkeit etwas steigt... Zu Flugangst besteht aber trotzdem kein Anlass:
1) der normale Strassenverkehr im Alltag selbst in Deutschland und andernorts sowieso ist objektiv viel gefaehrlicher, auch hinsichtlich der Folgen
2) man kann wahrscheinlich eh nicht eingreifen
3) im Fall des Falles ist es meist kurz und schmerzlos
Ich kann aber trotzdem verstehen, wenn einer Flugangst hat, denn im Grunde ist es ja ein Wahnsinn, mit solchen Geschwindigkeiten in solcher Hoehe dahinzurasen. Aber andererseits ist es auch wieder eine tolle Sache, ''a wonderful gift: a glimpse on the world through God's eyes. And I thought: I see, this is the way creation was intended.''